Entwicklungszusammenarbeit agiert im Spannungsfeld zwischen kulturellen Orientierungen einerseits und einem auf Veränderung der Werte ausgerichteten Modernisierungsprozess andererseits, zwischen dem Eigenen und dem Fremden, westlichen Werten und multiplen kulturellen Orientierungen in den Partnerländern. Innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit stellt Kultur eine Schlüsselkategorie und Zieldimension im Entwicklungsprozess dar. Dabei beeinflussen interkulturelle Fragen die Entwicklungszusammenarbeit wie kaum ein anderes Politikfeld.
Kultur ist ein konstitutiver Bestandteil von Entwicklung, Entwicklung ihrerseits ist kulturrelativ. Um die kulturellen Aspekte der Entwicklungstheorie sowie Kulturansätze in der Entwicklungszusammen
arbeit darzustellen, wird der Begriff "Kultur" im entwicklungstheoretischen Kontext und der Begriff "Entwicklung" in seinen unterschiedlichen Bedeutungshorizonten untersucht. Beide Begriffe sind nicht wertfrei. Sie bewegen sich im Kontext von Zuschreibungen und verweisen auf ein Feld, in dem Machtbeziehungen strukturiert und Ungerechtigkeit generiert wird. Kultur im entwicklungstheoretischen Kontext ist ein "umkämpftes Terrain" und Entwicklung ein von westlichen Ideologien bestimmter Begriff.
Im Hinblick auf einen Paradigmenwechsel und eine Handlungsneu- orientierung wird untersucht, in welcher Weise und auf der Folie welcher Wertvorstellungen die Begriffe "Kultur" und "Entwicklung" Ziele, Methoden und Maßgaben der Entwicklungszusammenarbeit als interkulturelles Diskursfeld prägen.
Dabei liegt der Fokus auf Kultur als Querschnittthema und Gegenstand von beabsichtigten Veränderungen durch Entwicklungsvorhaben sowie auf der soziokulturellen Dimension von Kultur als eine Variable in der Entwicklungszusammenarbeit und dem darauf aufbauenden Verständnis einer Entwicklungspartnerschaft.
Entwicklungszusammenarbeit als interkulturelle Kommunikation ist das Zusammenwirken von Partnern der Ersten und der Dritten Welt, von Geber- und Nehmerseite. Dies impliziert neben einer ökonomischen Asymmetrie unterschiedliche, in den jeweiligen Kulturen eingebettete Entwicklungs- und Kommunikationsmuster, deren Strukturen und Wirkungsmechanismen dargestellt und im Hinblick auf Möglichkeiten und Grenzen des interkulturellen Dialogs als Instrument der Verständigung einerseits und konkreter gestalterischer Einflussnahme auf der Grundlage einer werteorientierten Entwicklungszusammenarbeit andererseits analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Diskursfeld Kultur und Entwicklung
- 2.1. Kultur und Entwicklung im Spiegel der Entwicklungstheorien
- 2.1.1. Theorie der Kolonialzeit
- 2.1.2. Modernisierungs- versus Dependenztheorien
- 2.2. Entwicklungsdiskussion im Wandel
- 2.2.1. Die Krise der Theorie und postmoderne Neubewertungen
- 2.2.2. Die Revision der Bedeutungshorizonte: Was ist Entwicklung, was Kultur?
- 2.1. Kultur und Entwicklung im Spiegel der Entwicklungstheorien
- 3. Die Paradigmen der Entwicklungszusammenarbeit
- 3.1. Kultur als notwendiger Faktor der Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit
- 3.1.1. Impulse für eine kultursensible Entwicklungszusammenarbeit
- 3.1.2. Soziokulturelle Aspekte in der entwicklungspolitischen Theorie
- 3.2. Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit: Das Partizipationskonzept als Leitbild nachhaltiger Entwicklung
- 3.2.1. Partizipation als Bestandteil eines nachhaltigen Entwicklungsbegriffs
- 3.2.2. Partizipation als Instrument der kulturellen Entwicklungsarbeit
- 3.1. Kultur als notwendiger Faktor der Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit
- 4. Interkulturalität in der Entwicklungszusammenarbeit
- 4.1. Rahmenbedingungen und Voraussetzungen der Interkulturalität
- 4.1.1. Die Lebenswelt als Faktor interkultureller Verständigung
- 4.1.2. Parameter des Umgangs mit dem Fremden
- 4.1.3. Kultur als Horizont
- 4.2. Dialogischer Entwicklungsweg? Chancen und Grenzen des interkulturellen Dialogs
- 4.1. Rahmenbedingungen und Voraussetzungen der Interkulturalität
- 5. Zukunft gewinnen? Ein Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die Interdependenz von Ordnungen im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit, wobei der Fokus auf der Bedeutung von Kultur im Entwicklungsdiskurs und als Zieldimension der Entwicklungszusammenarbeit liegt. Die Arbeit analysiert verschiedene Entwicklungstheorien und Paradigmen, um die Herausforderungen und Chancen interkultureller Zusammenarbeit zu beleuchten.
- Die Rolle von Kultur in verschiedenen Entwicklungstheorien
- Paradigmenwechsel in der Entwicklungszusammenarbeit hin zu kultursensiblen Ansätzen
- Das Partizipationskonzept als Instrument nachhaltiger Entwicklung
- Interkulturalität als Herausforderung und Chance in der Entwicklungszusammenarbeit
- Der interkulturelle Dialog als Aushandlungsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den komplexen Kontext von Kultur und Entwicklung im globalen Kontext, betont die Notwendigkeit von kultursensiblen Ansätzen in der Entwicklungszusammenarbeit.
Kapitel 2 (Diskursfeld Kultur und Entwicklung): Dieses Kapitel analysiert die Rolle von Kultur in verschiedenen Entwicklungstheorien, von der Kolonialzeit bis zu postmodernen Perspektiven. Es untersucht den Wandel der Entwicklungsdiskussion und die Revision bestehender Bedeutungshorizonte von "Entwicklung" und "Kultur".
Kapitel 3 (Die Paradigmen der Entwicklungszusammenarbeit): Hier werden die Paradigmen der Entwicklungszusammenarbeit beleuchtet, mit besonderem Fokus auf die Bedeutung von Kultur als notwendigen Faktor und das Partizipationskonzept als Leitbild nachhaltiger Entwicklung. Verschiedene Instrumente und soziokulturelle Aspekte werden diskutiert.
Kapitel 4 (Interkulturalität in der Entwicklungszusammenarbeit): Dieses Kapitel befasst sich mit den Rahmenbedingungen und Voraussetzungen von Interkulturalität in der Entwicklungszusammenarbeit. Es untersucht den interkulturellen Dialog als Chance und Grenze im Entwicklungsprozess.
Schlüsselwörter
Entwicklungszusammenarbeit, Kultur, Interkulturalität, Entwicklungstheorien, Partizipation, Nachhaltigkeit, Globalisierung, interkultureller Dialog, Modernisierung, Tradition, Armut.
- Arbeit zitieren
- Susanne Kampmann (Autor:in), 2011, Die Interdependenz der Ordnungen- Entwicklungszusammenarbeit als interkulturelles Diskursfeld, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187456