Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise hat sehr deutlich die Schwächen im System der Finanzmarktaufsicht offengelegt. So behaupten viele Kritiker, dass die aktuelle Krise sich nur so intensiv entwickeln konnte, da die Kooperation zwischen den einzelnen nationalen Aufsichtsbehörden nicht in der Art und Weise funktionierte wie vorgesehen. Durch die starke Deregulierung des Finanzmarktes waren zahlreiche Banken und Versicherungen ausschließlich auf die sich bietenden Ertragschancen fokussiert und vernachlässigten, die dabei mitzutragenden Risiken.
Die daraus resultierende Konsequenz zeigte sich in erhöhten Regulierungs-bemühungen und einer Verschärfung der Finanzmarktaufsichtsarchitektur auf europäischer Ebene. Auf einem G- 20 treffen im April 2009 wurde als erster Schritt das Financial Stability Board geschaffen, welches zukünftig die Geschehnisse auf dem Finanzmarkt bestimmen soll. Das Europäische Parlament fokussiert zudem die Schaffung einer europäischer Aufsichtsarchitektur, wozu die drei neu geschaffenen Aufsichtsbehörden European Banking Authority (EBA), European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) und der European Securities and Markets Authority (ESMA) sowie der Europäische Ausschuss für Systemrisiken, European Systemic Risk Board (ESRB) gestärkt werden sollen. Diese vier Instanzen sollen künftig gegenüber nationalen Aufsichten Beratungsstatus abgeben und Weisungsbefugnis erhalten.
Ziel dieser europäischen Regulierungsbestrebungen sind die Stärkung der Stabilität der Finanzmärkte, eine kohärente Anwendung und Durchsetzung von technischen Regelungen, das frühzeitige Erkennen von Systemrisiken sowie die gemeinsame aufsichtsrechtliche Handlungsfähigkeit, welche durch die Colleges of Supervisors gewährleistet werden soll.
Die Versicherungsindustrie war zwar nicht der Auslöser für die aktuelle Finanzkrise, da sie aber eine beutende Rolle bei der Risikotragung übernimmt und so von ihr Systemrisiken ausgehen, muss auch sie entsprechend überwacht werden. Gerade international tätige Versicherungsunternehmen werden noch mangelhaft überwacht, da die Aufsicht momentan lediglich von den nationalen Aufsichtsbehörden durchgeführt wird, welche die Vernetzung innerhalb des Finanzsystems nicht adäquat erfassen können. So kann laut Michel Barnier, Senator von Savoyen „(d)ie Finanzwirtschaft (..) nur mit einfachen Regeln gut funktionieren, aber sie muss transparenter und kontrolliert offener werden“ .
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der De Larosière Bericht
- 2.1. Wesentliche Inhalte des De Larosière Berichts
- 2.1.1 Die Aufsicht auf Makroebene
- 2.1.2 Die Aufsicht auf Mikroebene
- 2.2. Auswirkung des De Larosière Berichts auf die Versicherungswirtschaft
- 3. Weiterentwicklungen von Sovency II aufgrund der Finanzkrise
- 3.1. Geplante Änderungen für Solvency II
- 3.1.1. Veränderungen im Marktrisikomodul
- 3.1.2. Veränderungen im Versicherungstechnischen Risikomodul
- 3.1.3. Veränderungen im Kreditausfallrisikomodul
- 3.1.4. Risiken aus immateriellen Vermögensgegenständen
- 3.1.5. Prozyklische Effekte in Solvency II
- 3.2. Kritik an den Entwicklungen
- 4. Das Rundschreiben 23/2009 (VA)- Anforderungen an Vergütungssysteme im Versicherungsbereich
- 4.1. Hintergrund des Rundschreibens 23/2009 (VA)
- 4.2. Inhalte des Rundschreibens 23/2009 (VA)
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der Finanzkrise auf die europäische Versicherungsaufsicht. Sie analysiert die wichtigsten Reformen und Weiterentwicklungen der Aufsichtsregelungen, die durch die Finanzkrise notwendig wurden, insbesondere im Hinblick auf das Solvency-II-Regime.
- Der De Larosière Bericht und seine Empfehlungen für eine stärkere Finanzmarktaufsicht
- Die Anpassungen des Solvency-II-Rahmens als Reaktion auf die Finanzkrise
- Die Bedeutung der Vergütungspolitik für die Stabilität des Finanzsystems
- Die Herausforderungen der Aufsichtsbehörden bei der Regulierung komplexer Finanzmärkte
- Die Auswirkungen der Reformen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Innovation in der Versicherungsbranche
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Thema und skizziert die Relevanz der Finanzkrise für die Versicherungsaufsicht. Kapitel zwei analysiert den De Larosière Bericht, der wichtige Empfehlungen für die Reform der Finanzmarktaufsicht gab. Die Kapitel drei beleuchtet die Weiterentwicklungen des Solvency-II-Regimes im Lichte der Finanzkrise und beschreibt die wichtigsten Anpassungen. Kapitel vier befasst sich mit den Anforderungen an Vergütungssysteme im Versicherungsbereich, die im Rundschreiben 23/2009 (VA) festgehalten wurden. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und diskutiert die Herausforderungen und Chancen der zukünftigen Versicherungsaufsicht im europäischen Kontext.
Schlüsselwörter
Finanzkrise, Versicherungsaufsicht, Solvency II, De Larosière Bericht, Rundschreiben 23/2009 (VA), Vergütungspolitik, Risikomanagement, Stabilität des Finanzsystems, Regulierung, Wettbewerbsfähigkeit, Innovation.
- Arbeit zitieren
- Master of Arts in International Insurance Isabel Kopitzki (Autor:in), 2010, Die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Europäische Versicherungsaufsicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188547