Seit den 80er Jahren ist in Deutschland eine Renaissance journalistischen Schreibens zu
beobachten, welches in seiner neuartigen Akzentuierung die klassischen Formen des
Feuilletons und der Reportage abzulösen scheint. Gravierende Veränderungen in
Medientechnologie und –ökomonie während der letzten zwei Jahrzehnte – vor allem die
zunehmende Konkurrenz elektronischer Medien im Kampf um die Aufmerksamkeit des
Lesers respektive Zuschauers – führten zu einer experimentellen Öffnung der Genres und
damit zu ihrer Vermischung und Kreuzung, die „von Bild-Text-Experimenten über
Fiktionalisierung, Narrativierung oder Dramatisierung von Reportagen, Kombination von
Berichterstattung und Essayistik hin zum Mix aus Tagebuch, Kalendergeschichte und
Aphoristik in der Kolumne“ reicht.1 Eine einheitliche Stilrichtung innerhalb dieser
„Bastardliteratur“2 ist bei so unterschiedlichen Autoren wie Christoph Dieckmann, Alexander
Osang, Matthias Matussek auf der einen, Sibylle Berg, Max Goldt, Diedrich Diederichsen,
Wiglaf Droste und Maxim Biller auf der anderen Seite nicht auszumachen, wohl aber eine
allgemeinere Tendenz feuilletonistischen Schreibens: die Veränderung hin zu kürzeren
Formen und zur Kolumnisierung der Texte. Die Kolumne an sich erlebte vor allem mit dem
Aufkommen sogenannter Lifestyle- oder Zeitgeist-Magazine wie Spex, Tempo oder Max
einen regelrechten Boom und ist „mittlerweile in seriösen Tageszeitungen ebenso anzutreffen
wie in angesehenen Wochenzeitungen“3, wobei die Texte in ihrem Gestus zwischen Kritik
und Dialog, Chanson und Parodie, Skizze und Anekdote, Essay und Polemik changieren.4
Maxim Biller als Prototyp eines solchen neuen, stark subjektivistisch geprägten literarischen
Journalismus ist vielleicht nicht die „gewichtigste, wohl aber die schrillste Stimme aus der
Kohorte der um 1960 geborenen Kolumnisten“.5 Während man deren Artikel inzwischen
meist auch als „Best of“- Kollektionen in Buchform nachlesen kann und die literarischjournalistischen
Produktionen damit ständig die medialen Grenzen zwischen Zeitung,
Zeitschrift und Buch überschreiten, wenden auch die Autoren selbst sich vermehrt dem
literarischen Schreiben zu.[...]
1Schütz: Fliegen des Geistes, S.56
2Meyer: Bastardliteratur? Über Reporter, Chronisten und Kolumnisten (Feature)
3Cord Schnibben: Reklamerepublik. Warum Werbung wie Journalismus wird und Journalismus wie Werbung,
zitiert nach Schütz: Fliegen des Geistes, S.54
4vgl. Schütz: Tucholskys Erben, S.102
5 Schütz: Fliegen des Geistes, S.67
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographie und Werk
- Der Journalist (Kolumnen)
- Der Literat (Erzählungen, Romane)
- Der Kritiker (poetologische Konzepte)
- Fazit
- Quellen- / Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das journalistische und literarische Schreiben von Maxim Biller. Sie untersucht, wie sich diese beiden Schreibformen bei Biller gegenseitig beeinflussen und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich in Bezug auf Thematik, Methode und Stil feststellen lassen. Besonderes Augenmerk liegt auf Billers Kolumnen, Erzählungen und Romanen sowie seinen literaturkritischen und literaturtheoretischen Ansprüchen.
- Der Einfluss journalistischen Schreibens auf Billers literarische Werke
- Die Rolle der Authentizität in Billers Werken
- Billers literarische Konzepte und deren Umsetzung in seinen Erzählungen und Romanen
- Die stilistischen Merkmale und Themen in Billers journalistischen und literarischen Texten
- Die Relevanz von Billers Werk im Kontext der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz feuilletonistischen Schreibens im Kontext der deutschsprachigen Literatur seit den 1980er Jahren dar und führt in das Thema der Arbeit ein. Sie beleuchtet den Trend zur Vermischung von Journalismus und Literatur und stellt Maxim Biller als Beispiel für diesen Trend vor.
- Biographie und Werk: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über Billers Biographie und sein Werk. Es beleuchtet insbesondere Billers Postulat der Authentizität, welches in seinen Arbeiten eine wichtige Rolle spielt.
- Der Journalist (Kolumnen): Dieses Kapitel befasst sich mit Billers journalistischen Arbeiten, insbesondere seinen Kolumnen. Es fasst die Ergebnisse von Klaus Schirmer zusammen, dessen Arbeit sich explizit mit Billers Kolumnen auseinandersetzt.
- Der Literat (Erzählungen, Romane): Dieses Kapitel konzentriert sich auf Billers literarisches Schaffen, insbesondere seine Erzählungen und Romane. Es untersucht, inwieweit Billers literarische Konzepte in seinen eigenen Werken umgesetzt werden.
- Der Kritiker (poetologische Konzepte): Dieses Kapitel untersucht Billers literaturkritische und literaturtheoretische Ansätze, die er in Kolumnen, programmatischen Artikeln und Diskussionen zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur äußert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Journalismus, Literatur, Feuilleton, Kolumnen, Reportage, Authentizität, poetologische Konzepte, Maxim Biller und deutschsprachige Gegenwartsliteratur.
- Arbeit zitieren
- Astrid Lukas (Autor:in), 2003, Hass, Moral und Hardcore-Realismus. Journalistisches und literarisches Schreiben bei Maxim Biller, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18550