„Lehrer lernt man, indem man Schüler war“ (Ohlhaver 1999, S. 11)Ein guter Lehrer zu sein oder zu werden hat aber in erster Linie nichts damit zu tun, seine Lehrer zu kopieren. Vielmehr heißt es auch die Fähigkeit zu besitzen, sein Handeln immer wieder kritisch zu beurteilen und zu hinterfragen, indem man spezielle Szenen und Handlungsmuster unter Berücksichtigung bestimmter Theorien und Modelle reflektiert und bewertet. Eine solche Methode der Untersuchung von Lehrer-Schüler-Interaktionen stellt die der objektiven Hermeneutik dar. Sie versucht anhand von Textprotokollen den latenten Sinn sozialer Interaktionen aufzuzeigen und zu generalisieren. Damit gelingt es Lehrer-Schüler-Interaktionen wissenschaftlich zu untersuchen und ihre Bedeutung zu verstehen. In der folgenden Fallinterpretation stütze ich mich auf die von Andreas Wernet dargestellte Interpretationstechnik der objektiven Hermeneutik, die von Ulrich Oevermann begründet wurde. Unter Anwendung dieser Methodik untersuche ich in dieser Arbeit eine Unterrichtssequenz aus dem Politikunterricht, die mit den Worten „wie muss man sich das vorstellen, ein Guerilla-kampf? John“ beginnt. Anschließend gehe ich der Frage nach, ob diese Interaktion eine typische Lehrer-Schüler-Interaktion darstellt.
Dabei werde ich so vorgehen, dass ich zuerst die Methode der objektiven Hermeneutik und die ihr zugrunde liegenden Interpretationsprinzipien skizziere. Im Anschluss daran folgt die Fallinterpretation. Ich werde verschiedene Lesarten aufzeigen und Anschlussmöglichkeiten an die verschiedenen Lesarten entwickeln. In diesem Zusammenhang stelle ich auch weitere Handlungsmöglichkeiten auf Seiten des Lehrers wie der Schüler auf, um zu verdeutlichen, welche Handlungsstrukturen in dem konkreten Fallbeispiel auftreten, aber auch welche Handlungsstrukturen noch denkbar wären. Daran schließt sich die Beurteilung des Falles anhand der Professionalitätsantinomien an. Dabei untersuche ich zum einen welches Verständnis von Schule dem Fall zugrunde liegt, zum anderen welche Antinomien professionellen Handelns diesen Fall kennzeichnen und ihn zu einem typischen Beispiel eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses klassifizieren. Im Fazit schließlich beschäftige ich mich damit, inwieweit sich die Ergebnisse der Fallinterpretation auf mein persönliches Handeln als Lehrer auswirken werden. Ich be-werte darin auch, ob diese Methode der Fallinterpretation im späteren Alltag als Lehrer eine sinnvolle und nützliche Art der Reflexion darstellen kann.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG.
- II. DIE INTERPRETATIONSTECHNIK DER OBJEKTIVEN HERMENEUTIK
- III. FALLINTERPRETATION:
- a. FALLBESTIMMUNG
- b. TEXTINTERPRETATION
- c. STRUKTURHYPOTHESEN
- IV. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert eine Unterrichtssequenz aus dem Politikunterricht mit der Methode der objektiven Hermeneutik, um den latenten Sinn der Lehrer-Schüler-Interaktion aufzuzeigen. Die Untersuchung beleuchtet die spezifischen Handlungsstrukturen und Antinomien professionellen Handelns im konkreten Fall und bewertet die Relevanz der Methode für die Reflexion von Unterrichtssituationen.
- Die Anwendung der objektiven Hermeneutik auf ein Fallbeispiel aus dem Schulunterricht.
- Die Analyse von Lehrer-Schüler-Interaktionen anhand der Interpretationstechnik der objektiven Hermeneutik.
- Die Rekonstruktion der latenten Sinnstrukturen und Handlungsmuster in der Unterrichtssituation.
- Die Bewertung der Professionalitätsantinomien, die im Fallbeispiel zum Ausdruck kommen.
- Die Bedeutung der Fallinterpretation für die Reflexion des eigenen pädagogischen Handelns.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsgegenstand vor und erläutert den theoretischen Rahmen der objektiven Hermeneutik. Sie erklärt die Bedeutung der Fallinterpretation für die pädagogische Reflexion. Das Kapitel „Die Interpretationstechnik der objektiven Hermeneutik" erläutert die Grundlagen und Prinzipien dieser Methode, einschließlich der Bedeutung von Texten als Wirklichkeitsprotokollen, der Kontextfreiheit, der Sequentialität und des Extensivitätsprinzips.
Schlüsselwörter
Objektive Hermeneutik, Lehrer-Schüler-Interaktion, Fallinterpretation, Unterrichtssituation, Professionalitätsantinomien, Politikunterricht, Wirklichkeitsprotokolle, Textanalyse, latenter Sinn.
- Quote paper
- Yvonne Halter (Author), 2010, "Wie muss man sich das vorstellen, ein Guerillakampf? John.“ Eine Fallinterpretation nach Methode der objektiven Hermeneutik., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187915