Wissens- und Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft


Hausarbeit, 2011

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Gliederung

1. Einleitung

2. Theoretisches Verständnis des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
2.1. Wissen
2.2. Technologie
2.3. Wissenstransfer, Technologietransfer

3. Wege und Formen des Wissenstransfers zwischen öffentlichen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft
3.1. Kooperative Forschung
3.2. Gemeinsame Forschungseinrichtungen
3.3. Spin-offs

4. Hemmnisse für effektive Interaktion

5. Handlungsempfehlungen für einen verbesserten Wissenstransfer

6. Literaturverzeichnis

7. Interviewverzeichnis

1. Einleitung

Der Wissens- und Technologietransfer hat seit Ende der 1970er Jahre eine wachsende Bedeutsamkeit erlangt. Er ist nicht erst seitdem ein existierendes Konstrukt, denn bereits seit mehr als 130 Jahren wurde z.B. Gottlieb Daimler mit dem Auftrag nach Paris gesandt, sich eine neue Entwicklung des Gasmotors anzusehen. Diese Idee, welche er als überzeugend empfand, nahm er mit nach Hause und entwickelte daraus einen neuen Motor. Somit sieht man, dass der Wissens- und Technologietransfer schon in den vergangenen Jahrhunderten eine große Rolle spielte. Die Wirtschaft beschäftigt sich jedoch erst seit den letzten zwei Jahrzehnten mit den Problembereichen.

In der vorliegenden Arbeit bildet der Transfer des Wissens und der Technologie zwischen Wissenschaft und Wirtschaft den Untersuchungsgegenstand.

Gerade in den letzten Jahren hat der Wissens- und Technologietransfer immer stärker an Bedeutung gewonnen. Von Seiten der Politik wird das Bedürfnis nach einer stärkeren Verwertung und Anwendung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse immer größer. In Deutschland und auch im Ruhrgebiet wurden, zur Stärkung des Wissens-, Forschungs- und Technologietransfers, in den letzten Jahren eine Vielzahl von Initiativen ins Leben gerufen. Doch der Wissens- und Technologietransfer kann nur so wirksam sein, wie die Rahmenbedingungen, in denen er eingesetzt wird. Daher ist es wichtig festzustellen, dass es nicht nur um die Häufigkeit der Nutzung der Instrumente Wissens- und Technologietransfer geht, sondern dass das Innovationssystem als Einheit betrachtet wird. In der Praxis erwies sich die Überführung von Wissen und Technologie von der Wissenschaft in die Wirtschaft und in umgekehrter Richtung als Kernproblem, welches es zu lösen gilt. In dieser Arbeit wird das Ziel verfolgt, einen Überblick über die verschiedenen Transferarten zu geben und auf die bisher bestehenden Probleme und Hemmnisse bei Unternehmen und Hochschulen einzugehen. Vor allem möchte ich aufzeigen, was jede Partei, die an einer solchen Kooperation beteiligt ist, zu seiner Verbesserung beitragen kann.

2. Theoretisches Verständnis des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Nachfolgend werden die Begriffe Wissen, Technologie, Wissenstransfer und Technologietransfer erläutert.

2.1. Wissen

Die Definition des Begriffs „Wissen“ ist nicht einfach. Eine Sichtung der relevanten Literatur ergibt, dass es keinem Definitionsversuch gelingt, den Begriff eindeutig und unmissverständlich zu umreißen. Ein wesentliches Merkmal von Wissensdefinition unterschiedlicher Autoren ist, dass das Wissen eines Individuums in Beziehung zu seinen Handlungen gesetzt wird.1 Ferner ist zur weiteren Bestimmung des Begriffs „Wissen“ zweckmäßig, ihn von dem der „Information“ zu trennen. Informationen sind objektive, zweckorientierte Nachrichten. Wissen entsteht erst, wenn die Informationen auf bereits vorhandenes, subjektives Vorwissen bezogen und mit diesem verknüpft werden Erst dadurch werden Handlungen gesteuert. Wissen entsteht somit durch Interaktion von Informationen mit individuellen Denk-, Handlungs- und Orientierungsmustern. Informationen können dementsprechend als Stromgrößen bezeichnet werden, die den Wissensbestand eines Individuums verändern.2

Zur Kategorisierung von Wissen können unterschiedliche Dimensionen herangezogen werden. Die Differenzierung nach dem Explikationsgrad ist besonders interessant, da sie wichtige Schlussfolgerungen für den Umgang mit Wissen erlaubt.

