Interkulturelle Philosophie und interkulturelle Management Praxis

Intercultural Philosophy and Intercultural Management Practice - Philosophie et Pratique du Management Interculturel


Fachbuch, 2012

397 Seiten


Leseprobe


Inhalt/Contents

Teil 1
Kultur und Geist
A. Fundamente und Grundlagen der Kultur
1. Die Kultur und die Schöpfungsordnung
B. Das religiöse Bewusstsein als einheitsstiftendes Prinzip der Menschheit
1. Menschliche Defizite hinsichtlich der komplementären Erkenntnis der Einheit und der Diversität:
Auf der individuellen Ebene
Auf der kollektiven Ebene
2. Grundlagen und Weg der Einheit
C.Metaphysik und Kultur
1. Der Primat Gottes
2. Die biologische, die psychologische und die geistige Natur ganzheitlicher menschlicher Kultur
3. Summum Unum

Teil 2
Kultur und Bewusstsein
Integration und Optimierung des interkulturellen State-of-the-art
1. Struktur und Kultur des Menschen:
Die Entstehung des Kulturprofils
Bewusstseinsarchitektur und Kultur
Architektur der kulturellen Ebenen in verschiedenen Tiefen
Die Beziehung zwischen expliziter und impliziter Bewusstseinsarchitektur
2. Bewusstseinsarchitektur und interkulturelle Forschung:
Kulturmodelle und interkultureller Paradigmenwechsel
Geert Hofstede (achtziger Jahre)
Trompenaars und Hampden-Turner (neunziger Jahre)
Edward T. Hall and Mildred R. Hall (neunziger Jahre)
Brannen und Salk (2000)
Der transkulturelle Ansatz (2000+)
360° transkulturelle Synergie
Synopsis interkultureller Managementforschung
3. Intrapsychisches Prozess- und interkulturelles Kommunikationsmanagement im globalen Kontext

Teil/Part 3
Kultur und interkulturelles Management
Ein interkulturelle Philosophie und interkulturelle Management Praxis integrierendes Modell
Review and upgrade of the global cultural paradigm:
1. The state of the intercultural art and science:
On human relativity in intercultural research
2. Enhancing the intercultural art and science:
Sources, models and the achievement of supreme cultural intelligence
3. Der ethische Standpunkt: Die Revolution der Nächstenliebe als Management der globalen Krise
4. Global Culture Systems Analysis: Sustainability and Accountability

Teil 4
Inter-transkulturelles Management Instrumentarium

Teil 5
Inter-transkulturelle Management Fachterminologie

Bibliographie

Teil 1

Kultur und Geist

A. Fundamente und Grundlagen der Kultur

1 Die Kultur und die

Der Mensch ist ein ganzheitliches, geistig-seelisch-körperliches Wesen. Er hat sich weder selbst erschaffen, noch aus sich selbst entwickelt. Daher wird er von Gesetzmäßigkeiten bestimmt, die er ebensowenig selbst erschaffen hat. Außer dieser lebensfähigen menschlichen Struktur gibt es bislang keine andere. Dies bedeutet, dass die Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten dieses einzigartigen Lebens ohne Ersatz und Alternative in der gegebenen Form anerkannt werden müssen. So ist das Gesetz des Lebens ohne Alternative.

Die geistig-seelische-körperliche Diversität ist Teil dieser singulären Gesetzmäßigkeit des Lebens, das in seiner Essenz Einheit ist: Einheit des Lebens, Einheit der Schöpfung, Einheit des Menschen. Die Quadratur von Einheit und Diversität ist immer im einen Leben, der einen Schöpfung und der Einheit des Menschen als Summum dieser einen Schöpfung lösbar und auflösbar.

Alle wahren Religionen und in zunehmenden Maße auch die sogenannten harten Wissenschaften, ebenso wie die Geistes- und Sozialwissenschaften, die nur eine vermeintlich rationalere Nachformulierung der ersteren sind, erkennen das in zunehmenden Maße. Und in dem Maße, wie die Schöpfungsordnung, die in wahrer Religion und überzeitlicher Offenbarung dem Menschen kundgetan und vorgegeben ist, in den Wissenschaften nachvollzogen und in den soziokulturellen, institutionellen Umfeldern bis zum Individuum hin Gehör und Befolgung findet, entsteht individueller und sozialer Frieden, national und international.

Darin besteht der eine wahre Weg der Schöpfung ohne zweiten. Er ist einfach und eins. Doch der Archetyp des Ungehorsams, der im Abweichen von der primär gegebenen Ordnung und der Zuwendung zu einer anderen menschlichen Ordnung bereits im Paradies begonnen hat, begleitet den Menschen von seiner Entstehung und Entwicklung her unablässig. Das heißt, wenn in den vier Phasen:

1. Offenbarung der Gesetzmäßigkeiten
2. Wissenschaftlich formulierter Nachvollzug
3. Applikation des einen Schöpfungsgesetzes in den soziokulturellen und institutionellen Umfeldern
4. Anwendung des einen Schöpfungsgesetzes auf der individuellen Ebene

ein Abweichung von den Schöpfungsgesetzen eintritt, so entstehen Probleme in den diversen Bereichen der nach dem einen Gesetz geschaffenen Schöpfung, weil die normale Existenz der Welt mit dem Menschen von dieser einen Schöpfungsordnung abhängig ist und für die es keinen gleichwertigen Ersatz gibt, soviele Alternativkonstrukte der Mensch in seinem impliziten und expliziten Ungehorsam gegenüber der einen Wahrheit der Schöpfung auch in die Welt setzen mag.

Soziale und vermeintlich rationale wissenschaftliche Revolutionen werden immer vergehen und unnachhaltig sein, wenn sie vom einen Gesetz in irgendeiner Form abweichen. Wenn es einen Determinismus gibt, dann die Permanenz der Schöpfungsaxiomatik und nicht die geistigen Moden des Menschen in vielerlei Gestalt.

Dieser Schöpfungsdeterminismus mit seiner Schöpfungsgesetzmäßigkeit oder die Natur des Kosmos, die die Altvordern bereits als die Ordnung schlechthin erkannt haben, ist der einzige Determinismus im Sinne einer fundamentalen Determiniertheit des Menschen, von der er aber die Freiheit der Wahl hat abzuweichen oder die anders zu interpretieren.

Der Grad der Abweichung und durch die Hinwendung zu selbstorientierter Interpretation ist ein Gradmesser für die anthropogen verursachten Probleme in der Schöpfung mit ihren diversen Bereichen, deren Einheit wie bilden.

Im menschlichen Bereich geht das Ordnungsprinzip der Schöpfung sogar so weit, dass, wie die Bibel sagt, jedes Haar des Hauptes gezählt und alles gemessen und gewogen ist. Jedes Atom hat seine Ordnung innerhalb des Ganzen mit seiner umfassenden Ordnung. Das lässt dem Menschen alle Freiheit innerhalb des Gesetzes der Schöpfung. Außerhalb der Freiheit innerhalb der Gesetzmäßigkeit gibt es keine Freiheit von Bestand. Die Freiheit selbst ist ein Teil der Schöpfungsgesetzmäßigkeit, die je nach Evolution der Glieder der Schöpfung in verschiedener Form zum Ausdruck kommt.

Der Mensch verfügt über die größte Freiheit, weil er ein hohes Maß an Erkenntnis und Bewusstheit verkörpert und auf Grund dieses hohen Maßes an Freiheit und Bewusstheit hat er auch eine ebenso große Marge und Möglichkeit der Abweichung von der Gesetzmäßigkeit der Schöpfung. Das Hauptproblem des Menschen besteht daher also in der möglichen Option des Menschjen, von der Gesetzmäßigkeit der Schöpfung abzuweichen. Und die Konsequenzen dieser Option seitens des Menschen sind folgenschwer, weil die Schöpfungsordnung und Viabilität der Schöpfung somit unterminiert wird, was in allen Bereichen der Schöpfung mit der diese bedingenden Ordnung kontraproduktive Folgeerscheinungen hat.

Die Einheit der Schöpfung kann aber von noch so vielen Wellen der Abweichung von der Schöpfungsordnung ebensowenig, wie der Ozean von den Wellen, aus den Angeln gehoben werden. Die Rückkehr in die Gesetzmäßigkeit ist das Leid, das der Mensch aufgrund seiner Abwendung von der Schöpfungsordnung und Hinwendung zu anderen Ordnungen als Individuum, Gruppe oder Gesellschaft bis hin zur gesamten Menschheit erfährt.

Geht man von der Annahme einer von vorneherein gegebenen Gesamtordnung aus - die der Mensch als Individuum oder Gesellschaft dennoch immer wieder intuitiv sucht, weil seine Existenz ohne ein Minimum an geistig-biologischer Ordnung gefährdet ist -, so folgt daraus, dass auch die diversen, die Gesamtheit konstituierenden individuellen und gesellschaftlichen Aspekte und Bereiche, sowie auch die Umwelt, von der einen fundamentalen Ordnung regiert werden.

Das bedeutet, dass alle Aspekte, die von Normen, Regeln, Gesetzen und Gebräuchen geregelt werden, den Sinn und die Ordnung der fundamentalen Schöpfungsordnung zu reflektieren beabsichtigen und diese Schöpfungslogik mehr oder minder erkennen und zum Ausdruck bringen. So folgen vermeintlich optimierte Rechts- und Gesellschaftssysteme aufeinander.

Doch allein jene Gesellschaftsordnung, die eine nahtlose Übersetzung der einen Schöpfungsordnung verkörpert, ist auch eine die Zeiten überdauernde. Und solange diese nicht in individueller und gesellschaftlicher Hinsicht ohne Abweichung formuliert wird, werden die Systeme, eines ums andere, überholt sein und entsprechend dem Grad der Abweichung früher oder später dem Zeitlichen anheimfallen.

Allein die Kohärenz mit der einen Schöpfungsordnung ohne Alternative hat überzeitlichen Bestand. Damit ein „tausendjähriges Reich“ nicht in ein paar Jahren endet, muss es also die Schöpfungsordnung im menschenmöglichen Maß reflektieren. Ein System, das mit der Schöpfungsordnung in Einklang ist, kann nicht aus dieser herausgelöst werden und enden, es sei denn, diese selbst endet, weil es aufgrund der Übereinstimmung ebenso überzeitlichen Bestand hat, da es selbst die Schöpfungsordnung repräsentiert und inkarniert. In dieser Einheit und Übereinstimmung mit der Schöpfungsaxiomatik besteht das Geheimnis der Optimierung der Lebensfähigkeit und Permanenz menschlicher Artefakte, sowie seiner selbst, obschon sich deren Oberflächenerscheinung wandeln mag.

Wie kann man die Schöpfungsordnung erkennen, deren DNA in ihren unzählbaren semiotischen Systemen hinterlegt ist? Von der offenbarten und erkennbaren Ordnung der Welt her, von der eigentlichen schöpfungsimmanenten Natur der Dinge her räsonieren und sich zu verhalten, sowie diese Schöpfungsordnung in ihrer Gesamtheit und in ihren Details explizit anerkennen und sie zum Leitmotiv des Denkens, Fühlens u und Handelns machen!

