Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Hinführung zur Thematik
1.2 Ziel und Gang der Untersuchung
2 Grundlagen der Ratingagenturen
2.1 Entstehung
2.2 Funktionsweise
2.3 Marktüberblick
2.4 Ratingpotenzial in Deutschland
3 Der Rating-Prozess
3.1 Voraussetzungen für ein Rating
3.2 Das interne Rating
3.3 Das externe Rating
3.4 Funktionen von Ratings aus Sicht der Marktakteure
3.4.1 Funktionen aus Sicht der Investoren
3.4.2 Funktionen aus Sicht der Emittenten
3.4.3 Funktionen aus Sicht der Aufsichtsbehörden
4 Grundlagen von Collateralized Debt Obligations
4.1 Verbriefung von Forderungen
4.2 Arten der Verbriefung
4.3 Marktentwicklung von Verbriefungen
5 Kritische Würdigung der Rolle der Ratingagenturen
5.1 Versagen bei der Bewertung
5.2 Interessenkonflikte
5.3 Machtstellung der Ratingagenturen
5.4 Regulierungen der Ratingagenturen
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zeitlicher Ablauf des externen Ratingverfahrens
Abbildung 2: Grundstruktur einer ABS-Transaktion
Abbildung 3: Darstellung der Tranchierung und des Wasserfallprinzips
Abbildung 4: Detaillierte Grundstruktur einer ABS-Transaktion
Abbildung 5: Klassifizierung der Asset Backed Securities i.w.S
Abbildung 6: Anteile der Verbriefungstransaktionen in Europa, den nahen Osten und Afrika nach Assetklassen
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Ratingstufen der großen Agenturen
Tabelle 2: Übersicht der großen drei Ratingagenturen
Tabelle 3: Ratingkriterien nach Standard & Poor´s
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Hinführung zur Thematik
Die Finanzindustrie zusammen mit der Atomindustrie sind die am strengsten und dich- testen geregelten Wirtschaftsbereiche überhaupt.1 Trotzdem kam es Mitte des Jahres 2007 zur Krise am amerikanischen Markt, welche sich schnell auf die internationalen Märkte übertragen hat. Binnen weniger Monate traf diese Krise eine Reihe von Baufi- nanzieren, Investmentbanken wie Lehman Brothers, Bear Stearns und noch viele an- dere. Daneben sahen sich andere Banken, Versicherungen und Investmentfonds ge- zwungen hohe Beträge abzuschreiben. Schlagartig wurde den Beteiligten klar, wie unberechenbar die Papiere in ihren Portfolios tatsächlich waren. Das Vertrauen der Banken untereinander wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass selbst Tages- kredite abgewiesen wurden. Daraufhin nahmen Notenbanken Milliardensummen in die Hand, um den Geldkreislauf Aufrecht zu halten und die Geschichte nahm ihren Lauf. Aber wie konnte es überhaupt zu einer derartigen Situation kommen? Begonnen hat dies mit dem „Immobilienboom“ in den USA. Durch die Niedrigzinspolitik der US- Notenbank Federal Reserve (FED) herrschte ein Überangebot an „billigem Geld“. Dies führte dazu, dass selbst Kleistverdiener sich plötzlich den Traum vom Eigenheim erfül- len konnten. Es wurde angenommen, dass sich das Risiko durch die Wertsteigerung der Immobilien gering halten würde. Auch wurde außer Acht gelassen, dass die Zinsen anders wie in Deutschland nur für eine kurze Zeit festgeschrieben sind. Das heißt, wenn diese wieder angehoben würden, steigt das Risiko, dass die Schuldner ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Kurze Zeit später kamen die Banken auf die scheinbar geniale Idee ihre Risiko zu minimieren, indem sie die Immobilienkre- dite zu Wertpapieren schnürten und die Anteile daran verkauften. Bei diesem Unter- fangen wurden sie von Ratingagenturen unterstützt, die den Papieren wie Asset- Backed Securities (ABS) oder Collateralized Debt Obligations (CDOs) eine gute Beno- tung bescheinigten. Anfangs sahen sich diese einer enormen Nachfrage gegenüber, aber keiner sah die Gefahr solcher Wertpapiere. Damit diese hätten richtig bewertet werden können, hätte man jeden Kreditnehmer prüfen müssen, was bei diesem Volu- men der gebündelten Kredite eine nicht zu bewältigende Aufgabe gewesen wäre. Es kam zu einem Zusammenbruch der benannten Märkte.2
1.2 Ziel und Gang der Untersuchung
Der Hintergrund dieser Seminararbeit liegt darin, die Rolle der Ratingagenturen bei der Strukturierung von CDOs darzustellen. Diese Thematik beschäftigt sich mit nur einem von vielen Einflussfaktoren der Finanzkrise, welche selbst viel zu umfangreich ist, um diese im Rahmen der Seminararbeit zu erläutern.
Damit das Verständnis dieses recht komplexen Themenbereichs möglich ist, muss im Vorfeld ein gewisses Grundwissen aufgebaut werden. Deshalb werden im Laufe dieser Arbeit die verschiedenen Teilnehmer, Instrumente und Faktoren erläutert die hierbei eine Rolle spielen. Im ersten Teil der Seminararbeit wird auf die Ratingagenturen selbst eingegangen, indem dargestellt wird wie diese entstanden sind, was eine Ratin- gagenturen überhaupt ist, wie sie funktioniert, wer die größten auf dem weltweiten Markt sind und wie sich der Ratingbedarf auf dem deutschen Markt verhält.
Im weiteren Verlauf der Untersuchung wird näher auf das Rating selbst eingegangen. So wird der Ratingprozess detailliert dargestellt und deutlich gemacht, welche Voraus- setzungen für Ratingagenturen existieren, wie ein solches Rating ablaufen kann, auf- grund welcher Werte es zu einem Ratingergebnis kommt und welchen Bedeutung ein Rating aus der Sicht verschiedener Marktakteure hat. Des weiteren werden notwendi- ge Grundlagen bezüglich der Verbriefung von Forderungen und CDOs vermittelt. Be- ginnend mit dem Grundprinzip der Forderungsverbriefung, wird anschließende deren Kategorisierung und zuletzt die Marktentwicklung über die letzten Jahre aufgezeigt.
Obwohl die Rolle der Ratingagenturen bei dieser Strukturierung von CDOs sich im ge- samten Verlauf dieser Arbeit wiederfindet, wird explizit im Kapitel der kritischen Würdi- gung drauf eingegangen. Dabei werden verschiedene Fehlerquellen und Lösungsan- sätze vorgestellt.
2 Grundlagen der Ratingagenturen
2.1 Entstehung
Der Begriff „Ratingagentur“ taucht seit der Finanzkrise immer wieder auf den Titelsei- ten der Zeitungen, in den täglichen Abendnachrichten und auch immer dann auf, wenn von den aktuellen Entwicklungen nach der Finanzkrise oder auch über die Bewertung der Kreditwürdigkeit einzelner Lände gesprochen wird.
Die bekanntesten und bedeutendsten Ratingagenturen sind Standart & Poor´s (S&P), Moody´s Investors Service und Fitch Ratings, die ihre Dienstleistungen auf der ganzen Welt anbieten. Diese Firmen dominieren bis heute den Ratingmarkt und werden auch als „the big three“ oder zu deutsch „die großen Drei“ bezeichnet. Der Ursprung heutiger Ratingagenturen liegt in den Vereinigten Staaten, begonnen mit dem Aufschwung, ins- besondere mit dem Bau des dortigen Schienennetzes Mitte des 19. Jahrhunderts. Während dieser in der Umgebung von dicht besiedeltem Gebiet erfolgte, kümmerten sich lokale Banken um die Finanzierung solcher Projekte. Durch den Konkurrenzdruck und um weiter expandieren zu können, erhöhte sich der Kapitalbedarf der Eisenbahn- gesellschaften. Infolgedessen wurden Unternehmensanleihen ausgegeben um frisches Kapital aus dem In- und Ausland zu beschaffen. An dieser Stelle kamen die neu ge- gründeten Ratingagenturen ins Spiel. Diese hatten die Aufgabe finanzielle und statisti- sche Daten der Eisenbahngesellschaften zu veröffentlichen, damit sich externe Perso- nen ein detaillierteres Bild dieser Gesellschaften machen konnten, was wiederrum Ein- fluss auf die Emission der Anleihen hatte.3
Diese Bewertungen gibt es heute immer noch in modifizierter Form, im weiteren Ver- lauf der Arbeit wird auf Einzelne näher eingegangen.
2.2 Funktionsweise
Die Aufgabe der Analysten von Ratingagenturen wie S&P, Fitch und Moody´s liegt da- rin, die Kreditwürdigkeit oder auch Bonität von Unternehmen, Banken, Staaten und Finanzprodukten zu ermitteln.4 Dies tun sie indem sie die Höhe der Wahrscheinlichkeit unter Berücksichtigung und Gewichtung sämtlicher Einflussfaktoren ermitteln, mit wel- cher der Anleihen Käufer das eingesetzte Geld sowie Zinsen zurückerlangt. Um die Ergebnisse einzustufen zu können, werden Bonitätsnoten, die aus Buchstaben- und Zahlenkombinationen bestehen können vergeben.5 Eine Übersicht liefert die folgende Tabelle.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Ratingstufen der großen Agenturen6
Wie zu sehen ist, beginnt die Skala oberhalb in der Regel mit der Bestnote „AAA“ auch „Tripple-A“ genannt, die Deutschland immer wieder erhält. Viele Stufen können mittels Plus und Minus noch detaillierter dargestellt werden. Der spekulative Bereich beginnt mit der Stufe „BB+“ und wird oft als „Ramsch“ bzw. „Junk“ bezeichnet. Die letzte Kate- gorie spricht dann endgültig von Zahlungsunfähigkeit, da der Schuldner in Zahlungs- verzug geraten ist. Umso schlechter die Ratingagentur die Kreditwürdigkeit eines Schuldners beurteilt, desto schwieriger und teurer wird es für diesen sich Geld am Ka- pitalmarkt zu besorgen.7 Das Rating selbst wird später noch detaillierter betrachtet.
