In der Arbeit wird der Verknüpfung zwischen Bergbau und Philosophie nachgespürt. Bedeutende Philosophen haben sich auch mit Bergbau befasst. In Platons Höhlengleichnis werden Gefesselten in einer Höhle lediglich Schatten von Dingen, die sie nicht unmittelbar sehen können, gezeigt. Zu Platons Zeit wurde der Bergbau häufig durch Sklaveb betrieben, die Fußfesseln tragen mussten. Dieses Bild dürfte Platon in seinem Höhlengleichnis aufgegriffen haben. Weitere Philosophen, die sich auch mit Bergbau befasst haben, sind beispielsweise Leibniz und Goethe. Die tiefgründige naturphilosophische Denkweise der Romantik, die den Mensch als Partner der Natur und nicht als ihren Ausbeuter versteht, ist Grundsatz im Bergbau und im heutigen deutschen Bundesberggesetz enthalten.
Weitere Leitsätze, um 1800 aufgestellt, besagen, dass Bodenschätze dort, wo sie abgebaut werden, auch weiter verarbeitet werden und zum Wohl der Region beitragen sollen.
Eine berufsimmanente Rolle im Bergbau spielt die Musik, was durch die Vielzahl der Berglieder, Bergsängerchöre und betriebszugehörige Bergkapellen bezeugt ist.
Natur und Kunst sind im Bergbau eng verbunden. Zur Gewinnung der Rohstoffe der Erde sind spezifische Künste im Sinne von Können - Technik erforderlich. Die im Bergbau notwendige Geometrie und die Musik sind zwei der Sieben freien Künste.
Die besonderen Bedingungen im Bergbau führen zu einer hohen Bedeutung der Religion, was sich in der Namensgebung für Bergwerke und Hütten, sowie in vielen bergbaubezogenen Gebeten und im Bau und Betrieb von bergbaubezogenen Kapellen dokumentiert.
Als Begründer der Bergbaumedizin gelten die Philosophen Paracelsus und Agricola.
Die internationale Wanderschaft der Fachsprachen fördert auch jeweils den Gebrauch der Allgemeinsprachen für das tägliche Leben. Für Germanismen in der russischen und polnischen Bergbauterminologie sind Beispiele genannt.
Inhaltsverzeichnis
1 Prolegomena
1.1 Aufgabe und Anliegen
1.2 Vorgehensweise
2 Philosophie
2.1 Aufgabe der Philosophie mit Blick auf den Bergbau
2.2 Bergbaueinordnung
3 Bergbau
3.1 Bergbau als heimischer Rohstoffgarant
3.2 Bergbautheorie
3.3 Rechtsgrundlagen – Rechtsvorschriften
4 Geschichte
4.1 Erdgeschichte und Formationen
4.2 Kulturgeschichte und Namensgebung
5 Sozialphilosophische Aspekte
5.1 Rohstoffe
5.2 Menschliche Arbeit
5.3 Technikverständnis
6 Natur und Kunst
6.1 Natur
6.2 Kunst
7 Künste
8 Allein - All-Ein
9 Religion
10 Ethos und Sakralkultur
10.1 Arbeits- und Berufsethos, Arbeitswelt
10.2 Brauchtum, Ethos
10.3 Kunstwerke, Sakralkultur, mystische Schau, Mysterium Bergsegen
10.4 Namensgebung, Symbole, Wappen
10.5 Rechte, Fundgrube, Bergfreiheiten
10.6 Schutzpatron, Heilige, Klöster
10.7 Monastische Montanen
11 Heilkunst
11.1 Philosophie
11.2 Bergbaumedizin
12 Chemie
12.1 Ursubstanzen/Urelemente
12.2 Sprengstoffwesen
13 Sprachphilosophische Aspekte
13.1 Fachsprache und deren Wanderschaft
13.2 Germanismen in der russischen Bergbauterminologie
13.3 Lehnwörter aus dem Deutschen in der polnischen Bergbausprache
14 Synkrisis
15 Zusammenfassung
16 Literatur
1 Prolegomena
Philosophische Aspekte in Theorie und Praxis des Bergbaues weisen gedankliche und faktische Verbindungen der Philosophie mit dem Bergbau auf, welcher Rohstoffe einschließend Rohedelsteine erschließt und zutage fördert. In der allumfassenden, Religion und Theologie einschließenden Philosophie erscheinen solche Aspekte und Implikate nach Anteil und Bedeutung zwar gering; dies ist aber nicht der Fall: Sie sind vielmehr häufig und in vielfältiger Weise erd- und menschheitsgeschichtlich eingemischt vorhanden. Thema und Fragestellungen dazu erfordern daher ineinander greifende Aufgliederung.
1.1 Aufgabe und Anliegen
Aufgabe ist es, philosophische Aspekte in einer Theorie des Bergbaus zu untersuchen mit dem Anliegen, die Frage zu beantworten, ob es eine Philosophie des Bergbaus gibt einschließend philosophische Aspekte und Implikate.
1.2 Vorgehensweise
Einer Anregung des mittelalterlichen Denkers Nikolaus von Kues (1401-1464) folgend, welcher den Edelstein Beryll zur Sichtbarmachung der „coincidentia oppositorum“ wählt (NICOLAI DE CUSA De beryllo), sind den zwölf Edelsteinen der Offenbarung (Offb. 21, 19 und 20) zwölf ausgewählte aktuelle Fragestellungen symbolhaft zugeordnet; hieraus ergibt sich die von Prolegomena und Synkrisis umrahmte Gliederung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Mineralien sind in der Fachliteratur unter der Rubrik Bergbau –Edelsteine und Schmucksteine– allesamt genannt (Treptow o. Z.).
Im Vorwort seines Werkes „Bausteine zur Philosophie der Geschichte des Bergbaues“ (Leipzig, 1865) zitiert Theodor Haupt, Bergrat in der Toscana, den Rechtsgelehrten Welcker[1] (1790 – 1869) aus dessen klassischem Handbuch der Staatswissenschaften mit „Die Philosophie steht in der Mitte aller wissenschaftlichen Bestrebungen, Ansichten und Aufgaben.“ Der dritten Fragestellung Geschichte ist der Chalcedon zugewiesen. Die Philosophie ist somit zumindest durch die Bergbauwissenschaften als wesentlicher Bergbaubestandteil in diesem enthalten. Der Kanon der Lehr- und Lernfächer[2], beispielsweise der Bergakademie Clausthal in der Fachrichtung Bergbau, enthält „...-kunden“, „...-lehren“ und „...-logien“, hat somit Erfahrungs-, Kunst- und Wissenschaftscharakter im philosophischen Sinne – gr. ἐμπειρία, τέχνη, ἐπιστήμη. Erfahrung wurde und wird durch Arbeit vor Ort erworben und mündlich weitergegeben. Markscheidekunde bzw. -kunst der Erdvermessung/Geometrie wie auch die Musik im Bergbau gehören zu den Sieben Freien Künsten – lat. septem artes liberales[3] – der bis heute bewährten scholastisch-philosophischen Methodik, wie dies sogar heutige Nomenklatur zeigt (z. B. Master of Arts, Master of Science, d. h. Magister/Meister in Künsten oder Wissenschaft, sowie das generell geltende Kürzel Ph. D., Doctor of Philosophy, für viele Wissenschaften in Nordamerika). Geologie und Mineralogie seien in ihrem Besonderen als Bergbauwissenschaften genannt. Wissenschaften und Künste sind zusammen zu betrachten im umfassenden epistemischen Verständnis, wie dies Aristoteles (384-322) am Beispiel des Ärztlichen –gr. τό ἰατρικόν - (Met. Buch IV Kap. 2) darlegt. Unterschiede und Miteinander von Erfahrung, Kunst und Wissenschaft – gr., ἐμπειρία, τέχνη ἐπιστήμη - wie dies Aristoteles darstellt (Met. A 1 981 a 2, 29, 981 b) finden sich beispielhaft in der Arbeit der Bergleute „vom Leder und von der Feder“.
Ohne Vor-Ort-Erfahrung, tradiert seit es Menschen gibt, ist Bergbau nicht denkbar und nicht machbar einschließend zugehörigem Hüttenwesen (gemeinsamer Begriff „Montanindustrie“). Vor-Ort-Erfahrene, welche mit ihren Händen, Werkzeugen (Gezähe), Geräten –Symbol Schlägel und Eisen- als Handwerker und Bergleute – gr. χειροτέχνες και μετάλλεῖς - arbeiten, kennen das Fragen und Antworten zum Dass –gr. ότι, aber nicht sogleich zum Warum –gr. διότι. Dies tun schon mehr die „Techniker“ –Künstler- mit ihren Künsten und Kunstwerken; und, da diese zusätzlich auch lehren können sollen, sieht Aristoteles deren Kunst –gr. τέχνη – mehr für Wissenschaft – gr. ἐπιστήμη – an als die Erfahrung. Erfahrung, Kunst und Wissenschaft befinden sich jedoch notwendigerweise im förderlichen Miteinander.
Weitere philosophische Aspekte im Themenbereich Bergbau:
- In Memphis[4], der ersten und ältesten Hauptstadt Aegyptens am unteren Nil, soll es für Bergleute als Führer der Sklaven um 3000 v. Chr. bereits eine berühmte Bergschule gegeben haben (Menzel, 1989 S. 14). Bergschulen gibt es heute weiterhin: auch die Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftspädagogik einschließende Allgemeine Pädagogik gehörte zumindest bis zu Herbart (1776 – 1841)[5] – dem Kantnachfolger als Philosophieprofessor in Königsberg – zum Theoriegebäude philosophischer Reflexion. Sie bleibt auch auf diesem Weg mit der Philosophie weiterhin verbunden. Zur bergmännischen Berufsbildung in Bergberufsschule, Bergschule, Bergakademie – als Berufserziehung[6] zugleich ethische Werte vermittelnd – wird auf die vierte Fragestellung Sozialphilosophische Aspekte, mit dem Leitmineral Smaragd – der grünen Varietät des Berylls – versehen, hingewiesen.