Praktisch bedeutet dies, das was ist, Würde und Wert eines jeden Bestandteils der Schöpfung zu erkennen und anzuerkennen, bedingungslos zu honorieren und als Komponente der Einheit der Schöpfung mit ihrer jeweiligen singulären Funktion im Ganzen zu respektieren. Setzt man somit den Primat dessen was ist, die Schöpfung mit ihrer Ordnung, an erste Stelle, so herrscht immerfort Einheit, lebendige Einheit, weil die diversen Komponenten der Einheit ihre Dynamik gewährleisten. Setzt der Mensch eine andere Priorität, so positioniert er sich trotz guten Willens leicht außerhalb der Intelligenz und überzeitlichen Weisheit der Schöpfungsordnung.

Die asiatischen Philosophien des Wuwei und des Nicht-Tuns – das alles tut, weil es die Schöpfung und ihre Gesetzmäßigkeiten vor menschlichem kurzsichtigerem Interventionismus priorisiert - ist eine Intuition dieser einen, menschliches Fassungsvermögen transzendierenden Schöpfungsordnung, die unbegrenzter und weiser als menschliche Konstrukte ist.

Die buddhistisch-hinduistischen Weltanschauungen einer selbstregulierendem karmischen Ordnung auf ethischer Basis repräsentieren eine andere kulturell-religiöse Variante einer den Menschen transzendierenden und determinierenden Schöpfungsordnung. Und der Islam mag eine Intuition einer unverbrüchlichen einen Schöpfungsordnung haben, wenn er das religiöse Gesetz nahtlos als Gesellschaftsrecht formuliert und die Scharia somit sowohl den religiösen, als auch den weltlichen Raum beherrscht.

Das Besondere im Christentum ist die nachdrücklichste Offenbarung der göttlichen Ordnung, da Gott sie selbst in einer dem Menschen leicht zugänglichen Form in der Gestalt des Mittlers zwischen Schöpfungsordnung und Mensch vorgelebt hat, ja selbst von allen anderen von der einen Ordnung abweichenden Systemen und allen menschlichen Hürden, insbesondere der Erbsünde – des primären Abweichens von der Ordnung im Paradies durch Adam und Eva – erlöst hat. Und last but not least ist im Judentum die für den Menschen maßgebliche Schöpfungsordnung im Dekalog inkarniert, auf den sich auch das Christentum stützt.

Die gesamte Schöpfungsordnung erfassen würde heißen, Gott, den Schöpfer dieser Ordnung zu erfassen. Doch dieser ist so weit jenseits des Menschen, wie der Himmel über der Erde ist und er offenbart sich, wem er will nach seinem Fassungsvermögen. Aufgrund der Ebenbildlichkeit von Gott und Mensch ist das schöpfungsordnungskonform, was im Hinblick auf Gott und die Menschen richtig ist. „Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes.“ Ihr folgen alle Tugenden. „Ut unum sint“ ist das Ziel der Schöpfungsordnung wie es beim letzten Abendmahl von Jesus formuliert wurde. Die zentralen Komponenten der Schöpfungsordnung sind also der unfassbare dreifältige Geist Gottes in der fassbaren Gestalt von Einheit und Liebe.

Die Schöpfungsordnung liegt in kulturell diverser Form und Tiefgründigkeit auf der Hand, ihre Existenz ist unleugbar und kommt im Christentum zu ihrer Vollendung. Niemand kann sagen, dass er nichts von ihr weiß. Sie ist unverkennbar als Gottes Ordnung, der wir auf Schritt und Tritt, ja sogar in unseren eignen Herzen und Verstand ohne Unterlass begegnen. Das Herz und die Vernunft erkennen sie, Religion, Wissenschaft und das Gesellschaftssystem suchen sie nachzuvollziehen, zu formulieren und anzuwenden.

Trotz vieler konkurrierender Einflüsse und Wahrnehmungen empfangen die Antennen des Gewissens den einen Sender der Wahrheit, insbesondere wenn man sie auf ihn ausrichtet. Doch die zahllosen konkurrierenden Sender bringen den Menschen von der Schöpfungsordnung ab, da sie andere Prioritäten als die eine unverbrüchliche und alles tragende Schöpfungsordnung setzen, die vom Menschen und nicht vom Gesetz selbst determiniert sind. Sie erzeugen Wellen im Ozean der Einheit der Schöpfung, die zu Stürmen und regelrechten Tsunamis ausarten können, die aber in dem Maße reversibel sind wie sie von der einen Gesetzmäßigkeit abweichen. Insofern ist die Schöpfungsordnung ein System, dessen eine allumfassende Weisheit diese beherrscht.

Folgt der Mensch der einen Ordnung – die an der Oberfläche relative Gestalt annimmt – so können sich alle Menschen in ihr erkennen und es entsteht weltweite Harmonie. Folgt er nicht dieser Ordnung, so wird jeder zu einem unverständlichen Universum für den anderen und es entsteht weltweite Disharmonie. Die Erkenntnis und Wahrung der Schöpfungsordnung ist die Bedingung individueller und gesellschaftlicher menschlicher Ordnung und Frieden. Der Weg zum Ziel der Erfüllung menschlicher Sehnsucht nach Einheit, Frieden und Freiheit liegt somit im Bereich der Möglichkeit des Menschlichen. Er ist sogar impliziter und expliziter Bestandteil der Schöpfungsordnung, ja selbst ihre Finalität, die nur anthropogen (vom Menschen) verhindert werden kann. Epochale Säkularisierung, ethischer Relativismus, und Formen der Kompartimentierung und Trennung des sakralen und weltlichen Raumes sind aber eher ein Indiz für die Abwendung von der besagten Schöpfungsaxiomatik und eine Hinwendung zu menschlich-zeitlich relativen Ordnungen, die bestenfalls metastabil, aber eher instabil und reversible sind. Es erklärt einen guten Teil der derzeitigen Kultur- und Zivilisationskrisen, die Leid materielles und geistiges Leid verursachen und den Menschen zwingen, sich auf die Schöpfungsordnung zurückzubesinnen.

Um die menschliche Ordnung im Sinne der Schöpfungsordnung zu gestalten ist es erforderlich, jeden Aspekt derselben unter dem Gesichtspunkt und dem Kriterium des Einklanges menschlicher Motive und Intentionen mit der einen Schöpfungsordnung zu beurteilen und die Übereinstimmung der beiden als zum ausschließlichen Maßstab menschlichen Handelns zu machen.

Man fragt sich zurecht, wie gerade der mit der höchsten bewussten Erkenntnisfähigkeit der Schöpfung ausgestattetet Mensch diese Schöpfungsordnung konterkarrieren kann, obschon er sich der Konsequenzen bewusst ist, die Leid nach sich ziehen, bis die Schöpfungsordnung wieder befolgt wird. Das Leid entsteht nun, weil die Glieder der Schöpfung außerhalb ihrer natürlichen Ordnung großem Stress ausgesetzt sind und nicht mehr ihrer naturgegebenen Ordnung gemäß ohne Beeinträchtigung existieren können. Sie werden ihrer eigentlichen Identität und von der Natur intendierten Funktion beraubt. Ihre Alienierung und Entfremdung sind eine Entfernung von der Ordnung von der Schöpfung und vom Schöpfer. Diese Trennung von ihrer fundamentalen Natur erzeugt Schmerz, den der Mensch bereits in der Gestalt von Trennung von weniger fundamentalen Dingen erfahren und durchaus nachvollziehen kann.

Es handelt sich um verschiedene Grade der Trennung vom Leben per se. Die menschliche Identität in der Schöpfungsordnung ist die fundamentalste menschliche Identität, weil sie zeitlich und überzeitlich ist, während alle anderen Identitäten und Identifikation zeitlicher Natur sind, weil sie in der zeitlichen Biographie der Individuen und Gruppen - durch die aufeinanderfolgenden Phasen der Sozialisierung und Gruppenzugehörigkeiten - entstehen. Allen die Gruppenzugehörigkeit zur Schöpfung mit deren Normen, Gesetzen, Werten und Verhaltensmaßgaben ist jenseits menschlichen Einflusses.

Mit der Gruppenzugehörigkeit zur Schöpfung und somit als Geschöpfe des einen Schöpfers besteht bereits die fundamentalste Form der Einheit und das Fundament einer alles umfassenden Kultur der Einheit, die durch die gemeinsame Natur der Menschlichkeit diverser Menschen weiter und konkreter und aller Diversität übergeordnet fundamentiert wird.

An der Spitze der Pyramide herrscht naturgemäß nur Einheit, während die Diversität in Richtung Manifestation und weiter vom Kern der Dinge entfernt zunimmt bis aufgrund der Prädominanz der Diversität an der Basis die Spitze der Pyramide, der Peripherie der Nabe des Rades oder des Zentrum des Kreises des Menschlichen die eine Schöpfungsordnung mehr und mehr dem Blick entschwindet. Dann tendiert der Mensch dazu, die eine alles ver- und einbindende Schöpfungsordnung zu vergessen. Er begibt sich auf andere Wege, als den, der von der einen Ordnung her vorgesehenen. Er wird anarchisch, relativ und unberechenbar. Es ist die Straße der kulturellen und persönlichen Irrwege. Hier entstehen die Konflikte im Menschen, zwischen den Menschen und zwischen dem Menschen und der Schöpfung und letztendlich mit dem Schöpfer dieser Ordnung. Diese Abwendung zieht das Leid der Trennung nach sich.

Viele erkennen diese Verirrung und versuchen, geistige, soziale, psychologische biologische und vermeintlich wissenschaftliche Auswege und Rettungsanker - oft Steine, statt Brot - anzubieten, die häufig noch tiefer in der Konfliktlogik der Trennung und Diversität verstricken, statt den Menschen auf den einen unveränderlichen Weg der Schöpfungsordnung zurückzuführen. Somit entsteht das ewige historische, individual- und sozialpsychologische Karussell, das wir über die Jahrtausende menschlicher Geschichte beobachten können, bis der Mensch die eine Ordnung, ohne zweite, anerkennt und somit die Fesseln der Zeit sprengt und sich kraft der einen Ordnung und der Erlösungstat des Schöpfers, der die Erlösung für alle Zeit bewirkt hat, aus den Fesseln der Zeit erlösen lassen kann. Die Entscheidung für diesen Weg - vor dem Hintergrund der Freiheit des Menschen - ist der Beginn der Rückkehr zur einen Ordnung und dem Gesetz der Schöpfung. Darin besteht der eine Weg, ohne zweiten, der des Menschen Aufstieg und Fall - im Falle der Abwendung davon - bewirkt.

Im Zuge der Vielfalt entstehen und kommen auch die Optionen des Bösen, andere Formen der Diversität zersetzende Verhaltensweisen zum Zuge. Der Kampf gegen diese Korrumpierung kann nur in Anbindung an den einen Weg der Schöpfungsordnung gewonnen und das Böse in vielerlei Gestalt besiegt werden, das eine Folge der Entfernung vom einen, wahren Weg ist, der für den Christen kein Bewusstseinsabstraktum oder eine Form von Gottheit ist, sondern der eine Erlöser, dessen Erlösungswerk einzig in der Menschheitsentwicklung ist. Diese Erlösung des Menschen ist Teil der einen Schöpfungsordnung ohne zweite. Deshalb kann es keine anderen Erlösungswege geben, da sie alle unerlöst sind und niemals erlösen, sondern auf andere, nicht die volle Erlösung bewirkende Pfade führen können.

