Absicht der vorliegenden Arbeit ist es, einen roten Faden innerhalb des komplexen
und vor allem unsystematischen Denkens Friedrich Nietzsches zu finden. Sowohl die
Auswahl der Texte als auch die Gliederung der Arbeit wurden aufgrund des
unsystematischen Charakters des gesamten Werks Nietzsches thematisch bestimmt.
Die Lehre der ewigen Wiederkehr stellte sich als zentraler Punkt dieser
Überlegungen dar. Diese Richtung zu verfolgen, hat sich als eine sinnvolle
Entscheidung erwiesen, indem sie es ermöglicht hat, die philosophischen Folgen der
Intuition der ewigen Wiederkunft anhand ihrer Ursprünge im frühen Werk zu
interpretieren. Die Arbeit basiert methodologisch auf einer genealogischen
Untersuchung, die von der Frage um Vergangenheit, Historie und Zeit ausgeht. Der
Leitfaden der Fragen über die Zeit verweist zwar nur auf einen besonderen Aspekt der
Philosophie Nietzsches, aber reduziert diese gleichzeitig nicht auf eine simple
Betrachtung über die Natur der Zeit. Vielmehr erscheint die Überlegung über die Zeit
als eine der besten Gelegenheiten, um die Besonderheiten des Werks Nietzsches zu
betrachten.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Problematik der Historie. Als primäre
Quelle bot sich die zweite der Unzeitgemäßen Betrachtungen an, weil sich in dieser
frühen Schrift die Entstehung der Fragestellung um die Zeitlichkeit befindet. In Vom
Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben,1 setzt sich Nietzsche mit der Thematik
der Vergangenheit und der Vergänglichkeit zum ersten Mal in seinem philosophischen
Werk deutlich auseinander. Hauptsächlich gilt diese Schrift als eine Betrachtung über
die Wahrnehmung der Vergangenheit und die Geschichtsschreibung, die scheinbar nur innerhalb einer Diskussion um die Rolle der Historie im Leben des Individuums zu
verstehen ist. In Wirklichkeit drängen bereits in diesem kleinem Werk die Fragen eines
gequälten Geistes zutage, der sich die Frage um die Natur der Vergangenheit
angesichts seiner existentiellen Lage stellt. Die vorliegende Arbeit verzichtet von
vornherein darauf, biographisch vorzugehen. Man muss zwar vorwegnehmen, dass die
Lebensgeschichte Nietzsches stets als attraktiver Zugang zu einer Interpretation seiner
Schriften erscheint, aber sie bietet nur schwerlich die Möglichkeit an, die Botschaft der
Texte einzusehen. Die Arbeit bezieht sich selten auf biographische Informationen, die
nur als zusätzliche Bestätigung unserer Lektüre der Texte gelten sollen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Zu Nietzsches Auffassung der Geschichtsschreibung
- 1.1 Monumentale und überhistorische Auffassungen
- 1.2 Antiquarische und kritische Historie
- 1.3 Natur der Problematik
- 2. Vergangenheit und Wiederkunft
- 2.1 Die Vergangenheitsfrage in und vor Zarathustra
- 2.2 Genesung und Genesis des Zarathustra
- 2.3 Zeit und Existenz: Zarathustras Gesicht und Rätsel
- 2.4 Augenblick und Wiederkehr
- 3. Präsenz und Leib
- 3.1 Moralkritik und Sprachauffassung in der Lebensphilosophie
- 3.2 Die große Sehnsucht
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert Friedrich Nietzsches Auseinandersetzung mit der Frage der Geschichte und deren Einfluss auf seine Philosophie. Sie untersucht, wie Nietzsche das Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begreift und wie dieses Verständnis seine Konzeption von Leben und Wille beeinflusst.
- Nietzsches Kritik an der traditionellen Geschichtsschreibung
- Die Rolle der Wiederkunft des Gleichen in Nietzsches Philosophie
- Der Zusammenhang von Geschichte, Leib und Gefühl bei Nietzsche
- Nietzsches Auseinandersetzung mit der Moral und der Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und skizziert die Forschungsfragen. Das erste Kapitel analysiert Nietzsches Kritik an der traditionellen Geschichtsschreibung und die Entwicklung seiner eigenen Geschichtsphilosophie. Dabei werden seine Konzepte der monumentalen und überhistorischen Geschichte sowie der antiquarischen und kritischen Historie beleuchtet. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Frage der Vergangenheit und ihrer Wiederkunft. Es wird die Bedeutung der Vergangenheitsfrage für Nietzsches Denken untersucht und Zarathustras Rolle in diesem Zusammenhang analysiert. Das dritte Kapitel widmet sich dem Verhältnis von Präsenz und Leib, das sich in Nietzsches Lebensphilosophie widerspiegelt. Hier wird seine Kritik an der traditionellen Moral und seine neue Konzeption der Sprache beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Friedrich Nietzsche, Geschichte, Wiederkunft, Gefühl, Leib, Moral, Sprache, Lebensphilosophie, Kritik, Genealogie, Zarathustra.
- Arbeit zitieren
- Alessandro Di Dedda (Autor:in), 2010, Dialoge mit dem Dämon, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188350