Mit dieser Analyse vier verschiedener Schulbücher, die unter den Bedingungen einer Diktatur entstanden sind, wurde das Ziel verfolgt, Strategien zur Beeinflussung der SchülerInnen durch Lehrbücher aufzuzeigen. Es war zu vermuten, dass sich in Zeiten einer besonders rigorosen und vereinheitlichenden Schulpolitik, wie sie unter totalitärer Herrschaft zu beobachten ist, Tendenzen der Einflussnahme, die auch unter anderen Bedingungen gegeben sind, in besonders deutlicher Weise finden lassen. Sie aufzuzeigen könnte die Sensibilität für subtilere Formen absichtlicher oder unabsichtlicher ideologischer Ausrichtung stärken.
Gewählt wurde je ein Lehrbuch aus dem Fach Geschichte aus der Zeit des italienischen Faschismus, des Nationalsozialismus in Deutschland, des österreichischen „Ständestaats“ und des kommunistischen Systems in der Tschechoslowakei. Damit sollen natürlich keineswegs die entsprechenden politischen Systeme gleichgesetzt werden.
Bei der Analyse zeigte sich, dass alle vier untersuchten Bücher eine ideologisch gefärbte und stark wertende Darstellung von Geschichte boten. Alle sind in hohem Ausmaß als identifikatorisch zu bezeichnen, sie sollten den SchülerInnen eine Identität aufdrängen und zugleich Herrschaft legitimieren. Ebenso ist ihnen gemeinsam, dass sie Geschichte in der Art einer „Heilsgeschichte“ erzählten. Das italienische, deutsche und tschechoslowakische Buch erfüllten damit den vom herrschenden Regime erteilten Auftrag, indem Mussolini, Hitler bzw. das kommunistische System als „Retter“ präsentiert wurden. Beim österreichischen Buch lagen die Dinge komplizierter, da sich herausstellte, dass formal zwar die vom österreichischen Regime der Jahre 1933 bis 1938 aufgestellten Forderungen erfüllt wurden, mindestens einer der beiden Autoren jedoch illegaler Nationalsozialist war, was zu deutlichen Brüchen in der Darstellung führte. Gemeinsam ist den Büchern auch der Eurozentrismus.
Die Methoden, die angewandt wurden, um den gewünschten Erfolg zu erzielen, sind vielfältig: Wortwahl, Interpretation, Gliederung, Betonungen, Auslassungen, Illustrationen und vieles mehr wurde eingesetzt. Die Gefahr, dass Kinder durch diese Schulbücher gezielt manipuliert wurden, ist als hoch zu bezeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die gewählten Bücher
- Zur Frage der Periodisierung und zum Umgang mit Jahreszahlen
- Räumliche Erstreckung
- Ansätze zu aspektorientierter Betrachtung
- ,,Wir“ und „,die anderen“
- Wer wird als Angehöriger der eigenen Gruppe empfunden?
- Feindbilder
- Mittel zur Darstellung der eigenen Gruppe und der „Feinde“
- Ausdruck und Wortwahl
- Ausführlichkeit, Auslassungen, Illustrationen
- Interpretation einzelner Ereignisse
- Ein Beispiel im Vergleich
- Zeitgenössische Stellungnahmen zu Geschichtsunterricht und Geschichte
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Schulbücher für Geschichte, die in verschiedenen Ländern unter den Bedingungen der Diktatur entstanden sind, und untersucht die Strategien der Beeinflussung, die in diesen Büchern angewandt werden. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Geschichte unter totalitärer Herrschaft aufzuzeigen und die Sensitivität für subtile Formen ideologischer Ausrichtung zu stärken.
- Darstellung von Geschichte unter totalitärer Herrschaft
- Strategien der Beeinflussung in Schulbüchern
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Geschichte
- Subtile Formen ideologischer Ausrichtung
- Pädagogische Aspekte und didaktische Hinweise
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Motivation für die Analyse der Schulbücher dar und erläutert den Fokus auf die Zeit der Diktatur. Die Auswahl der Bücher wird begründet und die Schwierigkeiten bei der vergleichenden Analyse aufgrund unterschiedlicher Schulstufen und Zeiträume werden hervorgehoben.
- Die gewählten Bücher: Die vier ausgewählten Schulbücher aus Italien, Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei werden detailliert vorgestellt. Hierbei werden Erscheinungsdatum, Herausgeber, Inhalt, Zielgruppe und Besonderheiten wie amtliche Zulassung und didaktische Hinweise beschrieben.
- Zur Frage der Periodisierung und zum Umgang mit Jahreszahlen: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage der Periodisierung in den Schulbüchern und analysiert die Wahl und den Umgang mit Jahreszahlen in den verschiedenen Ländern.
- Räumliche Erstreckung: Die Analyse untersucht die räumliche Erstreckung der Darstellung in den Schulbüchern und die Gewichtung bestimmter Regionen.
- Ansätze zu aspektorientierter Betrachtung: Dieser Teil analysiert die verwendeten Perspektiven in den Schulbüchern und untersucht die Auswahl und Gewichtung verschiedener Themen und Aspekte.
- ,,Wir“ und „,die anderen“: Die Arbeit analysiert die Konstruktion von „Wir“ und „die anderen“ in den Schulbüchern und untersucht die Darstellung von Freund- und Feindbildern.
- Wer wird als Angehöriger der eigenen Gruppe empfunden?: Dieser Teil befasst sich mit der Darstellung von Gruppenzugehörigkeit und der Definition von „Wir“.
- Feindbilder: Hier werden die Feindbilder, die in den Schulbüchern konstruiert werden, analysiert.
- Mittel zur Darstellung der eigenen Gruppe und der „Feinde“: Dieser Abschnitt beleuchtet die sprachlichen und visuellen Mittel, die zur Darstellung von „Wir“ und „die anderen“ eingesetzt werden.
- Ausdruck und Wortwahl: Die Analyse untersucht die Wortwahl und den sprachlichen Stil, der verwendet wird.
- Ausführlichkeit, Auslassungen, Illustrationen: Dieser Teil befasst sich mit der Gewichtung von Themen, der Verwendung von Illustrationen und der Interpretation von Ereignissen.
- Interpretation einzelner Ereignisse: Die Analyse untersucht die Interpretation einzelner Ereignisse und die Darstellung von historischen Fakten.
- Ein Beispiel im Vergleich: Dieser Abschnitt vergleicht die Darstellung eines bestimmten historischen Ereignisses in den verschiedenen Schulbüchern.
- Zeitgenössische Stellungnahmen zu Geschichtsunterricht und Geschichte: Dieser Abschnitt beleuchtet die zeitgenössische Debatte über Geschichtsunterricht und Geschichte im Kontext der jeweiligen Diktaturen.
Schlüsselwörter
Schulbücher, Geschichtsunterricht, Diktatur, Propaganda, Ideologie, Darstellung von Geschichte, Feindbilder, Gruppenzugehörigkeit, Sprachliche Mittel, Visuelle Mittel, Pädagogische Aspekte, Didaktische Hinweise, Zeitgenössische Debatte
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- Ilsemarie Walter (Author), 1998, Geschichtsbücher zu Zeiten totalitärer Herrschaft; Schulbuchanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18692