1. EINLEITUNG: DÄNEMARK ALS ASYLLAND
Die Frage: Wo die Politik der dänischen Regierung während der Zeit der NSDAP einzuordnen ist, war schon oft Gegenstand diverser Diskussionen, insbesondere der Blick auf die deutsche Besatzungszeit Dänemarks zwischen 9. April 1940 bis 4. Mai 1945.
Anders sieht es aus mit der Exilforschung in Dänemark, die erst seit den siebziger Jahren im Zuge einer sich etablierenden Internationalen Exilforschung durch die sogenannte ‚Grundforschung‘ und den ‚Länderstudien‘ an größeres Interesse gewonnen hat.
Dänemark spielte als Asylland während des Zeitraums 1933-1945 nur eine verhältnismäßig bescheidene Rolle, wenn man die schieren Zahlen innerhalb der Flüchtlingsströme in Europa nach 1933 miteinander vergleicht.
Seitens dänischer Regierungskreise war man stets in der deutsch-dänischen Außenpolitik darum bemüht, eine möglichst geringe ‚Angriffsfläche‘ zu bieten und eine Politik der Vermeidung jeglicher Konflikte mit dem südlichen Nachbarn zu führen.
Ausgedrückt wird das durch die Politik der Zusammenarbeit der dänischen Behörden mit der deutschen Besatzungsmacht.
Einerseits musste die dänische Regierung tausende Emigranten irgendwie abfertigen, die sich gen Norden aufgemacht haben und in oder über Dänemark, nach der Ergreifung der Macht durch die NSDAP, eine Fluchtmöglichkeit sahen. Anderseits herrschte die Meinung in Regierungskreisen, dass es möglichst vermieden werden sollte, gegenüber der deutschen Regierung negativ aufzufallen.
Durch verschiedene juristische Maßnahmen wurde in Dänemark, aber auch in anderen Skandinavischen Ländern, der Anteil am gesamten Flüchtlingsstrom so klein wie möglich gehalten. Die Verschärfung des Fremdengesetzes war Mittel zum Zweck.
Das kleine Land Dänemark mit einer Bevölkerung von 3.623.000 Einwohner, davon 6.000 Juden, also weniger als 0,17 % der gesamten Bevölkerung, wurde zwischen 1933 - 1945 mit etwa 20.000 - 30.000 Emigranten konfrontiert, die über Dänemark ins entferntere Ausland flohen. Nicht weniger als 2.200 Emigranten hielten sich für längeren Zeitraum in Dänemark auf und suchten Unterstützung bei verschiedenen Hilfsorganisationen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Dänemark als Asylland
- 1.1. Frage- und Problemstellung
- 2. Deutsche Flüchtlinge in Dänemark seit 1933
- 3. Fremdenpolitik bis zur Besetzung 1940
- 4. Hilfsorganisationen in Dänemark bis 1941
- 4.1. Das Emigrantenheim
- 5. Die Situation der Flüchtlinge in Dänemark während der Besatzungszeit
- 5.1. Die Rettung der Juden 1943
- 6. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die dänische Flüchtlingspolitik während des Nationalsozialismus. Sie beleuchtet die rechtliche und soziale Situation der Flüchtlinge, ihre Stellung in der dänischen Gesellschaft und die Gefahren, denen sie ausgesetzt waren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse der Herausforderungen, denen sich die dänische Regierung angesichts des Flüchtlingsstroms und der gleichzeitigen Bemühungen um Vermeidung von Konflikten mit dem Deutschen Reich gegenüber sah.
- Dänemarks Rolle als Asylland im Zeitraum 1933-1945
- Die Entwicklung der dänischen Fremdenpolitik und ihre Auswirkungen auf Flüchtlinge
- Die Aktivitäten von Hilfsorganisationen in Dänemark
- Die Situation der Flüchtlinge während der deutschen Besatzungszeit
- Die unterschiedliche Behandlung politischer und jüdischer Flüchtlinge
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Die Einleitung stellt die Forschungslücke in der Exilforschung in Dänemark heraus und betont Dänemarks verhältnismäßig bescheidene Rolle als Asylland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Sie skizziert die schwierige Balance der dänischen Regierung zwischen der Aufnahme von Flüchtlingen und der Vermeidung von Konflikten mit dem Deutschen Reich.
Kapitel 2: Dieses Kapitel beschreibt die Ankunft der ersten Flüchtlingswelle nach dem Sieg der NSDAP 1933 und den Anstieg der Flüchtlingszahlen in den folgenden Jahren. Es beleuchtet die Herausforderungen für die dänische Regierung aufgrund der hohen Anzahl an Transitflüchtlingen und politischen Flüchtlingen.
Kapitel 3: Dieses Kapitel analysiert die dänische Fremdenpolitik vor der Besetzung 1940. Es beschreibt die Verschärfung des Fremdengesetzes und die damit verbundenen Restriktionen für Flüchtlinge. Die zunehmende Kooperation der dänischen Behörden mit der deutschen Regierung wird thematisiert.
Kapitel 4: Das Kapitel beschreibt die Rolle verschiedener Hilfsorganisationen in Dänemark, die Flüchtlinge unterstützten. Es werden die Aktivitäten des Matteotti-Komitees, des Komitees vom 4. Mai 1933 und anderer Organisationen detailliert dargestellt, sowie deren Zusammenarbeit und Finanzierung.
Kapitel 4.1: Dieser Abschnitt widmet sich dem Emigrantenheim in Kopenhagen und seiner Bedeutung als Informations- und Begegnungsstätte für Flüchtlinge.
Kapitel 5: Das Kapitel beschreibt die Situation der Flüchtlinge während der deutschen Besatzungszeit. Die Verhaftungen und Ausweisungen von Flüchtlingen werden thematisiert.
Schlüsselwörter
Dänische Flüchtlingspolitik, Nationalsozialismus, Fremdenpolitik, Asyl, Exil, Hilfsorganisationen, Judenrettung, Besatzungszeit, politische Flüchtlinge, jüdische Flüchtlinge, Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht, Restriktionen, Hilfskomitees.
- Arbeit zitieren
- Christian Schewe (Autor:in), 2010, Fremdenpolitik in Dänemark - Emigranten im dänischen Exil nach 1933, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187182