Die zunehmende Hinwendung deutscher Kapitalgesellschaften zu einer kapitalmarktwertbezogenen Unternehmenssteuerung ist mit der stärkeren Orientierung des Managements an den Interessen der Eigenfinanciers verbunden. Im Rahmen einer derartigen shareholder value-orientierten Unternehmenspolitik sollen wertorientierte variable Vergütungssysteme dazu beitragen, daß das Management durch die Verfolgung eigener Ziele gleichzeitig den Unternehmenswert im Interesse der Eigenfinanciers steigert.
Derartige Vergütungssysteme werden nicht nur von institutionellen Investoren als Voraussetzung für ein Engagement angesehen. Auch die Top-Manager von Unternehmen fordern eine stärkere Koppelung ihrer Vergütung an Leistung und Erfolg sowie damit auch höhere variable Vergütungsbestandteile.
In diesem Zusammenhang wird zunehmend über die Einführung von Stock Option Plans diskutiert. Diese sollen dazu beitragen, die Interessen der Manager mit denen der Eigenfinanciers zu verbinden. Mit Inkrafttreten des KonTraG, wodurch die Vergabe von Aktienoptionen an das Management erheblich erleichtert wurde, gehen in der Unternehmenspraxis immer mehr Aktiengesellschaften dazu über, das Management mit diesem Instrument zu entlohnen. Allerdings wird vielfach bezweifelt, ob diese Form der Entlohnung tatsächlich geeignet ist, eine Interessensangleichung zwischen Eigenfinanciers und Managern herzustellen. Da es in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu Klagen gegen Stock Option Plans gekommen ist, scheinen diese Zweifel gerechtfertigt.
Ziel dieser Arbeit ist es, über die Formulierung von Kriterien, die für eine anreizkompatible Vertragsgestaltung notwendig sind, zu überprüfen, inwieweit Stock Option Plans als Entlohnung des Managements dazu beitragen können, Interessendivergenzen zwischen Eigenfinanciers und Managern abzubauen. Dabei sollen einerseits die Stärken und Schwächen von SOP's in diesem Zusammenhang erläutert werden, andererseits soll eine alternative Möglichkeit der Managerentlohnung, nämlich eine Vergütung über den Faktor "Zeit", andiskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Vorgehensweise
- 2 Begriffliche und theoretische Grundlagen
- 2.1 Die Neue Institutionenökonomik (NIÖ)
- 2.1.1 Institutionelle Defizite der Neoklassik
- 2.1.2 Die NIÖ zur Analyse ökonomischer Institutionen
- 2.1.2.1 Wesen der NIÖ
- 2.1.2.2 Begriff und wesentliche Merkmale von Institutionen
- 2.1.2.3 Grundannahmen der NIÖ
- 2.1.2.4 Die zentralen Ansätze der NIÖ
- 2.1.2.4.1 Der Property-Rights-Ansatz
- 2.1.2.4.2 Die Transaktionskostentheorie
- 2.1.2.4.3 Die Principal-Agent-Theorie
- 2.2 Das deutsche Corporate-Governance-System
- 2.2.1 Definition und Inhalte des Corporate-Governance-Begriffs
- 2.2.2 Die Kapitalgesellschaften im Mittelpunkt der Corporate Governance
- 2.2.2.1 Unternehmensexterne und -interne Interessensgruppen
- 2.2.2.2 Shareholder- vs. Stakeholder-Ansatz
- 2.2.2.3 Die Trennung von Eigentum und Unternehmensleitung
- 2.2.2.4 Entscheidungs-, Einfluß- und Kontrollstrukturen in deutschen AG's und GmbH's
- 2.2.2.4.1 Die AG
- 2.2.2.4.2 Die GmbH
- 2.2.2.5 Die besondere Stellung der Banken im deutschen Corporate-Governance-System
- 3 Die Gestaltung optimaler Anreizverträge zwischen Eigenfinanciers und Managern
- 3.1 Präferenzen von Eigenfinanciers und Managern
- 3.1.1 Interessen der Eigenfinanciers
- 3.1.2 Interessen der Manager
- 3.2 Ursachen der Interessenskonflikte zwischen Eigenfinanciers und Managern
- 3.2.1 Mangelnde Kontrollierbarkeit
- 3.2.2 Moral-Hazard-Problematik
- 3.2.3 Unvollständige Verträge
- 3.2.4 Hold-Up-Problematik
- 3.2.5 Qualitätsunsicherheitsproblematik
- 3.3 Mechanismen zur Reduktion der Zielkonflikte
- 3.3.1 Anreizbegriff und Anreizarten
- 3.3.1.1 Anreizbegriff
- 3.3.1.2 Monetäre und Nichtmonetäre Anreize
- 3.3.2 Unternehmensinterne Anreizsysteme zur Konfliktreduzierung
- 3.3.2.1 Der Anreizvertrag: Ziele und Kriterien einer anreizkompatiblen Ausgestaltung
- 3.3.2.1.1 Ziele eines Anreizvertrages
- 3.3.2.1.2 Kriterien einer anreizkomptiblen Ausgestaltung
- 3.3.2.1.2.1 Zielgrößeneinigung
