Familienfreundliche Unternehmen - Konzepte, Begründungsansätze und Umsetzungsbeispiele


Seminararbeit, 2009

17 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Der Begriff der Familienfreundlichkeit in der sozialwissenschaftlichen Forschung

III. Begründungsansätze für Unternehmen
1. Demografischer Wandel
2. Gleichstellung der Frau

VI. Konzepte für eine familienorientierte Politik

V. Praxisbeispiele

IV. Schluss

VII. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Im Rahmen einer Festveranstaltung der Deutschen Industrie- und Handelskammer im März 2009 erläuterte Bundeskanzlerin Angela Merkel die aktuelle Situation der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie erklärte:

„[W]enn Beruf und Familie nicht mehr so gegeneinander stehen, sondern wir versuchen, Arbeitswelt und Familienwelt ein Stück weit miteinander zu versöhnen, dann ist das auch ein Beitrag für eine menschliche Gesellschaft.“[1]

Merkel machte in ihrer Rede deutlich, wie schlecht die Lage für berufstätige Eltern ist. Nur wenige Betriebe geben ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, Beruf und Familie miteinander zu verbinden. Weniger als die Hälfte aller Frauen kehren nach ihrer dreijährigen Elternzeit an ihren alten Arbeitsplatz zurück.[2] Dennoch ist für viele Partnerschaften die Gründung einer Familie ein Schritt der Selbstverwirklichung, ein Symbol der Liebe und ein Indiz für eine intakte Beziehung. Erfüllt sich der Kinderwunsch, heißt es Verantwortung zu übernehmen und für diese da zu sein. Doch was ist, wenn beide Elternteile im Berufsleben stehen? Welche Möglichkeiten der Kinderbetreuung werden Eltern geboten? Lassen sich Familie und beruflicher Erfolg vereinen und was ist genau unter Familienfreundlichkeit zu verstehen?

Diesen Fragen geht die vorliegende Arbeit im Folgenden nach. Um die Fragen zu beantworten, greift die Arbeit auf die relevante Literatur zurück. Sie gliedert sich in vier Teile. Zunächst erfolgt eine Eingrenzung des Begriffes der Familienfreundlichkeit. Im zweiten Teil werden Begründungsansätze für Unternehmen aufgeführt, Beruf und Familie miteinander zu verknüpfen. Der dritte Teil beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Konzepten familienfreundlicher Unternehmen und bewertet sie hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der vierte Teil der Arbeit zeigt Fallbeispiele in Form von Unternehmen, die die vorgestellten Konzepte bereits verfolgen und anbieten. Der Schluss der Arbeit gibt einen Ausblick, ob das Konzept familienfreundlicher Unternehmen ausbaufähig ist.

II. Der Begriff der Familienfreundlichkeit in der sozialwissenschaftlichen Forschung

Wie die Sozialwissenschaftlerin Marianne Resch ausführt, ist der Begriff der „Familienfreundlichkeit“, in der wissenschaftlichen Diskussion nach wie vor unscharf. Dabei herrscht kein Streit über abweichende Auffassungen bereits existierender Definitionen. Stattdessen liegen trotz der häufigen Verwendung des Begriffs, bis heute keine umfassenden Definitionen vor. Auch Resch bleibt diese letztlich schuldig, führt sie doch lediglich aus, bei familienfreundlichen Maßnahmen handele es sich um solche, die

[„...] die Familien schützen, unterstützen oder sogar fördern sollten, damit diese trotz engen Zeitbudgets, steigender Leistungsanforderungen oder anderer Belastungen Raum für soziale Beziehungen und persönliche Entfaltung bieten.“[3]

Unklar bleibt dabei unter anderem das Verständnis von Familie.

Die Sozialwissenschaftlerin Sabine Klein definiert diese als:

[„...] eine Gruppe von Menschen [...] die in einem direkten verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen und die von einer definierten Ursprungsehe abstammen, sowie Ehepartner.“[4]

Der Sozialwissenschaftler Lothar Böhnisch definiert Familie als:

[„...] die Zusammengehörigkeit von zwei oder mehreren aufeinander bezogenen Generationen, die zueinander in einer Eltern-Kind-Beziehung stehen.“[5]

Klein definiert Familie als eine Gruppe von Menschen. Doch was ist mit alleinerziehenden Müttern? Von einer Gruppe kann bei Mutter und Kind nicht gesprochen werden. Aus diesem Grund ist diese Beschreibung nicht passend. Böhnisch beschreibt Familie als die Zusammengehörigkeit von Generationen die in einer Beziehung stehen und trifft die Beschreibung am besten.

Ist die Bezeichnung „Familienfreundlichen Unternehmen“ überhaupt zutreffend oder lässt sich nicht eine genauere Begriff dafür finden? Unternehmen, die auf Familienfreundlichkeit ausgerichtet sind, geben ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, Beruf und Familie miteinander zu vereinen. Somit gewährleisten sie Arbeit und eine Kindererziehung gleichzeitig. Eine treffendere Beschreibung wäre daher erziehungsfreundliche Unternehmen. Denn es geht vielmehr darum, dass Mitarbeitern die Erziehung ihrer Kinder gewährleistet wird.

