Interkulturelles Verständnis entwickeln und Migration verstehen

Hintergründe, Problemlagen und Funktionen der Sozialen Arbeit im Migrationsprozess


Studienarbeit, 2012

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hintergründe und Verständnis von Migration und Kultur
2.1 Der Begriff Migration
2.2 Migranten und Ursachen der Migration
2.2.1 Migrationsarten
2.2.1.1 Unfreiwillige Migration
2.2.1.2 Freiwillige Migration
2.3 Kurze historische Notiz- Migrationsgeschichte und Politik der BRD
2.4 Der Kultur-Begriff
2.5 Menschen in einer fremden Kultur- Verhaltensmuster

3. Problemlagen von Migranten im Migrationsprozess
3.1 Situation von Migranten auf dem Arbeitsmarkt
3.2 Andere Probleme im Migrationsprozess

4. Anforderungen und Qualifikationen an die SA mit Migranten
4.1 Funktionen und Anforderungen der Sozialen Arbeit
4.1.1 Problemdefinitionsfunktion
4.1.2 Konzeptionsfunktion
4.1.3 Adressatenbezogene Strukturierungsfunktion
4.1.4 Strukturierungsfunktion in Bezug auf die inneren Ressourcen
4.1.5 Multiplikatorfunktion
4.1.6 Politikfunktion

5. Fazit und Ausblick

1. Einleitung

Migration von Menschen ist und wird voraussichtlich ein Zeichen unserer Zeit bleiben. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, wird das heutige Gesellschaftsbild durch und von MigrantInnen geprägt. Die Pluralität der Gesellschaft erfordert für die Soziale Arbeit zunehmend die Fähigkeit die Perspektive zu wechseln und den Blick auf andere Kulturen zu schärfen. Im Fokus eines geordneten multikulturellen Miteinanders wird es zunehmend wichtiger sich auf neue Situationen einzustellen und ein interkulturelles Verständnis zu entwickeln. Oft wird dabei in der Fachliteratur von interkultureller Öffnung gesprochen. Ein Miteinander beginnt demnach in den Köpfen. Multikultur erfordert Multigespür.

Auf Migration bezogene Rahmenkonzeptionen und zusätzliche Bedingungen sind nach und nach entwickelt worden und werden immer wieder durch sozialpolitische, institutionelle als auch wirtschaftliche Faktoren aktualisiert. Der strukturelle Wandel in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft führt immer mehr zu neuen Problemlagen und gestiegenem Hilfe- und Unterstützungsbedarf von MigrantInnen. Diese Menschen sind häufig durch geringe schulische und berufliche Fundamente bzw. durch politische und rechtliche Einschränkungen einer zusätzlichen, gesellschaftlichen Ausgrenzung unterworfen. Die Arbeit mit MigrantInnen in der Sozialen Arbeit setzt bestimmte Anforderungen und Qualifikationen von MitarbeiterInnen von Migrationsdiensten, zum Beispiel der Caritas, voraus. Ein klares Bekenntnis zu einer multikulturellen Gesellschaft Deutschlands ist unabdingbar (Vgl. Becker, 1998, S.9ff).

Um sich dem Thema Migration und Soziale Arbeit (SA) im Wesentlichen anzunähern, wird es notwendig sich mit den externen Bedingungsfaktoren, als auch mit den Ursachen für die Problemsituationen zu befassen. Anforderungen an die Soziale Arbeit müssen im Kontext einer sich wandelnden Praxis verstanden werden, um wichtige Schlussfolgerungen und Interventionsformen zu ermöglichen. Institutionelle, organisatorische, finanzielle und konzeptionelle Rahmenbedingungen prägen die Aktionsradien der Sozialen Arbeit. Zudem werden Kompetenzen, Fähigkeiten, Qualifikationen und fundierte Kenntnisse von SozialarbeiterInnen immer wichtiger. Gleichweit muss zwischen Qualifikationsanforderungen spezifisch im Bereich Migration differenziert werden, weil das Feld sich immer mehr durch seine eigene Komplexität ausweitet. Basiskompetenzen, wie die der interkulturellen Kompetenz von Alexander Kreutzer- Interkulturelles Verst ä ndnis entwickeln & Migration verstehen.

Sozialarbeitern sind Grundlage für ein weiteres Vorgehen. Neben Qualifikationsstandards für MitarbeiterInnen gibt es immer neue Herausforderungen an die Soziale Arbeit mit MigrantInnen, die das Lernen, auch der Organisation, ermöglichen. Die Vielfalt der sozialarbeiterischen Interventionen, innovative Konzepte, als auch die Qualität und das Engagement in der Sozialen Arbeit jeder/s einzelnen Mitarbeiter/in/s, ist im Kontext einer gelingenden Praxis in der Arbeit mit MigrantInnen nicht mehr wegzudenken.

