Obgleich mehrere Studien gezeigt haben, welche Auswirkungen Fotos in Massenmedien auf die
Perzeption des Betrachters haben können, nimmt die Untersuchung der
Bedeutung von Fotos in den Nachrichten für den Medienkonsumenten im Allgemeinen und für das
gesellschaftliche Kollektivgedächtnis im Speziellen bisher verhältnismäßig wenig Raum ein. Zwar gibt es Theorien zur medialen Vermitteltheit des kollektiven Gedächtnisses, jedoch fehlt es an einer genaueren
Ausarbeitung des Effekts der Auswahl von Fotos in den Massenmedien. Das Foto ist eines der
mächtigsten Werkzeuge, um bei Menschen Emotionen hervorzurufen. Gleichermaßen können sich
Menschen insbesondere nach längerer Zeit eher an Bilder aus Medien erinnern als an den Text. In
einigen Fällen vermischt das Gedächtnis sogar textuelle Information mit visuellen Informationen,
teilweise kann man sogar von einer Dominanz des Bildes über den Text sprechen.
Hier soll untersucht werden, unter welchen Umständen ein Foto in den Medien zu
einem Bild des kollektiven Gedächtnisses werden kann und welche Rolle die Auswahl der Bilder
seitens der Massenmedien spielt. Es stellt sich die Frage, ob Massenmedien, insbesondere
Zeitungen, Einfluss darauf ausüben können, welche Bilder sich in das kollektive Gedächtnis
einbrennen. Diese Frage soll am Beispiel der Folterfotografien aus dem Kriegsgefängnis Abu
Ghraib während der Besetzung des Irak diskutiert werden. Zunächst werden Theorien zu
Massenmedien und dem kollektiven Gedächtnis erörtert und die Voraussetzungen für das Entstehen
von Bildern des kollektiven Gedächtnisses beschrieben, um schließlich das Genannte an den Fotos
aus Abu Ghraib konkret zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die konstruierte Realität der Massenmedien
- Fotos in Massenmedien
- Ikonische Fotos des kollektiven Gedächtnisses
- Die Folterfotos aus Abu Ghraib
- Der Mann mit der Kapuze
- Der Einfluss der Bilder und die Rolle der Medien
- Die Wichtigkeit des Visuellen für die Gedächtnissoziologie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht, wie Fotos in Massenmedien zum kollektiven Gedächtnis beitragen. Insbesondere wird die Rolle der Medien bei der Auswahl und Präsentation von Bildern im Kontext des gesellschaftlichen Gedächtnisses analysiert. Der Fokus liegt auf dem Beispiel der Folterfotos aus dem Irak-Krieg, um zu beleuchten, wie diese Bilder zum kollektiven Gedächtnis wurden.
- Die Rolle von Fotos in Massenmedien für das gesellschaftliche Gedächtnis
- Die Konstruktion von Realität durch Massenmedien
- Die Auswahl und Vermittlung von Bildern durch Massenmedien
- Der Einfluss von Fotos auf Emotionen und die Gedächtnisbildung
- Das Beispiel der Folterfotos aus Abu Ghraib
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss von Fotos in Massenmedien auf das kollektive Gedächtnis. Sie betont die Bedeutung von Bildern im Vergleich zu Texten und die Notwendigkeit einer genaueren Analyse des Selektionsprozesses von Fotos in den Medien.
- Die konstruierte Realität der Massenmedien: Dieses Kapitel beleuchtet die Theorie von Niklas Luhmann zur Realität der Massenmedien. Es wird argumentiert, dass Medien keine neutrale Wiedergabe der Realität darstellen, sondern eine eigene, konstruierte Wirklichkeit schaffen. Die Funktionsweise von Massenmedien als System und ihre Besonderheiten werden erläutert.
- Fotos in Massenmedien: Dieses Kapitel beleuchtet die zunehmende Bedeutung von Fotos in Massenmedien, insbesondere bei Großereignissen und Katastrophen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Auswahl und Präsentation von Fotos trotz visueller Dominanz in den Medien oft intuitiv erfolgt und in Krisensituationen besondere Herausforderungen birgt. Die therapeutische Wirkung von Fotos und ihre Bedeutung bei der Verarbeitung von Traumata wird diskutiert.
Schlüsselwörter
Der Text behandelt die Themen Massenmedien, kollektives Gedächtnis, Fotos, Selektion, Einfluss, Bilder, Medien, Abu Ghraib, Folter, Visuelles, Gedächtnissoziologie, Konstruktion von Realität, Medienwirkung, mediale Vermittlung, Trauma, therapeutische Wirkung.
- Arbeit zitieren
- Moritz Homann (Autor:in), 2010, Massenmedien als Selekteure von Bildern des kollektiven Gedächtnisses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187775