Ziel dieser Arbeit ist die Bearbeitung des ersten Kapitels des zweiten Buches der
„Physik“1 des Aristoteles. Vorausgegangen ist diesem Kapitel das erste Buch mit
insgesamt neun Kapiteln, worin Aristoteles sich mit einigen Naturdenkern der
Vorsokratik2 auseinandersetzt, einige widerlegt und andere modifiziert. Außerdem
erläutert er dort die Notwendigkeit der Prinzipienbestimmung für die
Naturwissenschaften. Hauptanliegen des ersten Buches aber ist es, eine Lehre von
den Gegensätzen und deren Verhältnis zueinander bereit zu stellen, um zu
ergründen, was die Anfänge des Seienden sind.
Mit der hier vorliegenden Arbeit wird versucht, das im Fokus befindliche Kapitel so zu
erläutern, dass auch der Leser, der nur geringe Vorkenntnisse3 hat, zumindest einen
kleinen – wenn auch für das Gesamtverständnis wohl nie ausreichenden - Einblick in
dieses Werk des griechischen Philosophen erhaschen kann.
So geht es also um die Bearbeitung eines speziellen aristotelischen Problems, und
zwar in Form einer erläuternden Zusammenfassung eines einführenden Kapitels: Die
Frage nach Stellenwert und Verhältnis von Stoff und Form steht dabei im Mittelpunkt.
Dazu wird allerdings zunächst die Frage nach der Naturbeschaffenheit und dem
eigentlichen Wesen der Dinge4 beantwortet werden müssen. In dieser Arbeit wird
dazu das zugrunde liegende Kapitel in sinnvoll erscheinende
Argumentationsabschnitte eingeteilt, die somit strukturbestimmend für diese Arbeit
sind. Im Rahmen der Bearbeitung des zweiten Buches wird es zuweilen auch
notwendig sein auf das erste Buch der „Physik“ zurückzugreifen, weil dort
Gedankengänge entweder ihren Ursprung haben oder fortgeführt werden. Zunächst
soll hieran anschließend aber der Versuch unternommen werden, das in Frage
stehende Kapitel kurz zusammenzufassen.
1 Zugrunde liegt die beim Felix Meiner Verlag Hamburg erschienene zweisprachige Ausgabe der
ersten vier Bücher der „Physik“ in der Übersetzung von Hans Günter Zekl aus dem Jahr 1987.
2 Nach dem Philosophie-Lexikon (siehe Literaturverzeichnis) werden unter den Vorsokratikern die
griechischen Philosophen, die etwa im Zeitraum von 470 – 399 v. Chr, also vor Sokrates, tätig waren
verstanden. [...] Alles
Wissen über die Vorsokratiker beruht in der Hauptsache auf den Berichten späterer Philosophen.
3 Die Basis zum Verständnis zumindest dieses Kapitels wird im ersten Buch ausgebreitet.
4 Von Ding oder Dingen wird in dieser Arbeit dann gesprochen, wenn damit schon irgendwie geformter
Stoff gemeint ist.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung, Ziel, Methode
- I.1 Überblick
- II. Natur- und Nicht-Naturdinge
- II.1 Naturbeschaffenheit
- II.1.1 Wesen
- II.1 Naturbeschaffenheit
- III. Rede und Antwort
- III.1 Der Stoff
- III.2 Die Form
- IV. Werden
- IV.1 fehlende Bestimmung und Gegensatz
- V. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist die detaillierte Analyse des ersten Kapitels im zweiten Buch der „Physik“ von Aristoteles. Dabei wird das Kapitel mit besonderem Fokus auf die Beziehung zwischen Stoff und Form untersucht. Die Arbeit legt den Schwerpunkt auf die Klärung der Frage, wie sich die Naturbeschaffenheit von Dingen aus der Verbindung von Stoff und Form ergibt und welche Bedeutung die Form für das Wesen eines Dings besitzt.
- Natur- und Nicht-Naturdinge: Die Unterscheidung zwischen Dingen, die von Natur aus existieren, und solchen, die durch menschliche Einwirkung entstehen.
- Stoff und Form: Analyse der Beziehung zwischen dem zugrundeliegenden Stoff und der Form, die ihm durch den natürlichen Drang oder durch menschliches Eingreifen gegeben wird.
- Das Wesen der Dinge: Die Frage nach dem eigentlichen Wesen der Dinge und wie dieses durch Stoff und Form bestimmt wird.
- Antiphons Sichtweise: Die Gegenüberstellung von Antiphons Sichtweise, die den Stoff als das Wesen des Dings betrachtet, mit Aristoteles' Argumentation.
- Die verwirklichte Form: Die Untersuchung der tatsächlichen, verwirklichten Form im Gegensatz zu der Form, die nur der Möglichkeit nach existiert.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel des zweiten Buches der „Physik“ beginnt mit der Unterscheidung von natürlichen und nicht-natürlichen Dingen. Aristoteles argumentiert, dass Naturdinge einen inneren Drang nach Veränderung besitzen und diese Veränderung durch die Verbindung von Stoff und Form geschieht. Während die Form den Dingen ihre spezifische Gestalt verleiht, ist der Stoff die Materie, aus der sie bestehen.
Im Anschluss daran stellt Aristoteles die Frage nach dem Wesen der Dinge und stellt Antiphons Sichtweise gegenüber, der den Stoff als das Wesen des Dings ansieht. Aristoteles betont hingegen die Bedeutung der Form, die er als das Ergebnis des natürlichen Drangs betrachtet.
Das Kapitel endet mit der Unterscheidung zwischen der verwirklichten Form und der Form, die nur der Möglichkeit nach existiert. Aristoteles argumentiert, dass die tatsächliche Form den Stoff übertrifft und das Wesen des Dings bestimmt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Textes sind Natur, Nicht-Natur, Stoff, Form, Wesen, Veränderung, Antiphon, verwirklichte Form, Möglichkeit, Drang, Naturbeschaffenheit.
- Arbeit zitieren
- Friedrich Fiebiger (Autor:in), 2003, Die Grundbestimmungen der Natur nach Aristoteles' Physik, Buch II, Kapitel 1, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18639