Die folgende Studienarbeit beschäftigt sich mit dem interkulturellen Verständnis und dem im Prozess der Migration einhergehenden Problematik im Allgemeinen, um eine Grundlage für eine spätere sozialarbeiterische Praxis zu schaffen. Begrifflichkeiten, soziale Probleme im Migrationsprozess, der historische Kontext und die Anforderungen und Qualifikationen der Sozialen Arbeit im Migrationsprozess werden beleuchtet und erklärt. Die Themenvielfalt die dem Schlagwort Migration zugrunde liegt, kann jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht erschöpfend bearbeitet werden. Zur Vereinfachung wird der Begriff Migrant/en genutzt, der beide Geschlechter mit einbezieht.

Diese Studienarbeit bezieht sich explizit auf die Grundlagen bzw. das Grundverständnis der Migration, speziell im Sinne von Deutschland als Einwanderungsland. Vielmehr soll innerhalb des sehr umfangreichen Themas Migration und Interkultur erneut Interesse erweckt und der Leser zum Nachdenken angeregt werden.

2. Hintergründe und Verständnis von Migration und Kultur

Soziale Arbeit mit und für Migranten erfordert gewisse Vorkenntnisse im Bezug auf einzelne Begrifflichkeiten und Zusammenhänge. Das Verständnis und die Sensibilisierung für fremde Kulturen wird durch eine kulturelle Ö ffnung ermöglicht, welche eine Grundlage liefert, durch Migration hervorgerufene Probleme besser nachzuvollziehen und diese als Herausforderung und Chance für eine gelingende sozialarbeiterische Praxis anzunehmen.

2.1 Der Begriff Migration

Den Wortursprung hat der Begriff Migration aus dem Lateinischen migrare bzw. migratio , was übersetzt so viel wie wandern, wegziehen, Wanderung bedeutet. In den letzten Jahren nähert sich dieser Begriff mehr dem Englischen migration an. Sozialwissenschaftlich wird der Begriff Migration allgemein als Bewegung von Personen und Personengruppen im Raum verstanden, die einem dauerhaften Wohnortwechsel zugrunde liegen. Bis 1950, angelehnt an eine UN- Empfehlung, wird ein Wohnortswechsel, der länger als ein Jahr andauert, als Migration erfasst. Ab 1960 wurde ein Wohnortswechsel, der länger als fünf Jahre dauerte, als Migration verstanden. Seit 1998 werden auf Empfehlung der UN diejenigen Personen statistisch erfasst und als Migranten angesehen, die ihren Wohnort für mindestens ein Jahr vom Herkunftsland in ein anderes Land verlegen (Vgl. IOM, 2003, zit. n. Han, 2005, S.7). Die Verortung von Menschen wird vor allem in der Geographie und Demographie als Mobilität verstanden. Der soziologische Migrationsbegriff nimmt diesen Begriff mit auf (Vgl. Hamburger, 2005, S.1212).

„Wir verstehen also unter Wanderung zunächst die Ausführung einer räumlichen Bewegung, die einen vorübergehenden oder permanenten Wechsel des Wohnsitzes bedingt, eine Veränderung der Position also im physischen und im sozialen Raum. “ (Albrecht, 1972, zit. n. Hamburger, 2005, S.1212)

Erweitert wird der Begriff Migration durch weitere Faktoren, wie soziale Beziehungen und soziale Struktur, die im Kontext des Auswanderungs- bzw. Einwanderungsgrundes zu betrachten sind. Raum, Zeit und Sozialität sind also im Begriff auf spezifische Weise enthalten (Vgl. Hamburger, 2005, S.1212).

2.2 Migranten und Ursachen der Migration

„In der Bundesrepublik Deutschland werden gegenwärtig drei Gruppen von Migranten besonders wahr genommen: Arbeitsmigranten, Aussiedler und Fl ü chtlinge . Flüchtlinge und Arbeitsmigranten sind der Gruppe >>Ausländer<< zuzuordnen, Aussiedler werden nach ihrer Einwanderung eingebürgert.“ (Hamburger, 2005, S.1213)

„Die Aussiedler sind nach der amtlichen Definition keine Ausländer, sondern deutsche Staatsangehörige oder Volkszugehörige, die vor dem 8.5.1945 ihren Wohnsitz in den zu der Zeit unter fremder Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten, bzw. in Polen, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Danzig, Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, Albanien oder China gehabt und diese Länder nach Abschluss der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen verlassen haben oder verlassen.“ (Bundesvertriebenengesetz, zit. n. Hamburger, 2005, S.1213)

Migration wird durch unterschiedliche Ursachen begründet. Neben der Gruppe von Migranten die wegen Kriegen, Naturkatastrophen und/ oder Hungersn ö ten , ums nackte Überleben kämpfen, gibt es auch noch eine zweite Gruppe, die durch wirtschaftliche Not, Arbeitslosigkeit und materielle Verelendung begründet einwandern, sogenannte Armutsflüchtlinge oder Arbeitsmigranten. Politisch oder religi ö s Verfolgte Flüchtlinge bilden die dritte Gruppe. Die vierte Art von Migration wird durch soziale Gr ü nde ausgelöst, beispielsweise die Familienzusammenführung. Dieser Gruppe werden auch Arbeitsmigranten zugeteilt, die die soziale, wirtschaftliche, berufliche Situation verändern wollen, die nicht nur aus Not entstanden ist, sondern dadurch den „sozialen Aufstieg“ erreichen wollen. Neben all den bisher genannten vier Arten sollte auch die letzte Form genannt werden, nämlich die auf Neugier und Abenteuerlust beruhende und aus pers ö nlichen Gr ü nden hervorgerufene Migration. Bei dieser Form der Migration steht die persönliche Spontanität im Vordergrund (Vgl. Hamburger, 2005, S.1212f).

In der Literatur wird ebenso ein Modell für den Gesamtzusammenhang der Migration vorgestellt, das in Push- und Pull Faktoren einteilt. Einerseits werden Gründe für die Migration erfasst, der sogenannte Pushfaktor und andererseits Gründe für die Attraktivität des Ziellandes zusammengestellt, der sogenannte Pullfaktor (Vgl. Hamburger, 2005, S.1214).

2.2.1 Migrationsarten

Migration lässt sich nach unterschiedlichen Faktoren bzw. Dimensionen unterscheiden, wie die der räumlichen Aspekte, wobei zwischen Binnen-, internationaler und interkontinentaler unterschieden wird. Außerdem wird Migration durch zeitliche Aspekte, also tempor ä rer und permanenter Migration bestimmt und nach Umfang, also Einzel-, Gruppen oder Massenwanderung , differenziert. Die Abgrenzung von freiwilliger und unfreiwilliger Migration hingegen, erweist sich in der Praxis oftmals als schwierig, da sich bei jeder Migrationsentscheidung verschiedene Teilbereiche des Lebens miteinander vermischen (Vgl. Leonhard, 2003, S.25ff).

„Der Migrationsvorgang ist ein komplexer Prozess, der von seiner Entstehung und seinem Ablauf her durchgehend multikausal und multifaktoriell bestimmt wird. Es wird somit überaus schwierig bzw. kaum möglich sein, eine exakte Trennungslinie zwischen den freiwilligen und unfreiwilligen Migrationen zu ziehen.“ (Han, 2000, zit. n. Leonhard, 2003, S.26)

2.2.1.1 Unfreiwillige Migration

Grundsätzlich kann als unfreiwillige Migration , die Wanderung durch externe Bedingungsfaktoren, wie Krieg, Vertreibung, Verschleppung, Hungersnot, geschlechtsspezifische und/ oder politische Verfolgung, bezeichnet werden. Der Einfluss der Betroffenen liegt demnach außerhalb ihres persönlichen Einflussbereiches. Beispielsweise flüchten die Menschen vor einem Konflikt der mit erheblicher Waffengewalt (Krieg) ausgetragen wird, in ein anderes Land, weil ihr Leben im eigenen Land einer großen Gefahr ausgesetzt ist. Diese Entscheidung erfolgt demnach meist unfreiwillig (Vgl. Hecht, 2006, S.27ff).

2.2.1.2 Freiwillige Migration

Eine aus Anwerbung, Familienzusammenführung, unter kulturell oder wirtschaftlich bedingten Gründen erfolgte Wanderung, die weder noch durch eine lebensbedrohliche Situation begründet wird, ist demnach als freiwillige Migra tion zu verstehen. Die Entscheidung liegt bei jedem Einzelnen, sein Land zu verlassen und geschieht hauptsächlichen aus Gründen der eigenen Motivation (Vgl. Hecht, 2006, S.27ff).

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Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Interkulturelles Verständnis entwickeln und Migration verstehen
Untertitel
Hintergründe, Problemlagen und Funktionen der Sozialen Arbeit im Migrationsprozess
Hochschule
SRH Hochschule Heidelberg
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
21
Katalognummer
V189339
ISBN (eBook)
9783656136309
ISBN (Buch)
9783656136477
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Integration, Migration verstehen lernen, Migrationsprozesse, Migrationsproblematik, Interkulturalität, Migrationsarten, Problemlagen von MigrantInnen im Migrationsprozess, Anforderungen und Qualifikationen an die Soziale Arbeit mit Migranten, Migrationsgeschichte der BRD, Kulturbegriff, Hintergründe und Verständnis von Migration und Kultur
Arbeit zitieren
Alexander Thomas Kreutzer (Autor:in), 2012, Interkulturelles Verständnis entwickeln und Migration verstehen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189339

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