Die Musik des 19. Jahrhunderts ist heutzutage verbunden mit Künstlern wie Ludwig van Beethoven, Franz Liszt oder Robert Schumann. Komponisten also, die der Ernsten Musik1 zugeordnet werden. Die vorliegende Arbeit betrachtet dagegen die als Unterhaltungsmusik klassifizierte und im 19. Jahrhundert sehr populäre Salonmusik. Salonmusik, von den Musikverlagen als prosperierender Wirtschaftszweig genutzt, wurde damals zwar bevorzugt gedruckt, verlegt und verkauft, jedoch findet sie in der Geschichtsschreibung kaum Erwähnung. Ihre zeitgenössische Wertschätzung steht damit proportional verkehrt zu ihrer quantitativen Verbreitung. Die Gründe für diese Tatsache wird die vorliegende Arbeit näher beleuchten, indem sie untersucht, unter welchen Rahmenbedingungen Salonmusik komponiert, rezipiert und verkauft wurde. Als musiksoziologisch intendierte Arbeit wird die Salonmusik als ein gesellschaftlich-soziokulturelles Phänomen betrachtet. Im Mittelpunkt stehen daher vor allem die unterschiedlichen Einflüsse einer im Wandel begriffenen Gesellschaft auf die Salonmusik.
Als exogene Wirkungskräfte sollen die Komplexe Publikum, Musikverlag und Komponist als Koordinaten verstanden werden, zwischen denen sich ein Netz aus Prozessen, Akteuren und wechselseitigen Einflüssen spannt. Da Musikverlage gegenüber Publikum und Komponisten eine Vermittlerrolle einnehmen, stehen sie im Mittelpunkt dieses Netzes. Im Zentrum der Fragestellung wird die Praxis der Musikverlage und ihr Einfluss auf die Salonmusik behandelt. Hierzu werden im ersten Abschnitt 'Publikum' die Funktionen und ausübenden Akteure der Salonmusik beleuchtet. Im zweiten Abschnitt 'Musikverlag' wird untersucht, wie Anfang des 19. Jahrhunderts ein Massenmarkt für Salonmusik entstehen konnte, der Voraussetzung für ein wirtschaftlich erfolgreiches Arbeiten der Verlage war. Ebenfalls wird in diesem Abschnitt untersucht, inwiefern sich die Verlage an den Präferenzen der Abnehmerseite orientierten und welche Einflüsse diese Praxis gezielt auf die Salonmusik hatte. Anschließend wird im Abschnitt 'Komponist' das Verhältnis zwischen beiden Parteien untersucht, speziell im Hinblick auf die Frage, welchen Einfluss die Verleger auf das ästhetische Schaffen der Komponisten nahmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Publikum
- 2.1 Der Salon
- 2.2 Salonmusik
- 2.3 Salonmusik im Spiegel der Kritik
- 3. Musikverlag
- 3.1 Die Musikverlage im 19. Jahrhundert
- 3.1.1 Entstehung des Massenmarkts
- 3.1.2 Orientierung am Massenmarkt
- 3.1.3 Präferenzen der Abnehmerseite
- 3.1.4 Präferenzen der Angebotsseite
- 3.2 Musikverlag und Salonmusik
- 3.2.1 Produktbeschreibung
- 3.2.2 Steigerung der Nachfrage
- 3.3 Musikverlage im Spiegel der Kritik
- 3.1 Die Musikverlage im 19. Jahrhundert
- 4. Komponist
- 4.1 Die Komponisten
- 4.2 Die Beziehung zwischen Komponist und Verleger am Beispiel der Korrespondenz von Franz Xaver Sterkel
- 4.2.1 Verhältnis zwischen Sterkel und seinen Verlegern
- 4.2.2 Urheber- und Verlagsrecht
- 4.2.3 Bezahlung der Komponisten
- 4.2.4 Einfluss der Verleger auf das Werk
- 4.3 Komponisten im Spiegel der Kritik
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Salonmusik des 19. Jahrhunderts als musiksoziologisches Phänomen und betrachtet sie als ein gesellschaftlich-soziokulturelles Konstrukt. Dabei liegt der Fokus auf dem Einfluss einer im Wandel begriffenen Gesellschaft auf die Salonmusik, insbesondere auf die unterschiedlichen Einflüsse von Publikum, Musikverlag und Komponist.
- Entwicklung und Bedeutung des Salons als Ort der Musik
- Entstehung und Funktion der Salonmusik
- Rolle des Musikverlags im 19. Jahrhundert
- Das Verhältnis zwischen Komponist und Musikverlag
- Die Kritik an Salonmusik und deren Bedeutung für die Rezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Salonmusik des 19. Jahrhunderts als ein musikalisches Phänomen vor, das zwar populär war, aber in der Geschichtsschreibung nur wenig Beachtung fand. Es werden die Rahmenbedingungen der Entstehung und Rezeption von Salonmusik untersucht, wobei der Fokus auf den Einfluss von Publikum, Musikverlag und Komponist liegt.
Das Kapitel "Publikum" behandelt die Entwicklung des Salons als Ort der Musik, insbesondere den Übergang vom aristokratischen Salon zum bürgerlichen Salon. Es wird die Rolle des Klaviers als Statussymbol und Heiratsvermittler im Salon beleuchtet.
Im Kapitel "Musikverlag" wird die Entstehung des Massenmarkts für Salonmusik im 19. Jahrhundert durch die Erfindung der Lithographie und der Notenschnelldruckpresse untersucht. Außerdem werden die Präferenzen von Abnehmern und Anbietern beleuchtet und die Bedeutung der Verlage für die Verbreitung von Salonmusik.
Das Kapitel "Komponist" befasst sich mit dem Verhältnis zwischen Komponist und Musikverlag, insbesondere mit dem Einfluss der Verleger auf das ästhetische Schaffen der Komponisten. Am Beispiel der Korrespondenz von Franz Xaver Sterkel wird das Verhältnis zwischen Komponist und Verlag im Detail betrachtet.
Schlüsselwörter
Salonmusik, Musiksoziologie, 19. Jahrhundert, Publikum, Musikverlag, Komponist, Kritik, Massenmarkt, Statussymbol, Klavier, Urheber- und Verlagsrecht, Franz Xaver Sterkel, "Ernste Musik", "Unterhaltungsmusik"
- Arbeit zitieren
- Danja Ulrich (Autor:in), 2010, Salonmusik zwischen Kunst und Nicht-Kunst. Eine musiksoziologische Untersuchung ihrer Geringschätzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188948