Einleitung
In der SBZ war die Kollektivierung der Landwirtschaft der umfangreichste Eingriff der sozialistischen Machthaber in das Leben der ländlichen Bevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Mit der gesteuerten Zwangsmodernisierung griff die Führung der SED tief in die Lebensverhältnisse der Menschen ein.
Thema dieser Arbeit soll die Kollektivierung der Landwirtschaft in der SBZ sein. Dabei bedarf es auch, näher auf die Bodenreform als Zwischenlösung und der folgenden Ausläufer in Form der „industriellen“ landwirtschaftlichen Produktion als Übergang von der großbäuerlichen Landwirtschaft der Vorkriegsjahre in die sozialistisch-genossenschaftliche Agrarstrukturen einzugehen.
Verläuft der Weg der Kollektivierung parallel zu den sozialistischen Agrartheorien Lenins oder waren es auch wirtschaftliche Zwänge, die diese Transformation auslösten und beeinflussten? Es soll aufgezeigt werden, ob entsprechend sozialwissenschaftlicher Makrotheorien ein sozioökonomischer Fortschritt mit Hilfe der LPG für die ländliche Bevölkerung der DDR geschafft werden konnte.
Die SED-Führung betonte immer wieder die Freiwilligkeit der Bauern bei ihrer Eintrittsent-scheidung in die LPG, doch welche Umstände brachten die Bauern dazu der LPG „freiwillig“ beizutreten? Sie zielte darauf ab, einen neuen Menschentypen mit der marxistisch-leninistischen Weltanschauung zu bilden und zu erziehen. Dabei gilt es herauszufinden, inwieweit die Bevölkerung vom Sozialismus überzeugt war, die Planwirtschaft als völlig neues Wirtschaftssystem zu akzeptieren und drüber hinaus die Verstaatlichung der Besitztümer hinzunehmen. Welche Faktoren sorgten dafür, dass die SED-Führung immer wieder Änderungen in ihre Vorgehensweise bei der Umsetzung ihrer Kollektivierungspläne vornahm? Dabei soll die These bestätigt werden, dass der Kurswechsel 1960 dem Fachwissen der Großbauern geschuldet war, um ökonomische Erfolge der LPG zu bewerkstelligen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen
- 1.1. Wirtschaftliche und politische Situation nach dem Kriege 1945
- 1.2. Die Bodenreform 1945/46
- 1.3. Freiwillige Kollektivierungsbestrebungen "von unten"
- 2. Die Kollektivierung der Landwirtschaft 1952 bis 1960
- 2.1. Die Umgestaltung der Landwirtschaft durch die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) "von oben"
- 2.2. Die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG)
- 2.3. Übergang zur "industriellen" Tier- und Pflanzenproduktion in der LPG
- 3. Fallstudie: Spreewaldgemeinde Werben
- 3.1. Die Nachkriegszeit in Werben
- 3.2. Die Durchführung der Bodenreform in der Gemeinde
- 3.3. Die Kollektivierung der Landwirtschaft im Dorf
- 3.4. Lebens- und Arbeitsort in der LPG Werben
- 4. Zusammanfassung
- Summary
- Anhang
- Umgebungskarte von Werben
- Karte Bundesrepublik Deutschland
- Abkürzungen
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Kollektivierung der Landwirtschaft in der SBZ nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie analysiert die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die zur Kollektivierung führten, und untersucht die Auswirkungen der Bodenreform und der Einführung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) auf die ländliche Bevölkerung. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der SED bei der Umgestaltung der Landwirtschaft und die Herausforderungen, die sich aus der Einführung der „industriellen“ Tier- und Pflanzenproduktion ergaben.
- Die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen der Kollektivierung
- Die Rolle der Bodenreform als Zwischenlösung
- Die Einführung der LPG und die Umgestaltung der Landwirtschaft
- Die Auswirkungen der Kollektivierung auf die Lebensverhältnisse der ländlichen Bevölkerung
- Die Fallstudie der Spreewaldgemeinde Werben als Beispiel für die Praxis der Kollektivierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Kollektivierung der Landwirtschaft in der SBZ vor und skizziert die Forschungsfrage, die sich mit den politischen und ökonomischen Ursachen sowie den Folgen der Kollektivierung befasst.
Kapitel 1 beleuchtet die wirtschaftliche und politische Situation in der SBZ nach dem Zweiten Weltkrieg. Es werden die Folgen des Krieges für die Landwirtschaft, die Flüchtlingsströme und die Rolle der SMAD bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Rohstoffen beschrieben.
Kapitel 2 analysiert die Bodenreform von 1945/46 als Zwischenlösung und die folgenden Ausläufer in Form der „industriellen“ landwirtschaftlichen Produktion. Es werden die Ziele der Bodenreform, die Enteignung von Großgrundbesitz und die Neuverteilung des Landes an Neubauernstellen erläutert.
Kapitel 3 widmet sich der Fallstudie der Spreewaldgemeinde Werben. Es werden die Nachkriegszeit, die Durchführung der Bodenreform und die Kollektivierung der Landwirtschaft im Dorf beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kollektivierung der Landwirtschaft, die Bodenreform, die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), die „industrielle“ Tier- und Pflanzenproduktion, die Spreewaldgemeinde Werben, die ländliche Bevölkerung und die Lebensverhältnisse in der DDR.
- Quote paper
- Dipl.Kfm. Martin Matzk (Author), 2006, Politische Ursachen und ökonomische Folgen der Kollektivierung in der brandenburgischen Landwirtschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184644