Während die Widerstandsforschung in der Nachkriegszeit fast ausschließlich an den militärisch-konservativen Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erinnerte, entstand mit der Untersuchung des sozialistischen Widerstandes in den sechziger Jahren ein neuer Forschungsschwerpunkt. Mit der verstärkten Hinwendung zur Sozial- und Alltagsgeschichte ab den siebziger Jahren wandte sich die Geschichtswissenschaft verstärkt der Erforschung nonkonformen Verhaltens in der Bevölkerung zu und dehnte das Begriffsfeld des Widerstandes aus.
Eine der lange Zeit "vergessenen Gruppen" waren die Zeugen Jehovas. Die Untersuchung will deshalb der Frage nachgehen, wie die Zeugen Jehovas als erste Glaubensgemeinschaft, die im "Dritten Reich" verboten wurde, Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime geleistet haben und welchen Konsequenzen sie sich ausgesetzt sahen. Dazu werden zunächst die Anfänge der Bibelforscherbewegung in den USA und in Deutschland aufgezeigt. In einem zweiten Schritt soll analysiert werden, wie die Zeugen Jehovas auf die neuen Machthaber nach 1933 reagierten und wie sie in Widerstand zum Regime gerieten. Abschließend werden die verschiedenen Formen ihres nicht systemkonformen Verhaltens aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Zeugen Jehovas vor der nationalsozialistischen Machtergreifung
- Die Zeugen Jehovas von ihrer Gründungsphase bis zum Ersten Weltkrieg
- Die Zeugen Jehovas in der Weimarer Republik
- Die Zeugen Jehovas in den ersten Jahren des „Dritten Reiches“
- Versuch der Anpassung an die nationalen Verhältnisse
- Nonkonformes Verhalten der Zeugen Jehovas
- Fortsetzung des Verkündigungswerkes trotz Verbot
- Widerstand trotz zunehmender Repressalien ab Mitte der dreißiger Jahre
- Die Zeugen Jehovas in den Konzentrationslagern
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus. Sie untersucht, wie diese Glaubensgemeinschaft, als erste im "Dritten Reich" verboten wurde, Widerstand leistete und welche Konsequenzen sie dafür erfuhr. Die Arbeit beleuchtet sowohl die Geschichte der Zeugen Jehovas vor dem Nationalsozialismus als auch ihre Reaktion auf die neuen Machthaber und ihre Rolle im Widerstand.
- Die Anfänge der Bibelforscherbewegung in den USA und in Deutschland
- Die Reaktion der Zeugen Jehovas auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten
- Die verschiedenen Formen des Widerstandes der Zeugen Jehovas
- Die Folgen des Widerstandes für die Zeugen Jehovas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Bedeutung der Widerstandsforschung und der Rolle der Zeugen Jehovas als lange Zeit "vergessene Gruppe" im "Dritten Reich". Das erste Kapitel beleuchtet die Anfänge der Bibelforscherbewegung in den USA und in Deutschland, beginnend mit Charles Taze Russell und der Verbreitung seiner Lehre durch die "Watch Tower Bible and Tract Society". Es beschreibt die Entstehung der "Internationalen Bible Students Association" und die Herausforderungen, die die Bibelforscherbewegung im Ersten Weltkrieg erlebte. Das zweite Kapitel analysiert die Reaktion der Zeugen Jehovas auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die ersten Schritte des Regimes gegen sie. Es beschreibt den Versuch der Anpassung an die neuen Verhältnisse, den zunehmenden Widerstand und die Fortsetzung des Verkündigungswerkes trotz Verbot.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen dieser Arbeit sind: Zeugen Jehovas, Nationalsozialismus, Widerstand, Verfolgung, Konzentrationslager, Glaubensfreiheit, Nonkonformität, Bibelforscherbewegung, Watch Tower Bible and Tract Society, Internationale Bible Students Association.
- Quote paper
- M. A. Carsten Müller (Author), 2003, Die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus - Zwischen Anpassung und Resistenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189644