Die erste Reaktion auf den Konflikt (Stimulus) setzt nach ca. 50 Millisekunden ein. Sie ist unbewusst und deshalb nicht steuerbar. Dabei werden mehr oder minder große Hormonmengen ausgeschüttet, die eine blitzschnelle Reaktion ermöglichen bzw. unterstützen. Diese Reaktion gehört zu unseren archaischen Verhaltensweisen und ist auch heute noch unter Umständen überlebenswichtig. Als mögliche Reaktionen sind Flucht, Angriff und als Sonderfall die Paralyse zu beobachten. Diese Reaktionen sind auch im Tierreich zu beobachten. Ob nun Flucht- oder Angriffsverhalten ausgelöst wird, hängt in der Regel von der räumlichen Distanz des Stimulus ab. Treffen wir z.B. auf eine schlafende Giftschlange und wecken sie durch unser Herannahen auf, so hängt ihre Reaktion davon ab, ob wir uns in der Angriffs- oder Fluchtdistanz der Schlange befinden. Die folgende Reaktion läuft blitzschnell ab, egal ob es sich dann um Angriff oder Flucht handelt. Schwankt die Schlange jedoch hin und her, so ist das nicht mit einem überlegenden "soll ich angreifen oder flüchten" oder mit Paralyse zu verwechseln. Wir befinden uns dann lediglich genau auf der Grenze zwischen ihrer Angriffs- und Fluchtdistanz. Die Paralyse lässt sich am besten mit dem bekannten Kaninchen erklären, welches, starr vor Schreck, vor der sie fressen wollenden Schlange hockt. Es ist in diesem Augenblick weder bereit anzugreifen noch zu flüchten. Im Körper des paralysierten Tieres werden enorme Mengen eines Hormons ausgeschüttet, welches den herannahenden Tod "erträglicher" macht. Auf den Menschen übertragen, könnte man dieses mit einer schweren Schockreaktion vergleichen, bei der das Schmerzempfinden zunächst stark herabgesetzt ist (z.B. nach einem schweren Unfall mit körperlichem Schaden). Ist der Stimulus, der die reaktive Verhaltensweise auslöst, sehr stark, so wird das reaktive Verhalten eine ganze Weile (Sekunden, Minuten oder Stunden) anhalten und das danach einsetzende bewusste Verhalten verzögern. So kann man beobachten, dass ein aufgeschrecktes Reh unter Umständen mehrere hundert Meter flieht, ehe es stehen bleibt und die Lage sondiert, also bewusstes Verhalten zeigt. Genauso lässt es sich erklären, dass Schlägereien nicht nach 1000 Millisekunden zu ende sind, sondern die Rivalen in einer Art Raserei längere Zeit aufeinander losgehen.
Inhaltsverzeichnis
- Reaktives Verhalten
- Bewusstes Verhalten
- Skizze zum „normalen“ Reaktionsablauf bei einem nicht zu starken Stimulus
- Konfliktmodell
- „Reaktiver Typ“
- „Bewusster Typ“
- R-R-Konflikt
- Imponier-Konflikt
- Heißer R-R-Konflikt
- R-B-Konflikt
- B-B-Konflikt
- Choleriker im Konflikt
- „Beobachter“-Position
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Referat „Physiologische Reaktionen im Konfliktfall/Reaktives und bewusstes Verhalten“ zielt darauf ab, die unterschiedlichen Verhaltensweisen des Menschen in Konfliktsituationen zu beleuchten. Der Fokus liegt dabei auf den physiologischen Reaktionen, die sowohl durch unbewusste, reaktive Prozesse als auch durch bewusste Entscheidungen gesteuert werden.
- Unterscheidung zwischen reaktivem und bewusstem Verhalten
- Analyse der physiologischen Prozesse im Konfliktfall
- Entwicklung eines Konfliktmodells zur Einordnung verschiedener Konflikttypen
- Beschreibung der Merkmale reaktiver und bewusster Konflikttypen
- Erörterung verschiedener Konfliktkonstellationen
Zusammenfassung der Kapitel
Reaktives Verhalten
Das reaktive Verhalten tritt unmittelbar nach einem Konfliktstimulus (ca. 50 Millisekunden) ein und ist unbewusst. Es wird durch Hormonfreisetzung gesteuert und dient der schnellen Reaktion auf eine Bedrohung. Mögliche Reaktionen sind Flucht, Angriff und Paralyse. Die Reaktion hängt von der räumlichen Distanz zum Stimulus ab.
Bewusstes Verhalten
Nach ca. 1000 Millisekunden setzt das bewusste Verhalten ein. Es ist steuerbar und hängt von der Stärke des Stimulus ab. Je stärker der Stimulus, desto länger dauert es, bis das bewusste Verhalten einsetzt.
Skizze zum „normalen“ Reaktionsablauf bei einem nicht zu starken Stimulus
Der Text beschreibt den zeitlichen Ablauf des Reaktionsablaufs von einem Stimulus bis zum bewussten Verhalten.
Konfliktmodell
Das Konfliktmodell gliedert Menschen in zwei Konflikttypen ein: den „Reaktiven Typ“ und den „Bewussten Typ“.
„Reaktiver Typ“
Der „Reaktive Typ“ zeigt im Konfliktfall stark reaktiv-aggressives Verhalten. Er zeigt verschiedene Anzeichen wie lautere oder leise Stimme, veränderte Gesichtsfarbe und Körperspannung.
„Bewusster Typ“
Der „Bewusste Typ“ hingegen zeigt im Konfliktfall schnell bewusstes Verhalten und versucht argumentativ auf den Gegenüber einzuwirken.
R-R-Konflikt
Der R-R-Konflikt birgt ein hohes Eskalationsrisiko und ist schwer zu intervenieren.
Imponier-Konflikt
Der Imponier-Konflikt zeichnet sich durch ein eher eingeübtes soziales Rollenverhalten aus.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Referats sind: Konflikt, physiologische Reaktionen, reaktives Verhalten, bewusstes Verhalten, Konfliktmodell, Konflikttypen, Eskalation, Aggression, Intervenieren, Imponier-Konflikt, soziale Rollen.
- Arbeit zitieren
- Christoph Heimrod (Autor:in), 2003, Physiologische Reaktionen im Konfliktfall, reaktives und bewusstes Verhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18450