Demographischer Wandel - ein Überblick


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: 1


Leseprobe


1 Einleitung

Das Thema demographischer Wandel bestimmt zunehmend die politischen Debatten. Erörtert wurden seit längerem dessen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Präsenz des demographischen Wandels und seiner Folgen in den deutschen und internationalen Medien, zeigt die deutliche Prägnanz und unabdingbare Anforderung an die Unternehmen sich mit diesem aktuellem Thema auseinander zu setzen und heute Vorkehrungen zu treffen, um für den Arbeitsmarkt von Morgen vorbereitet zu sein. Der demographische Wandel wird zu einem Zuwachs an älteren Arbeitnehmern bei gleichzeitig rückläufiger Nachwuchszahlen, sowie starken Zuspitzungen des bereits gegenwärtig bestehenden Fachkräftemangel führen. Weniger Arbeitsplätze werden für immer mehr Bewerber zur Verfügung stehen. Gleichzeitig werden die Arbeitnehmer immer älter. Bereits heute sind ältere Arbeitnehmer von Arbeitslosigkeit und Existenzängsten betroffen. Im Zuge des demographischen Wandels werden sich die bestehenden Verhältnisse noch verstärken.[1]

In dieser Hausarbeit wird im Folgenden dargestellt, was genau unter dem demographischen Wandel zu verstehen ist und von welchen Faktoren er abhängt. Dabei steht zunächst die allgemeine Beschreibung im Vordergrund, bevor explizit die Auswirkungen der Entwicklung der Bevölkerungszahl und der Altersstruktur auf den Arbeitsmarkt in Deutschland eingegangen wird.

2 Begriffsdefinitionen

Der Begriff „Demographie“ kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Worten „dém os“

(= Volk) und graphé (= Schrift oder Beschreibung) zusammen. Somit kann der Begriff „Demographie“ als eine Art „Volksbeschreibung“ verstanden werden. Die Demographie beschreibt, wie sich die Bevölkerungszahl und ihre Strukturen durch demographische Verhaltensmuster und Ereignisse verändern. Zu den Strukturen einer Gesellschaft gehören beispielsweise das Alter, das Geschlecht, die Familienzugehörigkeit, die Lebensform, die Nationalität, die Kinderzahl, die Region und der Gesundheitszustand, die durch Ereignisse wie zum Beispiel Kinder haben, heiraten, sich scheiden lassen, umziehen, sich gesund erhalten und sterben beeinflusst werden.[2]

„Unter dem demographischen Wandel versteht man alle Veränderungen in der Struktur der Bevölkerung eines Landes, die grundlegender Natur sind, d.h. über einen längeren Zeitraum hinweg ihre Zusammensetzung nachhaltig und nicht nur vorübergehend ändern. Dazu zählen beispielsweise sinkende Geburtenraten oder aber auch die Steigerung der Lebensdauer in den meisten Industrieländern.“[3] Besonders wichtig ist bei dieser Begriffsdefinition das Wort nachhaltig. Der demographische Wandel ist ein Prozess der sich durch verändernde wirtschaftliche und soziale Bedingungen, über einen langen Zeitraum entwickelt. Ebenso nachhaltig sind die Auswirkungen des demographischen Wandels, die nicht ohne weiteres wieder umgekehrt werden können.

3 Zur politischen Beschlusslage

Langfristig wird nicht nur die Bevölkerungszahl sinken, sondern auch die Zahl der Personen im Erwerbsalter von 20 bis 65 Jahren. Auf mittlere Frist wird die Zahl der Personen im Erwerbsalter aber noch nicht sinken, sondern nur der Anteil der Jüngeren wird ab- und der der Älteren massiv zunehmen. Im Jahr 2020 wird der besonders stark besetzte Jahrgang der 1964 Geborenen 56 Jahre alt sein und damit der Gruppe der älteren Arbeitnehmer auf jeden Fall angehören.

