Im folgenden Essay soll die Rolle der Prävention in der Diziplinargesellschaft diskutiert werden. Den Begriff der „Diziplinargesellschaft“ beschreibt der französischen Philosoph Michel Foucault 1975 in seinem Buch „Überwachen und Strafen“. In diesem Buch beschreibt Foucault ein bestimmtes Gefängnis. Das sogenannte „Panoptikum“ ist hierbei Modell und Inbegriff der Diziplinargesellschaft. Jeder Gefangen wird im Panoptikum dauerhaft überwacht, bzw. hat das Gefühl dauerhaft beobachtet zu werden. Diese Methode der Bestrafung soll, als Alternative der körperlichen Züchtigung die Seele des Gefangenen verletzen, sowie unerwünschtes Verhalten durch Überwachung verhindern. Mit diesem Szenario Foucaults entstand ein öffentlicher Diskurs über den Sinn und Unsinn von Strafe und Prävention. Wie lassen sich diese beiden Begriffe zusammen bringen? Der angesprochene Diskurs ist jedoch nicht neu. Diverse Autoren nahmen auch schon früher die Kritik an einer Überwachungsgesellschaft auf. 1947 beschreibt George Orwell in seinem Roman „1984“ die Dystophie (Anti-Utopie, pessimistische Zukunftsversion) eines totalitären Überwachungsstaates. Aber auch Aldous Huxley veröffentlichte bereits 1932 „Brave new World“ wo ein fiktiver Weltstaat durch die Auswahl und Veränderung der DNA, also noch vor der Geburt, Menschen ohne Anlagen zu kriminellen oder der Gesellschaft nicht zuträglichem Verhalten zu züchten (Form der Prävention). Den weitesten Blick in die Zukunft wagt H.G. Wells in seinem Roman „The Time-Maschine“. Hierbei entdeckt ein Zeitreisender in ferner Zukunft eine Lebensform deren Vorfahren insoweit präventive Maßnahmen ergriffen haben, dass diese Gesellschaft gar nicht mehr weiß was Kriminalität ist. Entsprechend sind diese Wesen völlig verweichlicht und zu keinerlei Selbstreflexion fähig. Aber auch in neuere Medien wie „Equilibrium“ oder „Matrix“ üben Kritiken an der Diziplinargesellschaft. Serien wie „Big Brother“ beweisen mit ihren hohen Einschaltquoten aber auch eine gewisse Beobachtungslust aller Menschen. Werden Menschen beobachtet wird diese Begebenheit allerding negativ bewertet. In Großbritannien beispielsweise wird die Anzahl der Überwachungskameras auf 4 Mio. geschätzt. Aber auch in Deutschland kann das Verhalten der Menschen durch Handyortung und Internetnutzung nachvollzogen werden. Die Überwachung von Menschen stellt eine Möglichkeit der Prävention dar. „Prävention“ dient zur Abwehr möglicher Gefahren und Störungen. Wörtliche übersetzt bedeutet Prävention...
Inhaltsverzeichnis
- Die Rolle der Prävention in der Diziplinargesellschaft
- Foucault und das Panoptikum
- Überwachungsgesellschaften in der Literatur und den Medien
- Prävention als Abwehr möglicher Gefahren
- Die Soziologie und die Vorhersagbarkeit menschlichen Verhaltens
- Die Herausforderungen präventiver Maßnahmen
- Die Bedeutung der Integration
- Versagen von Präventionsmaßnahmen und Disziplinierung
- Generalprävention und Spezialprävention im Strafrecht
- Praktische Umsetzung von Resozialisierung und Intervention
- Die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen und Subkulturen im Strafvollzug
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Rolle der Prävention in der Diziplinargesellschaft. Er analysiert, wie die Idee der Prävention in der Praxis umgesetzt wird und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Dabei wird der Fokus auf die Spannungen zwischen theoretischen Ansätzen und der Realität gelegt.
- Das Konzept der Diziplinargesellschaft nach Foucault
- Die Darstellung von Überwachungsgesellschaften in Literatur und Film
- Die Herausforderungen präventiver Maßnahmen in der Sozialarbeit
- Die Rolle des Strafrechts in der Prävention und Resozialisierung
- Die Grenzen soziologischer Vorhersagen menschlichen Verhaltens
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Einführung in den Begriff der „Diziplinargesellschaft“ nach Foucault und beleuchtet dessen Relevanz im Kontext von Prävention. Anschließend werden verschiedene literarische und filmische Darstellungen von Überwachungsgesellschaften diskutiert. Es folgt eine Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Prävention als sozialwissenschaftliches Konzept und den damit verbundenen Herausforderungen, insbesondere der Schwierigkeit, menschliches Verhalten vorherzusagen und zu beeinflussen. Der Essay betrachtet die Rolle der Prävention im Strafrecht, differenziert zwischen General- und Spezialprävention und analysiert kritisch die praktische Umsetzung von Resozialisierungsmaßnahmen im Strafvollzug. Die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen und die Herausbildung von Subkulturen in Gefängnissen werden als Faktoren diskutiert, die den Erfolg von Präventionsmaßnahmen beeinträchtigen können.
Schlüsselwörter
Prävention, Diziplinargesellschaft, Foucault, Überwachung, Soziologie, Strafrecht, Generalprävention, Spezialprävention, Resozialisierung, Strafvollzug, Subkultur, Integration, soziale Benachteiligung.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Michael Estel (Author), 2011, Die Rolle der Prävention in der Diziplinargesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186886