Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffliche Grundlagen
2.1 Selbstdarstellung, Impression Management und Identität
2.2 Online Social Networks
3 Selbstdarstellung in Online-Social-Networks
3.1 Online-Selbstdarstellung
3.2 Funktionen von Online Social Networks zur Selbstdarstellung
3.3 Ausgewählte Studien zur Selbstdarstellung in Online Social Networks
4 Diskussion
5 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Profil-Datenkategorien in Facebook
Abbildung 2: Soziologie Erstsemester StudiVZ Gruppe
Abbildung 3: Statusupdate via StudiVZ
1 Einleitung
Eine Frau trifft sich zum ersten Mal mit einem Mann zu einem Date. Beide unterhalten sich, geben sich Mühe dem anderen zu gefallen. Das ist eine klassische Face-to-Face-Situation im alltäglichen Leben. Das primäre Ziel ist für beide, sich von der besten Seite zu präsentieren um beim Gegenüber den besten Eindruck zu hinterlassen. Beide geben ihre beruflichen und privaten Fähigkeiten preis, ihre Interessen, Werte und Moralvorstellungen. Jedoch ist es für beide Beteiligten schwierig die Situation richtig zu steuern, beziehungsweise lediglich die positiven Seiten hervorzuheben. Heutzutage haben Menschen die Möglichkeit sich in Online Social Networks ihre Freunde oder spezielle Gruppen genau aussuchen zu können. Sie sind in der Lage, die Gesprächssituation genau beeinflussen zu können und somit nur die positiven Eigenschaften der eigenen Person darzustellen. Diese Arbeit wird sich mit der Selbstdarstellung in Online Social Networks beschäftigen und der Frage nachgehen, inwiefern die Selbstdarstellung durch Online Social Networks beeinflusst wird. Desweiteren ist als Forschungsfrage von Interesse, ob sich Menschen tatsächlich wahrheitsgemäß beschreiben oder maßlos übertreiben. Als Methodik zur Beantwortung dieser Forschungsfragen wird auf bestehende Studien und Literaturrecherche zurückgegriffen.
2 Begriffliche Grundlagen
2.1 Selbstdarstellung, Impression Management und Identität
Selbstdarstellung stellt ein Grundbedürfnis der Menschen dar. Sie versuchen, sich gegenüber anderen Personen positiv darzustellen und die eigene Darstellung zu erhalten (vgl. Mayer 2008, S. 189). Wichtige Einflussfaktoren der Selbstdarstellung sind die Extraversion, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen (vgl. Krämer und Winter 2008, S. 106). Im Folgenden werden diese verschiedenen Determinanten der Selbstdarstellung erläutert.
Extraversion ist einer der fünf Hauptfaktoren der Persönlichkeit, die sogenannten „Big Five“. Desweiteren gehören Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus zu den „Big Five“, die jedoch nur der Vollständigkeit halber im Rahmen dieser Arbeit erwähnt wird (vgl. Asendorpf 2009, S. 54). Extraversion ist als die Stärke der Gemütsbewegung definiert und basiert auf Extravertiertheit und Introvertiertheit (vgl. Asendorpf 2009, S. 29). Die Extraversion kann mit verschiedenen Faktoren beschrieben werden, beispielsweise Geselligkeit, Ungehemmtheit und die Aktivität.
Laut Werth und Mayer wird das Selbstwertgefühl als „affektiv - evaluative Komponente des Selbst, die eine zusammenfassende Selbstbewertung darstellt“ definiert (Werth und Mayer 2008, S. 560). Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl sind besser in der Lage negative Resonanzen der anderen Personen zu verarbeiten und diese positiv zu verstehen (vgl. hierzu und im Folgenden Werth und Mayer 2008, S. 193). Menschen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl neigen bei negativem Feedback dazu, persönliche Merkmale nahestehender Personen aufzuwerten und sich mit diesen zu identifizieren.
Unter Selbstvertrauen wird der Wert den wir uns selbst zuschreiben verstanden (vgl. hierzu und im Folgenden Werth und Mayer 2008, S. 165ff.). Dabei werden unsere Fähigkeiten von den Menschen selbst beschrieben, wobei positive und negative Bewertungen das Selbstvertrauen beeinflussen können. Zudem werden eigene positive Bewertungen stärker wahrgenommen als negative (vgl. hierzu und im Folgenden Werth und Mayer 2008, S. 166). Außerdem werden personelle Veränderungen der Vergangenheit in der Regel positiver wahrgenommen, da meistens ein Wandel der eigenen Fähigkeiten oder Werte stattgefunden hat.
Menschen versuchen im alltäglichen Leben sich gegenüber den Mitmenschen so positiv wie möglich darzustellen, obwohl so manche Eigenschaften nicht zutreffen oder überspitzt dargestellt werden (vgl. hierzu und im Folgenden Aronson et al., S. 154). Dieses Verhalten beobachtete Erving Goffman 1959 und nannte die Menschen in diesem Zusammenhang „Bühnendarsteller“, welche bestrebt sind dem „Publikum“ ein bestimmtes positives Bild darzustellen. Goffman sieht diesen Akt der positiven Selbstdarstellung als eine Art „Performance“ der Bühnendarsteller (vgl. Goffman 1959, S. 15). Diese Art der Selbstdarstellung bezeichnet Goffman als Impression Management und stellt sich durch verschiedene Strategien dar, welche Individuen in unterschiedlichen Situationen einsetzten (vgl. hierzu und im Folgenden Aronson et al., S. 154). Zum Einen wird Ingratiation meistens bei Menschen angewendet, die einen höheren Status besitzen als man selbst, zum Beispiel der Vorgesetzte. Diese Strategie wird durch Einschmeicheln oder Lob eingesetzt, beispielshalber mit Komplimenten oder Verständnis zeigen. Zum Anderen wird Self-Handicapping eingesetzt um sich selbst Hindernisse zu schaffen, um beim möglichen Scheitern nicht selbst Verantwortung übernehmen zu müssen.