Die Menschheitsgeschichte weist zahllose solche Wege auf und ihre Folgen sind schwerwiegend, weil sie den Menschen im Kreislauf der Unerlöstheit und des Konflikts innerhalb des Labyrinthes des Menschlichen ohne Ausweg halten, solange bis der Mensch die Erkenntnis des einen Weges ohne zweiten hat und befolgt. Dieser verheißt und verwirklicht die Erlösung von individuellen und kulturellen Varianten des Weges und somit der Irrwege und Irrlehren, da der eine Weg Kultur, Zeit und Raum transzendiert.

Alles Kulturelle bedarf der Erlösung durch die dieses transzendierende Natur der Schöpfung und ihrer Ordnung hinter der der Schöpfer selbst steht. Hier wird die wahre Natur der Schöpfung zum Rettungsanker und Ausweg aus den diversen kulturellen Konstruktionen, den guten und den bösen. Während vom sozialanthropologischen Standpunkt die kulturellen Antworten die Lösungen für die natürlichen Herausforderungen des Menschen bereitstellten, wird nun die Natur und das Gesetz der Schöpfung die Erlösung von den kulturellen Konstruktionen des Menschen bereitstellen.

Schöpfungsordnung und Kultur sind die beiden Aspekte der Schöpfung im menschlichen Bereich. Die Erkenntnis der Komplementarität und der Interdependenz der beiden, die die Ganzheit der manifestierten und nichtmanifestierten Schöpfung mit dem Schöpfer als Krone der Schöpfung erkennen lässt, führt zur Befreiung von relativen kulturellen und individuellen menschlichen Konstruktionen im persönlichen und gesellschaftlichen Bereich. Dies führt zur Revolution einer schöpfungskonformen Kultur im tieferen Sinne, die das Summum einheitsstiftender Identität einer Menschheit mit einer gemeinsamen menschlichen Natur mit ihrer äußerlichen Vielfalt bei essentieller Einheit im Schöpfer und der Schöpfungsordnung bewirkt. Sie besteht in der Transformation der Diversität in ihre essentielle Einheit, in der das Karussell der diversitätsbasierten Antagonismen endet, während man in der relativen Welt mit den Komplementaritäten, wie der ethnischen, kulturellen, rassischen und Geschlechterdiversität, unter dem Gesichtspunkt und im Hinblick auf ihre einheitsbedingende Finalität ihrer Einheitsstiftung umgeht und sie somit komplementär und synergetisch, in Einklang mit der Schöpfungsordnung wahrnimmt und lebt und somit jegliche antagonistische nicht schöpfungskonforme Konstruktionen der Oberflächenwirklichkeit vermeidet.

Unter dem Blickwinkel des einen verbindlichen Maßstabs der Schöpfungsordnung werden daher weder kulturelle noch geschlechtliche noch andere diverse Ausdrucksformen der Einheit und komplementären Diversität der Schöpfung von Pflugscharen der Eintracht in Schwerter der Zwietracht umkonstruiert. Denn die Konstruktion der Diversität als Schwert würde die eine, fremde und eigene, Essenz der Einheit des Menschlichen verletzen. Dieses zu unterlassen gebietet die Fremd-und Eigenliebe sowie die Gottesliebe, da der Schöpfer das allintegrative Fundament der komplementären diversen Schöpfungsordnung ist.

Jede Welle, jedes Fehlverhalten des Menschen wir über kurz oder lang von dem Ozean der einen Ordnung bezwungen und kann daher nur Leid verursachen. Der Mensch wird durch die Anerkennung der Schöpfungsordnung vom, ist, ob gut oder böse, ein Irrweg, der nicht zum Ziel führt, solange er nicht von dem weiterführenden Weg zurück in die Schöpfungsordnung erlöst wird. Dies läuft darauf hinaus, dass nur der absolute Gott und seine Schöpfungsordnung den relativen, kulturell diversen Menschen erlösen können, und zwar in jeder Hinsicht. Mit dieser Prämisse ist der Weg gegeben, der die oben genannten vier Phasen göttlich-menschlicher Ordnungsstiftung schöpfungskonform und konfliktfrei gestalten kann.

Dieses leichte Joch ist der Preis für das Gnadengeschenk der Stillung aller edlen Sehnsüchte und Hoffnungen des Menschen, die die Revolutionäre diverser Epochen und Kulturen auf relativem und reversiblem Weg zu realisieren trachteten. Friede, Freiheit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und Einheit können nur auf der Basis der Anerkennung der Schöpfungsordnung und nicht auf deren subjektiven Relativierung nach eigenem Ermessen realisiert werden. Absolute Werte können nur auf dem Weg des nichtrelativierten Einen, das seine eigene Absolutheit postuliert, verwirklicht werden, weil das Gesetz der Schöpfung es so vorsieht und somit den Menschen und seine Bestrebungen in fundamentaler und unumgänglicher Weise ohne Alternative determiniert.

Die Unwilligkeit, die erkennbare und erfahrbare Schöpfungsordnung auf individueller und kollektiver Ebene zu akzeptieren, ist die moderne Auspräging der Erbsünde mit ihre Folge der Verbannung aus dem möglichen menschlichen Garten Eden des individuellen und sozialen Friedens. Ungehorsam inbezug auf die alles bedingende Schöpfungsordnung, die Gottes Willen inkarniert, führ(t)en damals wie heute – bei Gott sind tausend Jahre wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre – in einen Kreislauf der Entfernung, Trennung und des damit verbundenen menschlichen Leids des Individuums und der Menschheit, unabhängig von ihrer vielfältigen Diversität. Darin besteht der menschliche Preis der Loslösung der individuellen und sozialen kulturellen Ordnung von der Schöpfungsordnung. Deshalb bedarf der Mensch immer wieder der Erlösung durch die eine Schöpfungsordnung.

Gott hat es gefallen, sich als Diversität zu manifestieren. Wer sie nicht respektiert, respektiert Gott nicht. Und somit auch nicht die Einheit und positioniert sich außerhalb der Schöpfungsordnung, was die erlösungsbedürftigen individuellen und gesellschaftlichen Kreisläufe von Irrwegen erzeugt.

B. Das religiöse Bewusstsein als einheitsstiftendes Agens der Menschheit

1 Menschliche Defizite hinsichtlich der komplementären Erkenntnis der Einheit und der Diversität:

Auf der individuellen Ebene

Die maßgeblichen Weltreligionen, zumindest die monotheistischen, gehen davon aus, dass es einen einzigen Schöpfergott gibt, den sie in ihren diversen Sprachen Abba oder Vater nennen. Zwei Einheiten kann es nicht geben, da die Einheit inklusiv und allumfassend ist. Deshalb kann man von der Einheit eines Vaters und ebenso von der Einheit einer Menschheitsfamilie ausgehen. Da alle Kinder des einen Vaters sind, sind sie somit alle Brüder und Schwestern in der Einheit des einen Gottes und Vaters aller Menschen, ja sogar aller Wesen der Schöpfung und der Schöpfung insgesamt. Und selbst nicht-monotheistische Religionen, wie beispielsweise der Hinduismus und der Taoismus, sowie einige Naturreligionen lassen sich trotz ihrer polytheistischen Götterwelt – sofern sie ganz durchdacht werden, auf das Prinzip der Einheit der Schöpfung und eines Schöpfers zurückführen. Fehlt dem Menschen die Erkenntnis der wahren Natur der Einheit, der allintegrativen, unteilbaren Logik, die den Menschen ebenso logisch veranlasst, dieselbe Quelle von der er stammt im individuellen oder kollektiven Anderen zu erblicken, erkennt er nur das Trennende, das als Antagonismus konstruiert wird.

Ist es eine Frage der Entwicklung des menschlichen Einheitsbewusstseins auf einer logischen, rationalen Basis und eines dieses stützenden integrativen Beweggrundes des Herzens, der die rationale Erkenntnis der Einheit beflügelt und konsolidiert und somit als fortwährender Integrations- und Versöhnungsansporn wirkt. Die Erkenntnis der eschatologischen Einheit mit ihrer menschlichen Bindekraft wäre somit das Panaceum der Menschheit par excellence.

Weder das Internet noch die Politik kann die Einheit des Menschen bewirken, solange der Mensch nicht die a priori Einheit erkennt. Alles wird endlos gespalten - was grundverschieden von einem natürlichen Pluralismus und Vielfaltsprinzip, die gleichermaßen dringend erforderlich sind, um die menschlichen Optionen im Geist einer diese tragenden Einheit zu optimieren – solange der Sinn, Zweck und die Erkenntnis der Einheit nicht existieren. Vielleicht ist es schlicht eine Frage der Sozialisierung deren weltweite Priorisierungen nicht einheitsorientiert, sondern nur ethnozentrisch ist. Und mit diesem selbstorientierten Primat, das sich in allen Bereichen und Belangen der Gesellschaft repliziert, ist nun die Grundlage für eine den Geist der Einheit unterminierenden geschichtlichen Weichenstellung erfolgt.

Mit der heutigen Globalisierung nehmen die zentripetalen Tendenzen auf Kosten der zentripetal-integrativen nur noch zu, während die ideologische Ära es noch vermochte, die zentripetalen Tendenzen der weltweiten Akteure zu bipolarisierten und die kulturelle Diversität unter einem ideologischen Prinzip höherer Ordnung des Kapitalismus oder des Kommunismus zu integrieren. Der Mensch ist also durchaus in der Lage, seine Tendenzen in den Dienst eines höheren Ordnungsprinzips zu stellen und alle Motive diesem unterzuordnen.

Mit die Multipolarisierung der Welt haben erkennen wir nun eine Art Rückkehr in einen kulturellen Ethnozentrismus als Nachfolgekonstrukt des Nationalismus. Das heißt, die zentrifugalen Tendenzen nehmen exponentiell zu. Und dies erfordert nun, ebenso wie die ideologische Welt des 20. Jahrhunderts die Nationalismen bis zu einem gewissen Maß unterordnen konnte, wiederum eine integrative Wertepriorisierung, die nun nicht mehr auf einem Dualismus gründet und somit eine Konfliktdialektik begründet, die mit dem Gleichgewicht des technologisch bedingten Schreckens untragbar für die Kontinuität der Menschheit wurde, sondern vielmehr eine integrative Wertepriorisierung, die auf dem Prinzip der Einheit gründet.

Der Einheit kann sich nichts entgegenstellen, es sei denn etwas oder jemand möchte sich außerhalb des alles bedingenden Lebensprinzip positionieren. Doch dies bedeutet nicht Sein, sondern Nichtsein, sofern das Einheitsprinzip auch das Prinzip der Wahrheit und des Lebens, des einen Weges oder Alternative schlechthin ist. Was Einheit, Wahrheit und der diese inkarnierende Weg ist, ist keine theoretische, sondern eine eminent vitale und praktische Frage. Der Test der Validität der Antwort besteht in der Wirkung der Einheit. Spaltet sie, so ist es nicht das rechte Einheitsbewusstsein mit dem ihre Protagonisten ausgestattet sind. Integriert und harmonisiert sie, so ist es der angenommene Geist der Einheit, der auch nur Einheit stiften kann. Es ist also wichtig, die rechte geistige oder biologische Erkenntnis der Einheit zu haben, die erkennend die Diversität des evolutionsoptimierenden Pluralismus integrieren kann.

