Ein der Wirtschaftskrise ähnliches Szenario musste der Tourismus 2001 erleben, als Amerika von den Terroranschlägen des 9/11 erschüttert wurde. Bereits im Folgejahr des Anschlages besuchten mehr als 3,5 Millionen Menschen Ground Zero und verdoppelten somit beinahe die jährliche Besucheranzahl, welche die Aussichtsplattform des World Trade Centers aufsuchte. Mittlerweile knapp zehn Jahre nach 9/11 zählt Ground Zero zu den Hauptattraktionen von New York City und ist fester Bestandteil jeder Sightseeing-Tour.
Der Autor Philip R. Stone konstatiert an dieser Stelle: „there appears to be an increasing number of people keen to promote or profit from “dark” events as tourist attractions“. Mit anderen Worten gibt es offensichtlich Menschen, die wissen wie sich aus Katastrophen bzw. Verbrechen Kapital schlagen lässt und diese als touristische Attraktionen auch bewusst promoten. Auf der anderen Seite gibt es zweifellos jedoch auch eine äußerst große Anzahl an Touristen, die daran interessiert sind diese Orte aufzusuchen und viel mehr noch, dafür Eintritt zu bezahlen. 9/11 ist hierfür nur ein Beispiel. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl an weiteren, an welchen sich dieses Phänomen wiederspiegelt (z.B. das KZ-Lager Auschwitz, Chernobyl, Pearl Harbor oder Hiroshima).
Im Allgemeinen scheint Teil des menschlichen Naturells die makabere Faszination des Todes, von Gewalt und Horror zu sein. Betrachtet man beispielsweise den Fakt, dass die Ausstellung Körperwelten weltweit bereits mehr als 30 Millionen Besucher angelockt hat.
Das Phänomen, welches hier beschrieben wird, ist das des Schwarzen Tourismus und obwohl ein immer breiteres Interesse seitens Recherche und der Medien besteht, bleibt die Literatur über dieses Thema weiterhin fragmentarisch und somit unvollständig. So ist zum Beispiel auch keine suffiziente deutsche Definition zu finden. Die offizielle englische Definition lautet: „Dark tourism is the act of travel, and visitation to sites, attractions and exhibitions which have real or recreated death, suffering or the seemingly macabre as a main theme”.
Aber warum ist der Schwarze Tourismus so attraktiv, faszinierend und anziehend? Und sind die Erfahrungen wirklich mit der Realität zu vergleichen? Machen sich Schwarze Touristen gar über die gegenwärtigen/vergangenen Probleme lustig? Oder handelt es sich sogar nur um Geldmacherei?
Diese Bachelorarbeit analysiert diese zentralen Fragen in ihrem Verlauf.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. DER BEGRIFF SCHWARZER TOURISMUS
- 2.1. DEFINITION UND ABGRENZUNG DES SCHWARZEN TOURISMUS
- 2.2. GRUNDLEGENDE ELEMENTE
- 2.2.1. ERSCHEINUNGSFORMEN
- 2.2.2. HAUPTKATEGORIEN
- 2.2.3. FACETTENDES SCHWARZEN TOURISMUS – PRODUCT FEATURES WITHIN A “DARKEST-LIGHTEST” FRAMEWORK OF SUPPLY
- 2.3. GESCHICHTLICHER HINTERGRUND
- 3. DIE ANGEBOTSSEITE – DUNKLE ANBIETER
- 3.1. DARK FUN FACTORIES
- 3.2. DARK EXHIBITIONS
- 3.3. DARK DUNGEONS
- 3.4. DARK RESTING PLACES
- 3.5. DARK SHRINES
- 3.6. DARK CONFLICT SITES
- 3.7. DARK CAMPS OF GENOCIDE
- 4. DIE NACHFRAGESEITE - DER DUNKLE TOURIST
- 4.1. CHARAKTERISTIK
- 4.2. MOTIVE
- 5. PROBLEMFELDER UND HERAUSFORDERUNGEN DES SCHWARZEN TOURISMUS
- 5.1. DIE PARADOXIE DES UMGANGES MIT DEM TODE IN DER WESTLICHEN GESELLSCHAFT
- 5.2. ETHIK UND MORAL
- 5.3. KOMMODIFIKATION
- 5.4. MANAGEMENT
- 5.4.1. ALLGEMEINE HERAUSFORDERUNGEN
- 5.4.2. URSPRUNG UND ANFANG SCHWARZER TOURISMUSATTRAKTIONEN UND DIE RESULTIERENDEN PROBLEME UND MANAGEMENT AUFGABEN
- 5.4.3. THE HERITAGE FORCE FIELD
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Schwarzen Tourismus. Sie untersucht die Definition, die Erscheinungsformen und die Geschichte des Schwarzen Tourismus sowie die Angebots- und Nachfrageseite. Des Weiteren werden die Probleme und Herausforderungen diskutiert, die mit dem Schwarzen Tourismus einhergehen.
- Definition und Abgrenzung des Schwarzen Tourismus
- Erscheinungsformen und Hauptkategorien des Schwarzen Tourismus
- Angebotsseite: Dunkle Anbieter
- Nachfrageseite: Der Dunkle Tourist
- Probleme und Herausforderungen des Schwarzen Tourismus
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema Schwarzer Tourismus ein und definiert den Begriff. Es werden die grundlegenden Elemente des Schwarzen Tourismus erläutert, darunter die Erscheinungsformen, die Hauptkategorien und die Facetten. Darüber hinaus wird der historische Hintergrund des Schwarzen Tourismus beleuchtet.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Angebotsseite des Schwarzen Tourismus. Es werden verschiedene Arten von "dunklen Anbietern" vorgestellt, darunter Dark Fun Factories, Dark Exhibitions, Dark Dungeons, Dark Resting Places, Dark Shrines, Dark Conflict Sites und Dark Camps of Genocide. Jedes dieser Angebote wird im Detail beleuchtet, wobei auch auf die spezifischen Herausforderungen und Probleme eingegangen wird.
Im dritten Kapitel geht es um die Nachfrageseite des Schwarzen Tourismus. Es werden die Merkmale des Dunklen Touristen und seine Motive für die Reise an dunkle Orte analysiert. Die Diskussion umfasst Aspekte wie die Neugier, die Suche nach Nervenkitzel, die Auseinandersetzung mit dem Tod und die Erinnerung an historische Ereignisse.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Problemen und Herausforderungen, die mit dem Schwarzen Tourismus einhergehen. Es werden die ethischen und moralischen Aspekte des Umgangs mit dem Tod in der westlichen Gesellschaft diskutiert sowie die Kommodifizierung und das Management des Schwarzen Tourismus. Die Kapitel beleuchten auch die Paradoxie des Umgangs mit dem Tod in der westlichen Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Schwarzer Tourismus, Dunkler Tourismus, Definition, Abgrenzung, Erscheinungsformen, Hauptkategorien, Angebotsseite, Nachfrageseite, Dunkle Anbieter, Dunkler Tourist, Motive, Probleme, Herausforderungen, Ethik, Moral, Kommodifizierung, Management, Tod, Geschichte, Kultur, Erinnerung.
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- Miriam Dick (Author), 2011, Der Schwarze Tourismus - eine kritische Betrachtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189620