Friedrich Torberg: Der Schüler Gerber hat absolviert

Werk, Inhalt / Zusammenfassung und Biographie


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

20 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Torberg: Per SchiHcr Gerber;

I)Biographie

II)Inhaltsangabe

ПГ) Interpretation:

A) Entstehungsgeschichte:

1) Wann wurde der Roman veröffentlicht?

Im Jahre 1930 als Erstlingsroman. Torberg war 22 Jahre alt.

2) Wie wurde der Roman aufgenommen?

Er stieß auf kräftige Resonanz (3 Auflagen) und lobende Worte von Kurt Tucholsky' und Robert Musil.

3) Woraus stammt der Stoff zum Roman?

der Stoff zum Roman stammt aus dem eigenen Leben von Torberg.

a) Wie war die Schulsituation nach dem I. WK?

In Wien hatte nach dem I.WK die „GlöckeTsche Schulreform“ eingesetzt, die sich zunächst durch die Schaffung von Schülerräten auswirkte, die dem Lehrkörper gegenüber die Interessen der Schüler zu vertreten hatten.

b) Welche Funktion hatte Torberg in der Schule?

Er wurde zum Klassensprecher gewählt und versuchte Aktivitäten zu entfalten, die sich oft wegen der Angst der Schüler vor den Lehrern nicht durchsetzten oder von den Lehrern abgeblockt wurden. In seinen letzten Mittel sch uljahren wuchs Torbergs Unwille gegen die Ungerechtigkeiten der Lehrer und die Unterwürfigkeit der Schüler.

c) Wie war die Schul situation in Prag?

In Prag herrschten noch rückständigere Verhältnisse als in Wien. Vdn einer Schulreform war nicht die Rede. Es herrschte noch das alte, autoritäre Schulsystem auch den Zeiten der untergegangenen K&K Monarchie.

d) Wie drückte sich dieses alte Schulsystem aus?

Die Professoren ergingen sich in Willkürakten, die in Wien nicht mehr möglich gewesen wären. Sie protegierten ihre Lieblingsschüler unverhohlen und benachteiligten diejenigen, die ihnen nicht zu Gesicht standen.

Die Schüler leisteten dagegen keinen Widerstand, weil sie keinen Widerstandsgeist hatten und die Ungerechtigkeiten der Professoren als eine Selbstverständlichkeit Einnahmen, Dieser Zustand aus Prag wirkte auf Torberg empörend und da er in Wien die Möglichkeit hatte als Sprecher des Schülerrates in seiner Klasse tätig zu sein, sagte er auf eigene Faust dieser Ungerechtigkeit den Kampf an.

e) Wie kämpft Torberg gegen diesen Zustand?

Er bekämpft diesen Zustand literarisch, zeigt in kleinen Glossen die Missstände auf, verarbeitet sie in Kurzgeschichten und in satirischen Epigrammen.

f) Welchen Trick benutzt er für seine literarische Kritik?

Um sich nicht einer Bestrafung durch die Schule auszusetzen, um auch im Bedarfsfall die Autorenschaft nachweisen zu können, bildet er aus seinem bürgerlichen Namen Kantor und dem Namen seines Großvaters mütterlicherseits Berg das Pseudonym Torberg. Der Erfolg des Romans „Der Schüler Gerber“ bewog ihn das Pseudonym zu seinem bürgerlichen Namen zu machen.

g) Wann fasste Torberg den Entschluss den Roman zu schreiben?

Im Jahre 1928 im Jahr der Reifeprüfung, nachdem die Reifeprüfungskommission des Smichover Realgymnasiums ihn für durchgcfallen gegeben hatte und auf ein Jahr reprobiert hatte.

h) Warum schrieb Torberg seinen Roman? -

Weil sich in ihm so viel Zorn und Empörung angesammelt hatte, dass er ihn einfach schreiben musste.

i) Welchen wichtigen Unterschied gibt es zwischen Torberg und den anderen Autoren, die Schulromane geschrieben haben?

Vergleichen wir Torberg mit Hesse, Musil, Mann, dann stellt man fest, dass Torbergs Roman noch begonnen wurde auf der Schulbank (es liegt also keme Distanz zwischen Torberg und der Schule), bei den anderen Autoren aber wurden die Romane von Envachsenen geschrieben, die die Schule schon hinter sich hatten.

j) Welches Gefühl liegt als Ursache für den Roman?