Verwenden wir nun diese Hypothese eines eschatologisch fundierten und wissenschaftlich gestützten Einheitsmotivs und wenden es auf die Beurteilung der Welt and, so erkennt man leicht die Wahrhaftigkeit oder Nichtwahrhaftigkeit der Einheitspostulate.

Vielleicht kann man die Nichterkenntnis der Einheit auf Ignoranz und Armut und deren Instrumentalisierung zurückführen, wie behauptet wird. Andererseits ist ein hoher Grad an technischer Intelligenz aber ebensowenig ein Garant für die Erkenntnis der Einheit. Das musste ich sogar unter relativ jungen Teilnehmern an meiner transkulturellen Managementveranstaltung an einer sogenannten Eliteuniversität feststellen, in der z. B. ein südasiatisches und ein südeuropäisches Teammitglied einfach nicht in der Lage sind, miteinander zu arbeiten, Obwohl sie graduierte Ingenieure mit einer vergleichbaren Berufskultur sind, scheint bisweilen die fehlende Erkenntnis der fundamentalen Einheit vor aller weltanschaulichen kulturellen Unterschiedlichkeit jedwede Form der zivilisierten Zusammenarbeit unmöglich zu machen. Doch die Erkenntnis der a priori Einheit hätte das Solve et Coagula der Differenzen sein können, das heißt, in Kategorien des Management des Wandels ausgedrückt, hätte die unter aller Diversität befindlichen Erkenntnis der Einheit eine Flexibilisierung der starren kulturellen Antagonismen durch den Geist der Einheit und somit des darauffolgenden tragfähigen Miteinanders im Geist dieser Einheit erfolgen können.

Die Einführung der komplementären Variablen der die Diversität bedingenden und ergänzenden Einheit kommt dem Solve et Coagula der Alchemie, oder kulturell gesprochen, dem Aufweichen der sozialisierungsbedingten starren Fronten gleich. Wenn diese starren Fronten durch das gleichermaßen existente Agens der Einheit gelockert sind, kann ein fruchtbarer Humus für die Arbeit entstehen. Das Coagula, das die Transformation konsolidiert stellt einen neuen Geist der Zusammenarbeit auf integrativer Basis bereit. Man könnte dieses Management des kulturellen Wandels in Anlehnung an folgendes Prinzip das Managements des Wandels formulieren

Modell des Managements des kulturellen Wandels

Phase 1 Phase 2 Phase 3

Defreezing Change Refreezing

Solve Flexibilisierung Coagula

Diversitätsbewusstheit Relativierung der Position Einheitsbe- bewusstheit

Der Schlüssel ist die Erkenntnis des einheitsstiftenden Agens und dessen Anwendung, die rationale Erkenntnis, sowie die Bereitschaft diesen Wert, der keine relative Einheitskonstruktion ist, gleichermaßen zu würdigen – und das ist ein Gebot der Vernunft und der Evidenz unter dem Blickwinkel der Wirkungen – beziehungsweise dieses Agens aufgrund seiner entscheidenden Bedeutung für relationale Prozesse zu priorisieren.

Die widerspruchsfreie Einheit kann insbesondere biologisch und/eschatologisch deriviert werden und ist somit kein Massen- oder energetisches Phänomen, wie es der Kollektivismus, der Faschismus und New Age lehren. Allein die Einheit im transzendenten Geist Gottes, der sich menschlichem Gutdünken entzieht, kann die immanente Einheit realisieren. Sie ist ein Apriori und braucht nur erkannt und im Sinne ihrer zur Einheit des Schöpfers zurückführenden Finalität erkannt und wieder priorisiert zu werden, nachdem der Mensch diesen Weg im Bann der Diversifizierungslogik vergessen haben mag.

Sie ist ein Apriori und eine Gegebenheit, die Teil seiner geistig biologischen Wahrheit von Anfang bis zu Ende, Alpha und Omega ist. Ihre Erkenntnis ist ein Geschenk. Alle Versuche menschengemachte Einheitskonstruktionen verschiedener weltanschaulicher Art nach menschlichen Maßgaben herbeizuführen, entstammen häufig dem dualistischen Intellekt und erzeugen Antagonismen. Daher muss man die Einheit von ihr selbst her denken, ihre Wirkweise beobachten und einer Prüfung unterziehen, um den rechten Geist der Einheit vom falschen zu unterscheiden.

Ein vermeintliches elitäres intellektuelles Umfeld in dem weder geistige noch physische Armut grassiert, sondern eher ein Überfluss an vermeintlich rationalen und materiellen Ressourcen ist mitnichten ein Garant eines nachhaltigen menschlichen Einheitsbewusstseins, ganz im Gegenteil, wie ich aus meiner Erfahrung im Kontext amerikanischer, britischer und deutscher Elite-Einrichtungen erkennen kann.

Denn, obwohl sie mit den Errungenschaften der Quantenphysik arbeiten, können sie die Komplementaritätstheorie/-prinzip nicht sozialwissenschaftlich für die entsprechende soziokulturelle Einsicht transponieren und eine Konkomitanz der differenzierenden und der integrierenden Aspekte dies Menschlichen erkennen, die die Realität des Menschlichen differenzierter, umfassender und sozialpsychologisch wirksamer beschreibt. Gewiss ein Resultat der nicht die Einheit priorisierenden Bildung.

Auf der kollektiven Ebene

Gleich der Natur, die das Vakuum offenbar scheut, spielt auch im geistigen Bereich die Religion, im Kontext der zunehmenden, vor allem westlichen Säkularisierung, die Rolle eines durch diese hervorgerufenen weltweiten Vakuumphänomens.

Im Zuge ihrer Relativierung und Abwesenheit im menschlichen Bewusstsein wird die Integrationsfunktion der Religion somit einerseits nicht genutzt und andererseits als Waffe zur Eroberung des frei gewordenen geistigen Raumes missbraucht. Vielleicht stehen beide in einem kausalen Bezug zueinander, sowie ein Feind, der die Chance der Unterminierung aufgrund der Unaufmerksamkeit des vermeintlichen Gegners nutzt, um ideologisch und machtpolitisch von der Unbewehrtheit des Gegners zu profitieren.

Es ist eine Analogie zur Zersetzung der Wehrbereitschaft und des Nichtvorhandenseins von Abwehrkräften, der Mangel an Lebenswillen, der den Fortbestand des sozialen und physischen Organismus gefährden kann, oder einfach das Laissez-faire der Unbewusstheit und der Sorglosigkeit, die im Zuge der Säkularisierung keinen Anlass mehr für religiöse Werte sieht, da ihre Bedeutung für den Menschen nicht mehr wahrgenommen und ihr Platz von anderen, vielleicht tangibler erscheinenden Priorisierungen eingenommen wird.

Ein hochentwickelter Intellekt scheint mit einem unterentwickelten religiösen Bewusstsein einherzugehen. Das öffnet Tür und Tor für die Unterminierung einer nicht mehr wehrhaften religiösen Zivilisation, die in sich selbst das religiöse Bewusstsein nicht mehr als einen Wert per se priorisiert. Sie schwächelt geistig, was sich soziologisch als Zivilisations- und Kulturkonflikte vom Individuum über die diversen organisationalen und institutionellen Umfelder bis hin zur Gesellschaftskultur und zur globalen menschlichen Zivilisation manifestiert.

Die Behauptung des Terrains seitens jener geistigen Kräfte, die diese Situation mit einem längerfristigen Zeithorizonts sehen, genügt, um mit der Zeit die Waagschalen zu ihren Gunsten zu kippen. Nur ein offenes und unbewehrtes Haus kann vandalisert werden, nachdem die Wachsamkeit und Achtsamkeit der Bewohner gewichen ist.

In der emergenten Welt dagegen, in der Armut und Bildungsnotstand herrschen, können diese Falktoren in der Tat ebenso kultur- und Religionskonflikte generieren, wie deren Überfluss im westlichen kulturellen Kontext. Während die Medien und die vorherrschende Gesellschaftsmoral mit ihrer säkularisierten und relativierten Ersatzreligion des wertefreien Materialismus die Gemüter der letzteren in ihren Bann gezogen hat, haben in der emergenten Welt die expandierenden Fronten diverser Formen der Religion die Gemüter in Beschlag genommen.

Während der vermeintlich zivilisierte Krieg der Kulturen und Zivilisationen subtil und eher geistiger Natur ist, sind die geistigen Frontstellungen in der emergenten Welt direkter und unmittelbarer, ebenso unmittelbar, wie die Armut geistiger und physischer Art. Die Materialität dieser Bedingtheit lässt sich leicht als Argumentation gegen einen designierten Feind instrumentalisieren. Und wenn die geistige und materielle Not transzendental potenziert werden und die vermeintliche Erlösung von dieser Not somit nachhaltig plausibel gemacht werden kann, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt vom kalten zum heißen Kultur- und Religionskonflikt.

Heute, zu Beginn des Jahres 2012 berichten uns die Medien wieder von diversen latenten kulturell-religiös bedingten Bürgerkriegen in Nigeria, ja sogar von einem ethnisch-religiösen Cleansing (Säuberung!). Auch in Indien werden Nachrichten zufolge die christlichen Kirchen moslemisch, hinduistisch infiltriert, um medienwirksame Evidenz für die Beschaffung von Unterlagen als Beweis für illegale Konvertierung und somit die Verfolgung jener Christen zu legitimieren. Das kulturell-religiös (ethnische) Bürgerkriegsmotiv, das sich durch eine Frontstellung des Christentums und des Islam auszeichnet, ist transkulturell ersichtlich und hat im wesentlichen je nach kulturellem Kontext, ein kalte und eine heißere, eine subtile implizite und offensichtlichere explizite Variante. Dies ist ein überdeutliches Phänomen, ein roter Faden der sich als die menschlichen Einheitsbemühungen zerrüttende, historische Kontinuität, die in den Attentaten auf das Oberhaupt der katholischen Kirche Papst Johannes Pauls II und die Maßregelung Benedikt XVI aufgrund der Regensburger Rede gipfelt, in der die historische Evidenz für diesen Sachverhalt der menschlichen Familie bewusst gemacht werden und ein offenbar strukturell bedingter Geist der Unterminierung der Einheit entlarvt werden sollte, denn die Wahrheit ist befreiend per. Beide Protagonisten der Einheit der Menschheit haben nach dem Gebot der christlichen Feindesliebe verzeihend und um Verzeihung bittend gehandelt. Das ist der Inbegriff der christlichen Religion, in der Gestalt des neuen Testamentes im Gegensatz zu den Antagonisten, die eher im Geist des Alten Testamentes handeln, das das Prinzip Aug um Auge, Zahn um Zahn als Handlungsmaxime hat, das obendrein noch von einem exklusiven Einheitsprinzip einer stark antagonisierenden Ingroup – Outgroup Prinzip Bewusstseins beherrscht wird.

