Literatur und Recht sind zwei eigenständige Begriffe, die dementsprechend verschiedene Vorstellungen assoziieren.Auf der Einen Seite steht die Literatur; ein schöngeistiges Schrifttum, das den Gesamtbestand aller Schriftwerke eines Volkes umfasst. Demgegenüber ist unter Recht eine Rechtsordnung mit Gesetzen zu verstehen. Doch Ruth Schmidt-Wiegand weist in ihrem Aufsatz „Dichtung und Recht im Blickfeld von Literaturwissenschaft und Rechtsgeschichte“1auf verschiedene Verknüpfungen der Bereiche Literatur und Recht in der Literaturgeschichte hin. Denn nach Schmidt-Wiegand ergänzen Literatur- und Rechtsgeschichte, trotz diverser Unterschiede einander. Die Autorin regt an, dass durch einen Vergleich der beiden Wissenschaften in Hinblick auf ein literarisches Werk neue Erkenntnisse und Interpretationsansätze erzielt werden könnten, da sich die Darstellungen von rechtlichen Phänomenen in der Literatur häufig von der Realität unterscheiden. Beruht die Ausarbeitung der Autoren allein auf ihrer Unkenntnis der Rechtslage oder verfolgen sie damit gar eine ganz bestimmte Intention in ihrem Werk? Dieser Gedankenansatz soll in Form einer Hausarbeit mit dem Thema „Der Zweikampf als Gottesurteil in Gottfrieds von Straßburg „Tristan“ und seine Rechtmäßigkeit“ verfolgt werden.
Hierzu ist zunächst eine eingehende Analyse bestimmter Fachtermini der Rechtsgeschichte zur Entstehungszeit des Werkes, nämlich Gottesurteil und Zweikampf durchzuführen. Auf Grundlage der erlangten Ergebnisse wird der von Gottfried dargestellte Zweikampf untersucht. Dabei besteht das Ziel darin, die Rechtmäßigkeit des Kampfes auf der Grundlage der Beantwortung folgender Leitfragen zu ermitteln: Dürfen Tristan und Morold in einem Zweikampf gegeneinander antreten? Sind die Waffen der Kontrahenten legitim? Wer richtet über Verlauf und Ausgang des Kampfes? Und ist anzweifelbar? Sie sollen im Verlauf der folgenden Arbeit geklärt werden, wobei der Schwerpunkt auf der Moroldszene liegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Gottesurteil
- Eine Definition und ein historischer Abriss
- Die verschiedenen Formen
- Der Zweikampf als Gottesurteil
- Der Zweikampf im Mittelalter
- Die Vorbereitungshandlungen
- Der Eid
- Die Herausforderung zum Kampf
- Der Kampfort und Anwesende
- Die Waffen und Ausstattung
- Der Ablauf und Ausgang des Kampfes
- Der Zweikampf zwischen Tristan und Morold
- Die Gründe für den Kampf
- Die Kämpfer und ihre Gottgläubigkeit
- Der Ablauf und Ausgang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Zweikampf als Gottesurteil in Gottfrieds von Straßburg „Tristan“ und untersucht dessen Rechtmäßigkeit. Die Analyse basiert auf einer eingehenden Betrachtung der Rechtsgeschichte des Mittelalters, insbesondere der Konzepte Gottesurteil und Zweikampf. Die Leitfragen sind: Durften Tristan und Morold kämpfen? Waren die Waffen legitim? Wer entschied über den Kampfverlauf und -ausgang? War das Verfahren rechtmäßig?
- Definition und historischer Kontext des Gottesurteils
- Verschiedene Formen des Gottesurteils im Mittelalter
- Der Zweikampf als spezifische Form des Gottesurteils
- Analyse des Zweikampfes zwischen Tristan und Morold im Kontext der mittelalterlichen Rechtsauffassung
- Rechtliche und religiöse Aspekte des Zweikampfs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Verbindung von Literatur und Recht im Mittelalter. Kapitel 1 definiert das Gottesurteil und beleuchtet seinen historischen Kontext, verschiedene Formen und den Zweikampf als eine spezielle Form. Kapitel 2 befasst sich detailliert mit dem Zweikampf im Mittelalter, seiner Vorbereitung, Ablauf und den beteiligten Parteien. Kapitel 3 analysiert den Zweikampf zwischen Tristan und Morold, wobei die Gründe, die Kämpfer und der Ausgang des Kampfes im Fokus stehen.
Schlüsselwörter
Gottesurteil, Zweikampf, Mittelalter, Rechtsgeschichte, Gottfried von Straßburg, Tristan, Morold, Rechtmäßigkeit, Ordal, Kampfordal, mittelalterliches Recht, religiöse Weltanschauung.
- Arbeit zitieren
- Sarah Nolte (Autor:in), 2006, Der Zweikampf als Gottesurteil in Gottfrieds von Straßburg „Tristan“ und seine Rechtmäßigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187240