Stilmittel der modernen Romanerzählung


Facharbeit (Schule), 2009

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definitionen
a) Roman :
b) Stil :
c) Stilmittel :

3. Entwicklung des Romans
Abenteuerliche Ritterromane
Schelmenroman
Entwicklungsroman oder Bildungsroman
Gesellschaftsroman
Historischer Roman
Trivial- und Unterhaltungsliteratur

4. Der Roman der Moderne :

5. Stilmittel und Erzählverhalten
a) Ironie :
b) Ich – Erzähler :
c) auktoriales Erzählen :
d) personales Erzählen :
e) neutrales Erzählen :
f) Stream of consciousness :
g) erlebte Rede :
h) Montagetechnik :
i) Parabel :
j) Metapher :
k) Chiffre :

6. Schluss

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

In der folgenden Ausarbeitung möchte ich mein Thema zunächst genauer definieren, um deutlich zu machen, womit ich mich beschäftigen werde. Ich möchte die Entwicklung des Romans aufzeigen, wobei ich auf die verschiedenen Stilmittel eingehen werde. Für die Untersuchung der „modernen Romanerzählung“ berücksichtige ich die Vertreter der klassischen Moderne. Hierbei konzentriere ich mich auf eine begrenzte Auswahl an Autoren, die diese Zeit charakteristisch geprägt und somit neue Stilmittel populär gemacht haben. Meine Arbeit hat dementsprechend das 20. Jahrhundert als Schwerpunkt.

2. Definitionen

a) Roman :

[1] [2] Das Wort „Roman“ kommt aus dem Altfranzösischen („roman“) bzw. aus dem Spanischen („romance“) und bedeutet „in romanischer Volkssprache, nicht in Latein, abgefasste Dichtung“. Es handelt sich hierbei um eine epische Großform in Prosa, die eine der am spätesten entwickelten Gattungen darstellt. Heute ist der Roman aufgrund seiner Wandelbarkeit [3] die verbreiteteste Form. Er stammt vom Epos ab, unterscheidet sich aber im Wesentlichen in der Prosa- und Versform der Sprache (Prosaepik).

inhaltlich: „Ein Roman entwirft vielschichtige Bilder von Menschenschicksalen in ihrem geschichtlichen Umfeld.“ [4]

Entstehung des Romans: Der Roman wird nach der Erfindung des Buchdrucks zur Massenware, da sich das stille Lesen ausbreitet und damit das Vorlesen verdrängt. Nach Theodor W. Adorno ist der Roman die „spezifische Form des bürgerlichen Zeitalters“ [5], weil „das neue Selbstbewusstsein des bürgerlichen Menschen“ [6] zum Ausdruck kommt.

b) Stil :

[7] Der „Stil“ stammt von dem lateinischen Wort „stilus“ ab, was man mit „Schreibgriffel“ oder „Schreibweise“ übersetzt. Es handelt sich um eine „charakteristische, einheitliche Ausdrucks- und Gestaltungsweise bei der sprachl.[ichen] Prägung e.[ines] Kunstwerks“ [8].

c) Stilmittel :

[9] Ein Stilmittel ist eine rhetorische Figur, ein sprachliches Gestaltungsmittel, das gezielt vom Autor eingesetzt wird, um eine bestimmte Wirkung beim Leser zu erzeugen.

Um den ständigen Wandel und die Weiterentwicklung der Stilmittel zu verdeutlichen, gebe ich einen kurzen Überblick über die Romanentwicklung. Besonders deutlich werden die unterschiedlichen Intensionen de Autoren, die mit der Verwendung besonderer Stilmittel einhergehen.

