I. Einführung
Wolfgang Koeppens Der Tod in Rom (1954), Heinrich Bölls Billard um halb zehn (1959) und Sigfried Lenz' Deutschstunde (1968) zählen heute zu den bekanntesten Romanen der Nachkriegszeit.
In der Forschung wird den Romanen der frühen Bundesrepublik bisher nur wenig Beachtung geschenkt. Vor allem die zunächst unscheinbaren Nebenfiguren, wie zum Beispiel die Mütter Eva Judejahn, Johanna Fähmel und Gudrun Jepsen werden in der Romananalyse meist vernachlässigt oder übergangen. Jedoch sind alle drei, für die jeweilige Handlung ihres Romans, besonders wichtig.
In dieser Arbeit werden nacheinander Eva Judejahn (Der Tod in Rom), Johanna Fähmel (Billard um halb zehn) und Gudrun Jepsen (Deutschstunde) betrachtet. Jede der drei Figuren wird, nach kurzer Einführung und wichtigen Details, unter den folgenden drei Aspekten genauer betrachtet: Zuerst wird das Verhältnis der jeweiligen Figur zum Nationalsozialismus näher beleuchtet, waren sie Unterstützerinnen, Mitläuferinnen oder Gegnerinnen der nationalsozialistischen Ideologie? Daraufhin soll das Verhältnis zum Ehemann dargelegt werden, wie war die Ehe, welchen Einfluss hatten die Figuren aufeinander, was denken sie übereinander? Zuletzt soll ein Blick auf das Verhältnis der Mütter zu ihren Kindern geworfen werden, wie erzogen sie ihre Kinder, wie war das Mutter-Kind-Verhältnis und was wurde aus den Kindern, entwickelten sie sich gemäß den Wünschen ihrer Mütter?
Im Abschnitt zu Eva Judejahn stützt sich die Argumentation hauptsächlich auf Thomas Richner, bei Johanna Fähmel auf Bernd Balzer und Rainer Nägele. Werner Schwan und Hans Wagener unterstützen die Thesen zu Gudrun Jepsen.
Abschließend werden die Frauen direkt miteinander verglichen, was haben sie gemeinsam, worin unterscheiden sie sich?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Eva Judejahn (W. Koeppen, Der Tod in Rom)
- Im Wahn der Ideologie
- Dem Reich verpflichtet: Eva und Götz Judejahn
- Der,ungermanische Sohn
- Johanna Fähmel (H. Böll, Billard um halb zehn)
- Mit Courage und Hilfsbereitschaft durch das Dritte Reich
- Die wahre Liebe
- Die trauernde Mutter
- Gudrun Jepsen (S. Lenz, Deutschstunde)
- Vorurteile und Misstrauen
- Pflicht statt Liebe
- Pflicht gegen mütterliche Fürsorge
- Abschließender Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Müttern in Wolfgang Koeppens „Der Tod in Rom“, Heinrich Bölls „Billard um halb zehn“ und Siegfried Lenz' „Deutschstunde“. Sie untersucht, wie die Figuren zum Nationalsozialismus standen, wie ihr Verhältnis zu ihren Ehemännern und ihren Kindern war und welche Auswirkungen die Vergangenheit auf ihr Leben hatte.
- Die Rolle von Müttern in der Nachkriegsgesellschaft
- Das Verhältnis von Frauen zum Nationalsozialismus
- Die Auswirkungen des Dritten Reiches auf die Familienstruktur
- Die Themen Schuld, Vergebung und Trauma
- Das Mutter-Kind-Verhältnis in der deutschen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit widmet sich Eva Judejahn aus Wolfgang Koeppens "Der Tod in Rom". Die Analyse konzentriert sich auf Evas Wahnvorstellungen, die durch den Verlust des Dritten Reiches entstanden sind. Ihre tiefe Verwurzelung in der nationalsozialistischen Ideologie prägt ihr Handeln und führt zu einem distanzierten Verhältnis zu ihrer Familie.
Im zweiten Teil wird Johanna Fähmel aus Heinrich Bölls „Billard um halb zehn“ betrachtet. Sie ist eine starke und empathische Frau, die während des Dritten Reiches Courage zeigt und ihre Nächsten unterstützt. Ihre Liebe zu ihrem Mann und ihren Kindern sowie ihr Engagement für die Gesellschaft prägen ihre Persönlichkeit.
Der dritte Teil beleuchtet Gudrun Jepsen aus Siegfried Lenz' „Deutschstunde“. Gudrun ist eine Frau, die durch die Erfahrungen des Dritten Reiches geprägt wurde und unter Vorurteilen und Misstrauen leidet. Sie muss sich mit ihrer eigenen Schuld und der Schuld ihres Mannes auseinandersetzen, während sie versucht, ihre Kinder zu schützen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen der deutschen Nachkriegsliteratur, Nationalsozialismus, Mütterrolle, Familienstrukturen, Schuld und Vergebung, Trauma, Mutter-Kind-Verhältnis. Die Analyse der Figuren Eva Judejahn, Johanna Fähmel und Gudrun Jepsen ermöglicht es, die gesellschaftlichen und psychologischen Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und der NS-Zeit auf die Frauen und ihre Familien darzustellen.
- Quote paper
- Jonathan Lobb (Author), 2011, Zwischen Liebe und Wahn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189290