Leseprobe
Inhaltverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Gesundheit und Krankheit
1.2 Krankheitspanorama des geriatrischen Patienten
1.3 Demographischer und sozialer Einfluss
1.4 Gesundheitspolitik zwischen Ethik und Ökonomie
1.5 Gesundheitsausgaben in Abhängigkeit vom Alter
1.6 Entwicklung der Gesundheitsausgaben vor dem Tod
2 Skizzierung und Vergleich des deutschen und amerikanischen Gesundheitssystems
2.1 Das deutsche Gesundheitssystem
2.1.1 Prinzipien des solidarischen Gesundheitswesens
2.1.2 Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
2.1.3 Entwicklung der Pro-Kopf-Ausgaben von 1995 – 2004
2.1.4 Die Private Krankenversicherung (PKV)
2.1.5 Die gesetzliche Pflegeversicherung
2.1.6 Aktuelle Entwicklungen und Präventionen
2.2 Das amerikanische Gesundheitssystem
2.2.1 Prinzipien des amerikanischen Gesundheitswesens
2.2.2 Die Gesetzliche und die Private Krankenversicherung
2.2.3 Die Pflegeversicherung
2.2.4 Aktuelle Entwicklungen und Präventionen
2.3 Das deutsche und das amerikanische Gesundheitssystem im Vergleich
QUELLENVERZEICHNIS
1 Einleitung
In Deutschland, wie auch in allen übrigen OECD-Staaten ändert sich zunehmend die Alterstruktur der Bevölkerung. Die Geburtenraten sinken zum Teil dramatisch, während die allgemeine Lebenserwartung steigt. Dies stellt unser Gesundheitswesen vor eien große Herausforderung, denn ältere Menschen nehmen vermehrt Gesund-heitsleistungen in Anspruch und erzeugen höhere Kosten.[1]
In der vorliegenden Arbeit möchte ich zunächst zentralen Begriffe des Themas definieren und auf den demographischen Wandel und die gesellschaftlichen Ent-wicklungen in Deutschland eingehen. Daneben möchte ich die Problematik der Versorgung pflegebedürftiger Menschen darstellen. Im darauf folgenden Hauptteil werde ich sowohl das deutsche als auch das amerikanische Gesundheitssystem kurz skizzieren und diese miteinander vergleichen.
1.1 Gesundheit und Krankheit
Der Begriff Gesundheit stammt aus dem Germanischen. „Gasunda“ bedeutet stark bzw. mächtig.
Die Herkunft des Wortes Krankheit ist unbekannt, lässt sich aber auf „siech“ zurückführen, was soviel wie leidend, kränklich oder unwohl bedeutet.[2]
Unser Leben wird durch Gesundheit und Krankheit ebenso wie durch Essen und Trinken und Schlafen und Wachsein bestimmt. Die Gesundheit und Krankheit wird von jedem Menschen individuell unterschiedlich empfunden und demzufolge geht jeder Mensch auch unterschiedlich damit um . [3]
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als „Zustand des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“[4]
Der zentrale Ort sowohl für die Gesundheitspflege als auch für die Vermittlung eines ganzheitlichen Gesundheitsverständnisses, ist die Familie.[5]
1.2 Krankheitspanorama des geriatrischen Patienten
In der Literatur gibt es eine Vielzahl an Definitionen des Begriffs „geriatrischer Patient“. Thorsten Nikolaus versteht unter dem geriatrischen Patienten „einen älteren Menschen, der in der Regel an mehreren, meist chronischen Krankheiten leidet, die sich wechselseitig beeinflussen und die Selbständigkeit bedrohen.“[6]
Der Prozess der demographischen Alterung, auf den ich später näher eingehen werde, und die damit einhergehende Veränderung im Krankheitspanorama der Bevölkerung fordern die Gesundheitssysteme entwickelter Industriegesellschaften heraus. Anfang des 20. Jahrhunderts starben die Menschen größten Teils an akuten und entzündlichen Erkrankungen. Die drei häufigsten tödlichen Krankheiten waren Pneumonie, Tuberkulose oder Gastroenteritiden.
