Ein zentrales Anliegen der vorliegenden Arbeit besteht darin, den intermediären Bereich zwischen Markt, Staat und Privathaushalten, in dessen Spannungsfeld die Nonprofit-Organisationen analytisch verortet werden, explorativ zu erhellen. Die qualitative Analyse eines empirischen Einzelfalls macht dabei deutlich, daß eine differenzierte Betrachtung von Nonprofit-Organisationen nicht nur hinsichtlich des heterogenen Organisationsspektrums, sondern auch in vermeintlich homogenen Bereichen des Nonprofit-Sektors unabdingbar ist. Dies gilt es in jeder Diskussion, die den sogenannten Nonprofit-Organisationen für die Zukunft der Arbeitsgesellschaft einen besonderen Stellenwert einräumt, stets zu berücksichtigen. Auch die Transformation sozialer Dienstleistungsproduktion, so zeigt diese Arbeit, ist nicht in einem pauschalen Urteil als gesellschaftlich ausschließlich positiv oder negativ zu bewerten.
Mit dieser Untersuchung können nicht nur spannungsgeladene, kritisch zu beurteilende Aspekte der Produktion sozialer Dienstleistungen im intermediären Bereich, sondern auch positive Ansätze, durchaus mit Zukunftspotential, herausgearbeitet werden. Entscheidendes Merkmal von Nonprofit-Organisationen, sowohl in ihrer Bedeutung für die soziale Dienstleistungsproduktion als auch für neue Arbeitsformen, ist, so zeigt die Analyse der Organisationsgenese des Vereins „Frauen für Frauen“ (Name geändert), das Zusammenspiel der Akteure Markt, Staat und Privathaushalt. Die Bewegungen von „Frauen für Frauen“ im intermediären Bereich verlaufen nicht geradlinig vom Ausgangspunkt solidarischer Selbstorganisation in Richtung Markt oder Staat, sondern, auch bedingt durch sich verändernde Rahmenbedingungen, in Richtung Markt und Staat. Daraus resultieren Möglichkeiten eines Konfliktes und eines Kompromisses marktlicher und staatlicher Organisationsziele und -formen. Es ist dann in Frage zu stellen, inwieweit im vielfältigen Spektrum der Nonprofit-Organisationen überhaupt ein Bereich entstehen kann (und soll), der vollkommen unabhängig von Markt und Staat funktioniert, um seiner vielfach antizipierten Rolle als Hoffnungsträger der „Arbeits“gesellschaft gerecht zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINFÜHRUNG
- Zielsetzung
- Methodische Vorgehensweise
- Aufbau der Arbeit
- SOZIALE DIENSTLEISTUNGSPRODUKTION IM STRUKTURWANDEL DER ARBEITSGESELLSCHAFT
- Die Erosion der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung
- Theorien zur Dienstleistungsgesellschaft und soziale Dienstleistungsproduktion
- Barrieren formeller Dienstleistungsproduktion in Deutschland
- NONPROFIT-ORGANISATIONEN: SOZIALE DIENSTLEISTUNGSPRODUKTION IM INTERMEDIÄREN BEREICH
- Was sind Nonprofit-Organisationen? Ein Überblick
- Exkurs: Zu Erklärungsmodellen von Nonprofit-Organisationen
- Nonprofit-Organisationen im Welfare Mix - ein Analyserahmen
- Der Nonprofit-Sektor in Deutschland
- Zusammenfassung
- SOZIOLOGISCHE ANALYSEN EINER NONPROFIT-ORGANISATION: DER VEREIN „FRAUEN FÜR FRAUEN“ IM BLICKFELD
- Das Untersuchungsobjekt
- Organisationsgründung als alternativer Dienstleistungsproduzent
- Organisationsstabilisierung im Third-Party-Government
- Zielverschiebungen und die Assimilation marktlicher und staatlicher Organisationsformen
- Die Organisationsgenese im Überblick: Schlußfolgerungen
- RESÜMEE UND AUSBLICK
- Soziale Dienstleistungsproduktion im intermediären Bereich als große Hoffnung der Arbeitsgesellschaft?
- Neue Arbeitsformen durch Nonprofit-Organisationen?
- Fazit
- ANHANG
- Anhang A Datenmaterial
- Anhang B Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle von Nonprofit-Organisationen im Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft. Sie analysiert die Rahmenbedingungen und Potentiale zur sozialen Dienstleistungsproduktion durch Nonprofit-Organisationen. Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung von Nonprofit-Organisationen im intermediären Bereich zwischen Markt, Staat und Privathaushalten zu beleuchten und deren Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen der Arbeitsgesellschaft zu untersuchen.
- Die Erosion der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und die Transformation von unbezahlter Hausarbeit in formelle Erwerbsarbeit
- Die Rolle von Nonprofit-Organisationen in der Produktion sozialer Dienstleistungen
- Die Bedeutung von Nonprofit-Organisationen im Welfare Mix
- Die Herausforderungen und Potentiale der sozialen Dienstleistungsproduktion durch Nonprofit-Organisationen im Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft
- Die Organisationsgenese von Nonprofit-Organisationen und deren Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Zielsetzung der Arbeit dar und erläutert die methodische Vorgehensweise sowie den Aufbau der Arbeit. Sie beleuchtet die aktuelle Diskussion um den Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft und die Rolle von Nonprofit-Organisationen in diesem Kontext.
Kapitel 2 befasst sich mit der sozialen Dienstleistungsproduktion im Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft. Es analysiert die Erosion der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und die Bedeutung der informellen Arbeit in privaten Haushalten. Zudem werden Theorien zur Dienstleistungsgesellschaft und soziale Dienstleistungsproduktion vorgestellt und die Barrieren formeller Dienstleistungsproduktion in Deutschland beleuchtet.
Kapitel 3 widmet sich den Nonprofit-Organisationen als Akteure der sozialen Dienstleistungsproduktion im intermediären Bereich. Es definiert Nonprofit-Organisationen, analysiert verschiedene Erklärungsmodelle für deren Existenz und stellt den Welfare Mix als Analyserahmen vor. Darüber hinaus wird der Nonprofit-Sektor in Deutschland im Detail betrachtet.
Kapitel 4 präsentiert eine soziologische Analyse einer Nonprofit-Organisation, dem Verein „Frauen für Frauen“. Es untersucht die Organisationsgründung, die Stabilisierung im Third-Party-Government und die Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen. Die Analyse beleuchtet die Zielverschiebungen und die Assimilation marktlicher und staatlicher Organisationsformen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die soziale Dienstleistungsproduktion, den Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft, Nonprofit-Organisationen, den intermediären Bereich, den Welfare Mix, die Organisationsgenese und die Transformation von unbezahlter Hausarbeit in formelle Erwerbsarbeit. Die Arbeit analysiert die Rolle von Nonprofit-Organisationen im Kontext der Herausforderungen der Arbeitsgesellschaft und beleuchtet die Potentiale und Grenzen der sozialen Dienstleistungsproduktion durch Nonprofit-Organisationen.
- Quote paper
- Tobias Müller-Prothmann (Author), 1999, Nonprofit-Organisationen und der Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft. Zur Theorie und Empirie der sozialen Dienstleistungsproduktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185551