Die Steingutfabrik Damm und ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert


Facharbeit (Schule), 2010

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Stellenwert der Steingutfabrik Damm und ihrer Erzeugnisse im 19. Jahrhundert

2. Die Steingutfabrik Damm und ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert
2. 1 Vorgeschichte
2. 1. 1 Importverringerung und Kostensenkung
2. 1. 2 Gründungsversuch des Dr. Czihak
2. 2 Gründungsgeschichte
2. 2. 1 Die Steingutfabrik des Professor Anselm Strauß
2. 2. 2 Der Streit zwischen Strauß und Müller
2. 3 Aufwertung der Steingutfabrik Damm
2. 3. 1 Privilegium
2. 3. 2 Erwerb der Höchster Figurenformen
2. 4 Wichtige Persönlichkeiten
2. 4. 1 Daniel Ernst Müller
2. 4. 2 Jakob Heinrich von Hefner
2. 5 Niedergang der Steingutfabrik Damm
2. 5. 1 Unter Caspar Marzell
2. 5. 2 Unter Heinrich Dahlem und Ignaz Fertig

3. Stellenwert der Steingutfabrik Damm und ihrer Erzeugnisse im 20. Jahrhundert und heute 12

4. Literaturverzeichnis

5. Anhang
5. 1 Abbildungen auf dem Titelblatt
5. 2 Abbildungsverzeichnis

6. Selbständigkeitserklärung 20

1. Stellenwert der Steingutfabrik Damm und ihrer Erzeugnisse im 19. Jahrhundert

Die Gründung einer Steingutfabrik in Damm bei Aschaffenburg[1] im Mai 1827 bedeutete zu dieser Zeit die Errichtung eines Betriebes, der in ganz Unterfranken bisher nicht vertreten war. Wo zunächst nur Gebrauchsgeschirre wie Teller, Tassen, oder Krüge produziert wurden, entstanden zur Blütezeit in den Jahren 1840-1860 sogar eigene Figurenformen, die der Fabrik das Ansehen einer eigenständigen Manufaktur verliehen. Dieses erstreckte sich über den regionalen Bereich hinaus. Die Erzeugnisse der Steingutfabrik Damm konnten auf Ausstellungen in Paris, Würzburg, Wien und auch München bewundert werden, wo die Geschirre der dortigen Ausstellung im Jahre 1835 folgendermaßen beurteilt wurden:

„Diese leichtgeformten und gut gebrannten Geschirre von weißem und bedrucktem Gute empfehlen sich ebenso durch ihr äußeres gefälliges Aussehen als durch die Billigkeit der Preise. Der farbige Ueberdruck ist vollendet zu nennen und wird von keiner Fabrik des Auslandes übertroffen.“[2]

Bei Sammlern beliebt und von Autoren zeitgenössischer Schriften gelobt erfreute sich die Steingutfabrik Damm eines sehr guten Rufes und war somit überregional hoch angesehen und auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein bedeutendes Unternehmen des

19. Jahrhunderts.

2. Die Steingutfabrik Damm und ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert

2. 1 Vorgeschichte

2. 1. 1 Importverringerung und Kostensenkung

Die Vorgeschichte der Steingutfabrik Damm begann in England, wo Verbesserungen in der Herstellung des Steingutes durch den Töpfer Josiah Wedgwood[3] dazu führten, dass auch in Deutschland die Nachfrage erheblich stieg. Denn dieses verbesserte Steingut konnte konkurrieren mit dem bisher bevorzugten, jedoch teuren Porzellan. In Unterfranken musste zu dieser Zeit das Steingut aus England importiert werden, da dort ein entsprechendes Unternehmen fehlte. Daher hatte man das Ziel, die durch den Import verursachten Zoll- und Reisekosten durch ein eigenes Gewerbe zu verringern, um dem Bedarf an Steingut im Lande billiger nachkommen zu können. Auf diese Weise sollte außerdem die eigene Wirtschaft in Schwung gebracht und die Ausgaben, die nach England getätigt wurden, vermindert werden.[4]

2. 1. 2 Gründungsversuch des Dr. Franz Seraph Czihak

Dr. Franz Seraph Czihak, ein Aschaffenburger Arzt, hatte als erster Unternehmer die Absicht, Steingut in Aschaffenburg herzustellen. Dazu erwarb er in den Jahren 1804 und 1805 die Gebäude und Utensilien, die er zum Verarbeiten von Ton benötigte; diese wollte er letztendlich in eine Steingutfabrik umfunktionieren.

Nachdem er mit Aschaffenburger Tonerde experimentiert hatte und bereits erste Erfolge in der Produktion von Steingut aufweisen konnte, schickte er einige Proben an einen Gutachter der Regierung mit einer Bitte um staatliche Unterstützung seines Gründungsprojektes. Er behauptete, ein qualitativ hochwertigeres Geschirr als das des Engländers Wedgwood produzieren zu können, weshalb es im Interesse des Staates liegen sollte, ihm bei seinen weiteren Arbeiten zu helfen.