- 3.3.2.1.2.2 Beeinflußbarkeit und Manipulationsfreiheit
- 3.3.2.1.2.3 Transparenz
- 3.3.2.1.2.4 Effiziente Risikoverlagerung
- 3.3.2.1.2.5 Reduzierung der Risikoaversion
- 3.3.2.1.2.6 Reduzierung der Probleme unterschiedlicher Zeithorizonte
- 3.3.2.1.2.7 Wirtschaftlichkeit
- 3.3.2.1.2.8 Akzeptanz
- 3.3.2.2 Entlohnung als Modul der anreizkompatiblen Vertragsgestaltung
- 3.3.2.3 Arbeitszeit und sonstige immaterielle Anreize als Modul der anreizkompatiblen Vertragsgestaltung
- 3.3.3 Unternehmensexterne Anreizsysteme zur Konfliktreduzierung
- 3.3.3.1 Der Eigenkapitalmarkt als unternehmensexternes Anreizsystem
- 3.3.3.2 Der Fremdkapitalmarkt als unternehmensexternes Anreizsystem
- 3.3.3.3 Der Arbeitsmarkt als unternehmensexternes Anreizsystem
- 4 Stock Option Plans: Eine mögliche Ausgestaltung des Moduls Entlohnung
- 4.1 Begriffliche Definition von Stock Option Plans (SOP's)
- 4.2 SOP's als Kontrollmechanismus des Managerverhaltens
- 4.3 Betriebswirtschaftliche Zielerwartungen an einen SOP
- 4.3.1 Motivation
- 4.3.2 Kapitalakquisition im globalen Markt
- 4.3.3 Liquiditätsschonung
- 4.3.4 Akquisition und Bindung von Führungskräften
- 4.4 Analyse von möglichen Vertragskomponenten und Zielkriterien
- 4.4.1 Bezugsberechtigter Personenkreis
- 4.4.2 Festlegung von Basispreis und Targetkurs
- 4.4.3 Unübertragbarkeit der Optionen
- 4.4.4 Optionslaufzeit, Erstausübungsfrist für Optionen und Mindesthaltefrist für bezogene Aktien
- 4.5 SOP's in der Praxis
- 4.5.1 Arten von SOP's
- 4.5.2 Darstellung ausgewählter Praxisbeispiele
- 4.5.3 SOP's: Eine Lösungsmöglichkeit zur Konfliktreduzierung – Eine erste Beurteilung
- 4.6 „Time Option Plans“: Überlegungen zur möglichen Ausgestaltung des Moduls Arbeitszeit
- 4.6.1 Bedeutung des Faktors „Zeit“ für Manager
- 4.6.2 Überlegungen zu Ausgestaltungsmöglichkeiten eines „Time Option Plans“
- 5 Schlußbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Gestaltung anreizkompatibler Verträge zwischen Eigenfinanciers und Managern im deutschen Corporate-Governance-System. Ziel ist es, die ökonomischen Zusammenhänge und Herausforderungen der Vertragsgestaltung aus institutionenökonomischer Sicht zu analysieren. Dabei werden die Präferenzen der beteiligten Akteure, die Ursachen von Interessenskonflikten und die Möglichkeiten zur Konfliktreduzierung beleuchtet.
- Die Neue Institutionenökonomik (NIÖ) als theoretischer Rahmen
- Das deutsche Corporate-Governance-System und seine Besonderheiten
- Die Gestaltung von Anreizverträgen zur Reduzierung von Zielkonflikten
- Stock Option Plans als ein Instrument zur Anreizgestaltung
- „Time Option Plans“ als mögliche Erweiterung der Anreizgestaltung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung der anreizkompatiblen Vertragsgestaltung zwischen Eigenfinanciers und Managern ein und erläutert die Vorgehensweise der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen Grundlagen der NIÖ und das deutsche Corporate-Governance-System. Es werden die zentralen Ansätze der NIÖ, die Besonderheiten des deutschen Systems sowie die Interessenkonflikte zwischen Eigenfinanciers und Managern dargestellt. Kapitel 3 analysiert die Gestaltung von Anreizverträgen, die zur Reduzierung von Zielkonflikten beitragen können. Es werden verschiedene Anreizsysteme und deren Ausgestaltungsmöglichkeiten vorgestellt. Kapitel 4 befasst sich mit Stock Option Plans als einem Instrument zur Anreizgestaltung. Es werden die Funktionsweise, die Zielerwartungen und die praktische Anwendung von SOP's untersucht. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfelder.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Anreizkompatible Verträge, Corporate Governance, Eigenfinanciers, Manager, Neue Institutionenökonomik, Principal-Agent-Theorie, Transaktionskostentheorie, Stock Option Plans, Time Option Plans, Deutsches Corporate-Governance-System, Interessenskonflikte, Konfliktreduzierung.
- Quote paper
- Jens Schmitt (Author), 2000, Anreizkompatible Verträge zwischen Eigenfinanciers und Managern im deutschen Corporate-Governance-System , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185544