- Thales von Milet (624 – 546) – griechischer Philosoph und Mathematiker, Aristoteles nennt ihn (Met. A.3; 983 b20) den „Vater der Philosophie“ – gr. ἀρχηγός φιλοσοφίας – glaubt laut Aristoteles, dass Seele in Materie eingemischt – siehe auch gr. μείγνυμι, mischen – und daher alles mit Göttlichem angefüllt sei. Weiterhin glaubte er, dass die Seele beweglich sei, da sie doch bewirke, dass der Magnetstein[7], gr. μαγνήτις λίθος, sogar Eisen bewegt, als ob alles zusammen durchhaucht sei (Aristoteles de anima A5 411 a7 und A2 405 a19). Der bergbauphilosophische Aspekt dieser Deutung des Göttlichen mittels magnetischen Eisenerzes (Bergbaumaterie) ist ein bedeutendes bergbaugeschichtliches Implikat. Religiöse Deutung von Ereignissen und Gegebenheiten in fester Bindung an das Göttliche durch die Philosophie findet sich in vielfältiger anderer Form im Bergbau, behandelt in der siebten, achten sowie neunten Fragestellung betreffend Allein - All-Ein, Religion, Ethos und Sakralkultur, symbolisiert durch die Edelsteine Chrysolith, Beryll und Topas. Der Bergmann gelangt zu seiner berufsimmanenten starken Religiosität durch seine Vor-Ort-Erfahrung in seiner unmittelbaren, oftmals einsamen, Arbeitsumgebung, zeitgleich und danach in philosophisch-religiöses Denken eingebunden. Denn er ist allseits unmittelbar von oftmals unbekannter Natur umgeben, die ohne gekonnten Umgang stete Lebensgefahr darstellt.
- Platon (427 – 347) untermauert sein Teilhabedenken –gr. μέθεξις, Teilhabe - durch das Höhlengleichnis: Im Dialog mit Glaukon schildert Sokrates in einer Höhle gefesselte Menschen, welche –mit den Rücken zum Höhleneingang gewandt- lediglich die Schatten außerhalb befindlicher Gegenstände erkennen können. Unterirdische natürliche und künstliche Hohlräume -Höhlen und Grubenbaue- gibt es seit Erderschaffung und seit Menschheitsexistenz oftmals auch in Verbindung miteinander. Menschen benötigen diese als Schutz bietende Behausung und zur untertägigen Rohstoffgewinnung. Dass der Bergbau auch durch Sklaven, die häufig Fußfesseln tragen mussten, ermöglicht wurde, war den Philosophen gewiss nicht unbekannt (Rebrik 1987 S. 70 sowie Theodorakakis 2001 S. 31 –gr. δοῦλοι ἐργάζονταν με τά πόδια ἀλυσσοδέμένα). So ist es durchaus denkbar, dass bei Sokrates bzw. Platon das Gefesseltsein zumindest aus dem Unterbewusstsein in das Höhlengleichnis eingeflossen sein dürfte. In derartiger Situation befanden sich die Sklavenbergleute untertage in Grubenbauen mit Tagesöffnungen. Nach legendärer christlicher Überlieferung ist Jesus Christus in einer Mensch und Tier Schutz bietenden Grotte geboren worden. Xenophon (um 450-354), Historiker und Sokratesschüler, beschreibt unterirdische Wohnungen für Mensch und Tier – gr. οἰκίαι κατάγειοι - (Anabasis, Ausgabe 1997 S. 230/231), d.h. Höhlungen dieser Art waren und sind nichts Außergewöhnliches; in Bergbauregionen sind durch Bergleute Felsenkeller geschaffen worden, die auch heute nach wie vor als Schutzräume und Aufbewahrungsräume für Feldfrüchte dienen. Zur katholischen Pilgerstätte Lourdes gehört sogar eine unterirdische Basilika.
- Aristoteles (384-322) schuf bereits eine Systematik für das Reich der Steine und Mineralien, indem er dieses in Orykta (Steine) – gr. ὀρυκταί, Ausgegrabenes- und Metalleutika (Erze) –gr. μεταλλευτικά- einteilt; er erkannte den Unterschied zwischen Stein und Mineral. Ein eingehendes Studium der Mineralogie wurde erst durch den deutschen Bergbau ins Leben gerufen (Meyer 1909 Bd. 13).
- Prudentius (348 - nach 405), christlich lateinischer Dichter, stellt in seinem Werk Psychomachia (Kampf der Seele) den Kampf von Tugenden mit Lastern anhand der zwölf Edelsteine des Gemmenkataloges dar. Eine enumerative Aufzählung der Tugenden und Edelsteine mit bestimmter Zuordnung erfolgt zwar nicht, wohl aber die Aussage, dass die Tugenden übergeordnete gute Werte sind, für welche Edelsteine eine zusätzliche Hervorhebung bedeuten: Die antike Vorstellung der Beseeltheit der Edelsteine und deren Farbfluktuation werden genannt. Lux alta (lt. altus hoch und tief) ist nicht das Licht aus der Höhe, sondern das Licht in der Tiefe der Edelsteine. Der Chrysopras - der zehnten Fragestellung Heilkunst zugeordnet - leuchtet überhaupt nur in der Dunkelheit, somit eben auch im Untertagebergbau während er übertage blass ist (Gnilka 1963). Es sind nicht nur Edelsteine bzw. edle Steine, die inneres Aufleuchten haben sondern auch beispielsweise der Paros-Marmor. Hierzu ist die Geschichte von der unsichtbaren Idee (Keyserlingk 2000/2001) aus dem alten Marmorbergbau bei Marathi auf der Kykladeninsel Paros erwähnenswert. Ein Junge stieg mit seinem Vater tief in untertägige alte Marmorabbaue, wanderte durch die dunkle Stille, in der ab und an Marmorbruchstellen im Schein ihrer Laternen glänzten. Ein andermal beobachtete der Junge einen Steinmetz, der aus einem Marmorblock einen Jungen mit einer Gans unter seinem Arm herausmeißelte, und fragte, woher dieser denn wisse, dass der Junge im Marmor war. Des Steinmetzen Antwort: „Der Junge saß im Stein, eine Idee in mir, der ich Gestalt gab.“ Er schenkte dem Fragenden ein Stück rosig schimmernden Parosmarmor. Betrachtet man ein Stück dieses Marmors vor künstlichem Licht, sieht man dessen inneres Leuchten und bindet es ein in die Bedeutung des Lux alta, eingebunden in den Marmorbergbau von Paros. Das Paros-Erlebnis ist ein bergbauphilosophischer Anklang an die sokratisch-platonische Ideenlehre.
- Eriugena (810–877) vertritt die These, dass Philosophie und Religion deckungsgleich sind (Hirschberger 1976), somit Eines sind, zusammen gehören. Arbeitsweltbedingt ist die Religion im Bergbau ein ganz wesentlicher Bestandteil des bergmännischen Lebenslaufes, einschließend das christlich geprägte sehr umfangreiche Liedgut; aus Jahrhunderten überlieferte Gebete, Predigttexte, Gottesdienste, Melodien und Texte zeigen diese feste Bindung deutlich (Kandler 2004 Freiberger Bergpredigten sowie Berg- und Hüttenmännischer Verein zu Berlin 1923). Von religions-philosophischer Bedeutung ist es, dass Georg Philipp Telemann (1681–1767), Komponist von Kirchenkantaten, Passions-musiken, Oratorien, von seinem 13. bis 17. Lebensjahr die Lateinschule in der Bergstadt Zellerfeld/Oberharz besuchte und dort inmitten des Oberharzer Bergbaues lebte und wirkte. Diese Jahre wurden grundlegend für sein späteres musikalisches Schaffen. Telemann berichtet selbst aus dieser Zeit und auch darüber, dass die Zellerfelder Bergleute begeistert waren, als er vertretungsweise bei einem bergmännischem Dankfest die Orgel in der St. Salvatoriskirche in Zellerfeld spielte. Sein wohlwollender Betreuer Caspar Calvör förderte seine musische Begabung und zeigte ihm auch die Verwandtschaft der Messkunst mit der Musik (Humm 1987, S. 62)‚ zwei freien Künsten, denen in der sechsten Fragestellung der Sarder zugeordnet ist.
- Dietrich von Freiberg lt. Theodoricus de Vriberch (1240-1310) gehörte zur Schule Albert des Großen (1193-1280) zur Zeit der Hochscholastik (Hirschberger 1976 Bd. 1). Als Dominikaner und Philosoph lebte und wirkte er ebenfalls inmitten des Bergbaues in und um die Bergstadt Freiberg im Erzgebirge. Der Freiberger Bergbau hatte zu seinen Lebzeiten dort seine erste Blütezeit als Folge der Entdeckung sehr silberreicher Erze im Jahre 1168 und zwar der Legende nach durch Salzfuhrleute aus Halle/Saale. Erzuntersuchungen in Goslar/Harz bestätigten den hohen Silbergehalt. Auch Dietrich machte sich wie schon Thales und Aristoteles über den Magnetismus Gedanken und erarbeitete eine Art magnetische Feldtheorie, welche er mit Himmels-Seelen verknüpfte. Auch den Ersten, den prima (Nom. neutr. plur. zu primum) - wie primae intentiones und primae contentiones - widmet er sich und schafft unwillkürlich eine Verbindung zu dem scholastischen Begriffspaar materia prima als gemeinsamer Urstoff und materia secunda als konkretes Einzelding, wie z. B. magnetisches Eisenerz. Neue Perspektiven der Philosophie, Theologie und Naturwissenschaft des Dietrich von Freiberg eingebunden in den dortigen Bergbau sind im Band 28 der Bochumer Studien zur Philosophie zum Freiberger Symposium 10.-13. März veröffentlicht (Kandler et al. 1999).
- Nikolaus von Kues, Cusanus (1401-1464), Philosoph und Theologe, betont in seinem Werk De beryllo/Ueber den Beryll, welcher Namensgeber unseres Wortes Brille (vergrößernd, verkleinernd, spiegelnd) ist, dass dieser Edelstein „unentbehrlich für die Schau des Erkenntnisursprunges ist“ (Nikolai de Cusa De beryllo XXII S. 39, 49). Für die achte Fragestellung Religion ist der Beryll als Symbol gewählt, seine grüne Variante Smaragd für die vierte Fragestellung Sozialphilosophische Aspekte. Dem Denkansatz, ob ein Zusammenhang zwischen dem Einsam-Allein im Bergbau, welches der Religion vorausgeht, und dem All-Einen Plotins, dem göttlichen Ureinen, bestehen könnte, wird in der achten Fragestellung Religion nachgegangen. Der Beryll eint laut Nikolaus Großes und Kleines, zeigt das Zusammenfallen der Gegensätze. Groß- und Kleinkristalle von Mineralien sind bereits schon vor ihrer „materia secunda“ durch das jeweils zugehörige Kristallsystem geeint. Groß und Klein sind hier insofern ebenfalls keine Gegensätze in der „materia prima“, erscheinen in der „materia secunda“ lediglich vermeintlich als Gegensätze.
