Wir kennen Haiti als den Schauplatz des einzig erfolgreichen Sklavenaufstands, als erstes Land Amerikas, welches offiziell die Sklaverei abschaffte, schließlich als ersten unabhängigen Staat Südamerikas. Ehe es soweit kommen konnte, musste die ehemalige Kolonie Saint Domingue einige Stationen und Konflikte durchlaufen, die den Boden für den späteren Freiheitskampf der schwarzen Sklaven legten. Zeitlich verorten lassen sich diese Entwicklungen in den Jahren zwischen 1788 und 1792, also in der Anfangsphase der Französischen Revolution. Einer der Hauptkonflikte jener Jahre kreiste um die Frage, ob man den freien Farbigen jener Kolonie Bürgerrechte zuerkennen sollte oder nicht. Das freie, mulattische Besitzbürgertum Saint Domingues forderte diese Rechte ein, die weiße Pflanzeraristokratie verweigerte sie. Beide Seiten nutzen die im Zuge der Französischen Revolution entstanden neuen Plattformen politischer Öffentlichkeit, um ihre Anliegen im Mutterland voranzubringen. Folglich nahmen sich verschiedene Interessenverbände und Gruppierungen der frühen Revolutionsjahre der Forderungen beider Seiten an, nicht zuletzt deshalb, weil in diesem Streit grundlegende Prinzipien der Revolution berührt wurden. Die Frage der Sklaverei sollte bei all diesen Diskussionen bewusst ausgespart bleiben; zu viele der Protagonisten waren selbst Sklavenhalter. Doch war das überhaupt möglich? Musste ein öffentlicher Streit um Fragen der politischen Gleichheit, die eine Sklavenhaltergesellschaft wie jene Saint Domingues betrafen, nicht automatisch Sklaverei und Sklavenbefreiung in den Fokus rücken? Muss man den Emanzipationskampf der freien Farbigen als direkten Vorgänger der Sklavenbefreiung sehen; die Mulatten Saint Domingues als Avantgarde der Sklavenrevolution?
Die folgende, kurze Arbeit wird sich bemühen diese Fragen zu klären. Dabei wird sie zunächst einen Überblick über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Verfassung der Kolonie in den letzten Jahren vor der Revolution geben, wobei der Schwerpunkt auf den Farbigen liegen wird. Im zweiten Teil wird es um die verschiedenen Versuche der Pariser Nationalversammlung gehen, das Problem zu lösen, um die politischen Absichten der Beteiligten und um die Bedeutung der Frage für die frühe Revolution. Abschließend wird zu entscheiden sein, ob eine direkte Verbindung zum Sklavenaufstand bestand oder nicht.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Kolonie Saint Domingue am Vorabend der Französischen Revolution
- Die gens de couleur und die Nationalversammlung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Kampf um Bürgerrechte der freien Farbigen in Saint Domingue zwischen 1788 und 1792 im Kontext der Französischen Revolution. Sie beleuchtet die Rolle dieser Emanzipationsbewegung im Hinblick auf den späteren Sklavenaufstand und untersucht, ob sie als direkte Vorstufe zur Sklavenrevolution angesehen werden kann.
- Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation Saint Domingues vor 1789
- Die politische Positionierung der freien Farbigen und der weißen Pflanzeraristokratie
- Die Reaktionen der Pariser Nationalversammlung auf die Forderungen der freien Farbigen
- Die Verbindung zwischen der Emanzipationsbewegung der freien Farbigen und dem Sklavenaufstand
- Die Rolle der Sklaverei in der öffentlichen Debatte während der frühen Revolution
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort
Das Vorwort stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: die Verbindung zwischen dem Emanzipationskampf der freien Farbigen in Saint Domingue und dem späteren Sklavenaufstand. Es wird auf die historische Bedeutung der Kolonie Saint Domingue als Schauplatz des einzigen erfolgreichen Sklavenaufstandes und die besondere Bedeutung des Konflikts um Bürgerrechte für die freien Farbigen in der frühen Phase der Französischen Revolution hingewiesen.
Die Kolonie Saint Domingue am Vorabend der Französischen Revolution
Dieses Kapitel beleuchtet die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation der Kolonie Saint Domingue vor 1789. Es beschreibt die gewaltige Exportwirtschaft, die auf der Ausbeutung von Sklavenberuhte und die besondere Zusammensetzung der Bevölkerung mit einem hohen Anteil freier Farbiger. Der Fokus liegt auf der komplexen Beziehung zwischen den weißen Pflanzern, den freien Farbigen und den Sklaven.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Saint Domingue, Sklaverei, Französische Revolution, Emanzipation, freie Farbige, gens de couleur, Mulatten, Sklavenaufstand, Haiti, Kolonialismus, Plantagenwirtschaft, Bürgerrechte, Nationalversammlung, politische Gleichheit.
- Arbeit zitieren
- Konrad Reinhold (Autor:in), 2011, Eine mulattische Avantgarde?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189720