3. Entwicklung des Romans

Abenteuerliche Ritterromane

[10] Zum Ende des 13. Jahrhunderts bildet sich der Roman als eigenständige epische Form neben dem Epos heraus. Dadurch verschwindet das Epos allmählich. Der abenteuerliche Ritterroman entwickelt sich zum Unterhaltungsmedium der Oberschicht. Die unteren Schichten vergnügen sich mit Volksbüchern wie z.B. „Till Eulenspiegel“ (1515). Es folgt u.a. der weltbekannte Roman „Don Quijote“ (1605/15) von Miguel de Cervantes.

Schelmenroman

Mitte des 16. Jahrhunderts entsteht der Schelmenroman nach spanischem Vorbild („Leben des Lazarillo de Tormes“). Im Mittelpunkt steht immer der „picaro“ (spanisch für Schelm), der seine Gegner, die meist aus der Oberschicht stammen, an der Nase herumführt. Der erste bedeutende deutsche Roman ist der picareske Roman „Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ (1668) von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen. Er handelt vom naiven „Simplicius Simplicissimus“, aus dessen Perspektive von der Zeit des 30-jährigen Krieges erzählt wird. Beispiele der amerikanischen Literatur sind die Romane „The Adventures of Tom Sawyer“ (1876) und „Adventures of Huckleberry Finn“ (1885). Thomas Mann entwickelt den Schelmenroman durch eine Ironisierung [11] weiter, was in „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1954) zum Ausdruck kommt. Dem Held dieses Romans gelingt durch gekonnte Vereinnahmung und Täuschung anderer Menschen (vor allem Frauen) der gesellschaftliche Aufstieg. Der spätere Fall lässt allerdings nicht lange auf sich warten.

Nach dem 2. Weltkrieg erscheinen Heinrich Bölls „Ansichten eines Clowns“ (1963) sowie „Die Blechtrommel“ (1959) von Günter Grass, die eine rückblickende Kritik an den Weltkriegen und an den kleinbürgerlichen Verhältnissen zulassen, indem aus der begrenzten Ich-Perspektive [12] des Helden erzählt wird.

Das Schema des Schelmenromans setzt sich sogar noch nach der deutschen Wende fort, und zwar in „Helden wie wir“ (1996) von Thomas Brussig. Auch hier wird die begrenzte Sicht des Ich-Erzählers [13] eingesetzt, damit der Leser die Realität mit den Ansichten der Hauptperson vergleichen kann. Diese ist nämlich der Meinung den Fall der Mauer verantwortet zu haben. Aufgrund des historischen Hintergrunds jedoch kann der Leser die wahren Begebenheiten entgegensetzen.

Entwicklungsroman oder Bildungsroman

Hierbei handelt es sich um eine deutsche Erfindung, die ähnlich wie der Schelmenroman aufgebaut ist. Johann Wolfgang Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1795/96) ist als Prototyp anzusehen, in dem das Humanitätsideal [14] im Mittelpunkt steht. Der Held durchläuft einen Reifungs- und Bildungsprozess, um sich am Ende als nützlich für die Gesellschaft zu erweisen. Im 19. Jahrhundert wird dieser Romantypus zur häufigsten Form. Betrachtet man aber die moderne Romanerzählung, lässt sich sagen, dass der Bildungsroman seine positive Funktion fast ganz eingebüßt hat. Er lässt sich nur als durch Ironie [15] veränderte Abwandlungen finden. Beispiele sind „Berlin Alexanderplatz“ (1929) von Alfred Döblin oder „Zauberberg“ (1924) von Thomas Mann, der seinen Helden durch einen Aufenthalt in einem Sanatorium von der Gesellschaft isoliert.

Gesellschaftsroman

Der Gesellschaftsroman ist eine Weiterentwicklung des vorigen Romantypus, da eine kritische Analyse der Verhältnisse in der Gesellschaft hinzugefügt wird. In Deutschland ist er durch die Satiren „Professor Unrat“ (1905) und „Der Untertan“ (1918) von Heinrich Mann vertreten.