- Leibniz (1646-1716), selbst beruflich wie auch Goethe (1749-1832) im und für den Bergbau tätig, gelangt in seiner Monadenlehre hin bis zu den „schlafenden“ Monaden“, den Mineralien und Steinen, welche mit einer Art Seele ausgestattet sind.
- Novalis, Friedrich von Hardenberg (1772-1801), Philosoph der Romantischen Epoche der Philosophie, Bergbaufachmann, Salinenassessor wuchs im Mansfelder Kupfererzbergbaugebiet auf, danach Übersiedlung nach Weißenfels bei Halle/Saale (Braunkohlen- und Salzbergbau). Er war als Jurist und Freiberger Bergakademiker beruflich für den Braunkohlenbergbau und den Freiberger Silberbergbau eingesetzt. Sein berufsbegleitend-immanent philosophisches Anliegen war es, die Natur unmittelbar aus den vor Ort im Untertageerzbergbau gewonnenen Erkenntnissen zu erforschen, zu deuten und zu erklären hinsichtlich Erdgeschichte, Geologie, Mineralogie, verwoben mit tiefer Religiosität. Sein Text zum Bergmannslied „Der ist der Herr der Erde“ (Berg- und Hüttenmännischer Verein Berlin 1923 S. 44 Lied Nr. 28) drückt diese Gesamtschau, die in seinem Werk „Heinrich von Ofterdingen“ treffend enthalten ist, aus (Freund 2001 S. 145, 146). Die Philosophie selbst liefert durch die Romantik eine recht aktuelle Theorie des Bergbaues, in der zweiten mit dem blauen Saphir geschmückten Fragestellung Bergbau behandelt. Blau ist die Farbe der Romantik auch die der Blume Hyazinthe und des Edelsteines Hyazinth, welcher durch Brennen aus dem blassgelben Zirkon entsteht (Freund 2001 S. 139 f). Mit Natur und Kunst befasst sich die fünfte Fragestellung, welcher der Sardonyx als Symbol dient mit seinen natürlichen Strukturen.
- Heinrich Heine (1797-1856) berichtet in seinem Werk „Harzreise“ nicht nur über seine Eindrücke aus Grubenbefahrungen im Oberharz sondern auch vom Leben der „ernstfrommen“ Bergleute in ihrem Zuhause mit starker Religiosität und Musik, eine wertvolle Besonderheit in der Erforschung bergbau-philosophischer Aspekte und Implikate in einer Theorie des Bergbaues (Heine 1826, Ausgabe 1955, S. 24, 25).
2 Philosophie
Der ersten Fragestellung Philosophie ist als schmückendes Symbol der Jaspis zugeordnet, repräsentiert er doch zusammen mit den weiteren Quarzvarietäten Chalcedon, Sardonyx, Sarder, Chrysopras, Amethyst die Hälfte der in der Johannesoffenbarung genannten Edelsteine.
2.1 Aufgabe der Philosophie mit Blick auf den Bergbau
Philosophie – gr. φιλοσοφία - Weisheitsliebe wird auch mit Liebe zur Wissenschaft, somit zum Wissen übersetzt. Das zugehörige Verb lautet philosophieren – gr. φιλοσοφέω -, somit Liebe zur Weisheit haben und das adiectivum verbale dazu philosophetea – gr. φιλοσοφετέα bzw. φιλοσοφετέον - Weisheit zu lieben, d. h. eine „weise Heit“, die geliebt werden muss. Sie ist ein zeitlos geltender Auftrag mit zeitlosem Gehalt, beispielsweise eine möglichst hohe Teilhabe an der platonischen Ideenwelt anzustreben. Aristoteles stellt doch ohnehin in seiner Metaphysik einleitend fest, dass alle Menschen von Natur aus nach Wissen streben (gr. πάντες ἄνθρωποι τοῦ εἰδέναι ὀρέγονται φύσει). Lomonossow (1711–1765), russischer Universal-gelehrter, welcher Philosophie- und Bergbaustudien in Marburg und Freiberg betrieb, forderte:
весде исследуете всечасто erforscht allzeit ohn Unterlass
что ест велико и прекрасно was herrlich ist und wunderschön
чего не видел свет. das, was die Welt noch nicht gesehn.
Dieser Ausruf befindet sich an der alten Mauer inmitten der Universitätsstadt Marburg. Zukunft braucht Vergangenheit. Neues ist aus Altem zu gewinnen. Beispielsweise bringen bislang unbekannte paläontologische Funde Fossilien im Weltkulturerbe Ölschiefergrube Messel bei Darmstadt neue Erkenntnisse aus erdgeschichtlicher Zeit für unsere Zeit (Heil 1987).
Die Weisheit zu lieben wird von Platon verlangt. Dazu gehört es, sie zu suchen und möglichst auch zumindest teilweise zu finden: Begleitet vom Beispiel intensiven Bergbaues wird im Buch Hiob darüber berichtet (Buch Hiob Kapitel 28, 1-28). Die Suche nach der Weisheit wird beschrieben inmitten umfangreichen Bergbaues auf Silber, Gold, Kupfer, sowie auf edle Steine wie Onyx, Saphir, Topas, ohne die Weisheit Gottes finden zu können. Denn Gott weiß den Weg zu ihr, er allein kennt ihre Stätte und sprach zum Menschen. Die Furcht des Herrn, das ist Weisheit und Meiden des Bösen, das ist Einsicht. Das in die Bergbauthematik eingefügte Lied von der Weisheit Gottes ist ein starker bergbauphilosophischer Aspekt verbunden mit der Teilhabe an Weisheits- und Einsichtserkenntnis; sogar Schacht- und Stollenbau sowie Kupferschmelze werden beschrieben.
Der Philosophie ist in der Kapitelgliederung der Jaspis –gr. ιάσπις - zugedacht als erster Grundstein bzw. als erste Grundlage –gr. ό θεμέλιος ό πρῶτος- der Johannes-offenbarung. Schon von den Römern und den Griechen geschätzt, verdankt er seine besondere Stellung auch im Mittelalter der Tatsache, dass er als erster Grundstein des himmlischen Jerusalems genannt ist. Als Quarz (Siliziumdioxyd –SiO2)-Varietät enthält er den wertvollen Rohstoff Silizium. Die Stadt Freiberg, in der sich die Bergakademie Freiberg seit 1765 befindet, trägt heute das „Logo“ „Vom Silber zum Silizium“.
Die Erforschung philosophischer Aspekte in einer Theorie des Bergbaues verbunden mit Antworten auf die Frage, ob es eine Philosophie des Bergbaues mit philosophischen Implikaten gibt, beginnt in der Edelsteinreihenfolge der Apokalypse. An erster Stelle steht die Philosophie mit der Prämisse, dass Religion und Theologie zu ihr gehören; sei es im Verständnis des hohen Mittelalters, als Philosophie und Theologie in wechselseitiger Verwiesenheit gesehen wurden (Thomas von Aquin), sei es im Verständnis Descartes, welcher die Philosophie als Schlüssel zu den anderen Wissenschaften sieht (Hirschberger Bd. II S. 89), sei es im Verständnis Welckers, der Philosophie in die Mitte aller wissenschaftlichen Bestrebungen, Ansichten, Aufgaben stellt (Haupt 1865 S. 2), sei es im Verständnis der Christlichen Philosophie, die nur eine gemeinsame Wahrheit bekennt.
Es gibt nach Aristoteles nur ein einziges Selbstbewegtes, das weder per se noch per accidens von einem andern bewegt wird, das Bewegende, selbst unbewegt (Hirschberger Bd. I S. 209); gr. πρῶτον κινοῦν ἀκίνητον.
2.2 Bergbaueinordnung
Platon schenkt dem Rohstoffe (Erze) liefernden Bergbau – gr. μεταλλευτική τέχνη- und der Nahrung erzeugenden Landwirtschaft – gr. γεωργία -, den ursprünglichen Klassen, d. h. der Urproduktion im Dialog Politikos (288 St. f S. 76, 77) große Beachtung, indem er einen Fremden sagen lässt, dass die eigentlich ursprünglichen Klassen am richtigsten an den Anfang seiner Siebenklassenaufzählung gehören, als den natürlichsten Anfang. Diese Klassen- bzw. Branchenaufzählung beginnt mit der königlichen und staatsmännischen Kunst, sechste und siebte Klasse sind Bergbau und Landwirtschaft. Danach folgt die Klasse der Sklaven und freien Dienstleute – gr. δοῦλοι καί ὑπηρέται. Gesucht ist der Staatsmann, der sich nach dem Muster von Hirten oder Rinderhütern den Menschen widmet, somit der gute Hirte. Die Urproduktion - voran Bergbau und Landwirtschaft mit jeweils Zugehörigem - ermöglicht den Berufszweigen/ Branchen im Staatswesen und generell menschliches Leben, stehen insofern vorn. Dieses durch Platon Vorgegebene setzt sich in unserer heutigen Systematik der Wirtschaftszweige fort (lt. Bundesanstalt für Arbeit deren zehn I-X):
I. Land- und Forstwirtschaft, Tierhaltung sowie
II. Energiewirtschaft und Wasserversorgung, Bergbau; und endend mit
X. Gebietskörperschaften und Sozialversicherung.
So findet sich philosophisches klassisches Denken hinsichtlich des Wirtschafts-klassenbeginnes mit der Urproduktion in entsprechender Weise in heutiger Wirtschaftszweigsystematik, eine durchgängige Umsetzung platonischen Denkens.
