Die Suche nach Identität ist ein zutiefst menschlicher Prozess. Wo komme ich her? Wo gehöre ich hin? Diesen Fragen implizit, so die Vermutung an dieser Stelle, ist die Suche nach einem Platz im Leben. Das Bedürfnis nach Sinn drückt sich in der Suche nach Zugehörigkeit aus. Um das Morgen zu wagen, muss der Mensch sein Gestern kennen.
Die Geschichte der Menschheit gibt Zeugnis von dieser Suche nach Identität, die sich auch auf einer höheren Strukturebene in den jeweils individuellen Riten der Völker zeigt. Beispielhaft sei die biblische Urgeschichte, genauer die Schöpfungserzählungen, genannt. Diese Texte sind Zeugnisse für die Identitätssuche des Volkes Israel, welche dahingehend endet, dass sich dieses Volk als von Jahweh erschaffen und berufen versteht.
Im Kontext dieser Arbeit soll die Suche nach Identität im speziellen Fall von Pflegeverhältnissen thematisiert werden. Unter der Maßgabe, dass jedem Menschen diese Suche nach dem Kern seiner Persönlichkeit innewohnt – ja, geradezu ein Grundbedürfnis genannt werden kann – sollen besonders dauerhafte Pflegebeziehungen mit den ihnen eigenen Herausforderungen ernst genommen werden. Die Frage „Wer bin ich?“ wird sich früher oder später jedes/r in Pflege genommene Kind/ Jugendliche stellen. Es wird zu fragen sein, welche Bedingungen günstig und welche Maßnahmen notwendig sind, damit die Möglichkeit eröffnet wird, diese Frage zufriedenstellend zu beantworten.
Jeder Mensch ist (zum Teil auch sich selbst) Geheimnis. Er gehört niemandem. Der eingangs zitierte Poet vermittelt ein Gefühl dafür, mit welch notwendiger Distanz man dem anvertrauten Kind/ Jugendlichen begegnen sollte, bzw. wo die nicht hintergehbaren Grenzen zu seiner Persönlichkeit liegen. In Bezug auf die Problematik eines Pflegeverhältnisses geschieht in den zitierten Ausführungen eine wichtige Sensibilisierung für die Individualität jedes Kindes. Obwohl im Gedicht leibliche Eltern angesprochen scheinen, kann es auch als Apell an Pflege(und Adoptiv-)eltern verstanden werden. Erwachsene, die die Verantwortung für ein Kind/ einen Jugendlichen (übernommen) haben, sind aufgefordert, ihre Macht- und Einflussmöglichkeiten relativiert wahrzunehmen.
Das Vordringen zu seinem Geheimnis – die Suche nach seiner Identität - wird jedem Kind/ Jugendlichen selbst überlassen bleiben.
Inhaltsverzeichnis
Gedicht „Deine Kinder sind nicht deine Kinder“
1. Einleitung
2. Wie es zu einem Pflegeverhältnis kommt
2.1 Die sogenannte Herkunftsfamilie
2.2 Elternrecht und Kindeswohl
2.3 Traumatische Vorerfahrungen als Ausgangsbedingung eines Pfl egeverhältni sses
2.4 Vorerfahrungen mit Institutionen der Jugendhilfe
3. Wie ein Pflegeverhältnis gelingen kann
3.1 Beweggründe der Pflegeeltern
3.2 Die beiden zentralen Pflegefamilienkonzepte
Das Ersatzfamilienkonzept
Das Ergänzungsfamilienkonzept
Diskussion
3.3 Pflegefamiliale Konstellationen und Gestaltungsmöglichkeiten
Tagespflegefamilie
Dauerpflegefamilie
3.4 Geschwisterbeziehungen in Pflegeverhältnissen
4. Wie ein gesunder Identitätsbildungsprozess des Pflegekindes möglich wird
4.1 Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie
4.2 Die Rolle des verwandtschaftlichen Systems
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
- Quote paper
- Janka Vogel (Author), 2011, Identitätsentwicklung von Pflegekindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186898
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