Der Ostrakismos war das sogenannte Scherbengericht, das von dem Begriff des Ostrakons abgeleitet wird. Übersetzt bedeutet Ostrakon Tonscherbe, die innerhalb des Verfahrens des Scherbengerichts eine wesentliche Rolle einnahm und als Namensgeber fungierte. In der antiken Zeit diente die Scherbe eines Tongefäßes als kostenlose Alternative zum verhältnismäßig teuren Papyrus für Notizen, Rechnungen oder andere kürzere Schriftstücke. Die Texte wurden in die Scherben entweder eingeritzt oder mit Tinte festgehalten. Das Ostrakon im Scherbengericht, das bei einer Verurteilung einer Person zu einer zehnjährigen Verbannung aus Athen führte, wurde als Stimmzettel benutzt und war somit der ausschlaggebende Bestandteil eines möglichen Exils. Der Ostrakismos führte neben der Verbannung aus Athen jedoch nicht zu einem Entzug des jeweiligen Vermögens und soziale Konsequenzen für die Familien. Nennenswert ist, dass das Verfahren des Ostrakismos ohne einen Schuldzuspruch eines bestimmten Vergehens der Person zu einer Verurteilung führte.1
Auf das gegenwärtige Rechtsverständnis wirkt der Ostrakismos ambivalent. Auf der einen Seite existierte keine rechtliche Grundlage, da kein bestimmtes Vergehen einer Person zu zuschreiben war. Auf der andere Seite erscheinen die Konsequenzen der Verurteilten recht milde, indem kein Besitzverlust oder eine soziale Ächtung Resultate eines Scherbengerichts waren. In der folgenden Arbeit wird demzufolge der Frage nachgegangen welche Rolle und Funktion dem Ostrakismos in der athenischen Demokratie zugeschrieben werden kann.
Im einführenden Teil wird im Allgemeinen die Entwicklung des Ostrakismos und der Ablauf des Verfahrens betrachtet. Im zweiten Teil wird im Speziellen auf die Rolle des Scherbengerichts in der athenischen Demokratie eingegangen. Hierzu werden Fälle bekannter Verurteilter des Ostrakismos hinzugezogen und die Gründe für das Ende des Verfahrens dargelegt. Ein Resümee soll die Erläuterungen des Themas abrunden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Thema und Fragestellung
- Quellen und Forschungsstand
- Einführung des Ostrakismos und der Ablauf des Verfahrens
- Kleisthenes - Reformer und Initiator des Scherbengerichts?
- Der Ostrakismos der Bürger Athens
- Der Ostrakismos als politisches Instrument und das Ende des Scherbengerichts
- Prominente Kandidaten und die Rolle des Ostrakismos
- Hyperbolos und das Ende des Ostrakismos
- Resümee
- Literatur- und Quellenverzeichnis
- Nachschlagewerke
- Monographien
- Zeitschriften/Quellen
- Internetseiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Ostrakismos, dem sogenannten Scherbengericht, und untersucht seine Rolle und Funktion in der athenischen Demokratie. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Entwicklung des Verfahrens, seiner Anwendung als politisches Instrument und den Gründen für sein Ende.
- Entwicklung des Ostrakismos und Ablauf des Verfahrens
- Kleisthenes' Rolle als möglicher Initiator des Scherbengerichts
- Ostrakismos als politisches Instrument zur Kontrolle von Macht und Einfluss
- Bekannte Fälle des Ostrakismos und die Gründe für ihre Verurteilung
- Das Ende des Ostrakismos und die Rolle von Hyperbolos
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine Einführung in das Thema des Ostrakismos, seine Bedeutung in der antiken Welt und die Herausforderungen seiner Interpretation im heutigen Kontext. Anschließend wird die Entwicklung des Ostrakismos und der Ablauf des Verfahrens erläutert.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Kleisthenes' Reformen und dessen möglicher Rolle bei der Einführung des Ostrakismos. Es werden die politischen Strukturen Athens im Kontext der Reformen betrachtet und der Einfluss auf die Einführung des Scherbengerichts beleuchtet.
Im dritten Kapitel werden prominente Fälle des Ostrakismos untersucht, um die Funktion des Verfahrens als politisches Instrument zu beleuchten. Die Gründe für die Verurteilung der jeweiligen Personen werden analysiert und ihre Auswirkungen auf die athenische Politik beleuchtet.
Schlüsselwörter
Ostrakismos, Scherbengericht, athenische Demokratie, Kleisthenes, politische Kontrolle, Verurteilung, Hyperbolos, Exil, Tonscherbe, Ostrakon, Athen, Politik, Geschichte, Antike
- Arbeit zitieren
- Julia Zeihe (Autor:in), 2011, Ostrakismos - das Scherbengericht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188368