Heute sind in Deutschland die häufigsten Todesfälle bedingt durch Herzkreis-lauferkrankungen, bösartige Neubildungen und Erkrankungen der Atmungs- und Verdauungsorgane.
Viele chronische Erkrankungen verlaufen durch die fortschrittlichen medizinischen Technologien im Alter nicht mehr tödlich. Sie beeinflussen jedoch in erheblichem Maße die Lebensqualität des alternden Menschen und schränken seine Teilnahme am gesellschaftlichen und sozialen Leben zum Teil erheblich ein.
1.3 Demographischer und sozialer Einfluss
In Deutschland hat sich im vergangenen Jahrhundert der Bevölkerungsaufbau erheblich gewandelt. Der starke Rückgang der Geburtenraten geht einher mit einer deutlich gestigenen Lebenserwartung. Von 1840 bis heute werden die Menschen in den westlichen Industrienationen pro Jahr drei Monate älter. Diese Entwicklung setzt sich fort.
Die konkreten Umweltbedingungen, wie Hygiene, Wohnbedingungen und Nahrungsangebot, Fortschritte der Medizin sowie die Reduzierung der Kindersterblichkeit haben erheblichen Einfluss auf die mittlere Lebenserwartung des Menschen.
In Deutschland liegt die Lebenserwartung eines neugeborenen Mädchens bei 97 Jahren und bei Jungen bei 92 Jahren. Für den Einzelnen ist jedoch der Anstieg der bloßen Lebenserwartung weniger wichtig als die Gewissheit, möglichst lange uneingeschränkt mit einer hohen Lebensqualität und Selbstständigkeit alt zu werden. Thorsten Nikolaus erwähnt in diesem Zusammenhang den Begriff „disability-free life expectancy“ (behinderungsfreie Lebensjahre).[7] Dies wird den gesamten Gesundheitssektor vor eine große Herausforderung stellen. Die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente, Präventivmaßnahmen, Gesundheitsversorgung, Pflege und Nachsorge alter Menschen sind nur einige Punkte, die unser Gesund-heitssystem in Zukunft extrem beanspruchen werden.
In den 70er Jahren lag der Anteil von Personen über dem 65. Lebensjahr an der Gesamtbevölkerung bei weniger als 5%, im Jahre 1999 bereits bei 16%. Laut der 11. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wird er bis zum Jahre 2050 auf ca. 30% ansteigen.[8] Kennzeichnend für die Veränderungen der Bevölkerungs-struktur sind der überproportionale Anstieg des Anteils der Personen über 90 Jahre und die Geschlechterproportion, die bis in die Alters-gruppe der 50-jährigen einen Männerüberschuss ausweist, der sich jedoch mit weiter zunehmendem Alter zugunsten des Frauenanteils verschiebt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zusammenfassend kann vom „dreifachen Altern“ unserer Gesellschaft gesprochen werden: die absolute Zahl älterer Menschen nimmt zu, der relative Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt und das Phänomen der „Hochaltrigkeit“ weitet sich aus.[9]
Der Geburtenrückgang bewirkt, dass die Genera-tion, die bisher die häus-liche Pflege der alten Menschen übernommen hat, „wegfällt“. Erschwerend kommt hinzu, dass die zumeist weiblichen Angehörigen, die für die Pflege von hochaltrigen Menschen in Frage kommen, bereits älter als 60 Jahre sind. Sie selber sind z. T. bereits gesundheitlich eingeschränkt. So muss die häusliche Pflege mehr und mehr professionellen Pflegeanbietern übertragen werden.
Diesen Kontext muss man für zukünftige Entwicklungen, die sowohl die ambulante und stationäre Pflegeinfrastruktur betreffen als auch bei den präventiven und rehabilitativen Angeboten für ältere Menschen, berücksichtigen.
Die steigende Lebenserwartung hat natürlich Auswirkungen auf die Gesundheitsausgaben, auch wenn man hin und wieder den Eindruck gewinnt, dass die Gesundheitspolitik in Deutschland den demographischen Wandel nicht hinreichend berücksichtigt.
1.4 Gesundheitspolitik zwischen Ethik und Ökonomie
In Deutschland ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung die Rehabilitation. Die Gründe dafür liegen in dem bereits oben beschriebenen demographischen Wandel, der einhergeht mit einer wachsenden Zahl chronisch kranker multimorbider älterer Menschen, die auf Hilfe und Pflege angewiesen sind.