Der Hass war der Antrieb für diesen Roman. Torberg hasste die Schule, hasste ihren Zwang und wollte diesem Zwang zu Leibe rücken, solange sein Hass noch lebendig war. Obwohl die Niederschrift des Romans mit einigen Unterbrechungen insgesamt 2 Jahre in Anspruch nahm, steigerte sich Torberg sogar als er währenddessen durch Wiener und Prager Zeitungsnotizen nicht weniger als zehn Schülerselbstmorde zu seiner Kenntnis gelangten. ( Zwischen dem 27. Jänner bis zum 3. Februar 1929)

k) Welche waren die Ursachen dieser Selbstmorde?

Es waren die Prüfungsangst oder die Angst vor den Folgen einer nicht bestandenen Prüfung un Elternhaus, oder eme unglückliche Liebe. Diese Ursachen hatten damals viel mehr Gewicht als heute.

l) Welche Meinung hat Torberg über seinen Roman?

Zuerst hat ihm der Roman gut gefallen, später aber fand er den Roman an einigen Stellen zu schwülstig und pathetisch, an anderen Stellen zu wehleidig und er entdeckte einigen Fehler an der Schuldarstellung.

B) Die Handlung des Romans:

1) Was weißt du über die erzählte Zeit des Romans?

Sie reicht vom ersten Schultag in der achten Klasse bis zum Tag der mündlichen Maturaprüfüngen.

2) Was wird in dem Roman gezeigt ?

Kurt Gerber wird in seinem Verhältnis zu den Professoren, besonders zum Mathematik Professor Kupfer, zu den Mitschülern, zu semen Eltern und zur früheren Klassenkameradin Lisa Berwaid gezeigt.

3) Wie endet der Roman?

Der Roman endet mit Gerbers Selbstmord, der sich nachträglich als unbegründet herausstellt. Torberg fügt epilogisch eine Zeitungsnotiz an: aus der hervorgeht, der Schüler Gerber habe die Reifeprüfung bestanden. Während Kurt Gerber auf die Verkündigung der Prüfungsergebnisse wartet, läuft in ihm eine phantastische Fiebervision ab, in der das Leben vor ihm zur Reifeprüfung antritt und durchfällt.

4) Was bedeutet diese Fiebervision?

in dieser Fiebervision kehrt das Wort des Rabban Schimon ben Gamliel wieder, das Torberg als Motto seinem Roman vorangestellt hat: „Auf drei Dingen beruht die Welt: Auf Wahrheit, auf Gerechtigkeit und auf Liebe“. Durch diese Fiebervision bleibt offen, ob Kurt Gerber nicht aus Enttäuschung und vergeblicher Auflehnung in jedem Fall mit seinem Leben Schluss gemacht hätte.

5) Gerbers Kampf: ^

a) Gegen den Vater;

Gerber steht in Opposition zu seinem Vater, den er liebt und respektiert, der ein Verfechter jener bürgerlichen Konventionen ist, für die eine bestandene Matura und der Erwerb eines akademischen Titels die Voraussetzungen für das gesellschaftliche Fortkommen darstellen. Torberg schildert den Druck, den das Elternhaus ausüht. Reif sein bedeutet, ein guter Schüler zu sein. Als Kurt mit seinem Halbjahreszeugnis (Mathematik 5, Darstellende Geometrie 5) nach Hause kommt, ringt der Vater nach einem Herzanfall mit dem Tode.

b) gegen die ehemalige Schulkollegin Lisa Berwaid:

auch in der Beziehung zu ihr sieht sich Kurt an konventionelle Bindungen und Einengungen stoßen, gegen die er machtlos zu sein glaubt. (Bsp.??)

c) gegen die Schule mit Professoren und Mitschülern:

Den eigentlichen Zweifrontenkrieg fuhrt er gegen die Schule. Die erste Front sind die Professoren, mit ihrer Selbstherrlichkeit, ihrer selbstgefälligen, unumschränkten, diktatorischen Verfügungsgewalt, ihrer Willkür und Ungerechtigkeit, die Kurts Gerechtigkeitssinn nicht ertragen kann. Die zweite Front smd die Mitschüler, die Kriecher und Streber, die lieber mit den Professoren gemeinsame Sache machen als mit den Kameraden, und die selbst dort auf Gegenwehr verzichten, wo sie mit ein wenig Solidarität etwas erreichen könnten.

d) das Ergebnis des Kampfes:

Kurt erkennt die Vergeblichkeit seiner Haltung und die Ursache dafür. Der Prof Kupfer steht als einziger oben und sagt „wir“ und unten sitzt jeder einzelne und sagt „ich“. Torberg bedauert daher, dass die Schüler keine Gemeinschaft anstreben und /oder erreichen, damit sie gegen diese absolutistische Autorität/Macht des Lehrers Vorgehen können.

