Es existiert zwar eine Vielzahl an Produktionsplanungs- und -steuerungssystemen (PPS-Systeme), mit zum Teil weitreichender Funktionalität auf dem Markt, aber bei der Abbildung dieser Unternehmensanforderungen stoßen diese Systeme an ihre Grenzen.Heute eingesetzte PPS-Systeme sind als zentrale Planungs- und Steuerungswerkzeuge realisiert, d.h. sie stehen in den Durchführungsbereichen nicht zur Verfügung. Hierdurch entsteht das Problem, daß Entscheidungen losgelöst vom Geschehen in der Produktion getroffen werden, da oftmals Teile der Verantwortung dezentral, in den Durchführungsbereichen liegen [KIE1991].
Ein weiterer Mangel ergibt sich aus den sich ändernden Anforderungen an ein Unternehmen und damit an sich ändernde Unternehmensstrukturen. Derzeitige Systeme weisen eine einge-schränkte Flexibilität bezüglich der Abbildung und Änderung organisatorischer Strukturen auf. Sollen veränderte Unternehmens¬strukturen im System abgebildet werden, so ist dies nur mit erheblichem Aufwand möglich [KIE1991].
Eine dezentrale, hierarchische Strukturierung von Systemen zur Produktionsplanung- und -regelung vereinfacht es, solche strukturellen und funktionalen Änderungen an den Systemen vorzunehmen [KIE1991]. Hierbei steht die Abbildung von strikten Kunden-Lieferanten-Beziehungen zwischen den Unternehmenseinheiten im Vordergrund.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Konzeption eines Systems, mit dem die oben beschriebenen Anforderungen an ein Unternehmen abgebildet werden können. Dies ist im einzelnen der Entwurf eines dynamischen, hierarchischen Unternehmensmodels sowie die Bildung strikter Kunden-Lieferanten-Beziehungen zwischen den Unternehmenseinheiten. Desweiteren soll ein Ausschnitt der Produktionsplanungsfunktionalität, für das entworfene Datenmodell, exemplarisch entwickelt werden.
Zum Nachweis der Machbarkeit der Abbildung von dynamischen Unternehmenshierarchien, ist die Entwicklung eines Prototyps eine weitere Aufgabe dieser Arbeit.
Da die Mehrzahl der auf dem Markt existierenden Systeme schwer bedienbar und unhandlich ist, soll bei der Konzeption und Gestaltung der Benutzeroberfläche die Bedienerfreundlichkeit im Vordergrund stehen.
Zum Schluß dieses Kapitels möchte ich kurz auf den Aufbau dieser Arbeit eingehen. Das fol-gende Kapitel (Kapitel 2) versucht die Unterschiede zwischen dem zu entwerfenden System und bereits etablierten Systemen am Beispiel von SAP R/3 aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Aufgabenstellung und Zielsetzung
- Strukturierungsansätze kommerzieller PPS-Systeme
- Die Standardsoftware SAP® R/3Ⓡ
- Beziehung zwischen den organisatorischen Einheiten
- Abbildung und Aufgaben des Materialstamms
- Realisierung von Kunden-Lieferanten-Beziehungen in SAP® R/3®
- Umlagerung von Werk zu Werk
- Entnahme in einem anderen Werk
- Produktion in einem anderen Werk
- Fazit
- Konzeption der Stammdaten in Kunden-Lieferanten-Sicht
- Anforderungsspezifikation
- Der Klassenentwurf
- Bäume
- Terminologie
- Darstellung von allgemeinen Bäumen
- Baumstrukturen in Unternehmen
- Oberklassen
- Datenbank-Schnittstelle
- Baum-Oberklasse
- Ansichts-Oberklasse
- Zusammenfassung
- Allgemeine Klassen
- Einheiten
- Zahlungsmittel und Währung
- Kunden-Lieferanten-Modul
- Bedeutung von Produktdefinitionen in Kunden-Lieferanten-Modulen
- Puffer und Bestand
- Arbeitsstation, Produktionsmittel und Person
- Kostenstelle
- Produkt
- Vorprodukt
- Fertigprodukt
- Datenhaltung
- Konzeption der Abläufe für die Unternehmensumstrukturierung
- Ein Beispielunternehmen
- Fall (a): Kunden-Lieferanten-Module verschieben
- Verwalten der Kunden-Lieferanten-Beziehungen
- Fall (b): Module verschachteln
- Fall (c): Verschachtelte Module auflösen
- Fall (d): Übergeordnete Organisationseinheiten einfügen
- Fall (e): Aufgaben eines zu löschenden KLM übernehmen
- Fall (f): Arbeitsstationen neu organisieren
- Arbeitsstationen auf einer Hierarchieebene verschieben
- Arbeitsstationen über mehrere Hierarchieebenen verschieben