Historischer Roman

Die Quelle von historischen Romanen sind historische Ereignisse, die durch Weglassen oder Verdichten verändert werden, um etwas Bestimmtes zu betonen und/oder historische Personen. Dabei liegt es in der künstlerischen Freiheit des Autors, diese Ereignisse in eine fiktionalisierte Umwelt einzuspannen. Während der Zeit des Faschismus erringt der historische Roman neue Bedeutsamkeit, da meist emigrierte Schriftsteller ihre Abneigung zum Regime historisch unterlegen: „Henri Quatre“ (1935-38) von Heinrich Mann, „Joseph und seine Brüder“ (1933-43) von Thomas Mann. Auch die Autoren der DDR bedienen sich dem Mittel, ihre Romane vor Zensur und Druckverbot zu schützen, indem sie diese historisch „überdecken“. Dadurch können sie sich kritisch mit der Diktatur von Staat und Partei auseinandersetzen. Beispiele sind „Der König und sein Narr“ (1975) von Martin Stade oder Christa Wolfs „Kassandra“ (1983).

Trivial- und Unterhaltungsliteratur

Nachdem der Bildungsfaktor immer mehr schwindet und die Unterhaltung im Vordergrund steht, wächst der Markt gegen Ende des 20. Jahrhunderts für Kriminal- und Abenteuerliteratur, Arztromane, Liebesromane, Horrorgeschichten, Agententhriller, Science-Fiction- und Fantasy-Romane.

Trotzdem kann es sich auch bei einem Unterhaltungsroman um große Literatur handeln („Der Name der Rose“ (1980) von Umberto Eco, „1984“ von George Orwell).

4. Der Roman der Moderne :

[16] [17] Die klassischen Romanformen haben sich demensprechend zu neuen weiterentwickelt. Thomas Mann, der als bedeutender Autor des 20. Jahrhunderts gilt, hat zwar eine Vielfalt von Erzähltechniken benutzt, ist dem auktorialen Erzählen [18] aber treu geblieben. So z.B. auch Heinrich Mann oder Hermann Hesse. Anderen Autoren jedoch erscheint eine harmonisch chronologische Reihenfolge aufgrund des Krisengefühls im Jahrhundert der Weltkriege als unangebracht. Sie gelten als Vertreter der klassischen Moderne.

„Ulysses“ (1922) von James Joyce zeichnet sich durch neue Erzähltechniken aus. Dieser handlungsarme Roman konzentriert sich auf die Wiedergabe von Sinneseindrücken und Erinnerungen. So benutzt er beispielsweise Alltagssprache und drückt die assoziativen Gedanken des Unterbewusstseins durch den „Stream of consciousness“ [19] aus. Der Monolog erstreckt sich über 70 Seiten, ohne Verwendung von Satzzeichen. Dieser Autor gilt sogar als Erfinder des Gestaltungsmittels. Erzählzeit und erzählte Zeit fallen bei ihm zusammen. Dieser Stil ist dem Surrealismus, der stark von Freuds Traumdeutung geprägt ist, zuzuordnen. Es handelt sich hierbei um eine Strömung, die nach dem Ersten Weltkrieg entstanden ist. Hauptmotiv ist das Tiefenbewusstsein, das im Traum „sichtbar“ wird.