Das griechische Wort für Stollen Stoa – στοά - bedeutet sowohl Säulenhalle, also durch Säulen abgestützte Halle als auch Bergwerksstollen, welcher ebenfalls, soweit nicht in standfestem Gebirge aufgefahren, abgestützt sein muss. Zenon (336-264) aus Kition auf Zypern, begründete um 300 die Stoa, eine weitverbreitete Strömung der griechischen Philosophie und versammelte seine Schüler in der Stoa poikile – gr. στοά ποικίλη - einer ausgemalten Säulenhalle in Athen, welche dieser Philosophie ihren Namen gab. Berühmter Vertreter der älteren Stoa war Kleanthes, von dem der Ausspruch stammt: „In ihm {Gott = Kosmos} leben, weben und sind wir“, den Paulus in Athen zitiert (Schischkoff 1978; Apostelgeschichte 17, 28). Ein und dasselbe Wort Stoa für die Säulenhalle der Stoiker und für den Stollen der Bergleute ist schon mehr als ein bergbauphilosophischer Aspekt.
Bergwerksstollen befinden sich in den Bergwerken der klassischen Bergbauregion Laurion in Griechenland (Theodorakakos 2001 S. 73). Die Flotte des Themistokles (Sieger bei Salamis 480 v. Chr.) wurde mit Hilfe der Bodenschätze im attischen Laurion (Silber, Kupfer, Zink, Blei, Eisen) geschaffen. Stoa heißen derartige Grubenbaue auch im heutigen Griechenland; in Russland штольня, ein Germanismus in der russischen Bergbauterminologie. Denkbar ist es schon, dass das griechische Stoa für Stollen hierfür zumindest mitursprünglich ist (s. a. zwölfte Fragestellung Sprachphilosophische Aspekte).
Diejenigen, die berufsbedingt bei künstlichem Licht in nur teilweise zurückgedrängter Dunkelheit arbeiten, haben eine besondere Hinwendung zum natürlichen und übernatürlichen Licht -lumen naturale und lumen supranaturale. Diese Hinwendung (Sehnsucht) dokumentiert sich in Pflege und Erhaltung beispielsweise folgender Grubenbaue:
- Untertägige Sankt Antoniuskapelle im Salzvorkommen des Salzbergwerkes Wieliczka südöstlich von Krakau (Treptow o. Z. S. 269/70),
- Farbig aufleuchtende Stollenbereiche im Weltkulturerbe Erzbergwerk Rammelsberg bei Goslar/Harz –Rathstiefster Stollen,
- Altar im Salzbergwerk Turda in Rumänien,
- Tunnel mitunter mit Barbara-Altar geschmückt.
Cicero (106-43 v. Chr.), römischer Politiker und Philosoph, spricht vom natürlichen Licht der menschlichen Vernunft und im Mittelalter wird zwischen diesem natürlichen und einem übernatürlichen Licht, der durch göttliche Offenbarung bewirkten Einsicht, unterschieden (Schischkoff 1978 S. 408 Lichtmetaphysik).
Der Bergbauheiligen Barbara wird am 4. Dezember eines jeden Jahres gedacht. Ihrer wird unter der Rubrik Philosophie an erster Stelle für die zahlreichen Bergbauheiligen im deutschen Sprachraum gedacht, z.B. Heilige Anna -Erzmacherin und Silberheilige- und Heiliger Daniel –Bergknappe (Schreiber 1962 S. 704, 711). Barbara, der Legende nach aus Nikomedia (Kleinasien), starb den Märtyrertod (Anfang des 4. Jahrhunderts) durch die Hand ihres Vaters. Sie ist Patronin der Bergleute insbesondere deshalb, weil sich ihr auf der Flucht vor ihrem Vater Felsen öffneten und sie bargen (Schutz und Sicherheit in unterirdischen Hohlräumen). Den Bergleuten ist es zudem wichtig, dass durch erbetene Fürsprache der Heiligen die gefährliche Arbeit untertage nicht zur Todesfalle wird. Der Barbara-Gedenktag im Advent betont auch deren Bedeutung als Lichtbringerin in der vorweihnachtlich-weihnachtlichen Zeit (Becker-Huberti 2006 S. 1-4).
Der Dominikaner Dietrich von Freiberg (1240-1310), geboren in oder bei Freiberg/ Erzgebirge zur Schule des Albertus Magnus (1193-1280) gehörend, ist der erste große Gelehrte, den das östliche Deutschland hervorgebracht hat (Herrmann 1953 S. 6). Dietrich von Freiberg, zu dessen heimatlichem Umfeld der Bergbau gehörte, hat sicher insbesondere die auf den Erzgängen nördlich von Freiberg zwischen den Fluren der Waldhufendörfer hintereinander liegenden Halden mit Haspelschächten gesehen (Kandler 1999 S. 1 und 15). Im Rahmen seiner Lehre von den „transcendentia“ als „primae intentiones“ und „primae contentiones“ sind Deutungen Albert des Großen und Meister Eckhardts (1260-1327) genannt: Eine nähere Deutung, ja Bestimmung gibt Meister Eckhardt, indem er die „transcendentiae“ mit dem Göttlichen identifiziert. Er deutet sie im Johanneskommentar als die „propria Gottes“. Gutes als primärer Name und als das Übergute als Namen für das vollkommene Gute. Seiendes, Eines, Wahres, Gutes sind die ersten Vernunftbegriffe, weil sie die „communissima“ sind, wegen ihrer Allgemeinheit heißen sie „transcendentia“, da sie die einzelnen Kategorien übersteigen. Albertus Magnus deutet die Metaphysik als eine Wissenschaft, die sich mit den „prima“, den Ersten beschäftigt, als Erste Philosophie. Dass das Seiende, Eine, Wahre zugleich Gottesnamen sind, ist gesagt. Bei der näheren Bestimmung der Propria Gottes durch Meister Eckhardt denkt man auch an den ersten Brief des Johannes, in welchem es heißt „Gott ist Licht“ und „Gott ist die Liebe“ (1 Joh. 1.5 und 4.16). Die dem Mystischen zugewandten Dietrich von Freiberg und Meister Eckhardt befassen sich mit der Identifikation des Einen und des Guten, der Begriff des Überguten als vollkommenes Gutes wird genannt, somit auch das Überseiende, Übereine, Überwahre gedacht. Bereits das Altertum widmet sich dem Guten. Euklid von Megara (ca.450-380) Schüler des Sokrates (469-399) verband die sokratische Ethik mit der eleatischen Lehre von einem Sein und dem Guten. Auch die von Thales (625-545) gegebene göttliche Deutung des Magnetismus aufgrund von Bewegungsauslösung wird durch Dietrichs Feldtheorie aktualisiert, indem er den Ferromagnetismus als Beweis für seine magnetische Feldtheorie heranzieht und zwar mittels des Phänomens der Bewegung ohne körperlichen Kontakt, also durch „Himmelsseelen“ bewirkt. Denn es findet ja keine körperliche Berührung statt, kann sie auch nicht geben. Denn das „movens“ ist ja eine „geistige Entität“ (Kandler 1999 S. 113).
Die Philosophie des Mittelalters - Patristik und Scholastik - stellt Einheit und gegenseitige Förderung von Wissen und Glauben in den Vordergrund: Wisse, um glauben, glaube, um wissen zu können –lt. intellige ut credas, crede ut intelligas (Hirschberger Bd. I 1976 S. 317). Doch auch soziales Handeln wird angemahnt. Kirchenvater Tertullian, selbst auch Befürworter der Einheit von Glauben und Wissen († 222 n. Chr.) fordert Ernährung und Beerdigung Armer, vermögens- und elternloser Knaben und Mädchen und schon ans Haus gefesselter Greise, desgleichen Schiffbrüchiger und solcher, die in Bergwerken auf Inseln oder in Gefängnissen weilen (Thrändorf-Meltzer 1913 S. 34). Bereits der Stoiker Seneca (gest. 65 n. Chr.) und der Apostel Paulus (gest. 66 n. Chr.) haben die Verwirklichung christlich-sozialer Gebote gefordert; hierzu siehe auch die vierte Fragestellung Sozialphilosophische Aspekte. Grundlage der scholastischen Methode des Mittelalters ist das Lehren und Lernen der Sieben Freien Künste – Grammatik, Dialektik, Rhetorik im Trivium und Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie im Quadrivium. Hiervon sind Geometrie und Musik in besonderem Maße und Umfang bergbaubedeutsam und immanent. Geometrie im Verständnis der allgemeinen Vermessungs- und Markscheidekunde bzw. -kunst ist wesentlicher Bergbaubestandteil: gr. μηδείς ἀγεωμέτρητος εἰσίτω „kein in der Geometrie Nichteingewiesener trete ein“ soll über dem Eingang zu Platons Akademie in Athen geschrieben gestanden haben (Knufinke 1999 und Hirschberger Bd. I S. 74, 396). Seelenführende Musik ist ebenfalls wesentlicher Bergbaubestandteil; musische Bergleute sind hierfür teilweise von der Grubenarbeit freigestellt; hinsichtlich des Unterschiedes zwischen dem epistemischen und dem volksliedhaften Verständnis der Musik siehe auch unter Prolegomena, Fußnote 3. Die Grenzen zwischen den epistemischen freien Künsten (artes liberales) und den Handwerkskünsten (artes mechanicae) sind ohnehin fließend. Beide Künste sind erforderlich.