III. Begründungsansätze für Unternehmen

1. Demografischer Wandel

Ein Begründungsansatz für Unternehmen ist der demografische Wandel in den westlichen Industrienationen. Zum einen sinkt die Geburtenrate und zum anderen nimmt die Lebenserwartung durch bessere Medikamente, medizinischen Fortschritt und gesündere Lebensgewohnheiten immer mehr zu. Bei anhaltendem Trend würde die Zahl der Einwohner Deutschlands bis zum Jahr 2050 auf 69,6 Mio. Menschen sinken. Das sind 12.901,7 Mio. weniger als im Jahr 2004 (s. Abb.1). Die Folge ist, dass immer weniger Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Ein Mangel an Arbeitskräften ist schon in bestimmten Branchen, beispielsweise in den Naturwissenschaften oder in anderen Bereichen, in denen Fachkräfte mit Spezialwissen erforderlich sind, erkennbar.[6] Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie aufgrund der knappen Angebotssituation immer mehr auf Frauen angewiesen sein werden.[7] Zudem haben immer mehr Frauen einen akademischen Abschluss und sind daher für viele Arbeitgeber eine attraktive Arbeitskraft. Diese Arbeitskraft geht jedoch in den meisten Fällen verloren, wenn sich die Frau für ein Kind entscheidet.[8] Nur 65% der Mütter üben eine berufliche Tätigkeit aus, was vor allem auf die schlechten Bedingungen Beruf und Familie zu vereinen zurückzuführen ist. Beispielsweise beträgt die Wartezeit für einen Platz in einer Kindertagesstätte in Hamburg bis zu einem Jahr.[9]

2. Gleichstellung der Frau

Ein weiterer Aspekt der dafür spricht, Familien beruflich besser zu unterstützen ist die Gleichstellung der Frau. Denn Frauen bleiben oft nach der Geburt ihrer Kinder zu Hause und sorgen für diese. Viele sehen dies als selbstverständlich an. Nur in den wenigsten Fällen bleiben die Väter zu Hause, um für ihre Kinder zu sorgen. Doch das konservative Modell, dass die Mutter als Hausfrau daheim bleibt und der Mann das Geld nach Hause bringt, um die Familie zu ernähren, stößt auf immer weniger Akzeptanz.[10] Um hier Gerechtigkeit zu schaffen, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von großer Bedeutung. Es sollten Möglichkeiten für beide Elternteile geboten werden, sich der Kindererziehung zu widmen. Eine weiteres Motiv, das für die Vereinbarkeit spricht, sind alleinerziehende Mütter oder Väter. Denn auch ihnen muss die Möglichkeit gegeben werden, beides miteinander zu verbinden.

Laut einer vom Institut Allensbach durchgeführten Umfrage in Deutschland, empfinden 64% der berufstätigen Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als defizitär. Nur 18% der berufstätigen Mütter haben die Auffassung, dass die Verbindung von Beruf und Familie gut gelöst ist.[11]

Nicht nur die Familien profitieren durch veränderte Arbeitsbedingungen sondern auch Unternehmen haben Vorteile durch eine Verbindung von Beruf und Familie. Ein Effekt, der sich durch die Vereinbarkeit einstellt, ist eine bessere Identifikation der Mitarbeiter mit dem Betrieb. Das Unternehmen kann eine engere Bindung zu seinen Arbeitnehmern aufbauen, halten und erzielt zudem eine Produktivitätssteigerung.[12] Beispielsweise haben weniger Krankheitstage der Eltern eine erhebliche Kostensenkung für die Betriebe zufolge. Zudem können Unternehmen vermeiden, dass gute und vor allem junge Fachkräfte verloren gehen. Die Suche nach neuem Personal würde erheblich kostenintensiver ausfallen.[13]

[...]


[1] Online: http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2009/03/2009-03-26-rede-merkel-dihk.html (Abfrage: 01.05.09).

[2] Online: http://www.familien-managerin.de/familienportal/familie_und_beruf/chance-fuer-unternehmen.php (Abfrage: 25.04.2009).

[3] Resch, 2007. S. 104.

[4] Ebd., S. 18.

[5] Böhnisch, 2002, S. 284.

[6] Schmitz, 2006, S.17-22.

[7] Ebd., S. 33.

[8] Gemeinnützige Hertie-Stiftung, 1999, S. 19.

[9] Nido, 1-2009, S.47.

[10] Gemeinnützige Hertie-Stiftung, 1999, S. 18.

[11] Allensbach Archiv, IfD-Umfrage 10023, zitiert nach Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Online im Internet http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/RedaktionBMFSFJ/Abteilung2/Pdf-Anlagen/allensbach-familienmonitor,property=pdf,rwb=true, S. 8 (Abfrage 29.04.09).

[12] Gemeinnützige Hertie-Stiftung, 1999, S. 21-28.

[13] Breiten, 2006, S. 23-24.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Familienfreundliche Unternehmen - Konzepte, Begründungsansätze und Umsetzungsbeispiele
Hochschule
AMD Akademie Mode & Design GmbH
Veranstaltung
Personalführung - Modemanagement
Note
1,8
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V188603
ISBN (eBook)
9783656123736
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
familienfreundliche, unternehmen, konzepte, begründungsansätze, umsetzungsbeispiele
Arbeit zitieren
Kerstin Kränzer (Autor:in), 2009, Familienfreundliche Unternehmen - Konzepte, Begründungsansätze und Umsetzungsbeispiele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188603

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