Der Weg zum weltweiten Frieden bleibt steinig, wenn gerade auch die monotheistischen Religionen, die sich ja alle zum selben gemeinsamen Vater aller Menschen und somit zur impliziten Einheit der Menschheitsfamilie bekennen, dieses Primat der Einheit mit seiner alles und alle einbindenden schöpferischen Vaterschaft nicht erkennen oder es relativ zu ihrem jeweiligen Nutzen interpretieren. Das Primat der alles einbindenden Vaterschaft sollte alle konterkarierenden offenen, wie verborgenen Agenden der einen Menschheitsfamilie zu integrieren imstande sein, sofern das eine Absolute statt die vielfältigen Reaktivitäten priorisiert werde, wobei ersteres das eigentliche Erkennungsmerkmal des Einheitsmotivs der Akteure ist.

Entweder ihre Einheitserkenntnis im selben Vater ist nur eine Worthülse, mit der sie die Vorherrschaft zu legitimieren gedenken oder die Umsetzung mangelt an Konsequenz. Möglicherweise gibt es, wie in allem Menschlichen, auch hier Defizite, sowohl in der Erkenntnis, als auch der Kluft zwischen der Erkenntnis und deren Umsetzung in die Praxis, in der die Erkenntnis der machtpolitischen Instrumentalisierung geopfert wird, wie offenbar in der Gestalt des Versuchs der Einführung der Scharia im Norden Nigerias. Die Einheit der Menschheit nach den Maßgaben der Scharia, die das Rechtssystem inkarniert und das Staatsgefüge somit insgesamt determiniert widerspricht einer demokratischen Ordnung westliche Inspiration. Ein altes und eine neueres Kultur- Religions- und Zivilisationsverständnis treffen aufeinander und widersprechen sich wie zwei Ären der Geschichte oder zwei Jahreszeiten ohne die tiefere Erkenntnis zu haben, dass sie beide historische ´Zeitabschnitte repräsentieren. Und die Ineinanderverzahnung der historischen Epochen der beiden ideologischen Kultursysteme ist ja gerade der Gegenstand des arabischen Frühlings. Ebenso wie altes und neues Testament komplementär betrachtet Sinn ergeben und einander ergänzen kann vielleicht das westliche Kulturverständnis, das den arabischen Frühling inspiriert, vielleicht auf einem laizistischen Umweg die neutestamentlichen Ergänzung des vom alten Testament inspirierten Islam bereitstellen und somit beide auf eine gemeinsame Versöhnungsplattform im neutestamentlichen Geist der Aussöhnung der Menschheitsfamilie in dem einen Vater aller bringen. Hierbei handelt es sich um eine indirekte Kulturstrategie, die wirksam werden kann, wo anderweitig unüberwindbare religiösen Ingroup-Outgroup Antagonismen herrschen.

2 Grundlagen der Einheit

Interdependente Integrations- und Diversifikationsdynamiken sind ein dem menschlichen inneren wie äußeren, geistig wie körperlichem Auge zugängliche Wahrnehmung und Erkenntnis der Schöpfung – insbesondere der Einheit der Schöpfung - insgesamt, ihr menschlich erfahrbares Kennzeichen. Und wir erkennen diesen Bauplan der Einheit der Schöpfung sowohl in ihrer Gesamtheit, als auch in ihren Komponenten vom Weltall über die Galaxien, Planetensysteme des Makrokosmus bis hin zu der komplementären Hierarchie der Bausteine des Mikrokosmos. Beide Richtungen wurden bislang durch die mikro-makroskopisch interdependent arbeitenden Wissenschaften der Astrophysik und der Mikrophysik weitgehend entschlüsselt. Bereits der Blaise Pascal, der französische Philosoph und Mathematiker, erkannte, dass der Mensch ein Wesen der Mitte zwischen diesen beiden extremen des Universums, dem unendlich Großen und dem unendlich Kleinen ist.

Das Denken in ineinander verschachtelten Hierarchien von Einheiten mit ihren strukturell-funktionellen Integrations- und Diversifikations-dynamiken in der Einheit wird heutzutage, im Zeitalter der globalen Integrations- und der digitalen Revolution, dem Menschen immer ersichtlicher. Die Systemanalyse versucht diesem zentralen komplementären Aspekt der Schöpfung gerecht zu werden, um sie immer mehr in den Dienst des Menschen zu stellen. Die Ganzheitlichkeit – ein moderner Begriff für ihre durch ihre Einheit integrierte Vielfalt - von Systemen sind in der Gestalt des Holismus allgemeines Wissen geworden, da dies im Management ganzheitlicher innerlich und äußerlich wechselwirkender Aggregate innerhalb von Systemen eine tragende Rolle spielt. Wenn die Diversifikation-Integrationsdynamik aus dem Lot kommt, werden Systeme reversibel. Ihr Gleichgewicht lässt uns von Stabilität, Metastabilität und Instabilität sprechen, um ihre Permanenz dadurch zu charakterisieren. Es ist ein sichtbares Kennzeichen der materiellen Welt.

In der Genetik kommt die Logik der Einheit durch die Interdependenz von Genotypen und Phänotypen zum Ausdrusch, in der biologischen Architektur, insbesondere der Neurophysiologie des Manchen, kommt die Logik hierarchisierter Integrationssysteme im Gesetz der funktionellen Subordination und der strukturellen Integration zum Ausdruck. Wo immer sich das Auge des erkennend Wahrnehmenden hinwendet, kommt das zum Ausdruck, was wir quantenphysikalisch gesprochen, komplementäre, die Einheit und Ganzheit konstituierende Aspekte der Wirklichkeit nennen könnten, soweit die materielle und die energetische Natur der Wirklichkeit betroffen sind.

Die Natur mit ihren beiden komplementären Aspekten der Materie und der Energie hat aber auch eine Korrespondenz in der geistigen Welt. Die Betrachtung der sichtbaren und der unsichtbaren Welt veranlasst uns zu einer einheitlichen Erkenntnis der Einheit mit ihren komplementären allintegrativen Dynamiken. Genesis beschreibt, wie diese eine Welt durch den absoluten, einen Schöpfer, als Ganze, mit ihren diversen Komponenten, im Wege der Teilung und Abgrenzung des Chaos durch die Schöpferkraft Gottes, des Wortes, das allem vorausgeht, erschaffen wurde und wie diese allumfassende überzeitliche Transzendenz vermittels des Wortes die manifestierte Diversität des Zeitlichen integriert und für immer bedingt.

Der Logos und die Manifestation, inklusive des Menachem, sind der Archetyp der interdependenten, komplementären Einheitsdynamik. Der Mensch mit der männlich-weiblich komplementären Einheits-Diversitätsdynamik bildet das menschliche Pendant zum Grundprinzip der Einheit der Schöpfung. Alles Menschliche ist gleichermaßen in komplementären Interdependenzen gefärbt, sowohl anatomisch, physiologisch, als auch geistig. In der Genese der Schöpfung selbst tritt dieses Schöpfungsprinzip zutage und die gesamte Schöpfung inklusive des Menschen ist nach ihm entworfen und gebaut. Heute können wir es mehr und mehr in den Fachsprachen der die Einheit in Myriaden von diversen Disziplinen zum Ausdruck bringenden Sprachen formulieren. Und ob wir die Schöpfung kreationistisch oder anders formulieren, die Evolution veranschaulicht das Prinzip.

Betrachten wir die christliche Trinität, so erkennen wir die Konvergenz der Einheit und der Diversität in dieser höchsten geistigen Metapher und Realität der Spiritualität, ja selbst der Begriff der Religion impliziert eine Interdependenz und Integration der menschlich manifestierten Diversität mit dem Prinzip der Einheit des Schöpfers schlechthin. Und der Mensch repliziert das Prinzip, dessen Ebenbild er ist.

Das Kreuz symbolisiert die menschliche Morphologie dieses Prinzips und die horizontalen-vertikalen Dimensionen weisen auf die Integration im Mittler auf die eine transzendente und die andere diverse Welt hin. Wo wir hinschauen haben wir, modern formuliert, fraktale, variable Repräsentationen des einen Prinzips der Einheit mit seinen komplementären integrativen und diversifizierenden Dynamiken, die in vielen Religionen zum Ausdruck kommen, dem Taoismus, der es energetisch als Yin-Yang Prinzip formuliert oder anderen, die die aus der Alleinheit und Transzendenz hervorgehenden Schöpfungsphänomene personalisieren, wie beispielsweise der Hinduismus.

Von der Warte unserer christlichen Zivilisation könnten wir also im Kreuz das Symbol und die Benchmark aller menschlichen-metaphysischen Phänomene von Alpha bis Omega sehen, das Symbol der menschlich höchsten denkbaren Erkenntnis, die auch noch das dem menschlichen Auge verborgene Nichtkennbare beinhaltet. Seine Macht wird offensichtlich, weil es alle Welten und deren Prinzipen, inklusive das allem zugrundeliegende Einheitsprinzip repräsentiert. All-Einheit ist All-Macht könnte man sagen.

Die tangible menschliche Relevanz besteht darin, dass menschliche und soziale Organismen ebenso, wie die der weiteren Natur, systemanalytisch gesprochen, das Prinzip der komplementären Einheitsdynamik inkarnieren müssen, um nicht der Reversibilität anheimzufallen. Individuelle und interkulturelle Systeme erfordern eine systemspezifische kulturelle und biologische Homöostasis, um ohne sie zerrüttenden Stress zu leben und sie leistungsfähig zu erhalten.

Macht man die Erkenntnis des einen alles durchwebenden und erhaltenden Prinzips der einen Quelle der alles bedingenden Kraft des Wortes - des Primates Gottes - zum Leitmotiv seines menschlichen Wirkens, so erübrigt sich Überflüssiges, das nur ein Ersatz des nicht gewürdigten Ureinheitsprinzips ist. Der Großteil der Sozialwissenschaften hat eine Ersatzfunktion für die Nichterkenntnis des einen Schöpfungsprinzips und seiner Befolgung. Es ist so, als wolle der Mensch seine eigene Erlösung auf analytischem-mentalen Weg in die Wege leiten. Und wir sehen, dass er weder seine individuelle noch soziale Einheit auf diesem Weg realisieren kann. Es ist nicht der Weg Gottes, der direkte, eine und wahre Weg, solange er den Weg der Schöpfung und des Lebens an sich aus dem Auge verliert.

Die Erlösung aus dem Labyrinth des Menschlichen kann also insbesondere durch die Wiederkenntnis des Schöpfungsprinzips erfolgen. Ecclesiastisch modern formuliert könnte man dies als Neuevangelisierung vom Geist Gottes und der Schöpfung her bezeichnen. Das Prinzip ist inkarniert in Christus, im Symbol des Kreuzes. Alles was nicht von dieser Quelle kommt, zerrüttet die Einheit der Schöpfung, alles was von ihr kommt, vom Schöpfer und der im Schöpfungsprinzip vorgegebenen integrativen Kräftedynamik fördert die von der Schöpfung her intendierte Natur der Dinge. Es folgen Einheit und Frieden in individuellen und sozialen Organismen. Ihre Korrumpierung ist die Aktivität der Perversion des Schöpfungsprinzips und der Mensch erfährt es als seine Einheit und den damit einhergehenden Frieden und die Freiheit der göttlichen im Menschen manifestierten Ordnung unterminierend.