Dabei wird von folgender Unterscheidung ausgegangen:

- Explizites Wissen ist dokumentiert und übertragbar. Es kann in formale Sprache gefasst werden und ist nicht personengebunden.
- Implizites Wissen meint verborgenes Wissen. Es kann nicht in Worte gefasst werden, ist personengebunden und entsteht vor einem individuell, spezifischen

Erfahrungshintergrund.3

Die verschiedenen Arten von Wissen unterscheiden sich auch in Bezug auf ihre Transferierbarkeit. Explizites, also artikulierbares Wissen, ist leichter transferierbar als implizites Wissen.4

2.2. Technologie

Üblicherweise wird in der Literatur unter dem Begriff „Technologie“ „die Gesamtheit des Wissens über naturwissenschaftlich/technische Zusammenhänge zur Lösung technischer Probleme verstanden.“5 Laut Tschirky umfassen Technologien spezifisches Wissen zur produkt- und prozessorientierten Nutzung von natur-, sozial- und ingenieurwissenschaftlichen Erkenntnissen.6 Im Vergleich mit den Erläuterungen zu dem Begriff „Wissen“ wird ersichtlich, dass die Technologie eine Teilmenge des Wissens bildet. Wissen ist ein weitgreifenderer Begriff als der der Technologie und schließt daher die Technologie mit ein.

2.3. Wissenstransfer, Technologietransfer

Da das Begriffselement „Transfer“ zumeist einheitlich als Übertragungsvorgang interpretiert wird, sind die unterschiedlichen Auffassungen der Literatur zum Teil auf verschiedene Festlegungen, sowohl des Wissens- als auch des Technologiebegriffs zurückzuführen.7

Der Wissenstransfer deckt sämtliche Bereiche des Technologietransfers ab und ist daher als Oberbegriff zu bezeichnen, unter welchem z.B. der Begriff „Technologietransfer“ zu subsumieren ist. In diesem Sinne ist der Wissens- und Technologietransfer ganz allgemein als die Übertragung eines Transferobjekts (Wissen bzw. Technologie) von einem Geberzu einem Nehmersystem zu definieren.8

Vereinfacht ist ein Transferprozess folgendermaßen zu skizzieren: Es werden zwei Organisationseinheiten S (Sender, Gebersystem) und E (Empfänger, Nehmersystem) betrachtet, die jeweils über eine eigene Wissensbasis verfügen. In der Ausgangssituation ist die Einheit E mit einer Problemstellung konfrontiert, die sie auf der Grundlage des ihr verfügbaren Wissens nur unbefriedigt lösen kann. Die Organisationseinheit S hingegen verfügt über das Wissen, das zur Lösung des Problems beitragen kann. Der Transferprozess umfasst all die Interaktionen zwischen den Organisationseinheiten die erforderlich sind, um das problemrelevante Wissen von S auf E zu übertragen.9

Eine umfassende Ausprägung des Wissens- bzw. Technologietransfers stellt die Zusammenarbeit in einem Cluster dar. Ein Cluster ist ein Netzwerk, welches sich aus Unternehmen und Institutionen eines gemeinsamen Wirtschaftszweiges zusammensetzt. Dabei ist die räumliche Nähe für die wirtschaftliche Entwicklung und das Entstehen von Wissen, sowie die Sicherung langfristiger Wettbewerbsvorteile, ebenfalls förderlich. Beteiligte in einem Cluster können Hochschulen, öffentlich geförderte Forschungseinrichtungen sowie Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung sein.

Den größten Teil der Mitglieder haben meist Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft.

Von wesentlicher Bedeutung sind bei einem Cluster die folgenden vier Kriterien:

- räumliche Nähe
- enge inhaltliche Verbindung
- Bereitschaft zur Zusammenarbeit
- hohe Anzahl der Einrichtungen

Häufig ist bei den Beteiligten ein Wettbewerb innerhalb des Clusters zu erkennen, welcher aber von Vorteil sein kann und oftmals schneller zum Erfolg führt, da er eine höhere Wettbewerbsfähigkeit des Clusters in seiner Gesamtheit nach sich zieht.10 Ein Vorbild für einen Cluster bildet z.B. das Silicon Valley. Im Radius einer Autostunde hat sich hier eine Vielzahl hochkarätiger Firmen mit ähnlichen Schwerpunkten auf einem Gebiet, welches sich über 3000 km² erstreckt, zusammengefunden. Die Entwicklung ist enorm. Heutzutage besteht die Region des Silicon Valley aus mehreren tausend Unternehmen, welche sich in über 30 Städten befinden. Somit hat sich die Region zu einem eigenen High-Tech Standort entwickelt. Durch die hohe Anzahl an Unternehmen profitiert das Silicon Valley außerdem von einer Vielfalt an Technologie- und Wissenschaftsfeldern. In dem Gebiet, welches sich von Paolo Alto bis San Jose erstreckt, leben etwa 2,52 Millionen Menschen, von denen 1,41 Millionen in den Unternehmen des Clusters beschäftigt sind. Laut einer Studie des Silicon Valley Network, beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen i]m Silicon Valley 79.116 US Dollar. Das ist weit mehr als die Norm des amerikanischen Durchschnitts.11 „Die räumliche Nähe fördert den Austausch von Ideen und Erfahrungen, die Anbahnung von Geschäftskontakten, die Bildung effizienter und flexibler Wertschöpfungsnetze sowie die wirksame Verknüpfung von Wissen, Talenten, Kapital und Wettbewerb.“12

3. Wege und Formen des Wissenstransfers zwischen öffentlichen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft

Die Möglichkeiten der Formen von Interaktionen sind vielfältig. Es werden viele Hinweise dazu gegeben, wie ein Wissenstransfer „technisch“ erfolgen kann. Trotz der vielen verschiedenen Transferformen umfassen alle erfolgreichen Wissenstransfers, als Basis für erfolgreiche und langfristige Kooperationen, das Vertrauen. Einseitige Vorleistungen erwarten Honorierungen des Vertrauens durch Handlungen, dadurch entsteht eine Basis für die Entwicklung einer vertrauensvollen Beziehung. Aus Sicht der Wirtschaft und der Wissenschaft werden die informellen Beziehungen als die Interaktionsform mit der größten Bedeutung eingeschätzt.13 Unter informeller Beziehung versteht man alle Formen des Wissensaustauschs zwischen Wissenschaftlern und Unternehmensvertretern, welche ohne die Einbindung von Vermittlern und ohne vertraglichen Rahmen stattfinden. Die Partner müssen sich hierbei bereits persönlich kennen. Aus dem sehr effizienten und effektiven Wissens- und Erfahrungsaustausch wachsen oftmals langlebige Kooperationen, da das oben angesprochene Vertrauen beiderseits bereits gegeben ist.

Auf drei ausgewählte Formen des Wissenstransfers möchte ich nun genauer eingehen;

- die Kooperative Forschung
- gemeinsame Forschungseinrichtungen
- Spin-offs

3.1. Kooperative Forschung

Hierbei geht es darum, ein gemeinsames Ziel durch Bündelung der vorhandenen Ressourcen zu erreichen. Der Austausch erfolgt in Form von personellen, materiellen und immateriellen Ressourcen. Diese Form von Forschung ist eine Interaktion zwischen Wissenschaft und Wirtschaft oder verschiedenen Forschungseinrichtungen, bei der beide Seiten Beiträge zur Zusammenarbeit leisten. Zeitweise kommt es zu Schwierigkeiten bei den Verhandlungen über mögliche Verwertungsrechte an erzielten Ergebnissen. Hochschullehrer benennen die kooperative Forschung neben den informellen Kontakten als wichtigste und effektivste Form der Interaktion. Analysen über die Wirksamkeit kooperativer Forschung haben gezeigt, dass ein Wissensaustausch mit öffentlichen Forschungseinrichtungen weitaus effektiver ist, als zwischen Wirtschaftsunternehmen untereinander.14

Somit zeigt die Literatur, dass die kooperative Forschung ein außerordentlich wichtiges Werkzeug des Wissenstransfers darstellt.

Zum Kooperationsverhalten zwischen den Unternehmen und der Wirtschaft hat die IHK im mittleren Ruhrgebiet eine Befragung durchgeführt, bei der sich insgesamt 100 Professoren der Ruhr Universität Bochum, der Hochschule Bochum, der TFH Agricola und der Uni Witten / Herdecke sowie 130 Unternehmen beteiligt haben.

[...]


1 Vgl. Heppner, Karsten (1997), S.13.

2 Vgl. Heppner, Karsten (1997), S.14.

3 Vgl. Zahn, Erich / Foschiani, Stefan / Tilebein, Meike (2000), S.249.

4 Vgl. Zahn, Erich / Foschiani, Stefan / Tilebein, Meike (2000), S.261.

5 Fichtel, Roland (1997), S.5.

6 Vgl. Tschirky, Hugo (1998), S.227.

7 Vgl. Fichtel, Roland (1997), S.7.; Müller, Ute (1988), S.2.

8 Vgl. Fichtel, Roland (1997), S.7.

9 Vgl. Heppner, Karsten (1997), S.187.

10 Vgl. Wissenschaftsrat (2007), S.43.

11 Vgl. VDI Technologiezentrum GmbH (o.J.).

12 changeX GmbH (o.J.).

13 Vgl. Wissenschaftsrat (2007), S.57.

14 Vgl. Wissenschaftsrat (2007), S.39.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Wissens- und Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft
Hochschule
Hochschule Bochum
Veranstaltung
Innovationspolitik
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
18
Katalognummer
V187450
ISBN (eBook)
9783656114024
ISBN (Buch)
9783656113461
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wissenstransfer, Technologietransfer, Kooperative Forschung, Spin-off, Hemmnisse effektive Interaktion
Arbeit zitieren
Marlen Hollunder (Autor:in), 2011, Wissens- und Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187450

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Wissens- und Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden