Der positiven Rechtstheorie nach gäbe es ein natürliches Gewaltmonopol beim Staat, welches in Krisensituationen hinzugezogen werden könnte. Anhand der Theorie der strukturellen und institutionellen Gewalt würde entgegnet, dass Gewalt nicht lediglich „letztinstanzliches Potenzial“ sondern systemisch verankerter Dauerzustand unter kapitalistischen Bedingungen sei. Dieser würde seitens der Subjekte nicht einfach hingenommen, sondern als politische Deprivation erfahren. Resignation oder Reaktion seien die Handlungsoptionen darauf. Zur Auswahl stünden reaktiv sowohl friedliche Mittel, wie die durch die allgemeinen Freiheiten abgesicherten politischen Partizipationsmöglichkeiten, andererseits gebe es aber auch konfliktiv-gewalttätige Formen. Diesen sei aber allein durch Erklärungsmodelle materieller Deprivation oder gesellschaftlicher Desintegration nicht mehr beizukommen. Unterdrückung und Repression als Formen struktureller Gewalt durch Staat oder Gesellschaft mittels physischer oder psychischer Verletzung des Individuums seien danach als darüber hinausgehende Zuspitzungen zu verstehen.
In der Gewaltdiskussion entstand eine Theorie des Widerstands und der Revolution. Die Ambivalenz im revolutionären Diskurs besteht in der Einigkeit, wann ein Moment des Umsturzes gegeben und ob Gewalt dazu notwendig sei. Ihre äußersten gewaltsamen Zuspitzungen seien Guerillakampf oder Terrorismus. Der Mythos der Revolution sei aber ein Märchen, der auf einem falschen Verständnis von Macht und Gewalt fuße, entgegnet Hannah Arendt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Frage- und Problemstellung, Literaturauswahl
- Thesen
- Das Wesen der Gewalt und das Wesen der Macht n. Benjamin
- Das Wesen der Gewalt und das Wesen der Macht n. Arendt
- Macht gewaltig
- Gewalt mächtig
- Erwerb, Ausübung und Erzeugung von Macht
- Gewalt als unbemerkte Kommunikationsbarriere
- Zusammenfassung
- Das Verhältnis von Gewalt zu Natur und Kultur
- Biologistisch-naturalistische Gewalt (Lebensphilosophie)
- Kritik an der These der Natürlichkeit von Gewalt
- Kultur der Gewalt (Kritische Theorie)
- Zwischenfazit
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht das Wesen der Gewalt und der Macht anhand der Theorien von Walter Benjamin und Hannah Arendt. Sie analysiert, wie Kultur als Konstitutionsbedingung für Macht und Gewalt fungiert und ob Gewalt eine kulturell vermittelte Handlung ist.
- Das Verhältnis von Gewalt und Macht in den Theorien von Benjamin und Arendt
- Die Rolle der Kultur in der Konstitution von Macht und Gewalt
- Die Frage, ob Gewalt naturgegeben oder kulturell vermittelt ist
- Die Unterscheidung zwischen struktureller und kultureller Gewalt
- Die Bedeutung der Gewaltdebatte für die Sozialforschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar und skizziert die Problematik des Gewaltmonopols des Staates. Es werden verschiedene Formen von Gewalt und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft dargestellt.
- Die Frage- und Problemstellung beleuchtet die Verbindung von Gewalt und Macht sowie die Schwierigkeiten, verschiedene Formen der Gewalt auf verschiedenen Ebenen (Mikro-, Meso- und Makroebene) zu begreifen.
- Das Kapitel „Thesen“ formuliert die zentralen Annahmen der Arbeit. Es argumentiert, dass kulturelle Gewalt eine nicht wahrnehmbare Form der Gewalt ist und dass Kultur als Schmiermittel zwischen Macht und Gewalt fungiert.
- Der Abschnitt über Walter Benjamin untersucht seine Theorie des Wesens der Gewalt und seiner Kritik an der Perpetuierung von Gewalt durch den „Frieden“.
- Hannah Arendts Unterscheidung zwischen Macht und Gewalt wird im nächsten Kapitel analysiert. Dabei werden die Aspekte von „Macht gewaltig“ und „Gewalt mächtig“ betrachtet sowie die Erzeugung von Macht durch den Menschen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen der Gewalt und der Macht, ihrer Beziehung zueinander und ihrer Konstitutionsbedingungen. Wichtige Themen sind die Rolle der Kultur, die Unterscheidung zwischen struktureller und kultureller Gewalt, sowie die philosophischen Ansätze von Walter Benjamin und Hannah Arendt.
- Quote paper
- Andreas Wildner (Author), 2010, Wesen der Gewalt und Wesen der Macht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187741