Das dynamische Einheitsprinzip oder seine Abwesenheit bedeuten, dass das Göttliche oder das dem Göttlichen entgegengesetzte Prinzip aktiv ist beide haben die ihrem Geist der Wahrheit oder der Lüge entsprechenden konstruktiven oder destruktiven Konsequenzen in allen Systembereichen des Alls der Schöpfung. Der Mensch wandert auf des Messers Schneide zwischen den Optionen des freien und entscheidungsfähigen Wesens und fühlt auf jedem Schritt hautnah bis in seine tiefsten Bereiche des Menschlichen hinein beide Logikern: die der Einheit und die der Zerrüttung der Einheit mit ihren Folgeerscheinungen im geistigen, sozialen, biologischen und seinem gesamten Umweltsystembereich.

Menschliches Trachten nach Einheit in den diversen weltlichen Bereichen, das sich außerhalb des Schöpfungsprinzips vollzieht, ist hinfällig, denn nichts außerhalb der Ordnung der Schöpfung an sich ist von Bestand, auch nicht die größten Reiche, Systeme und Aggregate. Sie sind auf Sand gebaut, zeitbedingt und reversibel. Nur wer auf den Felsen der All-Einheit, auf den einen Schöpfer baut, ist unzerstörbar. Die Bibel lehrt die Einheit. Sie ist ihr roter Faden. Religion ist die Wiederherstellung der All-Einheit zwischen dem einen wahren Gott und dem Geschöpf, nach christlichem Verständnis über den Mittler Christus in der Gestalt Jesu von Nazareth. Dieser Weg erübrigt menschliche Ersatzkonstrukte.

Kosmologisch, vom Urknall bis heute, spirituell, vom Wort, das vor allem war und dieses diverse Universum hervorgebracht hat und bis heute erhält, biologisch, physiologisch, philosophisch und soziologisch, wie auch heutzutage geopolitisch und weltwirtschaftlich, Weltkrieg und Weltfrieden gleichermaßen, alles dreht sich letztendlich und das Geheimnis der Geheimnisse der Einheit und die gesamte Bibel ist eine Elegie der Einheit mit der Liebe als absolutem Gipfel und Gesetz der Einheit par excellence.

Das alle Formen der Einheit bedingende Prinzip der Liebe ist daher das erste und größte Gebot. Sie wird häufig mit Gott selbst gleichgesetzt. Er ist die Quelle der Liebe und Einheit schlechthin. Um diese beiden Attribute im individuellen und kollektiven Menschlichen zu realisieren führt kein Weg um ihn herum und in dem Maße, wie die Relativierung der Säkularisierung sich an dieser Logik vorbeizumogeln versucht, wird sie die Grundströmung des Lebens verseuchen, sowie sie die Umwelt kontaminiert.

Die Holocausts sind im Bewusstsein der Menschen, wo sie sich durch die Missachtung und Übergehung der Gesetze der Schöpfung lange im Vorfeld anbahnen. Genozide, Kultur- und Religionskriege, Wirtschafts-. militärische und globale psychologische Kriege diverser Art sind unter den moderneren Varianten der Entfernung von der Einheit, dessen Inbegriff Gott und die Agape sind. Atomisierung, Isolierung, Götzentum und sexuelles Konkurrenzgebaren sind an die Stelle der drei Attribute der Einheit, Gottes und der Agape getreten.

Der Mensch scheint seine auf der Einheit mit dem Schöpfer und der Schöpfung gründenden Identität allmählich zu verlieren und seine Wege individuell und gesellschaftlich, sowie seine Kondition überhaupt, prekär und unberechenbar zu werden. Man versucht, Ersatz-Einheitskonstrukte strategischer, wirtschaftlicher, finanzwirtschaftlicher und technologischer Art zu schaffen, die alle reversibel sind, soweit sie nicht durch eine Anbindung und Einbindung in der Gesetzmäßigkeit der Einheit verortet und somit tragfähiger und nachhaltiger sind, denn außerhalb der Schöpfungsaxiomatik kann nichts, rein gar nichts, von Bestand sein.

Kein dogmatisch-fundamentalistischer Gottesstatt, sondern die Re-ligio im etymologischen Sinne der Rück-Verbindung mit den drei komplementären die Einheit konstituierenden Attribute erlösen den Menschen aus seinen relativen, nichtnachhaltigen Einheitskonstrukten und deren reversiblen Artefakten, die wir heute weltweit in den diversen institutionellen und organisationalen Bereichen, vom seine verlorene Einheit suchenden Individuum bis hin zur Familie der Menschheit, die ihrerseits die Einheit sucht, beobachten.

Wenn Organismen, biologische oder soziale, ihre Einheit verlieren, vergehen sie, doch zuvor versuchen sie den Verlust ihrer Integrität durch andere Organismen zu kompensieren, was interindividuellen und interkulturellen Konflikt verursacht. Deshalb ist es soziokulturell erforderlich, sich mit der fundamentalen Frage des das Leben bedingenden Schöpfungsprinzips der Einheit auseinanderzusetzen und einen Kompass zu entwickeln, der immer wieder die Leben bedingende Hierarchie der Einheit auf den verschiedenen Stufen vom Göttlichen, über das Gesellschaftliche bis zum Individuellen zu sichern und gegebenenfalls den Kurs der Organsimen zu deren Erhaltung zu korrigieren. Dies vollzieht sich in gewissen Bereichen der Schöpfung automatisch gesteuert, während der Mensch, jenseits der physiologischen Autoregulation seine Wege und Werte darüberhinaus bewusst steuern muss.

C.Metaphysik und Kultur

1 DER PRIMAT GOTTES

Können sich Menschen auf ein Prinzip einigen, das sie leiten soll, so hat dies Vorrang vor allen anderen Prinzipien. Es ist ihr Primat und steht an erster Stelle ihres Wertekanons. Primate haben häufig ein kulturelles Fundament und können daher nicht als die ganze Menschheit umfassende Prinzipien betrachtet werden. Wenn ein weltumspannendes Prinzip die kulturellen Primate integrieren könnte, so könnte man von einem Primat der Menschheit sprechen, das menschlichem Denken und Handeln Richtung, Sinn und Zweck verleihen kann. Davon gibt es aber bereits sowohl negative als auch positive, was an ihren Früchten erkennbar ist. Alle Ideologien und materiellen Systeme sind, insbesondere im Kontext der heutigen Globalisierung, weltumspannend intendiert, um den vermeintlichen geistigen oder materiellen Nutzen der Initiatoren zu mehren. Diese sind sehr häufig Nullsummenspiele, weil sie Gräben und Verwerfungslinien aufwerfen und somit nicht nachhaltig sind. Sie sind exklusiv und erzeugen Antagonismen zwischen den zu den jeweiligen Clubs Dazugehörigen und den von den globalen Clubs Ausgeschlossenen, die über kurz oder lang die einseitig wirkenden, vermeintlich globalen Primate, reversibel machen.

Andererseits gibt es jene globalen Prinzipien, wie z. B. die des internationalen Rechts, eines Weltethos oder einer Menschheitsfamilie, die aufgrund der erkannten Reversibilität und evidenten Nichtnachhaltigkeit der ersteren von vorneherein die Inklusion der ganzen Menschheit im Auge haben, um den Konflikte generierenden Spaltungen von Anfang an den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Betrachtet man eine besondere Form davon, die in unser Zeit, wie übrigens in der ganzen Menschheitsgeschichte, implizit oder explizit die Geschicke der Menschheit offen oder im verborgenen mitbestimmt hat, nämlich die Religion, so erkennt man auch in diesen das zeit-rämliche sogar transzedierenden Prinzipien, dass auch sie dem dialektischen Prinzip der Exklusion und der Spaltung anheimfallen.

Von dem neurophysiologischen Bauplan des Menschen her gesehen könnte man argumentieren, dass das nicht anders sein kann, weil jede Aktion, ebenso wie in der Physik, eine komplementäre Gegenreaktion hervorruft, um das Gleichgewicht des Gesamtsystems zu wahren. Dieses Prinzip kann man in individuellen und kollektiven physischen und geistigen Systemen beobachten, die das ewige Karussell oder die Achterbahnen des auf und ab der menschlichen Geschichte, den ewigen Kreislauf von Prozessen, die sich fraktal, das heißt mit raum-zeitlich, kontextuell bedingten Unterschieden, mit geringen Variationen wiederholen. Somit wird Kohelets biblisches Dictum, demzufolge „alles, was ist, schon einmal da war“ und dass es daher nichts fundamental Neues geben kann bestätigt. Es läuft auf ein fundamentales, absoluten Prinzip hinaus, das die Menschheit im Kontext ihrer zeit-räumlichen Relativität unablässig neu inszeniert, wobei das alte Thema immer wieder neu interpretiert wird, vergleichbar mit Bühnenstücken diverser Epochen und Kulturen, die alle die zentralen Motive des Menschlichen mit den jeweiligen kulturellen Variationen wiederholen. Nichts Neues unter der Sonne! – was das Fundament der Dinge anbelangt, das an der Peripherie des kulturellen Ausdrucks kulturkontextrelativ variiert: Einheit und Diversität erscheinen somit als Tiefenwahrnehmungs-relative Bewusstseinsartefakte. Dies würde bedeuten, dass die die Lösung der epochalen globalen Diversitätsmanagementherausforderung eher im Bewusstsein des Subjekts als in der mechanistisch-instrumentellen Beherrschung des kulturellen Objekts, bzw. als interdependentes Kontinuum, erfolgen kann.

Da der Mensch aber eher die Oberfläche der Dinge, statt ihr unveränderliches, die Zeit transzedierendes Fundament des Unveränderlichen wahrnimmt, entstehen die intergruppen und interpersönlichen Konflikte aufgrund der Oberflächen-wahrnehmung der Dinge des Lebens. Konflikte sind daher häufig durch die Tiefe der Wahrnehmung bedingt: Daher könnte man argumentieren, dass der Mensch die Tiefenwahrnehmung der Schöpfung und des Lebens stärken muss, um das eine Prinzip zu erkennen, das in mannigfaltiger Gestalt transkulturell inszeniert wird.

Die Geschichte der Menschheit und die Gleichnisse der Offenbarung bestätigen also gleichermaßen dieses eine Prinzip und dessen komplementäre Wahrnehmung, die entweder eine Tiefenwahrnehmung und somit das eine Prinzip erkennen lässt oder aber eine Oberflächenwahrnehmung ist, die die Diversität der Dinge nahelegt, die aber alle gleich den Speichen eines Rads in der alle Diversität umfassendes Einheit der Nabe des Rades konvergieren, unabhängig von der Distanz zwischen der Peripherie des Rades und der Geschwindigkeit mit der es sich zu drehen scheint, da dessen stabiles Zentrum indessen von den Turbulenzen der Peripherie unberührt bleibt.

Würde man vom Komplementaritätsprinzip ausgehen, das komplementäre Wahrnehmung der Schöpfung postuliert, um sie tiefer zuerkennen, so könnte man sagen, dass die konkomitante Wahrnehmung der beiden Aspekte das umfassendere Bild der Realität vermittelt: das unveränderliche Prinzip im Zentrum und sein kontextrelativen Variationen and der Peripherie! Das determinierende Primat der Schöpfung, das dies bedingt, ist also das über alle relativen Kontexte hin aktive Prinzip. Es handelt sich um die manifestierte Ebene einer dahinter befindlichen Raison und Rationalität, die unveränderlich und daher absolut ist. Ist etwas unveränderlich und absolut, so transzendiert es die raum-zeitlichen Bedingtheiten und ist ewig. Da alles uns Bekannte in der raum-zeitlichen, kontextuell bedingten Welt aber vergänglich ist, was wir bei einer Betrachtung der Schöpfung erkennen, während das unveränderliche Prinzip nicht im Bereich dieser Relativität ist, kann man von zwei verschiedenen Ordnungssystemen sprechen, einem zeitlich-relativen und einem überzeitlichen absoluten , bzw. einem komplementären, das einer menschlichen und einer dem Menschen übergeordneten Raison, Plan der Dinge und Sichtweise entspricht.

