[...] Eines ist jedoch sicher,
der Mensch ist alleine in seinem Universum, in dem sich nur selten seine Blicke mit denen
der Tiere kreuzen. Ein Gefühl der Vertrautheit stellt sich für einen kurzen Moment ein und
der Augenblick des gegenseitigen Erkennens beunruhigt den Menschen ein wenig. Dann
ruft der menschliche Verstand ihn wieder in sein eigenes Universum zurück und das Tier,
welches einen Augenblick zuvor noch Gefährte war, ist wieder in seiner Welt, deren Sprache
wir nicht kennen. Die Tiere bewohnen eine zur menschlichen parallelen Welt. Bei den
üblichen Haustieren, die den Besitzer umschnurren, ihn schwanzwedelnd an der Haustür
empfangen oder putzig piepende Geräusche machen gelingt bisweilen der Blick in die
fremde Welt der Tiere. Man kann sich einfühlen, die Tiere lieben und versuchen, seinen
Lebensraum zu teilen. Das Universum der Insekten ist von der „normalen“ Welt der
Haustiere, besonders aber von der der Menschen sehr weit entfernt, sie liegt an der Grenze
unserer Wahrnehmungsfähigkeit. Die Augen der Insekten betrachten uns und aus dieser
anderen Welt, sie sind eine Art Spiegel, der uns unsere eigene Merkwürdigkeit erkennen
lässt1. Die meisten Menschen vermögen sich mit „normalen“ Tieren ohne weiteres zu
identifizieren, eine Art Beziehung zu ihnen aufzubauen. Insekten dagegen sind das Ziel
zahlreicher Phobien und Ängste, da sie eine vom Menschen völlig fremdartige Gestalt
haben. Sie bewegen sich anders und sie kommunizieren anders. Der Film Mikrokosmos
handelt von genau diesen uns so fernen Tieren. Anhand dieses Films versuche ich in
meiner Arbeit offen zu legen, ob man den Empathiebegriff, an welchen eine schrittweise
Annäherung im ersten Teil der Arbeit erfolgt, auch auf die Insekten im Film Mikrokosmos
anwenden kann. Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge stehen am Beginn der
Arbeit einige Kapitel zu Inhalt, Entstehung und den Machern des Films. Darauf folgt ein
allgemeiner Ansatz aus der Psychologie, um die eigentliche Bedeutung vom Empathie zu
erläutern und diese final auf die Tierwelt zu übertragen. Im entscheidenden Kapitel des
Hauptteils werde ich mich auf einzelne Sequenzen des Films beziehen und an ihnen die
Mittel von Nuridsany und Pérennou, mit denen sie eine empathische Beziehung zwischen
Zuschauer und Insekt herstellen, offen legen.
1 NURIDSANY, Claude/PÉRENNOU, Marie. Mikrokosmos- Das Volk in den Gräsern. Bern: Scherz Verlag,
1997, S. 4 (Sigle: NURIDSANY/PÉRENNOU, Mikrokosmos)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Film Mikrokosmos
- Inhalt
- Claude Nuridsany und Marie Pérennou
- Entstehung des Films Mikrokosmos
- Rezeption des Films Mikrokosmos
- Empathie
- Empathie als allgemein kognitive Fähigkeit oder affektive Reaktion
- Abgrenzung von Empathie und Mitleid
- Empathie als prozesshaftes Geschehen
- Empathie mit dem Tier
- Was Mensch und Tier verbindet und gleichzeitig trennt
- Empathie mit Insekten
- Empathie mit Insekten
- Kleiner Exkurs
- Die Liebe zu Insekten
- Empathie in dem Film Mikrokosmos
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Möglichkeit der Empathie mit Tieren, insbesondere Insekten, am Beispiel des Dokumentarfilms „Mikrokosmos - Das Volk der Gräser“ von Claude Nuridsany und Marie Pérennou. Die Arbeit analysiert die filmischen Mittel, die die Regisseure einsetzen, um eine empathische Verbindung zwischen dem Zuschauer und den gezeigten Insekten zu schaffen.
- Die Darstellung der Insektenwelt im Film Mikrokosmos
- Die Bedeutung von Empathie für das Verständnis von Tieren
- Filmische Mittel zur Herstellung von Empathie
- Die Frage, ob Empathie gegenüber Insekten möglich ist
- Der Einfluss von Mikrokosmos auf die Rezeption der Insektenwelt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den zentralen Forschungsgegenstand – die Empathie mit Insekten im Film Mikrokosmos – einführt. Kapitel 2 befasst sich mit dem Film Mikrokosmos selbst, indem es auf den Inhalt, die Regisseure, die Entstehung und die Rezeption des Films eingeht. Kapitel 3 beleuchtet den Begriff der Empathie aus psychologischer Sicht. Kapitel 4 widmet sich der Empathie mit Tieren im Allgemeinen und betrachtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Mensch und Tier. Kapitel 5 untersucht die Empathie mit Insekten, insbesondere im Kontext des Films Mikrokosmos, und beleuchtet die filmischen Mittel, die zur Herstellung einer empathischen Verbindung zwischen Zuschauer und Insekt eingesetzt werden. Das Fazit der Arbeit fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Schlüsselwörter
Empathie, Tierfilm, Mikrokosmos, Claude Nuridsany, Marie Pérennou, Insekten, Dokumentarfilm, filmische Mittel, Rezeption, Mensch-Tier-Beziehung, Wahrnehmung, Identifikation, Emotionen, Natur, Ökologie
- Arbeit zitieren
- Andrea Deutsch (Autor:in), 2003, Empathie mit Tieren in dem Film 'Mikrokosmos- Das Volk der Gräser' von Claude Nuridsany und Marie Pérennou, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18789