1. Einleitung/ These
Wir leben in einer alternden Gesellschaft; demographische Alterung ist kein Fremdwort mehr, die Hochrechnungen zur Altersstruktur bis 2050 sind in aller Munde. In der Zukunft erwartet uns eine von Hochaltrigkeit geprägte Gesellschaft. Ein bedeutender Anteil alter Menschen wird am Lebensende hilfe- und pflegebedürftig sein, die meisten infolge einer Demenz (Hennig et al. 2006, S. 13).
Vor diesem Hintergrund hat das Thema Demenz in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Aktuellen Schätzungen zufolge sind in Deutschland momentan ca. 1 Mio. Menschen mit ständig steigender Tendenz demenzerkrankt (vgl. BMFSFJ (Hrsg.) 2006, S. 4).
In der gesundheitswissenschaftlichen Diskussion gehört Demenz mittlerweile zum „guten Ton“. In Fachzeitschriften, bei Fort- und Weiterbildungen und auf Kongressen werden Demenzerkrankte als besondere Gruppe pflegebedürftiger Klientel thematisiert. Der spezifische Handlungsbedarf und die individuellen Bedürfnisse Demenzerkrankter, verbunden mit der Schwierigkeit im Leben und im Sterben die Wünsche des Einzelnen zu erkennen und adäquat auf diese einzugehen, werden betont. In der beruflichen Praxis wird die Arbeit mit Demenzkranken als besonders herausfordernd empfunden. Sie erfordert ein hohes Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen und verlangt den Akteuren ab, in die Welt eines Fremden einzutauchen, der zunehmend weniger in der Lage ist, sich klar zu äußern.
Vor diesem Problemhintergrund hat sich folgerichtig eine eigene Dynamik um die Versorgungssituation Demenzerkrankter vollzogen. Unvermeidlich findet in der Diskussion um Demente eine Spezialisierung auf die letzte Lebensphase statt. Der Tod ist bekanntermaßen das absolute Ende eines jeden Lebens und fester Bestandteil der Altenarbeit. Die ständige Verkürzung der Liegezeiten und der gleichzeitige Anstieg Demenzerkrankter in stationären Langzeitpflegeeinrichtungen machen eine differenzierte Betrachtung dieser Prozesse notwendig. Gleichzeitig birgt eine solche Fokussierung die Gefahr, dass die Diskussion um institutionalisiertes Sterben an allen Nicht-Dementen vorbeigleitet. Wird die Zukunft dergestalt aussehen, dass sich zukünftig Heerscharen professionell Pflegender rührend um sterbende De-menten kümmern, während im Nachbarzimmer ein geistig rüstiger 100-Jähriger einsam ver-stirbt, weil niemand mehr weiß, wie man einen Sterbenden begleiten soll, der noch ganze Sätze spricht und nicht schon beim Rausgehen vergessen hat, wer gerade da war?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung/ These
- 2. Aktuelle Situation und Trends
- 3. Diskussion
- 4. Fazit
- 5. Literaturangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob die starke Präsenz des Themas Demenz in der aktuellen Diskussion um Sterbende in stationären Pflegeeinrichtungen zu einer Bevorzugung demenzkranker Patienten gegenüber nicht-demenzkranken alten Menschen führt. Die Autorin stützt ihre Argumentation auf berufliche Erfahrungen und aktuelle gesundheits- und pflegewissenschaftliche Diskussionen.
- Der demografische Wandel und der steigende Anteil demenzkranker Menschen in der Bevölkerung.
- Die Herausforderungen der Pflege und Betreuung demenzkranker Menschen im letzten Lebensabschnitt.
- Die Rolle stationärer Pflegeeinrichtungen in der Versorgung demenzkranker Menschen.
- Die aktuelle Situation der palliativen Versorgung älterer Menschen, insbesondere Demenzkranker.
- Eine kritische Auseinandersetzung mit einer möglichen Bevorzugung demenzkranker Sterbender in der Pflege.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung/These führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach einer möglichen Bevorzugung demenzkranker Sterbender. Kapitel 2 beleuchtet die aktuelle Situation und Trends in der Versorgung älterer und demenzkranker Menschen, mit Fokus auf Initiativen zur Verbesserung der palliativen Versorgung. Der Text beschreibt den Kontext der Problematik, wie den steigenden Anteil demenziell erkrankter Menschen in Pflegeeinrichtungen.
Schlüsselwörter
Demenz, Alter, Sterben, stationäre Altenhilfe, palliative Versorgung, Palliative Geriatrie, demografischer Wandel, Pflegebedürftigkeit, Bevorzugung.
- Arbeit zitieren
- Franziska Misch (Autor:in), 2012, Werden Demenzerkrankte in der Diskussion um Sterbende in der stationären Altenhilfe bevorzugt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187632