Das wahrnehmende Subjekt ist also gewissermaßen der Autor der Erfahrung der Schöpfung, relativ oder absolut. Somit könnte man von einem schöpferisch kreativen Komplementaritätsprinzip sprechen, das entsprechend der Wahrnehmungstiefe verschiedene Manifestationen der Wirklichkeit hervorbringt, wobei die Konkomitanz der Komplementarität die komplettere Wirklichkeit darstellt, die der beiden Aspekte Wahrnehmende als sich ergänzende Aspekte der Wirklichkeit insgesamt erkennt.

Auf der Basis der Erkenntnis dieser komplementären Einheit der Ganzheit, die sowohl die manifestierten Oberflächendynamiken als auch die häufig weniger manifesten Tiefenstrukturen umfasst, ließe sich also ein umfassenderes universelles Prinzip herleiten, das zudem quantenphysikalisch fundiert ist und nicht im Widerspruch zu religiösen Tradition zu stehen scheint; eine Axiomatik der Welt, die man transkulturell und transdisziplinär nachvollziehen und begründen kann.

Die Wahrnehmungsbedingtheit der Welt und deren Erkenntnis und somit das Primat des Wahrnehmenden und des wahrnehmenden Bewusstseins, also eines Bewusstseinsprimats, ist eine Denkweise, die die Quantenphysik und andere in diese paradigmatische Epochen der Erkenntnis fallende Weltanschauungen nahelegen. All das lässt sich transdisziplinär, analytisch und rational nachvollziehen.

Soweit haben wir das Subjekt der Wahrnehmung und das wahrgenommene Objekt der mannigfaltigen Erscheinungsformen des Menschen und der Welt in eine nachvollziehbare Logik einbinden können. Beide sind gewissermaßen komplementäre Aspekte der Schöpfung. Diese komplementären Aspekte der Schöpfung werfen aber die Frage nach der Entstehung dieser Schöpfung auf, deren wahrnehmungsbedingte Erkenntnis man vermuten könnte. Rational analytisch darf man hinter allem Seienden ein dies erzeugenden Prinzip in der Gestalt tieferer Prinzipien vermuten. Doch was steht hinter der Logik, die die Folgephänomene erzeugt? Was findet man, wenn man die Quelle des Schöpfungsstromes sucht, in dem alles angelegt ist, jenen Urgrund den wir rational vermuten aber nur schwer verifizieren können, da es die Erfahrung des die Prinzipen generierenden Agens involviert. Die logische Konsequenz und Transposition der Summe menschlicher Erkenntnis bestünde darin, hinter der Schöpfung einen Schöpfer zu vermuten.

Niemand hat diesen Schöpfer je gesehen, sagen uns die religiösen Quellen und er offenbart sich offenbar entsprechend der Wahrnehmungstiefe durch die manifestierte Schöpfung, an der Peripherie der Radmetapher, deren Nabe sich dem menschlichen Bewusstsein zu entziehen scheint. Daher versuchen viele Weltanschauungen sich über die Introspektion gewissermaßen der Mitte der Schöpfung und ihrer Erkenntnis im Wege der Erschließung ihrer eigenen Tiefe und Mitte zu nähern.

Meditation und Kontemplation versinnbildlichen und repräsentieren diesen Weg. Doch wenn Zen Buddhisten diesen Weg beschreiten finden sie bei ihrer Erleuchtung das, was sie in den Ausruf „Mu, Mu“ kleiden, der „nichts, nichts“ bedeutet und wenn andere Mystikern den Weg der Verinnerlichung zur Erkenntnis des Fundaments des Lebens beschreiten, so formulieren sie ihre Erkenntnis in einer kulturkontingenten Art, beispielsweise als die Vereinigung einer Seele mit einer Überseele in Südasien oder der Gotteserfahrung in der Gestalt Christi in der christlichen Zivilisation oder in einer alles umfassenden Liebeserfahrung hinsichtlich der Schöpfung. Die Kulturrelativität der Gotteserfahrung scheint also hier auch evident. Doch haben wir nicht angenommen, dass das Absolute jenseits der kulturkontextgeprägten Wahrnehmung der Welt ist?

Diese kulturkontextuell geprägten Gotteserfahrungen können dann Auslöser und Anlass für Antagonismen werden, da sie sich absolut wähnen, während sie nur kulturrelativ sind. Kann der Mensch, im Gegensatz zur interkulturellen Hypothese, anders als kulturrelativ wahrnehmen, bzw. sind die kulturbedingten Wahrnehmungen die kulturrelativen Ausdrucksformen des einen Absoluten, die die Speichen eines Rades der Erkenntnis des Absoluten von der Warte des kulturrelativen Kontextes darstellen, der auf eine einzige Nabe hinweist, der alle Speichen und die Peripherie kultur- und bewusstseinsdiverser Wahrnehmungen entstammen?

Wie kann die Nabe erkannt werden, der Nabel der Welt und der Schöpfung im Sinne des Schöpfers? Ist er nur implizit erfahrbar indem der Sucher der Nabe erkennt, dass er den komplementären integrativen Aspekt zum kulturell Gefärbten der persönlichen Erfahrung sucht, der vom Relativen nicht fassbar ist, da das Absolute das Relative unfassbar transzendiert, ebenso wie der Ozean den Tropfen Wasser.

An diesem Punkt der scheinbaren Unüberbrückbarkeit muss sich der Mensch seiner Relativität bewusst werden und sie anerkennen. Andernfalls liefe er Gefahr, seine Relativität absolut zu positionieren. Diese Anerkennung gibt dem Absoluten den Raum und den Vorrang, den man als Primat des Schöpfers bezeichnen kann. Frei von den Kategorien des Relativen beherrscht er sie als kausales Agens und somit, praktischer gesprochen, die manifestierten Dualitäten wie zum Beispiel folgende:

Dialektische Dichotomien

Das Relative Das Absolute

Relativismus Integrismus

Diversität Integration

Säkularismus Mystik

Vernunft Glaube

Zentrifugale Kräfte Zentripet. Kräfte

Partikularismus Universalismus

Teilchenkonzeption Wellenkonzeption

Differenzierung Integration

Weibliches Prinzip Männliches Prinzip

Manifestation Verb

Psyche Bewusstsein

Physik Metaphysik

Materie Geist

Raum Zeit

Zeit Ewigkeit

Omega Alpha

Immanenz Transzendenz

Die hinter den Prinzipien, ja sogar dem Bewusstsein wirkende Schöpfungsdynamik vermittelt eine Wahrnehmung des Primats des Schöpfers in dem Sinne, dass es das primäre Agens der wahrnehmbaren und denkbaren Schöpfung ist. Und dies haben wir über das quantenphysikalische Komplementaritätsprinzip, also rational hergeleitet. Diese nachvollziehbare Herleitung erhält Flügel des Geistes, wenn sie auch noch durch weitere Aspekte, mit denen der Schöpfer den Menschen für seine Erkenntnisfähigkeit ausgestattet hat, wie z. B. Glaube, Hoffnung, Liebe und Vertrauen, beflügelt wird. Indem sich die rationalen, emotionalen und geistigen Kräfte auf diesen Schöpfer ausrichten kann die Erfahrung des Agens hinter der Schöpfung erfahren werden. Der Mensch hat sein ihn bedingendes Primat gefunden, er ist verbunden, das heißt religiös, denn Religion kommt etymologisch von religere, bzw. „re“ zurück und “ligare“ binden. Er ist nun im wahrsten Sinne des Wortes religiös im Sinne der Erkenntnis des Primates der Schöpfung in der Gestalt des einen Schöpfers, den er nicht in Formen zwängt und der daher die absolute Einheit repräsentiert. Dieses Primat ist allumfassend und kommt sprichwörtlich im Begriff catholicos, i. e. allumfassend zum Ausdruck. Es folgt, dass echte Gotteserfahrung nicht antagonisierend sein kann, denn das Prinzip der Einheit per se ist naturgemäß widerspruchsfrei.

Somit ist nur das Primat Gottes die die all-einige Ursache jedweder zum Ziel führender menschlicher Einheitsbemühungen und außerhalb dessen gibt es nur die Antagonismen und Dialektiken des Relativen. Das Primat Gottes ist also die Conditio sine qua non der Einheit in jeglichem Kontext und in jeglicher Gestalt. Kultur und ihre Spielarten, Religionen und ihre Spielarten, die nicht das Primat Gottes mit ins Boot nehmen sind daher immer der Reversibilität und dem sie über kurz oder lang atomisierenden Spaltungsprozessen preisgegeben.

In der Erkenntnis der persönlichen und kulturellen Relativität und Bedingtheit öffnet sich der Mensch für das Eine, Absolute, das durch seine einheitsstiftende Wirkweise erkennbar ist. Und das diabolische, das die Einheit zerstörende, ist das antagonistische Prinzip. Die Belange des Menschlichen gipfeln in diesen eschatologischen Kategorien, wie es wahre Religion schon immer nahegelegt hat.

Eine Religion, die Antagonismen stiftet, ist also per so keine Religion im wörtlichen Sinne der Rückverbindung mit der Einheit per se. Es ist religiöser Relativismus, der sich das Absolute in seiner Hybris lediglich fundamentalistisch anmaßt. Denn das eine und das eine sind das eine und können keine Antagonismen hervorrufen. Darin besteht der Prüfstein der Geister. Die komplementären Gaben des Menschen gestatten ihm also die höchste Erkenntnis.

Will man die kulturellen Spaltungspotentiale des Zeitlichen nachhaltig beherrschen, so ist das vor allem über die Rehabilitierung der Religion, exakter formuliert, über das wahrer Religion innewohnende Primat des absoluten Gottes möglich und das 1. Gebot „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben“ ist somit das letzte und alles umfassende Prinzip, die Summe, die auf das alles bedingende Prinzip und Panaceum des Menschlichen des einen und absoluten PRIMATES GOTTES hinweist. Der Verlust des Primates Gottes führt zur anarchischen Atomisierung und Unsteuerbarkeit der Gesellschaft mit ihren institutionellen Umfeldern und Akteuren.

Basierend auf dem Primat Gottes lässt sich, sowohl transkulturell als auch transdisziplinär, eine bottom-to-top Bewusstseinsarchitektur einhergehend mit einer top-to-bottom Integrationsdynamik formulieren. Diesem Primat und seiner globalen Managementbedeutung und Herausforderung ist die weitere Erörterung gewidmet. Doch zuvor möchte ich Papst Benedict XVI in der Gestalt einer Ansprache in Ascona zu Wort kommen lassen, in der er die Relevanz und die Bedeutung des Primates Gottes von der katholisch-christlichen Warte her beschreibt:

„Ein Mensch, so der Papst zu Beginn seiner Predigt, sei nicht in der Lage, sich selbst das Leben zu geben, sondern er verstehe sich allein von Gott aus: „Es ist die Beziehung mit ihm, die unserer Menschheit Halt gibt und unser Leben gut und gerecht macht“. In unserer Welt und in unserem Leben müsse vor allem der Primat Gottes wiedererlangt werden. Dieser Primat gestatte es dem Menschen, die Wahrheit über das zu finden, was er sei, „und indem wir den Willen Gottes erkennen und ihm folgen finden wir unser wahres Wohl“.