6) Gerbers Vorlieben:

Kurt Gerber bevorzugt die humanistischen Fächer, die Sprachen (vor allem Deutsch), die Deutsche Literatur, Latein und Französisch, Geschichte und Philosophie.

7) Gerbers unbeliebte Fächer:

Mathematik, Physik und Chemie; besonders Mathematik, weil er damit nichts anzufangen weiß. Mathe ist noch dazu eine Wissenschaft, die an starre Formen gebunden ist, die der Phantasie keinen Spielraum lässt und daher ihm kalt und seelenlos zu sein scheint.

C) Aufbau des Romans:

Torberg teilt seinen Roman in 12 Kapitel, jedes erhält eine Überschrift. So gelingt es Torberg, das erzählte Geschehen in relativ geschlossene En'ählphasen zu gliedern.

D) Die Personen:

1) Kupfer:

Schon im ersten Kapitel schildert Torberg den Mathematikprof. Artur Kupfer, der von den Schülern Gott Kupfer genannt wird. Noch dazu die Freude des Lehrers aus den Ferien zurückzukehren, „weil er als Mensch unter Menschen gewandelt war und nicht als Gott unter Schülern“. In der Schule ist sein Wort altes, Torberg gelingt es, aus Kupfer ein Sinnbild zu machen. Auf Gerber reut sich Kupfer besonders, weil er ihn ruinieren will. So entsteht in diesem ersten Kapitel das lebendige Bild dieses Tyrannen, der nicht nur in der Schule anzutreffen ist. Bei Kupfer sitzt jede Einzelheit, jedes Wort, jede Bewegung, jede Handlung /Geste. „ Er befahl, und es wurde gehorcht. Er rief, und es wurde geantwortet. Er sprach: JEs werde Ruhe“, und es ward Ruhe...Damit erscheint Kupfer mit seiner Machtbefugnis und seiner Vollkommenheit wie ein Gott. Er hat es in der Hand, über Tod und Leben zu entscheiden.

Torberg meint mit Kupfer nicht nur den Tyrannen in der Schule, sondern auch viele andere Tyrannen in der deutschen Provinz.

2) Gerber;

Der 19jährige Schüler ist fur Kupfer ein Feind, weil in dessen Seele Genie und Talent zögern, ob sie sich für Schiläufen oder Philosophie entscheiden sollten. Man ahnt die Begabung dieses jungen Menschen, ohne dass sie entwickelt ist, und gerade das ist für Kupfer eine Gefahr, (vgl. Mann)

3) Die Polarität zwischen Gott Kupfer und Kurt Gerber:

Es ist eine dreifache. '

a) eine Polarität, die sich bereits in der Schulsituation ergibt (Bsp.?)

Bsp. Als Kupfer und Gerber lachen. *

b) aus dem Gegensatz zwischen Lehrer und Schüler; die Nüchternheit und der Zynismus des Lehrers gegen die Sensibilität und die Selbstkritik des Schülers.

c) Das Kreativ- Schöpferische ( und das Menschliche) am Schüler gegen das Destruktiv- Reproduzierende des Lehrers. ( und das Unmenschliche und Despotische)

4) Die Klasse: die Schüler des letzten Jahrgangs am Realgymnasium XVI gleich 32 Oktavaner;

Die Klasse wird als Lebewesen beschrieben. Wir sitzen in einer dieser Bänke, wir kennen jeden einzelnen der Schüler, wir lieben einige der Professoren, wir fürchten andere, auch wie sie. ( der Schriftsteller verwendet oft für die Masse die Anreden Du oder ihr.)Torbergs Zorn richtet sich auch gegen die kriecherischen Mitschüler Kurt Gerbers (wie z.B. Egon Schönthal genahnt die Kröte).

