Realität ist das nicht zu leugnende einzelne faktum bzw. datum. Realismus dagegen scheint jedoch mehr zu sein oder, wie es Francis Bacon nahe legt, eine Haltung zu sein. Wenn stellt sich die Frage wozu? Wozu verhält sich ein Realist und warum? Auch in der Kunst scheint das Sich-Beziehen des Realisten gegenwärtig ein neu entdecktes Thema zu sein. In der Schilderung von Vladimir Brik, dem Protagonisten aus Aleksandar Hemons Roman "Lazarus", zeigt sich die Bezugsgröße des Realismus in kollektive Identitäten prägenden Gewissheiten, die als Wahrheiten geglaubt und für Realitäten gehalten werden. Der Realismus ist hier mehr als nur bloße Wirklichkeit, es ist eine künstliche geschaffene Wirklichkeit. Zielcke wiederum spielt mit seiner Kritik eines ‚Umschlagens’ des Idealismus in Realismus in der aktuellen Diskussion um den Roman "Axolotl Roadkill" von Hegemann auf die bereits in der Literaturepoche des deutschen, bürgerlichen Realismus vorgebrachten Einwände. Sowohl Zielcke als auch Vertreter des poetischen Realismus wenden sich gegen einen Realismus, der eingrenzt. Sie verlangen nach einem Realismus, der durch die Verklärung entgrenzt.
Verklärung, ein zentraler Begriff des poetischen Realismus, ist sowohl zeitlich als auch inhaltlich in der Zeit nach der Aufklärung zu verorten. Nicht die Emanzipation des Staates von der Religion, nicht die Fortsetzung des Kampfes um die Wahrheit zwischen wissenschaftlich fundiertem Wissen und religiösen Glauben erlangte in der Zeit von 1848-1900 literarische Bedeutung, sondern die Frage nach dem Beitrag der religiösen Institutionen und ihrer Vertreter in der zunehmend industrialisierten und urbanisierten Welt wurde zu einem wichtigen Thema. Der vorliegenden Arbeit liegt der Versuch zugrunde, die Bedeutung der Verklärung in Bezug auf ihre religiösen und ästhetischen Konnotationen bei Theodor Fontane darzustellen. Dies soll anhand seiner Äußerungen zur programmatischen Bedeutung des Begriffes Verklärung in seinen Essays und Briefen, als auch anhand der Betrachtungen über und Darstellung der Religion in seinem Werk "Der Stechlin" erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Fontanes Verklärungsbekenntnis
- 2. Verklärung - religiöses Glaubenselement?
- 3. Verklärung – ästhetisches Darstellungsinstrument!
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Theodor Fontanes Verständnis des Prinzips „Verklärung“ im Kontext des bürgerlichen Realismus. Sie analysiert Fontanes eigene Äußerungen zum Begriff „Verklärung“ sowie seine Darstellung von Religion in seinem Werk „Der Stechlin“.
- Die Funktion der Verklärung in Fontanes literarischem Programm
- Die Bedeutung der Verklärung als religiöses Element
- Die Rolle der Verklärung als ästhetisches Darstellungsinstrument
- Die Verklärung als Mittel, um die Wirklichkeit zu gestalten
- Der Einfluss von Fontanes Verständnis der Verklärung auf die Interpretation seiner Werke
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 0: Einleitung
- Kapitel 1: Fontanes Verklärungsbekenntnis
- Kapitel 2: Verklärung - religiöses Glaubenselement?
- Kapitel 3: Verklärung – ästhetisches Darstellungsinstrument!
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas "Verklärung" im Kontext des bürgerlichen Realismus dar und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf Realismus und Verklärung in der literarischen Diskussion und führt den Leser in die Argumentation der Arbeit ein.
Dieses Kapitel beleuchtet Fontanes eigene Aussagen zum Begriff "Verklärung" in seinen Essays und Briefen. Es untersucht, wie Fontane die Verklärung als ästhetisches Prinzip und als Ausdruck von Schönheit und Wahrheit versteht. Zudem analysiert es Fontanes Argumentation zur Rolle des Schönen im Leben und in der Literatur.
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der religiösen Dimension der Verklärung. Es analysiert die Darstellung von Religion in Fontanes Werk "Der Stechlin" und untersucht, inwiefern die Verklärung eine religiöse Konnotation besitzt.
Dieses Kapitel widmet sich der ästhetischen Funktion der Verklärung. Es analysiert, wie Fontane die Verklärung als Stilmittel einsetzt, um die Wirklichkeit in seinen Werken zu gestalten. Es untersucht, wie die Verklärung den Blick auf die Welt des bürgerlichen Realismus beeinflusst und welche ästhetischen Effekte sie erzeugt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Verklärung, bürgerlicher Realismus, Theodor Fontane, "Der Stechlin", Religion, Ästhetik, Schönheit, Wahrheit, Literaturprogramm.
- Arbeit zitieren
- Ernest Mujkic (Autor:in), 2011, Theodor Fontanes Verständnis des Prinzips „Verklärung“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188279