„Schweden in der Zeit des Zweiten Weltkrieges“ ist ein Thema, das in Schweden selbst in vielen Publikationen, sogar mit einer eigenen Publikationsreihe (Sverige under andra världskriget) detailliert behandelt worden ist und kaum als abschließend beurteilt aufgefasst werden kann. Dabei hat allein die Frage nach der schwedischen Neutralität im Zweiten Weltkrieg immer wieder Anlaß zu Diskussionen ergeben, jüngst unterstützt durch ein auf vier Jahre konzipiertes Forschungsprojekt unter der Leitung des Stockholmer Historikers Klas Åmark, das die schwedische Regierung unter Göran Persson in Auftrag gegeben hatte und explizit der Frage nach Theorie und Praxis der schwedischen Neutralität galt.
Die Neutralität hatte zwar schon lange vor dem Ersten Weltkrieg als Grundsatz die schwedische Außenpolitik bestimmt. Aber, so fragte man sich schon während des Krieges, und das nicht nur in Schweden, kann man denn in einem Krieg neutral sein, in dem man mit Waffen, Ressourcen, Soldaten, Transportwegen, Kriegsschiffen, Nachrichtenwegen, Hilfeleistungen, Winterzelten und auch Todesopfern tatsächlich beteiligt ist? Ja, befand der schwedische Außenminister Christian Günther in einer Denkschrift von 1943, wenn die schwedische Neutralitätspolitik unter dem angestrebten huvudmål betrachtet wird „att hålla Sverige utanför kriget“ . Dieses Ziel wurde erreicht, doch hat sich erst nach Zerfall der bipolaren Nachkriegsordnung, mit Beginn der 90er die wissenschaftliche Diskussion mehr auf die moralische Dimension dieser Frage hin verschoben .
Ein neuerer Punkt, der, wie schon angedeutet, besonders die jüngere Forschung berührt, ist die eher die moralische Dimension berührende Diskussion um eine an vielen Stellen zu ahnende geistige Nähe zum Nationalsozialismus in Deutschland, die man nicht nur im allgemeinen Schulterschluss gegen den Kommunismus erkennen kann, sondern auch in einer potentiell völkischen Ideologie, die mit Begriffen wie folkhem und folksgemenskap operierte und sich z.B. auf eine sehr restriktive schwedische Flüchtlingspolitik auswirkte. Diese will nicht so ganz zu dem in Schweden wie auch im Ausland gepflegten „Mythos“ von den weissen Bussen passen .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenlage
- Primat der Innenpolitik
- Sozialdemokratisches folkhem
- Wirtschaftliche Lage und Kriegshandelspolitik
- Flüchtlingspolitik
- Frage der Neutralität
- Neutralität im Völkerrecht
- Aufrüstung
- ,,Negotierte“ Neutralität
- Sverige under andra världskriget
- Neutral im Krieg der Großmächte
- ,,Nichtkriegführend“ im Winterkrieg
- Unternehmen,,Weserübung“
- Schweden und die Sowjetunion
- Fazit
- Quellen- und Sekundärliteratur
- Quellen
- Sekundärliteratur
- Elektronische Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Situation Schwedens im Zweiten Weltkrieg und beleuchtet die Frage nach dem Primat der Innen- und Außenpolitik im Kontext der schwedischen Neutralität. Sie analysiert die innenpolitischen Voraussetzungen, unter denen Schweden in den Krieg eintrat, sowie die wichtigsten Stationen des Kriegsgeschehens aus schwedischer Perspektive.
- Die schwedische Neutralitätspolitik im Zweiten Weltkrieg
- Die innenpolitische Lage in Schweden während des Krieges
- Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges auf Schweden
- Das Verhältnis Schwedens zu den Großmächten während des Krieges
- Die moralische Dimension der schwedischen Neutralität
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung der schwedischen Neutralität im Zweiten Weltkrieg. Sie geht außerdem auf die wissenschaftliche Diskussion um die moralische Dimension der schwedischen Neutralität ein.
- Das Kapitel über die Quellenlage beschreibt die verfügbaren Quellenmaterialien für die Arbeit und geht auf die Schwierigkeiten bei der Interpretation dieser Quellen ein.
- Das Kapitel über das Primat der Innenpolitik analysiert die innenpolitische Situation in Schweden während des Zweiten Weltkriegs. Es beleuchtet die Rolle der sozialdemokratischen Partei, die wirtschaftliche Lage und die Flüchtlingspolitik.
- Das Kapitel über die Frage der Neutralität beleuchtet die schwedische Neutralitätspolitik aus verschiedenen Perspektiven und untersucht die Herausforderungen, die diese Politik mit sich brachte.
- Das Kapitel über „Sverige under andra världskriget“ behandelt die wichtigsten Stationen des Kriegsgeschehens aus schwedischer Sicht und beleuchtet das Verhältnis Schwedens zu den Großmächten.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie der schwedischen Neutralitätspolitik, der innenpolitischen Situation während des Zweiten Weltkriegs, dem Primat der Innen- und Außenpolitik, der wirtschaftlichen Situation und den Auswirkungen des Krieges auf Schweden, dem Verhältnis zu den Großmächten, der Flüchtlingspolitik und der moralischen Dimension der schwedischen Neutralität.
- Quote paper
- Björn Fricke (Author), 2008, Schweden in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188669