Möglichkeiten und Grenzen der privaten Kulturfinanzierung am Beispiel von Museen

Einige Überlegungen zur Zukunft der deutschen Kulturlandschaft


Seminararbeit, 2002

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


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Möglichkeiten und Grenzen der privaten Kulturfinanzierung am Beispiel von Museen

1. Einleitung

Die Suche nach alternativen Finanzierungsmodellen für die deutsche Kulturlandschaft bewegt sich im Spannungsfeld der ökonomischen Vorteilhaftigkeit sowie der gesellschaftlichen Verträglichkeit eines derartigen Unterfangens. Im Hinblick auf den Umfang der momentan durch den Staat erbrachten Finanzleistung muss der Ausgangspunkt einer solchen Debatte dabei stets die öffentliche Kulturfinanzierung sein (vgl. ZIMMERMANN, 2000). In einem Bereich, der bisher in ganz entscheidendem Maße als Aufgabe der öffentlichen Hand verstanden wurde und in dem erst angesichts knapper öffentlicher Kassen verstärkt die Optionen einer durch private Initiativen gestalteten Kulturverwaltung diskutiert werden, lässt sich die politische Realität nicht vollständig ausblenden. Dabei setzt sich sowohl bei den Kulturtreibenden als auch auf Seiten der staatlichen Kulturpolitik vermehrt die Überzeugung durch, dass Kultur und kulturelle Leistung nicht nur Werte an sich darstellen 2 , deren „Gewicht für den einzelnen wie für Staat und Gesellschaft [...] nicht entscheidend mit wirtschaftlichen Maßstäben gemessen werden“ kann (zitiert in HUMMEL/BERGER, 1984, S. VII), sondern diese ebenfalls erhebliche wirtschaftliche Bedeutung sowie wirtschaftliche Chancen beinhalten.

Insbesondere bezogen auf die Situation in der Bundesrepublik Deutschland werden in der vorliegende Arbeit am Beispiel der Museen 3 einige Möglichkeiten sowie Grenzen der privaten Finanzierung diskutiert. Nach einer kurzen Abgrenzung und Bestimmung wichtiger Begriffe sowie einer Bestandsaufnahme des aktuellen Zustands der öffentlichen Kulturförderung in der Bundesrepublik wird Kunst zunächst als Bereich einer wirtschaftswissenschaftlichen Analyse bestimmt. Ausgehend von der Feststellung, dass Kunst durchaus als normales wirtschaftliches Gut angesehen werden kann und folglich Überlegungen einer privat gesteuerten Finanzierung von Museen möglich sind, werden einzelne Aspekte einer alternativen Museumsverwaltung vorgestellt und kritisch diskutiert. Ein sich anschließender Abschnitt informiert über den generellen Sinn einer vermehrt privatwirtschaftlich geregelten Museums- und Kulturlandschaft sowie die Grenzen und Gefahren einer derartigen Entwicklung bevor in einer abschließenden Diskussion der Kompromiss beider Finanzierungskonzepte angestrebt wird, um mögliche Antworten auf die kommenden Herausforderungen der Finanzierung von Museen vorzustellen.

2 Diese Auffassung wurde in der offiziellen Richtlinie der bundespolitischen Kulturpolitik von 1984 festgelegt (vgl. HUMMEL/BERGER).

3 In erster Linie wird sich diese Arbeit auf den Bereich der Kunstmuseen konzentrieren (siehe auch die Abgrenzung wichtiger Begriffe). Allerdings werden eine Vielzahl von Erläuterungen und

Sachzusammenhängen auch auf andere Museumsgattungen anwendbar sein.

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Möglichkeiten und Grenzen der privaten Kulturfinanzierung am Beispiel von Museen

2. Vorüberlegungen

2.1. Abgrenzung wichtiger Begriffe

(i) Kunst

Ohne Zweifel umfasst die Kunst eine große Bandbreite möglicher Deutungs- und Definitionsansätze. Nur mit Mühe lässt sie sich umschreiben und erklären, wobei eine erschöpfende (juristische) Definition bisher nicht gefunden werden konnte 4 . Obwohl die Kunst - insbesondere bezogen auf das vorliegende Problem der Verwaltung künstlerischer Museumsgegenstände 5 - auch dinglicher Natur ist, wird der (für eine ökonomische Analyse entscheidende) Wert eines künstlerischen Werks in erster Linie bestimmt durch die gedankliche Konzeption der Kunst und der Klassifikation eines Gegenstands als ein der Kunst zuzuordnendes Objekt. Als anschauliches Beispiel sei hier ein literarisches Werk angeführt, das nicht durch die Tintenkleckse auf dem Papier (also ihren dinglichen Einzelteilen), sondern erst durch die künstlerische Anordnung von Buchstaben und Wörtern definiert ist.

(ii) Museum

Ähnlich den Schwierigkeiten, die sich bei der Begriffsbestimmung von Kunst ergeben, stellt sich die Definition eines Museums problematisch dar - „das Museum an sich existiert nicht“ (MACDONALD/FYFE, 1996, S. 4). „Die Bezeichnung Museum,“ so der Museologe Friedrich Waidacher „ist nicht geschützt. Wer immer will, kann, was immer er oder sie will, als Museum bezeichnen“ (WAIDACHER, 2000, S. 1). Er empfiehlt jedoch einen Definitionsvorschlag seines englischen Kollegen BESTERMAN, der ein Museum in Anlehnung an die offizielle Definition des Internationalen Museumsrates ICOM 6 wie folgt charakterisiert: „Museen sind dazu da, dass Menschen ihre Sammlungen studieren, um sie zu verstehen, um angeregt zu werden und um sich an ihnen fortzubilden. Zu diesem Zweck bewahrt, erforscht und entwickelt das Museum Sammlungen, die es für die Gesellschaft als Treuhänder verwaltet. Es macht sie zugänglich und interpretiert sie samt den Informationen, die mit ihnen verbunden sind“ (BESTERMAN, 1998, S. 37).

