Carl Sternheim gehört zu den bedeutendsten und meist gespielten Autoren des deutschen Expressionismus. Mit dem Lustspiel „Die Hose“ gelang ihm der Durchbruch zu seinem eigenen Stil. Wie für alle expressionistischen Autoren ist auch für Sternheim das Objekt der Gestaltung die Sprache. Diese nutzt er um die übertrieben poetische Sprachgestaltung sowie die Gesellschaft per se satirisch zu parodieren. Schon der Untertitel „Ein bürgerliches Lustspiel“ stellt die dialektische Umkehrung des bürgerlichen Trauerspiels des 18. Jahrhunderts dar. Sternheim stellt dem dramatisch-tragischen hochmoralischen Bürgerbegriff die unmoralische Lustherrschaft entgegen.
Ziel des Expressionismus ist die Bildung des "Neuen Menschen", welcher die lebensweltlichen Unzulänglichkeiten und die in Konventionen erstarrte Gesellschaft zu erkennen vermag.
Diese soll er überwinden und zu einer sozio-kulturellen Verbesserung der Lebenswelt beitragen. Die folgende Untersuchung zeigt, inwiefern Sternheim die Sprache seines
Dramas dazu nutzt, um auf die gesellschaftlichen Missstände aufmerksam zu machen. Auf der Handlungsebene stellt er seinen „bürgerlichen Helden“ Theobald Maske als Alternative zu der
in Konventionen erstarrten Gesellschaft dar.
Sternheims Lustspiel enthält eine Fülle an expressionistischen Stilmerkmalen und linguistischen Besonderheiten,
welche in der Analyse herausgestellt werden. Ihre Bedeutung wird hinsichtlich der Gesamtaussage des Werks erläutert. Dabei wird nicht chronologisch, sondern nach verschiedenen Analyseebenen vorgegangen.
Zunächst werden die die Sprache strukturierenden und rhythmisierenden Stilmittel aufgezeigt. Anschließend wird das Zusammenspiel von syntaktischen und tektonischen Darstellungsmitteln
im Kontext der expressionistischen Sprachgestaltung dargestellt. Das darauffolgende Kapitel behandelt die Sprachverfremdung anhand des verwendeten Vokabulars. Dabei soll gezeigt werden, dass dem Lustspiel ein Sprachspiel eingefügt ist, welches sich nicht mehr vom
Inhalt trennen lässt. Anschließend wird die für die expressionistische Literatur charakteristische Bildlichkeit untersucht. Es folgt die Darstellung der sprachverknappenden Mittel zur Reduktion auf das Wesentliche. Im letzten Kapitel der Analyse wird die Sprache der Figuren dargestellt und aufgezeigt, inwiefern sie zur Handlung und zur Charakterisierung beiträgt. Das die Arbeit abschließende Kapitel stellt die Ergebnisse im Kontext des Expressionismus dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Verwendung von rhythmisierenden Stilmitteln
- 2.1 Funktion der Anaphern und Parallelismen
- 2.2 Zusammenspiel von Akkumulationen und Asyndeta
- 2.3 Binomiale
- 2.4 Assonanzen und Alliterationen
- 3 Syntaktische und tektonische Darstellungsprinzipien
- 3.1 Telegrammatik der Sprache
- 3.2 Tendenz zum parataktischen Stil
- 3.3 Stilistische Inversionen
- 3.4 Funktion der Interpunktion
- 3.4.1 Verfremdung innerhalb der Interpunktion
- 3.4.2 Exklamativsätze
- 3.4.3 Interrogativsätze
- 4 Wortschatz und Sprachverfremdung
- 4.1 Archaismen und Neologismen
- 4.2 Neologistische Komposita
- 4.3 Paradoxe und sprachverknappende Wortverbindungen
- 4.4 Fremd- und Lehnwörter
- 4.5 Entlarvende Diminutive
- 4.6 Expressivität durch Hyperbolik
- 5 Bildlichkeit der Sprache
- 5.1 Metaphorik als Mittel der Maskierung und Sprachkritik
- 5.2 Vergleiche und Gleichsetzungen
- 6 Reduzierung und Verknappung des sprachlichen Ausdrucks
- 6.1 Vereinfachung der Zeitverhältnisse
- 6.2 Elliptische Konstruktionen
- 6.2.1 Auslassung der Artikel
- 6.2.2 Reduktion von Konjunktionen
- 6.2.3 Einsparung von Pronomen und Subjekten
- 6.2.4 Fehlen von Verben
- 6.3 Satzökonomie durch Partizipialkonstruktionen
- 7 Figurencharakterisierende Rede und Sprachverhalten der Personen
- 7.1 Theobald Maske
- 7.2 Frank Scarron
- 7.3 Benjamin Mandelstam
- 7.4 Gertrud Deuter
- 7.5 Luise Maske
- 7.6 Herr Stengelhöh
- 8 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Sprache in Carl Sternheims Lustspiel „Die Hose“ im Kontext des Expressionismus. Ziel ist es, die sprachlichen Mittel und Stilfiguren zu untersuchen und deren Beitrag zur Gesamtinterpretation des Werks aufzuzeigen. Der Fokus liegt auf der Verbindung von sprachlicher Gestaltung und gesellschaftlicher Kritik.
- Analyse der rhythmisierenden Stilmittel in Sternheims Sprache
- Untersuchung der syntaktischen und tektonischen Prinzipien
- Behandlung der Sprachverfremdung durch Wortschatz und Stil
- Analyse der Bildlichkeit und deren Funktion
- Auswertung der sprachverknappenden Mittel und deren Wirkung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Werk "Die Hose" ein und beschreibt den Kontext von Sternheims Schaffen im Expressionismus. Kapitel 2 untersucht rhythmisierende Stilmittel wie Anaphern und Parallelismen, die den Sprachfluss strukturieren und den Inhalt betonen. Kapitel 3 analysiert syntaktische Besonderheiten und die Rolle der Interpunktion. Kapitel 4 befasst sich mit der Sprachverfremdung durch den Wortschatz, einschließlich Archaismen, Neologismen und expressiver Wortbildung. Kapitel 5 beleuchtet die Bildlichkeit der Sprache und deren Funktion als Mittel der Maskierung und Kritik. Kapitel 6 konzentriert sich auf sprachverknappende Elemente. Kapitel 7 beschreibt die sprachliche Charakterisierung der Figuren.
Schlüsselwörter
Carl Sternheim, Die Hose, Expressionismus, Sprachstil, Sprachverfremdung, Rhythmisierung, Syntax, Wortschatz, Bildlichkeit, Sprachökonomie, Figurenrede.
- Arbeit zitieren
- Saskia Guckenburg (Autor:in), 2011, Die Sprache Carl Sternheims in seinem bürgerlichen Lustspiel "Die Hose", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187466