Lange Zeit bevor in Europa die ersten Sprengungen im Bergbau stattfinden, haben sich Philosophen und Ordensleute mit explosiven Treib- und Brandsätzen beschäftigt und mit schwarzpulverartigen explosiven Mischungen Versuche durchgeführt. Schwarzpulver hat das Schwarz gemeinsam mit dem legendären Nachnamen des Franziskaners Berthold Schwarz (14. Jhd.). Seine mauerbrechenden Geschütze erhielten als Treibladung Schwarzpulver. Derartiges Pulver war jedoch längst im Orient entdeckt und dessen Kenntnis nach Europa gelangt, als „Griechisches Feuer“ vom Chronisten Theophanes (Confessor) (750-817) beschrieben. Kenntnis hierüber erlangte auch der Franziskaner Roger Bacon (1214-1294), Philosoph und Naturforscher, „Doctor mirabilis“, der in seiner „Epistola“ das erste Pulverrezept des christlichen Abendlandes und das „fliegende Feuer“, ausdrücklich als Spielzeug für Kinder bezeichnet, festgehalten hat. Fast zur gleichen Zeit beschrieb der Dominikaner Albertus Magnus (1193-1280) „Doctor universalis“ in „De mirabilis mundi“ neben dem Pulver auch einen Knallkörper und eine Art Rakete (Krätz 1990 S.11, 28). Zum Einsatz des explosiven Pulvergemisches im Bergbau folgendes: Im Protokoll des Schemnitzer Berggerichtsbuches vom 8. Februar 1627 steht geschrieben, dass ein Tiroler namens Caspar Weindl an diesem Tage damit die erste Sprengung im Ober-Biber-Stollen in Ungarn durchgeführt hat; danach seit 1632 Sprengarbeit bei Clausthal/Harz, es folgen 1645 Freiberg/Erzgebirge und 1670 England (Beyling-Drekopf 1936 S. 1 ff). Schwarz- bzw. Böllerpulver ist bis heute im Betriebs- bzw. Traditionspflegeeinsatz. In Steinbrüchen dient es der schonenden Werkstein-gewinnung, z. B. für die sakrale Kunst. In der Traditionspflege dient es dem Salut- und Böllerschießen[8] zu festlichen Anlässen, im Brauchtum fest verankert. Seine Handhabungsunsicherheit ist geblieben, daher bestehen hohe Sicherheits-anforderungen. Die heutigen Bergbausprengstoffe sind Sicherheitssprengstoffe, zum Beispiel die Wettersprengstoffe zur Vermeidung von Schlagwetterexplosionen im Steinkohlenbergbau. Die Aureole der Wetterlampe, d. h. der besondere Lichtschein, Saum des Feuers bzw. der Flamme, zeigt dem geschulten Bergmann den Grubengasgehalt der Wetter optisch an; ein weiterer bergbaurelevanter philosophischer Aspekt in einer Theorie des Bergbaues. Heutzutage sind Digital- bzw. Analoggeräte im Einsatz, die Wetterlampe ist Traditions- und Symbollampe des deutschen Steinkohlenbergbaues. Der Einsatz von Sicherheitssprengstoffen anstelle von Schwarzpulver und die Verbesserung der Bestimmung des Grubengasgehaltes in den Wettern haben einen ganz erheblichen Rückgang der Unfälle bewirkt. Die grundlegende Erkenntnis, dass die von Wärme ableitenden Metallnetzen umgebene Flamme kein Grubengas bzw. Methan zündet, stammt von Humphry Davy (1778-1829) (Dunsch 1982 S. 54 ff).
Empedokles (492-432), Philosoph und Arzt lehrt vier Ursubstanzen: Feuer, Wasser Luft und Erde. Das Feuer mit zugehöriger Flamme hat Philosophen und Ordensleute, Naturforscher schon immer interessiert. Im Bergbau kam es, abgesehen vom Feuersetzen, relativ spät mittels Zündung von Schwarzpulver in Bohrlöchern zum Einsatz. Beiden -der Philosophie und dem Bergbau- ist gemeinsam, dass der Einsatz von explosiven Stoffen pro pace erfolgt, ein philosophischer Aspekt in einer Theorie des Bergbaues.
Leibniz (1646-1716), von dem der Leitsatz stammt: Omnibus ex nihilo ducendis sufficit unum - um alles aus dem Nichts herzuleiten genügt ein Herzuleitendes -, Philosoph, Mathematiker, Bergbaufachmann, hat für Philosophie und Bergbau gleichermaßen und zeitgleich gewirkt. Im Auftrag seiner Regierung führte er mehrere „Harzreisen“ durch: Beschäftigung mit bergtechnischen Aufgaben in Harzbergwerken, Aufenthalte in Clausthal-Zellerfeld. Schon damals fertigte er Pläne für die Nutzung der Windenergie zur Grubenwasserhebung an (Popp 2000 S. 36, 118). Auch führte er das Unterseil zum Gewichtsausgleich in der Schachtförderung ein. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), nach welchem das Mineral Goethit, vorkommend auch in der Lindener Mark bei Gießen, benannt ist, war philosophisch und beruflich ähnlich wie Leibniz in den Bergbau eingebunden, führte ebenfalls mehrere „Harzreisen“ durch: Im November 1777 unternahm er eine bergmännische Studienfahrt nach Goslar, Oker, Clausthal, Andreasberg; am 10. Dezember stand er auf dem vereisten Brocken. Sein Gedicht „Harzreise im Winter“ entstand. Seine spätere Harzreise 1784 war ganz der Geologie in den Bergwerken gewidmet (Rammelsberg, Elbingerode). Des Bergbeamten Voigt Werk „Mineralogische Reisen durch das Herzogtum Weimar“ gab Goethe 1781 heraus, ähnlich wie er auch Johann Heinrich Stillings „Jugend“ herausgab. Auch schildert er die leuchtenden Erzadern, welche durch totes Gestein hindurch scheinen in der Walpurgisnacht (Faust II). 1790 befuhr er die Bergwerke von Tarnowitz und Wieliczka (Herrmann 1953 S. 61 ff). Sein Gedicht „Über allen Wipfeln ist Ruh“ – möglicherweise angeregt durch das Gedicht des griechischen Chorlyrikers Alkman (7. Jhd. v. Chr.) – gr. „ἑύδουσι δ· ὀρέων κορυφαί τε καὶ φάραγγες…“ (es schlafen der Gebirge Gipfel und Täler…, Fränkel 1993 S. 190) entstand 1783 auf dem Kickelhahn in Ilmenau im Rahmen bergtechnischer Arbeiten dort. Dieses Gedicht wurde durch Lermontow ins Russische übertragen (Fuchs-Bubnoff 1938 S. 309). Zum Bergbauverständnis über das rein Bergtechnische im heutigen Sinne hinaus gehört insbesondere auch die Philosophie der Romantik, welche sich zur Harmonie von Mensch und Natur bekennt. Der Mensch nicht Ausbeuter sondern Partner der Natur, die es in ihrem inneren Kern zu verstehen gilt (Freund 2001 S. 130 ff.). Zur Romantik gehört Novalis (1772-1801), der das Werk „Heinrich von Ofterdingen“ schuf, in dem der böhmische Bergmann auftritt. Die romantische Theorie des Bergbaues findet sich im heutigen deutschen Berggesetz, welches auf dem Allgemeinen Berggesetz für die preußischen Staaten fußt. Zur Romantik gehört Theodor Körner (1791-1813), ebenso wie Novalis Freiberger Bergakademiker; er fiel bei Gadebusch als Freiheitskämpfer zur Zeit der Napoleonischen Kriege. Körner verdankt der Bergbau Texte zu Bergmannsliedern (Berg- und Hüttenmännischer Verein Berlin 1923)[9]. Friedrich Schiller war mit der Familie Körner befreundet, die in Loschwitz am Elbufer bei Dresden ein Gartenhaus besaß, in welchem man sich traf. Aus dieser Freundschaft entstand Schillers Ode an die Freude „Freude schöner Götterfunke, Tochter aus Elysium“. Heinrich Heine (1797-1856) führte ebenfalls eine Harzreise durch, über die er in ganz anderer Weise berichtet als Leibniz, Goethe oder Novalis. Zusätzlich zu Grubenbefahrungen besucht Heine auch Bergleute in ihrem Zuhause, stellt ihren tiefen christlichen Glauben fest und ihre besondere Liebe zur Musik, die sich in den Liedern, teilweise begleitet vom Zitherspiel, dokumentiert. Die Zither, die auch heute noch im Bergbau und darüber hinaus gespielt wird, hat ihren Ursprung in der griechischen Kithara.
Die umfassende bedeutende Philosophie dokumentiert sich in der Universität Giessen (Blasius 1991 S. 39-43) durch das Zentrum der Philosophie, in dem die Wissenschaften vereint sind. Daher ein Rückblick auf die Philosophie innerhalb der 400-jährigen Geschichte der Universität Giessen unter Berücksichtigung der Bergbau- bzw. Geologie- und Mineralogierelevanz:[10]
Am 19. Mai 1607 verlieh der deutsche Kaiser Rudolf II von Habsburg (1576-1612) in Prag der von Landgraf Ludwig V gegründeten Universität Gießen das kaiserliche Privileg der Ludwigsuniversität mit Unterschrift und Siegel. Als Würdezeichen erhielt die Universität im Gründungsjahr 1607 ein Zepterpaar. Die beiden Zepter tragen in ihren Kopfteilen ein Bildnis der geharnischten Athena, der Göttin der Wissenschaft und Weisheit. Die vier Fakultäten, neben der Theologischen, Juristischen und Medizinischen, die Philosophische, weisen in ihren Fakultätssiegeln Besonderheiten auf. Das Siegel der Philosophischen, nach den Sieben Freien Künsten (lat. septem artes liberales) auch „Artistenfakultät“ genannt, wie folgt: Aus einem Brunnen mit der Jahreszahl 1607 zwischen zwei Palmen und der Inschrift „Fons sapientiae“ (Quelle der Weisheit) erhebt sich eine Säule mit einer Schale, aus welcher Wasser strömt. Darüber der zum Fluge ansetzende Pegasus, das Dichterross. In der Philosophischen Fakultät waren die heutigen Philologen und Naturwissenschaftler zusammengefasst. 1831 wurde ihr die seit 1825 bestehende forstliche Lehranstalt angeschlossen, welche bis 1938 bestand. Die Philosophie besteht heute als Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaften in Giessen fort. Zum Bergbau zwei Giessener Beispiele: Ernst Herbig, 1895 Student in Giessen, Bergbeamter, sorgte aus leitender Position für gerechte Kohlenverteilung in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg (Hülsen 1961 S. 305-323). Helmut von Philipsborn, 1925 Assistent in Giessen und 1929 auf dem Lehrstuhl für Mineralogie und Lötrohrprobierkunde in Freiberg/Erzgebirge (Hoffmann 1959 S. 104) verfasste ein Standartwerk zum Bestimmen der Minerale (Philipsborn 1953).
3 Bergbau
Dem Bergbau, welcher in Theorie und Praxis philosophische Aspekte und Implikate vereint, ist der blaue Saphir, eine blaue Korundvarietät, zugeordnet – als Saphir Edelstein und als Korund, z. B. von der Kykladeninsel Naxos, wertvoller Schleif-mittelbestandteil.