Diese älteren Arbeitnehmer stehen im Mittelpunkt der politischen Diskussion und Beschlusslage. Sie sind auch unzweifelhaft eine der Hauptproblemgruppen am Arbeitsmarkt. Sie werden am ehesten bei betrieblichen Restrukturierungen verdrängt – obwohl Kündigungsschutzvorschriften vorhanden sind. Sind sie einmal arbeitslos geworden, finden sie kaum noch Arbeit. Vor allem aus diesem Grund ist die Beschäftigungsquote unter den Älteren relativ gering. Sie ist aber in Deutschland im internationalen Vergleich nicht außerordentlich niedrig, wie in der öffentlichen Debatte oft behauptet wird. Die Beschäftigung Älterer liegt hinsichtlich zweier Indikatoren ziemlich genau beim Durchschnitt sowohl der alten EU-Länder, als auch beim EU-Durchschnitt unter Berücksichtigung der EU-Erweiterung. Die beiden Indikatoren sind die Beschäftigungsquote der 55- bis 64Jährigen sowie das durchschnittliche Erwerbsaustrittsalter. In ihren Ratsbeschlüssen von Stockholm und Barcelona hat die EU Zielvorgaben für den sogenannten „Lissabon-Prozess“ getroffen. Diese sind in ähnlicher Form auch handlungsleitend in die deutsche Politik eingegangen. Danach sollte im EU-Durchschnitt bis 2010 die Beschäftigungsquote auf 50 Prozent steigen, was allerdings trotz Fortschritten nicht erreicht wurde. Eine Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer ist in der Bundesrepublik Deutschland auch als Ziel auf breiter Front akzeptiert. Das frühere „Bündnis für Arbeit und Beschäftigung“ beispielsweise hat im Jahr 2001 unter Beteiligung aller wichtigen gesellschaftlichen und politischen Gruppen einen „Paradigmenwechsel“ im Umgang mit der Beschäftigung Älterer vereinbart.

Eine Frühverrentung oder eine hohe Arbeitslosigkeit (nicht nur) Älterer stellt eine gigantische volkswirtschaftliche Verschwendung und einen wichtigen Kostenfaktor dar. Einigen Ländern gelingt es besser, eine höhere Beschäftigung Älterer zu erreichen. Dabei ist allerdings zu beachten, unter welchen Konditionen dies geschieht. So erreicht das Vereinigte Königreich dies nur über einen extrem hohen Anteil von Beschäftigung Älterer in Jobs mit geringen Stundenumfängen und sie nehmen zudem eine hohe Armut bei Älteren in Kauf. Schweden dagegen erreicht mit einer aktiven Beschäftigungspolitik dies unter wesentlich sozialeren Bedingungen und dazu noch besser und nachhaltiger.

Zu bedenken ist in diesem Kontext ja auch, dass die EU-Kommission selbst angesichts ihrer Beschlusslage von einer doppelten Herausforderung spricht: Es gehe erstens darum, die Beschäftigungsquote Älterer zu erhöhen und zweitens dies angesichts einer in Europa insgesamt deutlich steigenden Zahl von Älteren zu tun.[4]

4 Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Arbeitsmarkt

Die Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland altert. Wäre in der Vergangenheit keine Nettozuwanderung erfolgt, so würde sie bereits seit einigen Jahren schrumpfen. Unter der Annahme, dass Deutschland auch weiterhin ein Land mit einer Nettozuwanderung bleiben wird, wird eine Schrumpfung der Bevölkerung und des Erwerbspersonenpotenzials erst in ca. zehn Jahren und zunächst langsam, eintreten. Durch diese Veränderungen befürchtet man, dass eine alternde und kleiner werdende Erwerbsbevölkerung das Wachstums- und Innovationspotenzial unserer Wirtschaft gefährdet. Insbesondere von Seiten der Arbeitgeberverbände wird befürchtet, die bestehende Massenarbeitslosigkeit könnte demographisch bedingt in das Gegenteil umschlagen. Der Wirtschaft würden dann Arbeitskräfte fehlen und das könnte die Verteilungsrelationen wieder in Richtung des Faktors Arbeit verschieben. Allerdings ergeben genauere empirische Überprüfungen, dass nicht nur der Fachkräftemangel als übertriebenes Phänomen, sondern auch die Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Arbeitsmarkt sich anders darstellen, als behauptet wird. Das ist vor allem angesichts der Forderungen zu bedenken, die daraus abgeleitet und zum Teil auch schon erreicht wurden: eine Erhöhung des Regeleintrittsalters in die Rente auf 67 oder mehr Jahre, eine Verschärfung des Arbeitsangebotszwangs für Ältere oder eine Verschlechterung in deren Arbeitsbedingungen und Bezahlung.

Dabei spielt die sehr unregelmäßige Alterspyramide eine besondere Rolle, die zu einer nichtlinearen Entwicklung der Stärke der einzelnen Altersgruppen in der Zukunft führt. Bevölkerungsprognosen gelten als relativ zuverlässig. Dennoch wird meist mit Extremszenarien unter alternativen Annahmen gearbeitet. Dies erschwert die Darstellung für die Öffentlichkeit und fördert das Aufzeigen extremer Ergebnisse durch interessierte Kreise. Im Folgenden wird daher aus Vereinfachungsgründen nur mit der mittleren Variante der 9. koordinierten Bevölkerungsvorausschätzung des Statistischen Bundesamtes argumentiert. Deren Annahmen sind nicht nur recht plausibel, sie decken sich im Ergebnis auch weitgehend mit anderen Prognosen und haben die höchste Eintretenswahrscheinlichkeit.[5] Rechnet man diese Prognose bis zu den Jahren 2020 und 2050 durch, so wird klar, dass im Jahr 2050 deutlich weniger Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren zur Verfügung stehen werden. Klar wird aber auch, dass im Jahr 2020 der Berg der „Babyboomer“ noch zum größten Teil unter 65 Jahre alt sein wird, also im Prinzip noch im erwerbsfähigen Alter ist.

[...]


[1] Vgl. Steffen, Kröhnert: ,,Die demographische Lage der Nation", Verlag dtv; München; 2. Auflage; 2006; S. 33.

[2] Vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: „Bevölkerung – Fakten/Trends/Ursachen/Erwartungen – Die wichtigsten Fragen, in: (Hrsg.) BIB, Sonderheft der Schriftenreihe des BIB, 2. Aufl. Wiesbaden 2004; S. 7.

[3] Zit. Molketin, Stefan: „Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Unternehmensführung“, GRIN Verlag, 2009, S. 4.

[4] Vgl. Buck, Hartmut; Kistler, Ernst; Mendius, Hans Gerhard: „Demographischer Wandel in der Arbeitswelt – Chancen für eine innovative Arbeitsgestaltung“, Broschürenreihe: „Demographie und Erwerbsarbeit, Bundesministerium für Bildung und Forschung“, Stuttgart 2008; S. 34.

[5] Vgl. Fuchs, Johann: „Prognosen und Szenarien der Arbeitsmarktentwicklung im Zeichen des demographischen Wandels“, in: Kistler, Ernst; Mendius, Hans G.(Hrsg.): „Demographischer Strukturbruch und Arbeitsmarktentwicklung“, SAMF-Jahrestagung 2001, Stuttgart 2002, S. 126.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Demographischer Wandel - ein Überblick
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V188463
ISBN (eBook)
9783656123149
ISBN (Buch)
9783656124351
Dateigröße
437 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
demographischer, wandel, überblick
Arbeit zitieren
Caterina Girardi (Autor:in), 2009, Demographischer Wandel - ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188463

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Demographischer Wandel - ein Überblick



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden