Europäische Integration bedeutet den „immer engeren Zusammenschluss der europäischen Völker“ (EU-Vertrag, Präambel). Während der Integrationsprozess auf wirtschaftlicher Ebene schon weit fortgeführt ist, besteht im Bereich der Medien noch Handlungsbedarf. Eine zu hohe Komplexität der Themen, die Unbekanntheit der politischen Akteure und der europäischen Zusammenhänge, sowie keine auf Europa zugeschnittenen Organisationsstrukturen sind Faktoren, die die europäische Integration erschweren.
Innerhalb der allgemeinen Kulturenvielfalt in Europa gibt es auch verschiedene Journalismuskulturen, die sich beispielsweise im unterschiedlichen Verhältnis zwischen Staat und Medien, in verschiedenen Ausbildungssituationen für Journalisten und in unterschiedlichen Ausprägungen der Redaktionsstrukturen niederschlagen – die vor allem aber durch differenzierte Standards, Normen, Qualitätsrichtlinien und Regulierungsmaßnahmen gekennzeichnet sind. Ethische Vielfalt und Wertepluralismus sind im internationalen Rahmen naturgemäß gegeben und rücken den Entwicklungsprozess gemeinsam anerkannter Normen in den Mittelpunkt. Es stellt sich die Frage, wie diese Standards und Normen innerhalb Europasvereinbart werden. Inwieweit können qualitative Ansprüche Standards im europäischen Raum ausgehandelt und festgelegt werden? Gibt es Möglichkeiten einer gemeinsamen europäischen Medienethik, und wie stellen sie sich dar? Diese Fragen sollen in der folgenden Arbeit behandelt werden.
Dafür wird zunächst der Entwicklungsstand von Öffentlichkeit und Journalismus in Europa skizziert werden. Davon ausgehend werden die Anforderungen an Qualität im europäischen Journalismus dargelegt und mögliche Regulierungsmaßnahmen für mediale und journalistische Qualität dargestellt. Neben medienpolitischen Maßnahmen sollen auch die Regulierungschancen durch die Medienethik, insbesondere die journalistische Ethik beschrieben werden. Inwiefern kann der einzelne Journalist für sein Handeln und seine Berichterstattung Verantwortung übernehmen und inwieweit sind Redaktionen Verantwortungsträger? Ausgehend von Vorhandensein verschiedener Organisationsstrukturen und einem abweichenden journalistischen Selbstverständnis in den europäischen Ländern soll anschließend diskutiert werden, ob und auf welche Weise gemeinsame europäische ethische Leitlinien entwickelt werden können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Öffentlichkeit und Journalismus in Europa
- 3. Qualität im Journalismus
- 4. Steuerungsmechanismen für journalistische Qualität in Europa
- 4.1 Medienpolitik
- 4.2 Medienethik
- 5. Journalistische Ethik
- 5.1 Individualethik
- 5.2 Organisationsethik
- 6. Möglichkeiten einer gemeinsamen europäischen Medienethik
- 6.1 Europäische Pressekodizes
- 6.2 Ethik in der europäischen Journalistenausbildung
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Möglichkeit einer gemeinsamen europäischen Medienethik im Kontext der europäischen Integration. Sie analysiert die Herausforderungen der Entwicklung einer einheitlichen Medienkultur und das Spannungsfeld zwischen nationaler und europäischer Identität in Bezug auf den Journalismus. Ziel ist es, die Möglichkeiten und Grenzen einer gemeinsamen ethischen Basis für den europäischen Journalismus zu erforschen.
- Europäische Integration und die Rolle des Journalismus
- Qualität im europäischen Journalismus
- Medienethik als Regulierungsinstrument
- Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Medienethik
- Herausforderungen und Chancen für eine europäische Medienkultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der europäischen Integration und ihre Auswirkungen auf den Journalismus ein. Sie stellt die Frage, ob und inwieweit eine gemeinsame europäische Medienethik entwickelt werden kann und skizziert den Aufbau der Arbeit. - Kapitel 2: Öffentlichkeit und Journalismus in Europa
Dieses Kapitel beleuchtet das Zusammenspiel von Bürgern, Politik und Medien im Kontext der europäischen Öffentlichkeit. Es thematisiert die Bedeutung der Medien für die demokratische Qualität der Europäischen Union und die Herausforderungen der Bildung einer europäischen Öffentlichkeit angesichts kultureller und sprachlicher Diversität. - Kapitel 3: Qualität im Journalismus
Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Begriff der Qualität im Journalismus und stellt verschiedene Standards und Qualitätsrichtlinien vor, die im europäischen Raum gelten. Es wird die Notwendigkeit einer gemeinsamen Qualitätsdefinition im europäischen Kontext diskutiert. - Kapitel 4: Steuerungsmechanismen für journalistische Qualität in Europa
Dieses Kapitel behandelt die verschiedenen Steuerungsmechanismen, die zur Sicherung journalistischer Qualität beitragen können. Es werden sowohl medienpolitische Maßnahmen als auch die Rolle der Medienethik beleuchtet. - Kapitel 5: Journalistische Ethik
Kapitel 5 beschäftigt sich mit der journalistischen Ethik und unterscheidet zwischen individueller und Organisationsethik. Es werden verschiedene ethische Leitlinien und Handlungsmaximen für Journalisten im europäischen Kontext vorgestellt. - Kapitel 6: Möglichkeiten einer gemeinsamen europäischen Medienethik
In diesem Kapitel werden die Möglichkeiten der Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Medienethik diskutiert. Es werden verschiedene Ansätze und Initiativen vorgestellt, wie beispielsweise europäische Pressekodizes und die Einbeziehung ethischer Aspekte in die Journalistenausbildung.
Schlüsselwörter
Europäische Integration, Journalismus, Medienethik, Qualität, Pressekodizes, Journalistenausbildung, Öffentlichkeit, europäische Identität, kulturelle Vielfalt, Sprachbarrieren, Medienpolitik, Regulierung.
- Arbeit zitieren
- Isabelle Klein (Autor:in), 2010, Verantwortungsträger im europäischen Journalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188586