2.3 Marktüberblick
Am weltweiten Markt teilen sich drei große Ratingagenturen das Oligopol mit einem Marktanteil von insgesamt rund 95%.8 Um einen Überblick zu schaffen werden in der folgenden Tabelle die wichtigsten Kennzahlen vorgestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Übersicht der großen drei Ratingagenturen9
Die zu erkennenden Werte sind interessant, betrachtet man jedoch die Aktionärsstruk- tur genauer, so wird deutlich, wer wirklich hinter diesen drei großen Unternehmen mit ihrem enormen Einfluss steht.
Wie man sehen kann, ist Fitch Ratings das kleinste der drei privaten Unternehmen mit einem Marktanteil von circa 15% und gehört unter anderem zu 60% dem französischen Finanzunternehmen Fimalac. Hinter diesem Unternehmen steckt der weit vernetzte Geschäftsmann und Unternehmer Marc Ladreit de Lacharrière. Die restlichen Anteile werden vom US-Medienkonzern Hearst bekannt durch die Marken „Cosmopolitan“,
„Elle“ und „ESPN“ gehalten. Hinter dem Ratingriesen S&P steht der US- Medienkonzern McGraw Hill, der unter anderem Schulbücher verlegt. An diesem Kon- zern sind mehrere Investmentfonds beteiligt sowie der Unternehmenschef Harold McGraw selbst. Moody´s ist wie S&P börsennotiert und deren härtester Konkurrent. Der wohl interessanteste und bekannteste Aktionär ist Warren Buffet, der mit dem Un- ternehmen Berkshire Hathaway einen Anteil von über 12% erreicht.10 11
Wie hier deutlich gemacht wird stecken einige Wirtschaftsgrößen hinter diesen Unter- nehmen, dadurch sind möglich Interessenkonflikte nicht auszuschließen. Neben den drei großen Ratingagenturen gibt es natürlich auch noch andere wie zum Beispiel den Dominion Bond Rating Service (DBRS), welchen die Europäische Zentralbank (EZB) für ihre Bewertungen als Alternative hinzuzieht. Aber auch die als seriös geltende chi- nesische Dagong Global Credit Rating sorgt durch abweichende Meinung über die amerikanischen Staatsschulden für Aufsehen. Darüberhinaus existieren Pläne zur Gründung einer großen europäischen Ratingagentur die als Alternative zu „den großen Drei“ auf dem Markt agieren soll. Weltweit existieren auch noch viele weitere Agentu- ren, die sich aber auf lokalem Gebiet bewegen und daher für diese Untersuchung ver- nachlässigt werden können.12
2.4 Ratingpotenzial in Deutschland
In Deutschland wird das Marktpotenzial auf circa 15.000 ratingrelevante Unternehmen geschätzt. Diese können in der Regel eine Bilanzsumme von 10 Mio. Euro aufweisen. Natürlich könnten auch kleinere Unternehmen ein Rating in Anspruch nehmen, aber dies wäre aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll, da die draus entstehenden Kosten weit aus höher wären als die zu erzielenden Vorteile. Deshalb muss einzeln geprüft werden, welches Ratingergebnis realistischerweise erreichbar wäre. Die Kosten für ein solches Rating bewegen sich in einem Rahmen von ungefähr 5.000 Euro bis über 60.000 Euro. Abhängig sind diese Kosten von der Wahl der beauftragten Ratingagen- tur, Qualität des Ratings und der Unternehmensgröße. Ob das Rating veröffentlicht wird, liegt ganz allein beim beurteilten Unternehmen.13
[...]
1 Vgl. Homepage Eigentümlich frei (2009)
2 Vgl. Homepage Spiegel Online (2008)
3 Vgl. Reichling, Bietke, Henne (2007), S. 62.
4 Vgl. Homepage Tagesschau (2011)
5 Vgl. Homepage Frankfurter Rundschau (2010)
6 Eigene Darstellung in Anlehnung an Reichling, Bietke, Henne (2007), S. 68.
7 Vgl. Homepage Tagesschau (2011)
8 Vgl. Homepage Spiegel Online (2010)
9 Eigene Darstellung in Anlehnung an die Homepage Berliner Zeitung (2011), S&P (o.J.), Das Investment (2011), Die Bank (o.J.), N-TV (2012), Focus Online (2011)
10 Vgl. Homepage Focus Online (2011)
11 Vgl. Homepage Finanzwirtschafter (2011)
12 Vgl. Homepage Financial Times Deutschland (2011)
13 Vgl. Reichling, Bietke, Henne (2007), S. 58.