Wichtig an dieser wie der offiziellen Begriffsbestimmung ist die jeweilige Betonung des Museumsbetriebes als Dienstleistung für die Gesellschaft. Auch wenn in einer solchen Definition sicherlich schon ein Werturteil mitschwingt, sollte bei der Diskussion über die

4 Auf Grund der Feststellung, dass eine klare „Definition der Kunst ihrem eigentlichen Wesen widerspricht“, arbeitet die Rechtssprechung bspw. im Fall der durch das Grundgesetz geschützten Kunstfreiheit lediglich mit

Rechtsabgrenzungen des Kunstbegriffs (vgl. JARASS/PIEROTH, 1995, S. 187).

5 Auch dieser Bereich lässt sich allerdings nicht mehr allein auf dingliche Gegenstände reduzieren, was z.B. durch die Ausstellung von Video- und Klanginstallationen verdeutlicht wird.

6 Hier insbesondere entscheidend die im ersten Artikel genannten Merkmale eines Museums als „non-profit making, permanent institution in the service of society and of its development“ (ICOM Statutes, adopted by

the 16th General Assembly of ICOM (Den Haag, am 5. September 1989)).

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Möglichkeiten und Grenzen der privaten Kulturfinanzierung am Beispiel von Museen

privaten Finanzierungsmöglichkeiten eines Museums nie vergessen werden, wem und welchem Zweck diese Institution eigentlich dienen soll.

2.2. Bestandsaufnahme

Das kulturelle Leben in der Bundesrepublik ist geprägt durch das Zusammenwirken der Kulturwirtschaft, dem privaten Engagement in Vereinen und den in öffentlicher Trägerschaft befindlichen oder von der öffentlichen Hand geförderten Kultureinrichtungen. Im Unterschied zu anderen europäischen und vor allem angelsächsischen Ländern (hier insbesondere die Vereinigten Staaten von Amerika) obliegt die finanzielle Kulturförderung in erheblichen Maße der öffentlichen Hand. Zwar unterstützen neben dieser auch private Unternehmen Kulturvorhaben in begrenztem Umfang 7 , aber bei einer Gesamtgröße des jährlichen finanziellen Engagements von umgerechnet ungefähr 10 Mrd. Euro (bezogen auf 2000) und einem Verhältnis zwischen öffentlichen zu privaten Mitteln von 10 zu 1 ist dieser Bereich von deutlich untergeordneter Bedeutung (Zahlen nach NIDA-RÜMELIN, 2001). Laut Angaben des Arbeitskreises Kulturstatistik wird die öffentliche Kulturfinanzierung dabei größtenteils von den Ländern (50%) und Gemeinden (43%) getragen (ARBEITSKREIS KULTURSTATISTIK, 1998) 8 . Die mit den verbleibenden 7% der Gesamtsumme recht kleine Finanzleistung des Bundes konzentriert sich lediglich auf kulturelle Bereiche mit gesamtdeutscher Bedeutung sowie Berlin als „kulturellem Schaufenster Deutschlands“ 9 . Nicht zuletzt vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Mittel und dem generell bei Bund und Ländern festzustellenden Bestreben der Haushaltskonsolidierung werden heute zunehmend alternative Möglichkeiten der Kulturfinanzierung diskutiert. Diese Diskussion umfasst auch und gerade die Stärkung des privatwirtschaftlichen Engagements. Der Bereich der Museen und Bildenden Künste stellt mit ca. 540 Kunstmuseen, 380 Kunsthallen, sowie einer Vielzahl weiterer Förderschwerpunkte (bspw. Artotheken, Kunstzeitschriften und Kunsthochschulen) und einer Gesamtfördersumme aus öffentlichen Haushalten von umgerechnet 1,1 Mrd. Euro lediglich einen Unterbereich der Kulturfinanzierung dar (Daten bezogen auf den Zeitraum 1992-1995; vgl. SÖNDERMANN, 1995). Deutlicher als bei der gesamten Kulturfinanzierung obliegt den Gemeinden noch vor den Ländern die Hauptlast der Museumsfinanzierung. Auffällig ist hierbei die generell zu beobachtende rückläufige Tendenz der öffentlichen Bezuschussung (Tab.1).

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Möglichkeiten und Grenzen der privaten Kulturfinanzierung am Beispiel von Museen
Untertitel
Einige Überlegungen zur Zukunft der deutschen Kulturlandschaft
Hochschule
Universität Potsdam
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V186064
ISBN (eBook)
9783869439440
ISBN (Buch)
9783656992691
Dateigröße
653 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
möglichkeiten, grenzen, kulturfinanzierung, beispiel, museen, einige, überlegungen, zukunft, kulturlandschaft
Arbeit zitieren
Denis Drechsler (Autor:in), 2002, Möglichkeiten und Grenzen der privaten Kulturfinanzierung am Beispiel von Museen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186064

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