Die Forschung der Selbstdarstellung stellt im Wesentlichen sieben Variablen vor, welche das Impression Management beeinflussen (vgl. hierzu und im Folgenden Döring 2003, S. 335336):
1. Öffentlichkeit
Eigene Darstellung der Person nur dann erforderlich, wenn diese öffentlich, also von anderen Personen, wahrgenommen werden kann.
2. Adressat/ Art des Publikums
Selbstdarstellung muss auf das „Publikum“ inhaltlich und taktisch abgestimmt sein.
3. Art des Kontakts/ der Beziehung
Unterschiedliche Darstellung der eigenen Person, wenn intensiver Kontakt zu anderen besteht.
4. Intention
Auswahl der Strategie oder Taktik der Selbstdarstellung ist abhängig vom Ziel.
5. Inhaltsbereich
Repräsentative oder defensive Ziele der Selbstdarstellung können sich auf unterschiedliche Inhaltsbereiche beziehen.
6. Selbstaufmerksamkeit
Ob sich eine Person in bestimmten Situationen selbst darstellt hängt davon ab, inwiefern sich die Person beobachtet oder bewertet fühlt.
7. Selbstwirksamkeit der Selbstdarstellung
Personen die sich selbst darstellen müssen davon überzeugt sein, den gewünschten Eindruck beim Gegenüber zu hinterlassen.
Diese sieben Variablen sorgen dafür, dass verschiedene Teilbereiche der eigenen Identität den Mitmenschen offenbart werden, wobei versucht wird, negative Eigenschaften zu minimieren und positive hervorzuheben. Identität wird als das „Bewusstsein einer Person, sich von anderen Menschen zu unterscheiden [...]“ (Döring 2003, S. 325) definiert. Merkmale der Identität sind unter anderem der Name, die Adresse, der Geburtstag oder die Körpergröße (vgl. hierzu und im Folgenden Döring 2003, S. 325). Persönlichkeitsattribute mit denen sich eine Person identifiziert sind eigene Fähigkeiten, Werte oder Ziele. Jedoch ist die Identität einer Person nicht dauerhaft, sie ist vielfältig und in einem ständigen Entwicklungsprozess, beispielsweise gruppen-, rollen-, körper- oder tätigkeitsbezogene „Teil-Identität“.
2.2 Online Social Networks
Online Social Networks unterstützen Menschen bei der Bildung von Gemeinschaften im Internet. Der Mensch steht bei diesen Anwendungen im Mittelpunkt und wird unterstützt bei der Vernetzung mit anderen Personen wie Freunden oder Geschäftspartnern. Unter Online Social
Networks werden im Folgenden nach Boyd und Steinfeld online-basierte Anwendungen verstanden, welche es dem Einzelnen erlauben,
1) ein Profil (öffentlich oder nicht öffentlich) in einem abgegrenzten System zu erstellen;
2) eine Liste mit Verbindungen zu anderen Personen anzulegen und
3) das Eigene sowie Netzwerke von Anderen nach Kontakten und Verbindungen zu durchsuchen (vgl. Boyd und Ellison 2008, S. 211).
Einteilen lassen sich Social Networks in einerseits Business-Netzwerke, andererseits in private Netzwerke (vgl. hierzu und im Folgenden Ebersbach et al. 2011, S. 99ff.). Die geschäftlich genutzten Netzwerke dienen hauptsächlich zur Suche nach Geschäftskontakten, z.B. Xing[1] im deutschsprachigen Raum. Bei den privat genutzten Netzwerken sind im deutschsprachigen Raum die VZ-Netzwerke[2] zu nennen, welche Unternetzwerke für bestimmte Personenkreise wie Schüler, Studierende und andere Personen offerieren. Desweiteren existieren beschränkt auf den deutschsprachigen Raum die Netzwerke Lokalisten[3] und Wer-kennt-Wen[4]. Weltweit gesehen sind vor allem zwei Netzwerke mit Ausrichtung auf private Beziehungen zu nennen. Zum einen MySpace[5], welches als Netzwerk seit seiner Gründung einen Schwerpunkt auf der Vernetzung von Musikern und Musik-Fans hat. Zum anderen Marktführer Facebook[6], welcher ähnlich dem deutschen VZ-Netzwerk StudiVZ[7] als Studierendenverzeichnis gestartet wurde und nach stetiger Öffnung für neue Nutzer wie kein anderes Online Social Network mit seinem Dienst auf die Kommunikationsbedürfnisse von Nutzern eingeht und ein allgemeines Beispiel für die Chancen und Risiken von Social Networks darstellt (vgl. Ebersbach et al. 2011, S. 111).
Soziale Netzwerke waren aber schon vor der Entwicklung des Internet von regem Interesse der Forschung. Der Begriff der Netzwerke geht dabei u.a. auf Moreno (1934/1996) zurück, welcher zwischenmenschliche Beziehungen als ein soziales Netzwerk aus emotionalen Verbindungen (Kanten) und Individuen (Knoten) begreift (vgl. Ebersbach et al. 2011, S. 197).
Zum einen spielen die Arten der Verbindungen zwischen Menschen eine Rolle in der Erforschung von sozialen Netzwerken im Allgemeinen und bei Online Social Networks (vgl. Ebersbach et al. 2011, S. 98f.).
[...]
[1] www.xing.com
[2] www.vz-netzwerke.net
[3] www.Lokalisten.de
[4] www.Wer-kennt-wen.de
[5] www.MySpace.com
[6] www.facebook.com
[7] www.StudiVZ.de