Seine Ansprüche waren hoch: Er verlangte unter anderem ein allgemeines Verbot für das Gründen einer weiteren Steingutfabrik über einen Zeitraum von 25 Jahren und absolute Zollfreiheit für den Import und Export bestimmter Waren oder Rohstoffe. Da das Gutachten über seine eingeschickten Steingutproben aber eher mittelmäßig als brillant ausfiel, wurden seine Forderungen stark eingeschränkt und er erhielt lediglich die Erlaubnis, über 10 Jahre eine Steingutfabrik zu führen.

Viele Jahre verbrachte Dr. Czihak damit, Verhandlungen um Geldzuschüsse oder Privilegien mit Regierung und Gemeinde zu führen, wobei er immer mehr verlangte, ihm schließlich jedoch vieles verwehrt blieb. Im Jahre 1815 war er die ständigen Kämpfe leid und gab seine Pläne gänzlich auf.[5]

Dies hätte bereits der Anfang der Steingutfabrikation in Aschaffenburg sein können, jedoch führte die Großspurigkeit der zentralen Person in dieser Angelegenheit, Dr. Franz Seraph Czihak, zu deren jähem Ende. Man könnte fast bedauern, dass jener später nicht mehr in Aschaffenburg lebte, um Zeuge der großen Erfolge, die in der Steingutfabrikation noch erzielt wurden, zu werden.

2. 2 Gründungsgeschichte

2. 2. 1 Die Steingutfabrik des Professor Anselm Strauß

Der gebürtige Aschaffenburger Professor Anselm Strauß fasste neun Jahre später den Entschluss eine Steingutfabrik in Aschaffenburg zu gründen. Als Professor der Chemie an der örtlichen Karls-Universität[6] begann er im Jahre 1824 damit, Tonproben verschiedener Arten zu sammeln und chemisch zu untersuchen. Dabei erkannte er die Vielfalt an Tonarten und Mineralien die Aschaffenburg zu bieten hatte und bemühte sich daraufhin ab August 1826 um die Erlaubnis, dort eine Steingutfabrik gründen und leiten zu dürfen; diese erhielt er im Mai 1827. Bereits zwei Jahre später übergab Strauß die Fabrik seinem Geldgeber, einem Handelsmann aus Frankfurt, und schied aus dem Unternehmen aus. Der Grund: Anna Maria Müller, eine vermögende Aschaffenburgerin, hatte die Erlaubnis im Mai 1827 ebenfalls erhalten und eine Steingutfabrik in Damm gegründet. Diese stellte eine große Konkurrenz für die Fabrik des Strauß dar und brachte mehr und vor allem qualitativ hochwertigeres Steingut hervor.

Im Jahre 1833 erfolgte die öffentliche Versteigerung der Fabrik, die Strauß erst 1827 gegründet hatte. Der Grund für den jähen Niedergang war die Steingutfabrik Damm, deren Konkurrenz man nicht gewachsen war. Und doch hatte das Unternehmen des Professor Anselm Strauß erheblichen Einfluss auf die Erforschung der Steingutherstellung im benachbarten Damm gehabt. Daniel Ernst Müller, der die Fabrikation in Damm leitete, war ein Schüler des Professor Strauß gewesen und hatte in seinen Vorträgen viel gelernt, was ihm für seine bevorstehende Fabrikleitung nützte; später war er auch bestrebt, das Fabrikgebäude des Strauß zu ersteigern. Außerdem gingen 1837 einige Wiesen, die ursprünglich Strauß zur Tongewinnung genutzt hatte, in den Besitz der Steingutfabrik Damm über.[7]

Die Steingutfabrik Damm war somit zwar teilweise für den Untergang der Aschaffenburger Fabrik verantwortlich gewesen, jedoch hätte sie sich ohne den Einfluss der Steingutfabrik des Professor Anselm Strauß sehr wahrscheinlich in eine andere Richtung entwickelt.

2. 2. 2 Der Streit zwischen Strauß und Müller

Der Streit zwischen Professor Strauß und seiner Konkurrentin Anna Maria Müller entbrannte 1827, als beide Parteien eine Steingutfabrik gründeten und einen Antrag zur Erlaubnis der Fabrikführung an die Regierung stellten. Strauß, der sich selbst als Begründer der Idee, die Steingutfabrikation nach Aschaffenburg zu bringen, sah, richtete im Juni 1827 eine Bitte an den König, man möge die Eingabe der Anna Maria Müller nicht eher bearbeiten als seine eigene. Er argumentierte damit, dass die wohlhabende Witwe des kurmainzischen Hofkontrolleurs[8] Arnold Müller unbezweifelt nur den Namen hergiebt [9], um ihn zu verdrängen. Anna Maria Müller verfasste daraufhin einen Brief an einen Würzburger Grafen, zu dem sie persönliche Beziehungen pflegte. Dieser sollte ihr helfen, ihre Fabrikationsansprüche durchzusetzen. Sie sprach in ihrem Brief den Aspekt an, die Ware ins Ausland exportieren zu können:

„ ... aber das kann ich ... versichern, dass bereits das ... Steingut in guter Qualität in meiner Fabrik zu haben ist, und dass ich in wenigen Wochen im Stande bin, auch die feinere Waare in den Verkehr bringen zu können, und somit ein Bedürfnis befriedigt werden kann, welches seither das Ausland befriedigt hat.“[10]

Im Januar 1828 erfuhr Anna Maria Müller, dass die Beschwerden des Strauß nicht zur Kenntnis genommen wurden. Die Steingutfabrik Damm konnte somit weiter wachsen und überholte die Konkurrenz gänzlich. Nach dem Austritt des Strauß aus seinem Unternehmen beruhigte sich der Streit zwischen ihm und Anna Maria Müller allmählich, und nach der Versteigerung seiner Fabrik hatte die Familie Müller das Gewerbe allein in der Hand. Die Steingutfabrik Damm hatte somit ihre ersten Schwierigkeiten bewältigen können. Der letzte Schritt, der nun noch folgte, war die Übergabe der Fabrik mit allen Waren- und Materialvorräten von Anna Maria Müller an ihren Sohn, Daniel Ernst Müller im Oktober 1828.[11] Damit waren die Gründungsvorgänge abgeschlossen und die Steingutfabrik Damm konnte zu

einem bedeutenden Unternehmen heranwachsen.

2. 3 Aufwertung der Steingutfabrik Damm

2. 3. 1 Privilegium

Der gesamte Besitz[12] der Steingutfabrik Damm bestand zum einen aus der Herrenmühle[13], wo die Verarbeitung der Rohprodukte stattfand. Diese lag gegenüber dem eigentlichen Fabrikgebäude[14], in welchem sich die Brennöfen zur Produktion des Steingutes befanden. Hinzu kamen noch einige tonhaltige Äcker im Umkreis der beiden Gebäude. Mit diesen Baulichkeiten und dazugehörigen Grundstücken hatte die Steingutfabrik Damm eine Größe, die mit keinem Unternehmen in der Region verglichen werden konnte; dennoch strebte der Fabrikbesitzer Daniel Ernst Müller danach, seiner Fabrik eine noch angesehenere Stellung zu verschaffen. Hierzu war ein Privilegium nötig, durch welches die spezielle Steingutherstellung der Steingutfabrik Damm offiziell beurkundet wurde, um Nachahmungen vorzubeugen. Denn Daniel Ernst Müller hatte durch zahlreiche Versuche mit verschiedenen Materialien Verbesserungen der Brennöfen und schließlich auch der fertigen Produkte hervorbringen können. Im Mai 1830 wurde ihm das Privilegium erteilt, das ihn als Entdecker dieser neuen Verfahren anerkannte.[15]

Die Gewährung des Privilegiums war ein Zeichen für das hohe Ansehen der Steingutfabrik Damm schon drei Jahre nach ihrer Gründung. Außerdem zeigt dies auch, dass die Qualität des Dämmer Steingutes besonders lobenswert und vor allem einzigartig war.

[...]


[1] Damm gehört erst seit 1901 zu Aschaffenburg

[2] Krämer, Werner, Erinnerungen an das "Dammer-Porzellan", in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Aschaffenburg 1990-1992, S. 54

[3] Josiah Wedgwood war ein englischer Unternehmer, der das Töpferhandwerk industrialisierte.

[4] vgl. Stenger, Erich, S. 15

[5] vgl. Stenger, Erich, S. 16 ff.

[6] Aschaffenburger Universität von 1809-1818

[7] vgl. Stenger, Erich, S. 22 ff.

[8] Überwacht die Wirtschaftsführung im kurmainzischen Gebiet

[9] Stenger, Erich, S. 30

[10] Stenger, Erich, S. 31

[11] vgl. Stenger, Erich S. 30 f.

[12] Abb. Nr. 1

[13] Abb. Nr. 2

[14] Abb. Nr. 3

[15] vgl. Stenger, Erich S. 39 f.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Steingutfabrik Damm und ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert
Note
1
Autor
Jahr
2010
Seiten
19
Katalognummer
V186919
ISBN (eBook)
9783656101727
ISBN (Buch)
9783656101987
Dateigröße
4290 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte, Steingutfabrik, Steingut
Arbeit zitieren
Alex Elisabeth Eigenseer (Autor:in), 2010, Die Steingutfabrik Damm und ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186919

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