- Fall (g): Aufgaben eines Moduls auf neue Module verteilen
- Fall (h): Ein Modul wird übergeordnete Organisationseinheit
- Konzeption der Bewegungsdaten und der Produktionsplanungsfunktionalität
- Bestellungen
- Planaufträge und Herstellaufträge
- Produktionsprogramm
- Aufgaben und funktionaler Ablauf
- Bedarfsplanung
- Ermittlung des Nettoprimärbedarfs
- Stücklistenauflösung
- Systemaufgaben und funktionale Zusammenhänge
- Brutto-Netto-Rechnung und Quotierung
- Losgrößenverfahren
- Planaufträge generieren
- Bestellvorschläge generieren
- Auftragseröffnung bis zur Auftragsfreigabe
- Bewegungsdaten in dynamischen Unternehmensstrukturen
- Zusammenfassung
- Konzeption der Benutzeroberfläche und -führung
- Globale Sicht auf das Unternehmen
- Sichten auf Unternehmensressourcen
- Erzeugen und Verwalten der Unternehmensressourcen
- Unternehmensstrukturen verändern
- Realisierung
- Die Entwicklungsumgebung
- Das Dokument-Ansicht-Konzept
- Die persistente Datenhaltung
- Persistente Klassen und der PTXX Schema-Compiler
- Dictionary und Datenbank
- Realisierung
- Die Benutzeroberfläche
- Die Microsoft Foundation Class Library (MFC)
- Realisierung
- Rahmenfenster
- Die Unternehmensansicht in Baumstruktur
- Die grafischen Unternehmens- und Ressourcenansichten
- Kontextsensitive Menüs
- Dialoge und Referenzierung
- Prototyp und Präsentationssoftware
- Zusammenfassung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Stichwortverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Konzeption eines EDV-Systems, das die dynamische Abbildung von Unternehmen in Kunden-Lieferanten-Beziehungen ermöglicht. Das System soll die Herausforderungen der Lean Production und die Bildung von Arbeitsgruppen mit internen Kunden-Lieferanten-Beziehungen adressieren. Die Arbeit zielt darauf ab, ein flexibles und hierarchisch strukturierbares Unternehmensmodell zu entwickeln, das sich an verändernde Unternehmensstrukturen anpassen kann.
- Dynamische Abbildung von Unternehmenshierarchien
- Bildung strikter Kunden-Lieferanten-Beziehungen zwischen Unternehmenseinheiten
- Dezentrale Planung und Steuerung in der Produktion
- Entwicklung eines Prototyps zur Demonstration der Machbarkeit
- Benutzerfreundliche Oberfläche und intuitive Bedienung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 analysiert die Grenzen etablierter PPS-Systeme, insbesondere SAP® R/3®, in Bezug auf die Abbildung von Kunden-Lieferanten-Beziehungen und dynamischen Unternehmensstrukturen. Kapitel 3 beschreibt die Konzeption der Stammdaten, die für die Darstellung des Unternehmensmodells und die Verwaltung von Kunden-Lieferanten-Beziehungen notwendig sind. Dabei werden Klassenentwürfe und die Bedeutung von Baumstrukturen für die Darstellung von Unternehmenseinheiten erläutert. Kapitel 4 befasst sich mit der Konzeption der Abläufe für die Unternehmensumstrukturierung, indem verschiedene Szenarien und Fallbeispiele für die Anpassung des Unternehmensmodells vorgestellt werden. Kapitel 5 entwickelt einen Ausschnitt aus dem Bereich Produktionsplanung, der die Funktionsweise der Bestell-, Plan- und Herstellaufträge sowie die Bedarfsplanung in dynamischen Unternehmensstrukturen beleuchtet. Kapitel 6 beschreibt die Konzeption der Benutzeroberfläche und -führung, die auf Benutzerfreundlichkeit und intuitive Bedienung ausgerichtet ist. Kapitel 7 erläutert die Realisierung des Prototyps, die Entwicklungsumgebung und die verwendeten Werkzeuge.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die dynamische Abbildung von Unternehmen, Kunden-Lieferanten-Beziehungen, Lean Production, PPS-Systeme, hierarchische Unternehmensstrukturen, Stammdaten, Klassenentwurf, Produktionsplanung, Bedarfsplanung, Benutzeroberfläche, Prototyp, Entwicklungsumgebung.
- Arbeit zitieren
- Thomas Hoffmann (Autor:in), 1998, EDV-System zur dynamischen Abbildung von Kunden-Lieferanten-Beziehungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185154