Alfred Döblin, ein Arzt und Wissenschaftler, konzentriert sich auf den Wissenschaftsstil und verfolgt damit ein Sachlichkeitskonzept. Er verleiht seinem Zeitroman „Berlin Alexanderplatz“ (1929) [20] durch die Montagetechnik [21], die ein surrealistisches Element darstellt, etwas Besonderes. Er bezweckt das Chaos der Großstadt dadurch besser herauszustellen. Unter Einsatz der literarischen Technik der Collage (Montage) werden sprachlich, stilistisch und inhaltlich unterschiedliche Textbausteine so zusammengestellt, dass gleichzeitig stattfindende Ereignisse oder Handlungen dargestellt werden können, um die fragmentarische Empfindung des modernen Großstadtlebens in Berlin darzustellen. Dieser Roman gilt in vielfacher Hinsicht als moderner Roman: nicht nur wegen der Abkehr vom traditionellen Helden und der Durchbrechung des chronologischen Erzählens, sondern auch wegen der Verbindung von Alltagsbeschreibungen mit der Beschreibung technischer Errungenschaften und der Wiedergabe von Berliner Statistiken. Döblin montiert unterschiedliche Stilebenen zusammen, indem er von Hochdeutsch zum Berliner Jargon wechselt. Verschiedene Perspektivwechsel erfolgen ebenfalls, auktoriales, personales und neutrales Erzählverhalten [22] lassen sich in seinem Roman wiederfinden. Die Montagetechnik erfährt ihren Höhepunkt dadurch, dass Schlagertexte, Bibelpassagen, Werbeslogans, Zeitungsberichte, Firmenprofile und Klassikerzitate eingebaut sind. [23] [24] Ebenso wie bei Joyce wird der Bewusstseinsstrom als modernes Stilmittel eingesetzt.

„Der Schweiß auf seiner Stirn! Die Angst, wieder! Und plötzlich rutscht ihm der Kopf weg. Bumm, Glockenzeichen, Aufstehn, 5 Uhr 30, 6 Uhr Aufschluß, bumm bumm, rasch noch die Jacke bürsten, wenn der Alte revidiert, heute kommt er nicht. Ich wer bald entlassen. Pst, du, heut nacht ist eener ausgekniffen, Klose, das Seil hängt noch draußen über die Mauer, sie gehen mit Polizeihunde.“ [25]

(Alfred Döblin, „Berlin Alexanderplatz“)

Döblins Stil zeichnet sich durch die Konzentration auf die Realität aus, da er der Meinung ist, der Autor müsse neutral bleiben, wobei er jedoch wisse, dass eine vollständige Objektivität des Autors nicht möglich sei.

[...]


[1] vgl. (Wilpert), S.691

[2] vgl. (Duden Literatur), S.101

[3] s. Anhang: „Romangattungen“

[4] (Duden Literatur), S.18

[5] (Duden Literatur), S.101

[6] (Duden Literatur), S.101

[7] vgl. (Wilpert), S.787

[8] (Wilpert), S.787

[9] vgl. (Wikipedia)

[10] vgl. (Literatur)

[11] s. Stilmittel „Ironie“

[12] s. Stilmittel „Ich-Erzähler“

[13] s. Stilmittel „Ich-Erzähler“; „Der moderne dt. Roman verzichtet zumeist auf die Objektivität des allwissenden Erzählers zugunsten der bescheidenen Ich-Perspektive (BÖLL, […], GRASS,[…].“ (Wilpert), S.360

[14] „Humanität (lat. humanitas = Menschlichkeit), Ausbildung reinster Menschlichkeit im Dienste der Menschheit gilt in der dt. Klassik als Lebensideal […]“ (Wilpert), S. 355

[15] s. Stilmittel „Ironie“

[16] vgl. (Literatur)

[17] vgl. (Abiturwissen Literatur), S.365 - 386

[18] s. Stilmittel „auktoriales Erzählen“

[19] s. Stilmittel „Stream of consciousness“

[20] s. Anhang

[21] s. Stilmittel „Montagetechnik“

[22] s. Stilmittel „auktoriales Erzählen“, „personales Erzählen“, „neutrales Erzählen“

[23] vgl. (Xlibris)

[24] vgl. (Wikipedia)

[25] (Abiturwissen Deutsch), S.111

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Stilmittel der modernen Romanerzählung
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V184421
ISBN (eBook)
9783656095057
ISBN (Buch)
9783656095125
Dateigröße
932 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Roman, Stilmittel, Kafka, moderne Romanerzählung, erlebte Rede, sream of consciousness
Arbeit zitieren
Julia Hetzel (Autor:in), 2009, Stilmittel der modernen Romanerzählung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184421

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