Unter den zahlreichen Figuren des „Wilhelm Meister“-Werkes hinterlässt wohl keine so viele offene Fragen und Rätsel, wie die der Mignon. Für den oberflächlichen Leser ist sie die wahrscheinlich unterschätzeste Gestalt im Roman, tritt sie doch stets nur am Rande in Erscheinung, als ewig scheue Begleiterin Wilhelms, die kaum Anteil am Geschehen nimmt. Umso mehr erstaunte es mich daher, als ich auf eine Aussage Goethes stieß, das ganze Werk dieses Charakters wegen geschrieben zu haben. Ihre Wichtigkeit steht hiermit außer Frage.
Und so gibt es auf der anderen Seite auch kaum eine Figur, über die sich die Literaturforscher derart uneins in Hinsicht auf ihre „wahre“ Bedeutung sind. Von der reinen Symbol-Auslegung, über mytologische Methaphernjagd, bis hin zu psychoanalytischer Darstellung ist in der Literatur alles zu finden. Einmal wird ihr Naturhaftigkeit, ein anderes mal Göttlichkeit zugesprochen. Die Meinungen gehen stark auseinander und deuten doch auf einen Kern hin - Mignon gehört eindeutig zu den zentralsten und wichtigsten Gestalten des Romans und verdient mehr Aufmerksamkeit als ihr während des Lesens vielleicht zuteil wird.
Was ist es also, das Mignon für Goethe und seinen Romanhelden so bedeutsam macht? Ich will in dieser Arbeit versuchen anhand der Forschungsliteratur und meinem eigenen Verständnis der Figur Mignon ihr Geheimnis etwas zu entwirren und ihren Einfuss auf den Bildungsgang des Helden Wilhelm Meister im gleichnamigen Werk darzulegen.
Die Arbeit behandelt die rätselhafte Figur Mignon und ihre Wirkung auf den Helden von Goethes Roman Wilhelm Meister.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- MIGNONS WESEN
- DAS SYMBOL DES NAIVEN
- MIGNONS LEIDEN UND IHRE LIEDER
- MIGNONS VERHÄLTNIS ZU WILHELM
- FLIEH! JÜNGLING FLIEH!
- DIE NATUR HAT DICH LOSGESPROCHEN
- SCHLUSSWORT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, das Rätsel der Figur Mignon in Goethes „Wilhelm Meister“ zu entschlüsseln und ihren Einfluss auf den Bildungsgang des Helden zu untersuchen. Dabei wird anhand der Forschungsliteratur und des eigenen Verständnisses der Figur Mignons Geheimnis entwirrt.
- Das Wesen Mignons als Symbol des Naiven und ihrer Abkehr von künstlichen Verhältnissen und konventionellen Regeln.
- Mignons Leiden, das aus dem Missverhältnis ihrer göttlichen Einheit und ihrer menschlichen Liebe zu Wilhelm resultiert.
- Die Rolle der Lieder als Ausdruck von Mignons innerer Welt und ihrem Verhältnis zu Wilhelm.
- Mignons Einfluss auf Wilhelms Bildungsprozess und ihre Bedeutung für die Thematik von Natur und Kunst in Goethes Roman.
- Die zwitterhafte Natur Mignons als Symbol der Vergänglichkeit und des Ideals der Antike.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Einleitungsgedanken zur Figur Mignon und hebt ihre Rätselhaftigkeit im Kontext von Goethes „Wilhelm Meister“ hervor. Es wird die Bedeutung Mignons für das Gesamtwerk betont und die verschiedenen Interpretationsansätze in der Literaturforschung aufgezeigt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit Mignons Wesen als Symbol des Naiven. Es analysiert ihr Verhalten und ihre Sprache, um ihre Abkehr von Künstlichkeit und konventionellen Regeln zu verdeutlichen. Anhand von Zitaten aus dem Roman wird ihre Naturverbundenheit und die Widersprüchlichkeit ihres Charakters dargestellt.
Schlüsselwörter
Goethes „Wilhelm Meister“, Mignon, Naivität, Natur, Kunst, Symbol, Bildung, Leiden, Lieder, Wilhelm, Antike, zwitterhaft.
- Arbeit zitieren
- Tanja Rossmann (Autor:in), 2010, Das Symbol des naiven Naturwesens und göttlich-poetischen Genius und sein Einfluss auf den Bildungshelden in Goethes „Wilhelm Meister“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189136