„Es ist nun noch übrig über das Glück [...] kurz [...] zu reden, wie sich dies für einen Menschen geziemt, wenn von der Macht der Götter die Rede ist. Ich bin nämlich der Meinung, dass einem Maximus, Marcellus, Scipio, Marius und den übrigen großen Feldherren nicht allein wegen ihrer Tapferkeit, sondern auch wegen ihres Glücks, oft Befehlshaberstellen und große Heere anvertraut wurden.“ Hier wie auch an anderer Stelle im Werk des Kronzeugen der späten Republik, Cicero, wird verdeutlicht, was Christoph R. Hatscher als das „charismatische Zeitalter der Republik“ bezeichnet: Die Göttergabe des Glücks, sowie die „Kenntnis des Kriegswesens, Tapferkeit, Ansehen“ sind die „vier Eigenschaften“, welche die Feldherren der späten Republik auszeichnen; so wird die Kommandogewalt nicht mehr allein nach den legalen Prinzipien der mos maiorum, der Verfassung, vergeben, sondern nach Charisma durch militärische Kompetenz, um den entfernten, langwierigen Kriegseinsätzen der expandierenden Republik beizukommen. Dabei wird der Bruch von legalem Recht, leges scriptae, durch die Verwendung von legitimen Recht, leges naturae, legitimiert, sodass die Verfassung ausgehebelt wird und außerordentliche, längere und umfassendere imperia, Kommandos, über eine Armee möglich werden, die sich von einer Bürgermiliz zu einem Berufsheer gewandelt hat. Hierin liegt also das Charismatische dieser Zeit in der zum Schweigen der Verfassung Charismatiker, mit außeralltäglicher Gewalt ausgestattet, danach streben, ihre mehr oder minder außerordentliche Herrschaft zu errichten. In wie weit Gnaeus Pompeius Magnus, dessen Aufstieg im charismatischen Zeitalter durch beispielhafte Außergewöhnlichkeit geprägt ist, zum charismatischen Herrscher nach Max Weber avancieren konnte, ist die zentrale Frage dieser Arbeit, deren Beantwortung mittels der Methode des Idealtypus vorgenommen werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- I. Das Ende der Republik als charismatisches Zeitalter
- II. Charismatische Herrschaft als Idealtypus
- III. Die Quellen
- IV. Ein charismatischer Herrscher?
- 1. Pompeius' Charisma
- 2. Krise und charismatische Sendung
- 3. Charismatische Gefolgschaften
- 4. Zusammenfassung
- V. Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob Gnaeus Pompeius Magnus, ein bedeutender Feldherr der späten römischen Republik, als charismatischer Herrscher im Sinne von Max Weber anzusehen ist. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Rolle des Charismas im Aufstieg Pompeius' zu analysieren und seine Herrschaft im Kontext der Krise und des Untergangs der Republik zu betrachten.
- Das Ende der Republik als Zeitalter des Charismas
- Max Webers Idealtypus charismatischer Herrschaft
- Die Quellen zum Leben und Wirken Pompeius'
- Pompeius' militärische Fähigkeiten und seine charismatische Ausstrahlung
- Die Beziehung zwischen Krise, charismatischer Sendung und Gefolgschaft
Zusammenfassung der Kapitel
I. Das Ende der Republik als charismatisches Zeitalter
Dieses Kapitel analysiert das Ende der römischen Republik als Zeit des Charismas. Es beleuchtet, wie die Göttergabe des Glücks und die militärische Kompetenz der Feldherren der späten Republik zu einer Verlagerung der Macht von den traditionellen Institutionen hin zu charismatischen Führern führten.
II. Charismatische Herrschaft als Idealtypus
Dieses Kapitel beschreibt Max Webers Idealtypus charismatischer Herrschaft. Es erläutert die Bedeutung des Charismas als außeralltägliche Qualität, die eine Person für eine bestimmte Aufgabe qualifiziert und ihr die Herrschaft über Menschen verleiht. Das Kapitel behandelt auch die instabile Natur charismatischer Herrschaft und deren Potential für Revolution und Traditionalisierung.
III. Die Quellen
Dieses Kapitel untersucht die verfügbaren Quellen für die Biographie Pompeius' und die Analyse seiner Herrschaft. Es beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der Knappheit direkter Quellen für die Analyse von Pompeius' charismatischer Sendung ergeben.
IV. Ein charismatischer Herrscher?
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob Pompeius als charismatischer Herrscher zu bezeichnen ist. Es analysiert seine militärischen Fähigkeiten, seine charismatische Ausstrahlung und seine Beziehung zu seiner Gefolgschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich zentralen Aspekten der römischen Geschichte und der Soziologie, insbesondere den Themen Charisma, Herrschaft, Krise und Untergang der späten römischen Republik. Die Analyse des Charisma von Gnaeus Pompeius Magnus steht im Mittelpunkt und beleuchtet Aspekte wie das Ende der Republik als Zeitalter des Charismas, Max Webers Idealtypus charismatischer Herrschaft, die Quellenlage zur Biographie Pompeius' und seine spezifischen Charakteristika im Hinblick auf charismatische Herrschaft.
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- Anonym (Author), 2009, Gnaeus Pompeius Magnus. Ein charismatischer Herrscher?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188809