3.1 Bergbau als heimischer Rohstoffgarant
Bergbau liefert zwar weltweit Rohstoffe, ist aber in seiner jeweiligen Förderregion im heimatlichen Volkstum über das Berufliche hinaus fest verankert. Er ist ein großes Stück Heimat. Die berufliche Heimat Bergbau im weitesten Sinne ist umfassender philosophischer Aspekt mit zahlreichen berufsübergreifenden bergbaulichen Implikaten. Der Bergmannsgruß Glückauf ist in das jeweilige Heimatliedgut eingebettet, findet sich häufig in der Namensgebung von heimatbezogenen Vereinigungen wie Gesangverein Glückauf, Schützenverein Glückauf in Bergbauregionen. Glück, Eudämonia gr. εὐδαιμονία, erhoffen sich die Bergleute beim Aufsuchen und Finden von Lagerstätten, welche sich glückhaft auftun mögen. Sie verbinden damit zugleich den Wunsch, jeweils gesund und unverletzt wieder hinauf zum Tageslicht zu kommen. Sie wünschen sich somit Teilhabe an umfassender Glückseligkeit zu haben. Diese vermittelt die griechische Philosophie, voran Sokrates und zwar durchaus auch auf die alltägliche Arbeit bezogen (Hirschberger Bd. I S. 66). Glückauf ist in dieser Hinsicht ein weiterer philosophischer Aspekt und philosophisches Implikat in einer Bergbautheorie.
3.2 Bergbautheorie
Als eine aktuelle Theorie des Bergbaues ist die der tiefgründig naturphilosophisch schauenden Philosophie der Romantik ausgewählt und zusätzlich vertieft, da diese romantische Theorie zugleich vernunftbetont ist. Blau ist Farbe der Romantik, sei es das Blau der Blume Hyazinthe, sei es das Blau des edlen Zirkons Hyazinth, welches sich durch Brennen (Feuereinwirkung) bildet. Goethe (1749-1832), 1776-1796 amtlich für den Ilmenauer Bergbau tätig (Wagenbreth 1983 S.5), auch Schiller (1759-1805), welcher aus seiner Freundschaft zum Elternhaus des Freiberger Bergstudenten Theodor Körner heraus die von Beethoven vertonte Ode an die Freude schuf, und insbesondere der Bergbaufachmann Friedrich von Hardenberg/Novalis seien als Bergleute „von der Feder“ genannt. Theodor Körner schuf die romantische Oper „Die Bergknappen“ (1811). In einer Auswahl seiner Dichtung unter dem Titel „Knospen“ (1810) bilden die Berglieder einen erheblichen Teil (Herrmann 1953 S. 59). Im Jahre 1799 ist Salinenassessor Friedrich von Hardenberg/Novalis Protokollführer bei einer Salineninspektionsreise, besucht Goethe in Weimar, nimmt am Romantikertreffen in Jena teil und beginnt im sächsischen Salinenort Artern seinen Roman „Heinrich von Ofterdingen“ mit dem Streben nach Harmonie von Natur und Mensch, worauf eine recht aktuelle Bergbautheorie aufbaut. Das Bekenntnis zur Harmonie von Natur und Mensch gipfelt in der Begegnung mit dem böhmischen Bergmann, eine Episode, die zurückgeht auf das Leben der heiligen Elisabeth (Freund 2001 S. 145 ff). Es wird eine Theorie und Philosophie des Bergbaues gegeben:
- Hinabsteigen in den Schoß der Erde bedeutet innige Zuwendung zu den elementaren Kräften des Lebens.
- Der Mensch ist nicht der Ausbeuter sondern der Partner der Natur, die es in ihrem inneren Kern zu verstehen gilt.
- Die Natur ist nicht ausschließlicher Besitz eines Einzelnen.
- Besitz- und Herrschaftsdenken tun der Natur Gewalt an und zerstören die ursprüngliche Harmonie, die den Menschen allein am Leben erhält.
Somit findet keine bloße Ausbeutung der Mutter Erde statt, d.h. kein unvollständiger Abbau einer Lagerstätte, bei dem nur kurzfristige Gewinnmaximierung angestrebt wird, sondern ein haushälterischer Umgang mit den nicht nachwachsenden Rohstoffen, wenngleich diese unerschöpflich erscheinen mögen. Der Harzer Wahlspruch „Es grüne die Tanne, es wachse das Erz, Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz“ könnte ein solches Denken auslösen.
Entsprechendes gilt freilich auch für die nachwachsenden Rohstoffe bei sich laufend drastisch verringernder hierfür zur Verfügung stehender Erdoberfläche (Wald- und Feldflur). Nachhaltigkeit – Vorsorge für die Nachkommen - schließt die jederzeitige Zugriffsmöglichkeit, den Zugang zu diesen unter- und übertägigen Bodenschätzen ein.
3.3 Rechtsgrundlagen – Rechtsvorschriften
Die generelle romantische Theorie des Bergbaues ist sogar in der „causa finalis“/Zweckursache des heutigen deutschen Bundesberggesetzes (BGBl 1 S. 1310 geltende Fassung) enthalten:
„Zweck dieses Gesetzes ist es, zur Sicherung der Rohstoffversorgung das Aufsuchen, Gewinnen und Aufbereiten von Bodenschätzen unter Berücksichtigung der Standortgebundenheit und des Lagerstättenschutzes bei sparsamem und schonendem Umgang mit Grund und Boden zu ordnen und zu fördern, die Sicherheit der Betriebe und der Beschäftigten des Bergbaus zu gewährleisten sowie die Vorsorge gegen Gefahren, die sich aus bergbaulicher Tätigkeit für Leben, Gesundheit und Sachgüter Dritter ergeben, zu verstärken, und den Ausgleich unvermeidbarer Schäden zu verbessern.“
Im Gesetz sind bergfreie - z. B. Aluminium, Beryllium, Eisen, Zirkonium- und grundeigene - z. B. Feldspat, Quarz, Glimmer - Bodenschätze enumerativ aufgelistet. Bergfrei innerhalb der Betrachtung des Bergbaues in zweifachem Sinne, zum einen ist der Bergbau auf die genannten Bodenschätze befreit vom Grundeigentum (besonderes Berggrundbuch für das Bergwerkseigentum), zum anderen sind Bergfreiheiten besondere Vergünstigungen für Bergleute, um deren an den Lagerstättenstandort gebundene Ansiedlung zu fördern (z. B. Brenn- und Bauholz frei (Deputat), Weiderechte für die Nutztiere, Befreiung vom Kriegsdienst). Bergbaufreiheit als Anreiz zur Eigeninitiative.
Für den Erzbergbau der Oranien-Nassauischen Lande sind durch Heinrich Jung-Stilling und Johann Philipp Becher praxiserprobte Bergbautheorien bekannt, welche generalisiert einen vernünftigen wesentlichen Beitrag zur romantischen Bergbautheorie bilden:
- ausgeglichenes Verhältnis zwischen der Menge des abgebauten Erzes, der für die Verhüttung zur Verfügung stehenden Holzkohle und des vor Ort produzierten Eisens,
- auf eigenem Territorium Aufbau und Betrieb ausgedehnter Weiterverarbeitung, Qualitätsbewusstsein als Quelle des Wohlstandes,
- Vorsorge für den Fall, dass die heimatlichen Erzlager irgendwann erschöpft sein könnten.
- die Bodenschätze müssen dort, wo sie gefördert werden förderlich in die dortige Region einmünden in ein weit verzweigtes Werk, alle Teile zu einem Ganzen verflochten für den Wohlstand des Landes.
Diese eigentlich doch nahe liegenden Werte beruhen auf den praktischen Erfahrungen Jung-Stillings (1740-1817), Schriftsteller, Kameralist, geboren in Hilchenbach-Grund bei Siegen, aus seiner Jugend dort und seiner darauf folgenden Tätigkeit im Bergischen Land (Stamm 2003 S. 97 ff). Der Gruß der Berg- und Hüttenleute Glückauf betont die Jung-Stillingsche naturgegebene Einheit von Berg- und Hüttenwesen. Dieser Gruß drückt den Wunsch aus, dass sich Erz führende Gänge Glück bringend auftun. Goethefreund Johann Heinrich Jung–Stilling hat als im von der Montanindustrie geprägten Siegerland Geborener und Aufgewachsener innerhalb einer allgemeinen Theorie des Bergbaues hierzu einen besonderen Zugang. In seinem Leben und seinem Lebenswerk vereinen sich christliche Religion und das gelebte Interesse an der Volkswirtschaft seiner Heimat, wie aus seinem Lebenslauf ersichtlich („Jung-Stillings Leben, von ihm selbst erzählt“, 1965). Er studierte Medizin an der Universität Straßburg, promovierte mit der lateinischen Doktorarbeit über das Thema „Geschichte der Siegerländer Industrie“ zum Dr. med., eröffnete eine Arztpraxis, veröffentlichte Abhandlungen über Landwirtschaft, Berg-, Hütten- und Kommerzienwesen seiner Heimat des Siegerlandes, der Grafschaft Mark und des Bergischen Landes. Seinem Onkel und Paten, dem Oberbergmeister und Markscheider Johann Heinrich Jung zu Littfeld, half er beim Landvermessen; dessen Sohn Johann Stilling war Bergmeister zu Dillenburg. Seiner Einschätzung der Siegerländer Wirtschafts verdanken wir die Aussage, dass er nie ein Land mit so wenig reichen, aber auch noch nie ein Land mit so wenig armen Leuten kennen gelernt habe, als eben dieses Siegerland (Kutsch, Kruse, Renkhoff 1936 S. 46). Die menschliche Fähigkeit somit das Vermögen (gr. δύναμις) zum Guten ist hier großteils in die Tat umgesetzt (gr. ἐνέργεια). Johann Philipp Becher (1752-1831), der seine fachlichen Kenntnisse durch praktische Arbeit und den Besuch der Bergakademie Freiberg erwarb, war Bergbeamter in Dillenburg, Bonn und Siegen. Er wurde als Sohn und Enkel von Schmelzern auf der Kupferhütte in Dillenburg geboren. Er verfasste in seiner 1789 erschienenen Mineralogischen Beschreibung der Oranien–Nassauischen Lande nebst einer Geschichte des Siegenschen Hütten- und Hammerwesens (Becher 1789/1984) eine detaillierte geologisch-mineralogische Beschreibung der dortigen Montanbetriebe und fordert u. a.:
- Teile des Ganzen sollen so verflochten sein, dass der möglichste Vorteil erzielt, und der blühend-dauerhafteste Zustand des gesamten Hütten- Hammer- und Bergwesens errungen wird,
- wohl geordnetes Berg- und Hüttenwesen soll im wahren oder rechten Verhältnis mit dem Ertrage der Forsten, der Gruben und des zu erwartenden Nutzens stehen,
- der minder Vermögende darf nicht vom Reichen verdrängt werden,
- es ist zu verhindern, dass nicht über einen Reichen tausend Mitbürger arm bleiben,
- der Nahrungsstand, dessen Grund auf Landwirtschaft, Bergwerke, Manufakturen, Fabriken usw. beruht, muss sich in einem guten Zusammen-hang befinden.