Unter dem Begriff „Multimorbidität“ versteht Thorsten Nikolaus das gleichzeitige Auftreten mehrere, meist chronischer Krankenheiten, die sich wechselseitig beeinflussen und zu Funktionsverlusten führen.[10]
Doch die Entwicklung der Gesundheitsausgaben zeigt sowohl in der gesetzlichen wie in der privaten Krankenversicherung einen Ausgabenanstieg in allen Altersstufen.
Um die negativen Folgen des Alterns zu bewältigen, benötigt die kurative Medizin ergänzend krankheitsvermeidende, präventive und rehabilitative Angebote auch im Alter. Allerdings sind häufig wohnortnahe Reha-Angebote bei älteren Menschen nicht vorhanden.
Eine Expertise zur Kostenentwicklung bei den privaten und gesetzlichen Kranken-versicherungen, die von Dr. Frank Niehaus unter dem Titel „Alter und steigende Lebenserwartung“ erstellt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass die Ausgaben zwischen den Jahren 1995 und 2004 in keiner Altersklasse gesunken oder konstant geblieben, sondern durchgängig gestiegen sind. Der Kostenanstieg fiel umso höher aus, je älter die Versicherten waren. Der Anstieg der Lebenserwartung geht nach dieser Analyse einher mit einem überproportionalen Kostenanstieg für die Krankenkasse.[11]
Die Häufigkeit von Pflegebedürftigkeit der Versicherten der sozialen Pflegever-sicherung liegt bei Frauen in bestimmten Altersgruppen teilweise sehr viel höher als bei Männern. Frauen leben im Schnitt 4 Jahre länger als Männer, allerdings verbringen Frauen im Durchschnitt 13% ihrer verbleibenden Lebenszeit
über 65 Jahre in Pflegebedürftigkeit, Männer hingegen nur 8,6%.
Die traditionelle Definition der Pflegebedürftigkeit, die als Zustand angesehen wurde, bei dem die kurative und rehabilitative Medizin nicht mehr zur Verbesserung leisten konnte[12], kann heute nicht mehr aufrechterhalten werden.
[...]
[1] vgl.: Niehaus, Dr. Frank: Alter und steigende Lebenserwartung. Eine Analyse der Auswirkungen auf die Gesundheitsausgaben. Wissenschaftliches Instiut der PKV. 2006
http://www.forum-gesundheitspolitik.de/artikel/artikel.pl?artikel=0638
[2] vgl.: www.erz.uni-hannover.de/ifsw/daten/lit/paper/12/2/Folien%20-%20Gesundheitsrisiken.pdf
[3] vgl.: http://www.treff-raum-espaciotime.com/de/articles/philosophie.html
[4] vgl.: www.erz.uni-hannover.de/ifsw/daten/lit/paper/12/2/Folien%20-%20Gesundheitsrisiken.pdf
[5] vgl.: http://www.erzbistum-koeln.de/familienbildung/bergheim/gesundheit.pdf
[6] Nikolaus, Thorsten: Geriatrisches Assessment: Grundlagen. In: Nikolaus, Thorsten (Hrsg.): Klinische Geriatrie. Berlin u.a.: Springer, 2000, S. 161-188
[7] Vgl.: Nikolaus, Thorsten: Basiswissen Medizin des Alterns und des alten Menschen, S. 61
[8] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2050 – Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2007 (kein Verlag)
[9] http://www.doebler-online.de/pdf/geragogik.pdf
[10] Nikolaus, Thorsten: Basiswissen Medizin des Alterns und des alten Menschen, S. 65
[11] vgl.: http://forum-gesundheitspolitik.de/dossier/index201.html, Dr. Frank Niehaus: Alter und steigende Lebenserwartung – Eine Analyse der Auswirkungen auf die Gesundheitsausgaben (PDF, 9MB, 158 seiten) 2006
[12] Vgl.: Deutscher Bundestag (Hrsg.): Zwischenbericht der Enquetekommission „Demographischer Wandel“. Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den einzelnen und die Politik. Bonn: Deutscher Bundestag, 1994