5) Das Symbol des Zelters:

Es taucht am Ende des zweiten Kapitels zum ersten Mal auf. Das Symbol bezieht sich auf ein Pferd, das zuerst auf eine bestimmte Gangart abgerichtet werden muss (das im Kreis Herumreiten), das dann aber eine qualvolle Aufgabe vor sich hat (eine Strecke im Joch gehen), dann wird er frei sein und reitet zur Prinzessin. Das Symbol bezieht sich auch im österreichischen, vor allem im Schüleijargon auf einen Schüler, auf welchen es ein Lehrer gerade abgesehen hat (vgl. Die Schülerphrase : Er sitzt mir auf, wenn man einen Prof, meint, der einem nicht wohl gesonnen ist.)

Das Symbol des Zelters kommt im 5. Kapitel wieder, als der Zelter sich nicht aufrichten wül und erst nur mit der Peitsche weitermachen kann.

6) Die Schule:

Nachdem die Zeit der Weihrtachtsferien und des Schiurlaubs sorglos verflogen ist, holt die Schule Gerber wieder ein (mit der ersten Begegnung mit Lisa verbunden). Aus dem Menschen wird die Katalognummer. Die Belastung durch die Schule wird immer größer. Kurt empfindet immer intensiver den Druck, den Kupfer auf ihn ausübt. (Bsp. Als Kurt aus dem Gangfenster der Schule schaut, beobachtet er einen Kutscher, der versucht ein Pferd einzuspannen und fragt sich, warum das Pferd sich nicht wehrt.)

Der Zelter dient als sprachliches Motiv des Romans, das weiße Pferd als Symbol für die Ungebundenheit und Freiheit, das Pferd, das durch die Nacht, durch die Ewigkeit reitet, das erst im Tode ungebunden und frei sein wird. Kupfer wird versuchen, Kurt Gerber eine Strecke im Joch gehen zu lassen, ihn einzuspannen. Als Kurt auf den Druck Kupfers nicht reagiert, versucht letzterer seinem Schüler mit brutalen Methoden beizukommen. Aber Kurt weiß, Kupfer wird ihn nicht daran hindern können, jene Ungebundenheit und Freiheit, die ihm noch verwehrt wird, zu erlangen. Somit steht er für alle Unterdrückten und Schule kann durch Leben ersetzt werden.

7) Die Hyäne: '

ln der vorhergehenden Stunde hat Kupfer den Schüler Zasche auf Nichtgenügend geprüft und die Klasse überlegt, ob sie sich nicht zu einer gemeinsamen Aktion zusammenschließen solle. Doch alle wissen, dass sie ihren Plan nicht ausführen werden, und so verlaufen sie sich bald, ln der nächsten Stunde prüft Kupfer wieder, und Gerber legt zwei positive Prüfungen in Mathe und Darstellender Geometrie ab. Torberg verwendet das Bild der Hyäne, die sich vor dem Bluthund verneigt, weil Gerber über die Prüfungsleiche Zasche, der eben voller Wut und Empörung über Kupfer ist, einen Rückzug macht. In der Nacht erwacht Kurt, sich selbst plötzlich fremd. Bilder und Gedanken werden aneinander gereiht. Die Handlung läuft in Kurts Bewusstsein ab. Satzfetzen und Einzelwörter wechseln mit Sätzen, seine Gedanken nehmen Gestalt an, er sieht die Hyäne und den Bluthund vor sich, aus ihnen wèrden Frauen, die sich in seinem Bett wälzen.

8) Die Reifeprüfung:

Im letzten Kapitel erlebt Kurt Gerber seine Reifeprüfung wie im Traum. Die Schilderung der Prüfungsatmosphäre wechselt mit den Gedanken Kurts. Kurt ist zur Matura zugelassen worden; er hofft, man werde ihn auch durchkommen lassen. An der Schwelle zum Leben wird aus der Reifeprüfung nach 8 Jahren Mittelschulstudium die Reifeprüfung an der Schwelle des Todes.

Einsam sitzt Gerber bei der Prüfungsvorbereilung und versucht, die Mathematikbeispiele zu lösen. Das erste Beispiel ist eine Zinseszinsrechnung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Friedrich Torberg: Der Schüler Gerber hat absolviert
Untertitel
Werk, Inhalt / Zusammenfassung und Biographie
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V185068
ISBN (eBook)
9783656098768
ISBN (Buch)
9783656098980
Dateigröße
4807 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
gescannter Text mit Korrekturanmerkungen. E-Book lässt sich nicht per Software durchsuchen.
Schlagworte
Friedrich Torberg;, Schüler Gerber;
Arbeit zitieren
MMag. Dr. Sabine Picout (Autor:in), 2001, Friedrich Torberg: Der Schüler Gerber hat absolviert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185068

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