Man denkt hinsichtlich der Branchen- bzw. Wirtschaftszweigreihenfolge an Platons Dialog Politikos sowie an die Verflechtung von Teilen zu einem förderlichen Ganzen. Die umfassende Bergbautheorie der Philosophieepoche Romantik in Verbindung mit den beiden generalisierten Erzbergbautheorien (Jung-Stilling und Becher) und der Präambel des Berggesetzes möge Teilhabe an einer Theorie des Bergbaues sein. Der natürliche Wechsel von Mehr und Weniger hat hinsichtlich des Weniger eine positive Seite. Denn je weniger Bodenschätze der Erde entnommen werden, desto mehr bleiben die allzeit zugänglich zu erhaltenden Lagerstättenvorräte für die Zukunft gesichert und geschont. Eine ganz andere Art der Bevorratung ist die Lagerung künstlich geschaffener verderblicher Ware.
Zum Bergbau gehört auch die nachhaltige Vorsorge für die Nachkommen, d. h. die Nachhaltigkeit des Tuns, welche sehr aktuell ist. Nachhaltigkeit ist ein ursprünglich forstlicher Begriff bezüglich Nutzung und Erhalt des Waldes, auch als Grubenholzlieferant. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass der Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) Mitbegründer der akademischen Forstwirtschaftslehre zur Sicherung des berg- und hüttentechnischen Holzbedarfs war. Nach der Gründung von Bergakademien (z. B. Freiberg, Clausthal, Berlin) entstanden die Forstakademien z. B. in Tharandt, Eberswalde und Hannoversch-Münden). In Gießen wurde 1825 eine forstliche Lehranstalt gegründet, welche 1831 als Forstinstitut in die Philosophische Fakultät der Universität Giessen einbezogen wurde. 1938 wurde die forstliche Ausbildung in Gießen eingestellt (Schwarz 2001), für die Philosophie in Gießen und darüber hinaus Aspekt und Implikat. Der Fragestellung Bergbau folgt die nach der Geschichte.
4 Geschichte
Der Geschichte ist der edle Stein Chalcedon zugeordnet, der dritte Grundstein der Johannesoffenbarung, benannt nach der gleichnamigen griechischen Stadt in Kleinasien, in welcher 451 das historische Konzil – mit dem Ergebnis: in Christus zwei Naturen in einer Person- stattfand. Das Mineral Chalcedon ist eine fein strukturierte Quarz – SiO2-Varietät; dessen häufig gebrauchter griechischer Wortstamm (Gemoll 1954/1988 S. 798, 799) deutet jedoch auf das klassische Erzverständnis hin, Schmied und Schmiedekunst inbegriffen. Auch die Römer haben z.B. für Bergerz bzw. Golderz als griechisches Fremdwort aurichalcum gebildet (Langenscheidt 1984 S. 65). In deutschsprachigem Verständnis ist Erz jedes bauwürdige Gestein bzw. Mineral in der Erdkruste, welches benötigte Metalle enthält und außerdem die Vorsetzsilbe Erz, dem griechischen – arche gr. ἀρχή = Anfang, Ursprung – nachgebildet. Die Nomenklatur in der Geochemie nennt den unteren Erdmantel Lithosphäre + Chalkosphäre (Hohl 1985 S. 56), welcher chalkophil ist - gr. χαλκός = Erz, Kupfer. Die Minerale bzw. Kupfererze Kupferkies und Kupferglanz werden auch Chalkopyrit und Chalkosin genannt.
4.1 Erdgeschichte und Formationen
Die auf den Bergbau gerichtete Fragestellung nach philosophischen Aspekten und Implikaten verlangt es, die Geschichte einschließlich der Erdgeschichte zugrunde zu legen. Denn Mutter Erde birgt die mannigfachen Rohstoffe, welche die Materie des Bergbaues sind. Seine Aufgabe ist es, diese, soweit erforderlich, zu gewinnen und dienstbar zu machen. Genannt seien die Eisenerze und Nichteisenmetall-Erze und die mineralischen Brennstoffe -Steinkohlen, Braunkohlen, Torf, Asphalt, Ölschiefer, Erdöl, Erdgas- innerhalb der Gesamtheit der mineralischen Rohstoffe, Mineralien und Gesteine (Schneiderhöhn 1955 S. 17-19).
Betrachtet man den Gesamtzeitraum der irdischen Geschichte beginnend mit der Erstarrung der Erdrinde, so fällt auf, dass der Zeitraum der geologischen Formationen seit Bestehen der Erde nahezu unvergleichlich größer ist, als der Zeitraum seit Bestehen der Menschheit mit stummen Zeugen menschlicher Existenz und als der Zeitraum seit der niedergeschriebenen Menschheitsgeschichte - Altertum, Mittelalter, Neuzeit und Gegenwart, Jahrmilliarden, Jahrmillionen, Jahrtausende. Die Zeit der Menschheitsgeschichte, insbesondere die niedergeschriebene, nimmt also nur einen verschwindend kleinen Zeitraum im Vergleich zum Alter der Erde mit ihren Bodenschätzen ein. In der Gesamtschau ist daher die Entwicklungsgeschichte der Erde mit ihren Gesteinen, Mineralien, Lagerstätten ohne zeitgleich dokumentierende Menschheit zu betrachten und der Bergbau seit Bestehen der Menschheit jeweils mit Beispielen. Aus der Entwicklungsgeschichte der Erde sind die Themata Gestein-Mineral/ Altersbestimmung/ Kristallsysteme/ Magnetismus ausgewählt, und aus dem Bergbau danach unter der Rubrik Kulturgeschichte und Namensgebung Beschreibungen der Bergwerke bzw. Gruben Hilfe Gottes/ Wiederhoffnung/ Neuer Mut/ Gottesgabe/ Treue.
- Gestein-Mineral: Gesteine sind Mineralaggregate, deren mineralische Zusammensetzung über größere Räume hin mehr oder weniger gleichförmig ist und welche wesentlich am Aufbau der Erdrinde beteiligt sind –nach ihrer Entstehung unterschieden in Magmatite, Sedimentite, Metamorphite. Minerale sind alle meist festen physikalisch-chemischen homogenen, nahezu durchweg anorganischen Naturkörper der Erdrinde. Sie kommen überwiegend in Form von Kristallen oder in feinst- bis grobkörnigen kristallinen Aggregaten vor. Von den weit über 2000 bekannten Mineralen zählen knapp 200 zu den gesteinsbildenden (Hohl 1985 S. 627, 631), beispielsweise bilden die Minerale Feldspat, Quarz und Glimmer das Magmatit-Gestein Granit. Die genannten sechs Varietäten des Quarzes und der ebenfalls gesteinsbildende Olivin -als Chrysolith, der siebte Themelios im Gemmenkatalog- bilden zusammen sieben der zwölf Edelsteine der Johannesoffenbarung.
- Altersbestimmung: Das älteste Gestein der Erde ist ein Sediment in Grönland, das mit radiometrischen Methoden auf 3,8 Milliarden Jahre eingestuft wird. Ein 3,6 Milliarden alter Gneis (ein Metamorphit-Gestein aus Feldspat, Quarz und Glimmer) in Kanada ist mehrfach umgeschmolzen, dokumentiert also eine lange geologische Vorgeschichte (Ploetz 2005 S. 2).
- Kristallsysteme: Das Auskristallisieren der Minerale aus der Materie erfolgt in zuvor schon festliegenden Formen, denen sieben Kristallsysteme zugrunde liegen, somit Form vor Materie. Zur Kennzeichnung der Minerale gehören Name, chemische Formel, Kristallsystem und Härte – Härten 1 bis 10, vom Talkum (Härte1) bis zum Diamanten (Härte 10)[11]
- Magnetismus: Magnetische Minerale vorwiegend Magnetit Fe3O4 kommen in wechselnden Mengen bis hin zu umfangreichen Lagerstätten vor. Magnetismus erklären Thales, Aristoteles und Dietrich von Freiberg philosophisch-religiös als Beweis der Existenz des Göttlichen und der Himmelsseelen.
4.2 Kulturgeschichte und Namensgebung
Aus dem Bergbau von den Topoi Bergtechnik und Namensgebung aus gesehen folgen Beschreibungen der Bergwerke bzw. Gruben Hilfe Gottes / Wiederhoffnung / Neuer Mut/ Gottesgabe / Treue. Das Erzbergwerk Grund, die Grube Hilfe Gottes war das jüngste und letzte, gleichzeitig aber auch bedeutendste Bergwerk des auf das Mittelalter zurückgehenden Oberharzer Gangerzbergbaues. Seit der Wiederaufnahme der Schürftätigkeit auf der Grube Hilfe Gottes 1831 wurden hier über 14 Millionen Tonnen silberhaltige Blei-Zink-Erze gefördert, aus denen 980 000 t Blei, 430 000 t Zink und über 2 100 t Silber gewonnen wurden Mit diesen Erzmengen und den noch vorhandenen Vorräten erweisen sich die Erzgänge von Bad Grund als die größte und metallreichste Lagerstätte des gesamten Oberharzer Gangerzreviers (Preussag Metall 1981). Der Bergbau auf Blei und Silber in der Umgebung von Bad Grund reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück. 1564 erste Erwähnung der am Südhang des Todtemannberges (bei Bad Grund) gelegenen Grube „Hilff Gots im Grundt“ als Zubußzeche[12]. Auf Anregung von Oberbergmeister Ey erfolgten in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts neuerliche Teuf- und Sucharbeiten. Im Zellerfeldschen Bergamtsprotokoll No. 2 im Quartal Luciae 1831 wurde die Genehmigung erteilt, von einem anderen Suchbau freiwerdende Bergleute nach dem Todtemanne zu verlegen und die Wiederaufmachung des vorhandenen Schachtes und des Tagesstollens auf fiskalische Kosten zu bewerkstelligen. Schon am 31.Oktober 1831 wurde der Versuchsbau unter dem Namen „Hülfe Gottes“ gemutet. Neuerliche Technik hält Einzug. Pferdekraft wird durch Wasserkraft ersetzt. Das Aufschlagwasser zum Antrieb von Wasserrädern und Fördereinrichtungen wird von höher gelegenen Wasserteichen herangeführt. Im 20. Jahrhundert Abteufen des Achenbachschachtes, Hauptschacht bis 714 m Teufe - Namensgeber Achenbach (1829-1899) Professor und Oberbergrat, mit dem Arbeitsgebiet Bergrecht. Das herangeführte Wasser wird zur Stromerzeugung genutzt, Erzgewinnung durch Bohr- und Sprengarbeit, Abbauverfahren wieder das klassische Verfahren des Firstenstoßbaus mit Versatz, der Achenbachschacht als Hauptförderschacht verfügt über eine Drehstrom-Fördermaschine; 1980 Stilllegung der Stromerzeugung der Kraft- und Wasserwirtschaft und Übergabe der Oberharzer Wasserwirtschaft an das Land Niedersachsen (Preussag 1981). Wie vielerorts dient der durch den Bergbau aufgeschlossene lebensnotwendige Bodenschatz Wasser der allgemeinen Wasserversorgung. Vielerorts dienen außer Betrieb befindliche Bergwerke der allgemeinen Wasserversorgung. Bergbau dient in mehrfacher Weise der Volkswirtschaft, auch ein philosophischer Aspekt, mit Einem mehrfach Gutes zu tun für die Menschheit.
