Ein Sprichwort besagt: „Zeit ist ein kostbares Hab und Gut.“
Was geschieht jedoch wenn aus Termini wie „(freie) Zeit zur Verfügung haben“, „Zeit nutzen“ und „Zeit genießen“, negative Konnotationen entstehen, die darauf hinweisen, das ebenjene Wendungen Besonderheiten implizieren, die mit den alltäglichen Gegebenheiten kollidieren? Es entstehen Zeitnot, Zeitstress und Zeitdruck. Folglich wird Zeit problematisiert. Gleichsam einer Ressource wird versucht ihr Potenzial auszuschöpfen, indem das Individuum versucht keine Zeit verstreichen zu lassen und quasi jede Minute qualitativ zu nutzen. Hierbei kommt dem Begriff `Zeitmanagement` eine tragende Rolle zu, um zu signalisieren und vielleicht auch zu suggerieren, dass der Mensch fähig ist, die Zeit, mit ihrem metaphysischen Seinsgehalt, nach seinem/ ihrem Lebenskontext zu kontrollieren, form- und gestaltbar zu machen.
Ausgehend von diesem (Zeit-)Verständnis schließt sich für das einzelne Individuum eine Betrachtung der einzelnen Lebensbereiche und –abschnitte mit ihrem (Zeit-)Umgang an. Insbesondere in industriellen Gesellschaften finden sich zwei Bereiche, die miteinander verschlungen sind und sich zusehends in Konkurrenz zueinander befinden: Arbeit und Familie.
Im Zuge des demografischen Wandels, bedingt durch den Rückgang der Geburtenraten und die Steigerung der Lebenserwartung, setzt ein Paradoxon ein: Der Mensch hat statistisch gesehen mehr Lebenszeit zur Verfügung und scheint gerade mit diesem Zeitgewinn gesellschaftlich mehr unter Zeitdruck zu stehen; sodass „Familien-, Arbeits-, oder Verkehrszeiten – divergierende Zeitanforderungen und -bedürfnisse [...] immer schwieriger ausbalanciert werden [können].“1
Das Ineinanderwirken von Zeit und der individuelle Alltag sind unmittelbar miteinander verschmolzen, sodass eine Störung dessen – mittels Phänomenen wie der so genannten Rush-Hour of Life – die Lebensführung eher verkomplizieren und ihr ein erhöhtes Stresspotenzial zu Teil wird, welches ihr nicht inhärent sein müsste.
Inhaltsverzeichnis
- Ein Sprichwort besagt: „Zeit ist ein kostbares Hab und Gut."
- Hierbei versucht die Familienpolitik, die in der Bundesrepublik Deutschland auf ministerialer Ebene im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) angesiedelt ist, mittels politischer Interventionen, einem Szenario der “aussterbenden“ Familien entgegen zu wirken.
- Als konkreter Befund dieser Auseinandersetzung und Grundlage meiner Betrachtungen dient mir im Weiteren der Siebte Familienbericht „Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit. Perspektiven für eine lebenslaufbezogene Familienpolitik“ der Bundesrepublik Deutschland von 2006 und Texte, die das Gestaltungsproblem von Familienzeiten thematisieren.
- Bestandsaufnahme
- Lösungsansätze
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der familialen Zeitpolitik in Deutschland und analysiert die Herausforderungen, die sich aus der zunehmenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf ergeben. Der Fokus liegt dabei auf dem Siebten Familienbericht der Bundesrepublik Deutschland, der die Problematik der familialen Zeitgestaltung beleuchtet und Lösungsansätze präsentiert.
- Die Pluralisierung von Familienzeiten durch die Differenzierung von Zeiten in verschiedenen Lebensbereichen (Schule, Freizeit, Arbeit).
- Die Flexibilisierung von Arbeitszeiten im Zuge der Mobilität, Multilokalität und Technisierung.
- Die Herausforderungen der Zeitplanung im familialen Alltag und die Rolle von „Doing Family“ und „Doing Boundary“.
- Die Bedeutung von Zeitmanagement und die Herausforderungen der Synchronisation von Zeitfenstern der Familienmitglieder.
- Die Lösungsansätze des Siebten Familienberichts, die sich auf die Bereiche Zeit, Infrastruktur und Geld konzentrieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problematik der Zeit in der heutigen Gesellschaft und zeigt auf, wie aus dem Begriff „Zeit“ negative Konnotationen wie Zeitnot, Zeitstress und Zeitdruck entstehen. Der Fokus liegt dabei auf dem Konzept des Zeitmanagements und der Frage, inwiefern der Mensch die Zeit nach seinem Lebenskontext kontrollieren und gestalten kann.
Das zweite Kapitel widmet sich der Familienpolitik in Deutschland und stellt die Herausforderungen dar, die sich aus dem demografischen Wandel und der zunehmenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf ergeben. Die Bedeutung der familialen Zeitdimension wird hervorgehoben und die Rolle des Siebten Familienberichts als Grundlage für die Analyse der familialen Zeitpolitik in Deutschland wird erläutert.
Das dritte Kapitel analysiert die Bestandsaufnahme des Siebten Familienberichts und zeigt auf, wie die Pluralisierung von Familienzeiten und die Flexibilisierung von Arbeitszeiten zu komplexen Abstimmungsprozessen im familialen Alltag führen. Die Rolle von „Doing Family“ und „Doing Boundary“ wird beleuchtet und die Herausforderungen der Zeitplanung im familialen Alltag werden dargestellt.
Das vierte Kapitel präsentiert die Lösungsansätze des Siebten Familienberichts, die sich auf die Bereiche Zeit, Infrastruktur und Geld konzentrieren. Verschiedene Modelle zur Neugestaltung des Lebenslaufs, wie das Optionszeitmodell, das Berufsanreicherungsmodell und das Wunschzeitenmodell, werden vorgestellt. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur und zur finanziellen Absicherung von Auszeiten und reduzierter Arbeitszeit vorgeschlagen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die familiale Zeitpolitik, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Siebte Familienbericht, die Pluralisierung von Familienzeiten, die Flexibilisierung von Arbeitszeiten, Zeitmanagement, Doing Family, Doing Boundary, Zeitressourcen, Familienzeitkredit, Familienkasse, Elterngeld, Infrastruktur, Familien- und Eltern-Kindzentren, Mehrgenerationenhäuser, Teilzeitarbeit, Home Office, technische Geräte, Familienintegrative Rituale, familiale Kommunikation.
- Quote paper
- Riccarda J. Schneider (Author), 2011, Familiale Zeitpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184478