Um den Primat Gottes wiederzuerlangen, sei es notwendig, von der Eucharistie auszugehen, da in Jesus das letzte und endgültige Wort Gottes Fleisch geworden sei. Beim Letzten Abendmahl fasse Jesus sein ganzes Dasein in einer Geste zusammen, so Benedikt XVI., und nehme auf diese Weise den Akt der höchsten Liebe vorweg, dank dessen der Tod Christi keine gewaltsame Hinrichtung sei, sondern von ihm in einen freien Akt der Liebe verwandelt werde, der siegreich durch den Tod gehe und die Güte der Schöpfung bekräftige. Dieses „unendliche Geschenk“ werde dem Menschen durch die Eucharistie zugänglich.

Auf den Text aus dem Evangelium über die Rede Jesu vom Brot des Lebens eingehend (vgl. Joh 6,22-71) erklärte der Papst, dass dieses Wort „hart“ sei, da der Mensch oft die Freiheit mit der Abwesenheit von Verpflichtungen verwechsle, „mit der Überzeugung, es alleine schaffen zu können, ohne Gott, der als Grenze der Freiheit gesehen wird“. Dabei jedoch handle es sich um eine Illusion, die schnell zu einer Enttäuschung führe, Unruhe und Angst verursache und
„es paradoxerweise dazu kommen lässt, den Fesseln der Vergangenheit nachzuweinen“. Nur in der Öffnung zu Gott und in der Annahme seines Geschenkes werde der Mensch wahrhaft frei, „frei von der Knechtschaft der Sünde, die das Antlitz des Menschen entstellt, fähig, dem wahren Wohl der Brüder zu dienen“.

Nachdem der Mensch Gott bei Seite gelegt oder ihn nur als eine private Entscheidung toleriert habe, die nichts mit dem öffentlichen Leben zu tun haben dürfe, hätten es gewisse Ideologien darauf abgesehen, die Gesellschaft mit der Kraft der Macht und der Wirtschaft zu organisieren. Die Geschichte jedoch zeige auf dramatische Weise, dass das Ziel, allen Entwicklung, materielles Wohlergehen und Frieden sicherzustellen und dabei von Gott und seiner Offenbarung abzusehen, dazu geführt habe, dass den Menschen Steine statt Brot gegeben worden seien.

„Das Brot ist Frucht der Arbeit des Menschen“, so der Papst, „doch es ist auch und vor allem Frucht der Erde, ein Geschenk, um das gebeten werden muss, das uns jeglichen Hochmut nimmt und uns mit dem Vertrauen der Demütigen bitten lässt“.

„Es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in der Eucharistie die angemessene Form für ein Leben in Fülle findet“, so Benedikt XVI. Daher müsse das alltägliche Leben „Ort des geistigen Gottesdienstes“ werden, „um in allen Umständen den Primat Gottes zu leben, in einer Beziehung mit Christus und als Opfer an den Vater“. „

Quelle: http://www.kath.net/detail.php?id=33032 Benedikt XVI. zum Abschluss des 25. Nationalen Eucharistischen Kongresses in Ancona: Der Mensch muss den Primat Gottes neu entdecken. Der Weg hierzu ist die Eucharistie, die vom Egoismus befreit. Von Armin Schwibach

2 Die biologische, die psychologische und die geistige Natur ganzheitlicher menschlicher Kultur

In der kulturellen und interkulturellen Forschung geht man davon aus, dass der Mensch ein biologisches und ein kulturelles Wesen ist, d. h. dass unsere körperliche Wesenhaftigkeit durch den kulturellen Kontext in den wir hineingeboren wurden und in dem wir unsere primäre, sekundäre und tertiäre Sozialisierung erfahren haben, moduliert und modelliert wird. Modern ausgedrückt bedeutet das in der Terminologie der Genetik, die die menschliche Natur auf informationeller, mikrobiologischer Ebene formuliert, dass der Mensch also aus zwei sich überlagernden, wechselwirkenden Ebenen einer biologischen und einer kulturellen DNA besteht.

Für jedwedes intraindividuelles und interindividuelles, intragruppen oder intergruppen Management ist die Bewusstheit der dreifältigen komplementären menschlichen kulturellen Gesamtarchitektur oder die komplette Kartierung entsprechenden integralen kulturellen DNA – ein Begriff der modernen Biowissenschaften, den wir hier metaphorisch verwenden - erforderlich.

Die biologischen Wissenschaften priorisieren im Wege ihrer fachlichen Spezialisierung natürlich die anatomisch-physiologische DNA, während die Kulturellsten ebenso aufgrund ihrer bruchstückhaften Sichtweise des integralen Menschen infolge ihrer fachlichen Spezialisierung die kulturelle DNA priorisieren. Beide sind berufskulturell bedingte Modalitäten der Wahrnehmung und „Optiken“ des menschlichen Wesens. Die Summe der beiden psychophysischen Aspekte und Komponenten des Menschen sind zwar in ihrer Gesamtheit größer als die Summe dieser Elemente, repräsentieren aber noch nicht seine Integralität.

Es ist offenbar eine Folge des analytischen Rationalismus der rationalistischen Zivilisation, insbesondere der westlichen, wie wir sie in der empirischen britischen, der kartesianischen französischen oder auch der deutschen Philosophie, die sich alle im Schlepptau der griechischen rationalistischen Kultur und Wiege der westlichen Zivilisation befinden und dieser immer noch Tribut zollen. Indes, in der aristotelischen Philosophie scheint die Erkenntnis einer umfassenderen menschlichen Konstitution zu dämmern.

Andere Kulturen, beispielsweise östliche, die aufgrund ihrer räumlichen und kulturellen Distanz von Europa dem Einfluss der europäischen Zivilisation nicht ausgesetzt waren, haben aufgrund ihrer kulturellen Bedingtheit ein anderes Menschenbild, das sich, beispielsweise in Ostasien, in der Suche nach und der Priorisierung der Einheit des Menschen auszeichnet. Heute können die komplementären kulturellen Optiken mehr und mehr im Interesse des Individuums und der Menschheit insgesamt mehr und mehr ohne kulturellen Identitätsverlust integriert werden. Dennoch ist hinzuzufügen, dass sich das Thema des integralen Menschen, sowohl konkret, als auch als Gleichnis einen roten Faden durch die Bibel bildet, der heutzutage, im Kontext der Globalisierung, wieder neue Brisanz gewinnt.

Allein die Religion vermag dem dualistischen Menschenbild einer psychophysischen dualistischen menschlichen Wesenheit noch eine dritte Ebene der „DNA“ hinzuzufügen und zwar, metaphorisch gesprochen, seine „spirituelle DNA“, die somit die annähernd integrale dreifältige menschliche kulturelle Natur in einer integrierten spirituell, psychosomatischen Architektur integriert.

Die dritte Ebene der menschlichen DNA, auf die Aristoteles bereits hingewiesen zu haben scheint und die wir heute transdisziplinäre substantiieren können, stellt also das fehlende Bindeglied bereit, das die menschliche Architektur integriert und somit den integralen Menschen bedingt.

Befindet sich im Hintergrund dieser manifestierten spirituell, psychosomatischen trinitären Wesenheit des Menschen eine nicht manifestierte Trinität, die wir von der religiösen Menschenerkenntnis her kennen? Vermag sie, der manifestierten menschlichen Trinität Sinn zu verleihen? Die erstere ist Abbild und Abglanz der letzteren, ein Spiegelbild. Es erhebt sich jedoch die Frage, in welchem Maß die Ebenbildlichkeit naturgetreu wiedergespiegelt oder verzerrt wird, vergleichbar mit einem materiellen Spiegel, der das gespiegelte menschliche Antlitz, entsprechend der Wahrnehmungsfähigkeit und dem Zustand des gespiegelten Subjekts und des widerspiegelnden Objekts, mehr oder weniger naturgetreu widergespiegelt.

Wird die geistige Trinität naturgetreu im Menschen manifestiert, so ist der integrale Mensch in seiner umfassenden Integrität zugegen, dessen drei Ebenen der DNA ebenbildlich integriert sind und es entsteht Einklang im Menschen, zwischen den Menschen, zwischen Mensch und Schöpfung und mit dem Schöpfungsprinzip selbst, sowie dem Schöpfer. Es ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, neben dem es keinen zweiten Weg, keine zweite Wahrheit und kein zweites Leben gibt, da das Prinzip der Schöpfung eines ist, nämlich das göttliche und dessen Negation das nicht Göttliche, das nicht Gottgemäße, das daher nicht schöpfungsgesetzkonforme Wege, Wahrheiten und Lebensformen hervorbringt, die sich als nicht tragfähig und nicht nachhaltig in der Sprache unserer Ära erweisen. An der Relativisierung der Schöpfungsaxiomatik scheint offenbar die Zivilisation zu laborieren, bis die unverbrüchliche „Wahrheit“ wiedergeboren wird.

Die Ebenbildlichkeit der manifestierten und nicht manifestierten Trinität ist das Schöpfungsprinzip, das hinter den kulturellen Verbegrifflichungen des Menschen steht. Sie ist dem Menschen an sich in die Wiege gelegt, doch es ist eben die erwähnte kulturelle Sozialisierung des Menschen, die kulturbedingte Aspekte seiner Wesenheit, seine biologische DNA oder seine diversen psychologischen kulturellen Konfigurationen und Profile priorisiert, wodurch eine Unausgewogenheit der einen originären naturgetreuen Ebenbildlichkeit ohne zweite entsteht. Wenn die kulturelle Sozialisierung des Menschen nicht die drei Ebenen der physisch-metaphysischen DNA gleichermaßen kulturell priorisiert, so entsteht in fundamentales Ungleichgewicht im Menschen, das sich intra- und interpersönlich, sowie interkulturell von der kleinsten kulturellen Einheit des Individuum bis hin zum planetaren Menschen als Unausgewogenheit konfliktgenerierend verkettet, da es auf einem falschen Fundament baut, das in all seinen Erscheinungs- und Ausprägungsformen individuell und kollektiv konflikterzeugend wirkt.

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Ende der Leseprobe aus 397 Seiten

Details

Titel
Interkulturelle Philosophie und interkulturelle Management Praxis
Untertitel
Intercultural Philosophy and Intercultural Management Practice - Philosophie et Pratique du Management Interculturel
Veranstaltung
interkulturelles Management
Autor
Jahr
2012
Seiten
397
Katalognummer
V187235
ISBN (eBook)
9783656109006
ISBN (Buch)
9783656566366
Dateigröße
3427 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
bilingual English &amp, German
Schlagworte
interkulturelle Erkenntnistheorie, interkulturelle Forschung, interkulturelle Managementforschung, Diversitätsmanagement, globales Management, intercultural research, intercultural management, global management
Arbeit zitieren
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor:in), 2012, Interkulturelle Philosophie und interkulturelle Management Praxis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187235

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