Becher erwähnt in seiner Mineralogischen Beschreibung von 1789 eine ergiebige Kupfererzgrube ebenfalls Hilfe Gottes genannt, welche 1785 einen Grundstollen erhalten hat. Diese Grube befindet sich im Bergrevier Dillenburg, Gemarkung Nanzenbach. Er wünscht dem Werk „reichesten Bergsegen“. Auch die in Roth im Altkreis Biedenkopf gelegene Silbergrube Gottesgabe ist nicht die alleinige Trägerin dieses Namens. Der Bergmann betont durch solche Namenswahl seine besonderen gottgebundenen Beziehungen zu den Gruben; die Zechen sind die Großtaten Gottes „magnalia Dei in locis subterraniis“ (Schreiber 1962 S. 338, 339, 683). Es ist bergrechtliche Handhabung, dass die vom Grundeigentum rechtlich abgetrennten verliehenen Grubenfelder (mit besonderem Berggrundbuch bei den Grundbuchämtern) besondere Namen tragen. In der Namenswahl spiegelt sich arbeitplatzbedingt eine starke Hinwendung zu Gott wieder, dem Herrn des Bergsegens.
Ein weiterer Typus von Grubennamen ist der der Gruben Wiederhoffnung in Rachelshausen und Neuer Muth in Nanzenbach, welche Fortsetzung vorhandener stillliegender Bergbaue charakterisieren. Wiederaufnahme und Wiederaufmachung gab es auch in der Harzer Hilfe Gottes. Der Bergbau in Rachelshausen lag als Folge von Kriegen - z. B. des dreißigjährigen (1618-48) und des siebenjährigen (1756-1763) - darnieder und wurde mit einem Nachlesebergbau auf Kupfer- und Bleierz unter dem Namen Wiederhoffnung fortgesetzt. Wie viele andere ausgediente Gruben gewährleistet er heute die reichliche Trinkwasserversorgung der umliegenden Gemeinden. Die Kupfererzgrube Neuer Muth (Neuermuth) in Nanzenbach ist offenbar die von Becher genannte Neue-Lorbach (Frohwein 1885 S. 68), der die Alte-Lorbach vorausgeht. 1788 ward die auf der Alten-Lorbach zur Gewältigung der Wasser erbaute Kunst das erste Mal angeschützt. Dieses ist die erste Kunst-Anlage in den Dillenburger Bergwerksrevieren (Becher 1789 S. 315). Zur Erinnerung an die Grube Neuer Muth hat die Einwohnerschaft ein kunstvoll gestaltetes Stollenmundloch geschaffen, über welches die Grube teilweise befahrbar ist. Es wird berichtet, dass eine Dampfmaschine für diese Grube geliefert wurde; interessant ist folgendes Ereignis bei deren Gespanntransport. Die vorgespannten Pferde schafften trotz Mühewaltung nicht die Überwindung einer Steilstrecke, mussten ausgespannt werden und wurden durch Kuh- bzw. Ochsengespanne ersetzt, welche ruhig und kraftvoll die Last bis zum Ziel zogen (auch Napoleons Gefährt wurde in kriegerischer Zeit nicht von Pferde- sondern von Ochsengespannen gezogen).
[...]
[1] Welcker, Karl Theodor; in Giessen 1813 Habilitation und Ernennung zum außerordentlichen Professor, danach Professor der Rechte an mehreren Universitäten (Meyer, 1909, Bd. 20, S. 508).
[2] Die Diplomprüfungsordnung der Bergakademie Clausthal (Fassung 1949) enthält für die Fachrichtung Bergbau in Vor- und Hauptexamen folgende Lehr-/Lernfächer: Grundzüge der Bergbaukunde, Mathematik/Mechanik, Physik, Chemie und Lötrohrprobieren, Mineralogie und Gesteinskunde, Geologie und Versteinerungslehre, Maschinenelemente, Einführung in die Rechtswissenschaften, Grundzüge der Wirtschaftswissenschaften und Bergbaukunde, Aufbereitungs-kunde, Lagerstättenlehre/Angewandte Geologie, Bergtechnische Maschinenlehre/Elektrotechnik, Markscheide- und Bergschadenskunde, Angewandte Geophysik, Verkoken und Brikettieren/ Hüttenkunde, Bergrecht, Bergwirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre. Praktische Arbeit in Bergwerken vor sowie während des Studiums als Bergbaubeflissener und Bergstudent sind integriert. Lötrohrpraktika sowie auch Edelsteinkunde wurden auch an der Universität Giessen (Professor Rösch) 1958 und 1959 durchgeführt und gelehrt.
[3] Die volkstümliche Bergmusik ist nicht mit der epistemischen freien Kunst Musik zu verwechseln. Platon lässt durch Sokrates (Staat 531 St) aber auch den Wert solcher Musik darlegen, welche die treffsicheren begabten Musikpraktiker nicht hintanstellt (Phil. 56 St), welche durch Übung und Fleiß auch eine Art Meisterschaft erzeugen.
[4] Memphis ist auch ehemaliger Standort der Pharao Ramses II (1290-1224)-Statue aus Granit, welche über Kairo nach Gizeh gelangte.
[5] Herbarts größte Leistungen liegen auf dem Gebiet der Pädagogik (Hirschberger, 1976, Bd. II, S. 443). Er publizierte u.a. „Allgemeine Pädagogik, aus dem Zweck der Erziehung abgeleitet“.
[6] Bunk, Professor der Universität Gießen, betont und prägt den Begriff Berufserziehung in seinem Werk „Grundlagen und Grundfragen der Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftspädagogik“. Erziehung vermittelt allgemeine ethische Werte und Berufserziehung berufliche ethische Werte (Bunk, Wetzlar 1990 S. 135).
[7] Magnetit Fe3O4 und Magnetkies FeS haben magnetische Eigenschaften. Weltweit bedeutende umfangreiche Lagerstätten in Kiruna/Schweden und Sudbury (Nickelmagnetkies)/Kanada (Philipsborn 1953 S. 18 u. 46 sowie Schneiderhöhn 1955 S. 68 u. 73; Professor Philipsborn war lt. Hoffmann (1959 S. 104) ca. 1925 Assistent der Universität Giessen) Nach Lukrez, Lucretius Carus (96 v. Chr.-55 n. Chr.) römischer Philosoph hat Magnetstein seinen Namen von der Stadt Magnesia in Karien am Mäander, dort, wo ihn die Griechen gefunden haben sollen und Plinius (23–79) berichtet vom Hirten Magnes, welcher mit den eisernen Nägeln seiner Sohlen und der eisernen Spitze seines Hirtenstabes auf magnetischem Gestein festgehalten wurde. Möglicherweise dem Anekdotentypus von Erfindungen und Findungen zuzuordnen – eine doch wunderbare Mischung von Erkenntnissen und Legenden, der Wahrheitsfindung förderlich.
[8] Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt – Gründer von Gymnasium und Universität Giessen – schenkte 1619 dem Großmeister der Mittelmeerinsel Malta eine über 6 Tonnen schwere Kanone, die über Jahrhunderte zur Verteidigung der Insel und für Salutschüsse diente (Wissner 2006 epistula LLG).
[9] Liedtexte wie beispielweise Theodor Körner: Deckt dich der Erde mächtger Schoß tief in dem dunklen Schacht, die Vaterhand lässt dich nicht los, das Vaterauge wacht. Drum zage wackrer Bergmann nicht, der Herr dein Stab, der Herr dein Licht (erste von fünf Strophen).
Novalis (Friedrich von Hardenberg): Der ist der Herr der Erde, wer ihre Tiefen misst und jeglicher Beschwerde in ihrem Schoß vergisst. Wer ihrer Felsenglieder geheimen Bau versteht und unverdrossen nieder zu ihrer Werkstatt geht (erste von vier Strophen).
[10] Hierzu ein Hinweis: Es ist eine bis in unsere Gegenwart hineinreichende Tradition, dass Bergstudenten einige Semester ihres Studiums an Universitäten absolvieren, wenngleich Bergakademien bereits bestanden - Freiberg, Clausthal, Berlin. Sie studierten und studieren an den Universitäten, insbesondere Geologie, Mineralogie und Jura. Denn vor der Gründung der Akademien, z. B. Freiberg 1765, gab es schon Bergbau und man benötigte Akademiker.
[11] Mohssche Härteskala 1 Talkum, 2 Gips, 3 Calcit, 4 Fluorit, 5 Apatit, 6 Feldspat, 7 Quarz, 8 Topas, 9 Korund, 10 Diamant. Härteres Mineral ritzt das jeweils weichere, wichtige Methode zur Erkennung und Einschätzung von Vorkommen (Dokimasie).
[12] „Zubuße“ und „Ausbeute“ eine vernünftige Handhabung in der Montanbranche, d. h. Zuzahlung der Anteilseigner beim Betrieb mit Verlust und Gewinnausteilung beim Betrieb mit Gewinn (man denke auch an Ausbeutetaler, Willecke 1958). Mit einem solchen System können Betriebe auch allgemein gesehen Durststrecken überwinden.
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