Seit ein finnischer Student 1988 mit IRC den Chat erfunden hat, kommunizieren Millionen von Menschen jeden Tag über verschiedene Plattformen wie ICQ, MSN, Facebook usw. in Gruppen oder privaten Gesprächen. Oft sind dabei die Gesprächsteilnehmer einander bekannt oder zumindest über gemeinsame Interessen verbunden. Friend- oder Buddylists ermöglichen, mit Chatpartnern dauerhaft in Kontakt zu bleiben, sofern gewünscht. Profile und Anzeigebilder geben möglicherweise Aufschluss über die Person, die vor dem Computermonitor sitzt. Mit Omegle (www.omegle.com) hat ein russischer Schüler 2009 ein puristisches Chatportal geschaffen, dass den Nutzer mit einem anderen Nutzer irgendwo auf der Welt verbindet. Jegliche Komfortfunktionen fehlen, weder Nicknames noch Profilbilder geben Anhaltspunkte über die Identität der jeweiligen Chatteilnehmer. Da zur Nutzung von Omegle keinerlei Informationen nötig sind, sind Gesprächspartner, einmal auf Disconnect geklickt, nicht mehr auffindbar.
Die völlige Anonymität der Omegle-Nutzer bietet sich geradezu an, neue Identitäten zu erschaffen. Ein vierzigjähriger Japaner kann sich als achtzehnjährige Kanadierin ausgeben ohne dass sein Chatpartner eine Möglichkeit hat zu überprüfen, ob dessen Angaben stimmen. Geschlecht, Alter und Nationalität sind nur Wörter, eingegeben in einem Chatfenster. Dies führt zu folgender Fragestellung: Inwiefern beeinflusst die völlige Anonymität der Omegle-Nutzer ihr Kommunikationsverhalten im Hinblick auf ihre Online-Selbstdarstellungen, bzw. virtuellen Identitäten?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Fragestellung
- 1.2. Methodik
- 2. Chat
- 2.1. Grundlagen
- 2.2. Omegle
- 2.2.1. Aufbau und Funktionsweise
- 2.2.2. Sprache
- 2.2.3. Anonymität
- 3. Identität und Netzmedien
- 3.1. Identität
- 3.2. Soziale Identität und Deindividuation
- 3.3. Identitäten im Internet
- 4. Synthese
- 4.1. Selbstdarstellung oder Identität?
- 4.2. Wechselnde Identitäten
- 4.3. Hybride Identitäten
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Einfluss der Anonymität auf das Kommunikationsverhalten von Nutzern der Web-Chat-Plattform Omegle. Sie analysiert, inwiefern die Möglichkeit, sich online neue Identitäten zu erschaffen, die Selbstdarstellung und die Kommunikation in Omegle beeinflusst.
- Die Funktionsweise und Besonderheiten von Omegle im Vergleich zu anderen Chatformen
- Die Rolle der Anonymität im Kontext der digitalen Kommunikation und Identität
- Die Entstehung und Gestaltung von virtuellen Identitäten in Online-Umgebungen
- Der Zusammenhang zwischen Identität und Selbstdarstellung im Internet
- Die Bedeutung von Chat-spezifischen sprachlichen Konventionen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die Fragestellung sowie die methodischen Vorgehensweisen vor. Kapitel 2 beleuchtet die grundlegenden Merkmale des Chats und analysiert die Funktionsweise von Omegle als Web-Chat-Plattform. Kapitel 3 widmet sich der Thematik von Identität und Netzmedien, betrachtet die Entstehung und die Entwicklung von Identitäten im Internet und analysiert den Einfluss der Anonymität auf die digitale Selbstdarstellung. Kapitel 4 bietet eine Synthese der gewonnenen Erkenntnisse und analysiert die Wechselwirkungen zwischen Identität und Selbstdarstellung in Omegle.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Schlüsselthemen Identität, Anonymität, Online-Kommunikation, Web-Chat, Selbstdarstellung, Omegle, Deindividuation und computervermittelte Kommunikation. Im Fokus stehen die Untersuchung von virtuellen Identitäten und der Einfluss der Anonymität auf die Kommunikation in Omegle.
- Arbeit zitieren
- Hannes von Wyl (Autor:in), 2010, Omegle - Sozialpsychologische Betrachtung von Identität und Anonymität in einem Web-Chat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184745