Soziale Netzwerke im Sozialen Leben

Funktionen, Perspektiven und Gefahren am Beispiel von Facebook


Hausarbeit, 2011

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

0 Einleitung

1 Was sind Soziale Netzwerke?

2 Wie werden Soziale Netzwerke genutzt?
2.1 Online verbrachte Zeit und Statistische Entwicklung
2.2 Private und öffentliche Funktionen von Facebook

3 Bestehende und zukünftig mögliche Effekte der Nutzung
3.1 Veränderung der Kommunikationsdispositionen
3.1.1 Verschriftlichung und Beschleunigung der Kommunikation
3.1.2 Weniger Telefonbuch, mehr Facebook
3.2 Gefahren
3.2.1 These vom sozialen Beziehungsverlust
3.2.2 Weitere psychologische Aspekte

4 Zusammenfassung

5 Literaturverzeichnis

0 Einleitung

Das Internet hat viele Facetten, von denen die allermeisten bereits besprochen worden sind. Soziale Netzwerke wie Facebook, Google+, Myspace oder Xing sind nur ein Teil dieses Mediums, das statistisch gesehen immer mehr von unserer Lebenszeit beansprucht. Allerdings stellt dieser besondere Teil ein äußerst schnell wachsendes Segment dar, dessen Bedeutung nicht nur für das Internet an sich, sondern auch für unseren gesellschaftlichen Alltag stark zunimmt. Mit meiner Arbeit möchte ich mich der Frage nähern, welche Rolle Soziale Netzwerke wie Facebook in unserem heutigen Leben und besonders in unserer Kommunikation spielen.

Dazu ist es unerlässlich, zunächst abzustecken, was eigentlich unter dem Begriff „Soziale Netzwerke“ zu verstehen ist (Vgl. Kapitel 1). Unter Rückgriff auf einige Statistiken werde ich im Anschluss zeigen, dass Soziale Netzwerke bereits als ein gesamtgesellschaftliches Phänomen begriffen werden müssen und wodurch sich dieses Phänomen in Bezug auf Funktionsweise und Anwendungsbereiche auszeichnet (Vgl. Kapitel 2). Diese Analyse soll auch einen ersten Eindruck davon verschaffen, wie durch die Verwendung von Sozialen Netzwerken neue Kommunikationsstrukuren entstehen und wodurch sich diese von bestehenden Kommunikationsweisen abheben.

In Kapitel 3 nehme ich schließlich Bezug auf jeweils einzelne Aspekte und Effekte, die sich aus der Verwendung Sozialer Netzwerke ergeben. Der Fokus wird dabei vornehmlich auf den kommunikationstheoretischen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft liegen. Dabei soll aber zumindest ein kurzer Ausblick auf einige psychologische Aspektes der Nutzung nicht ausbleiben.

1 Was sind Soziale Netzwerke?

Als Soziale Netzwerke gelten im Allgemeinen Seiten im Internet, über die verschiedene Formen von Kommunikation ablaufen. Das Gabler Lexikon Medienwirtschaft (2011, S. 565f.) nennt als besondere Charakteristika, dass

„Nutzer nach Anmeldung Profile mit persönlichen Informationen verwalten, eigene Netzwerke aufbauen und häufig auch Applikationen von Drittanbietern integrieren können.“

und dass sie dadurch sogenannten User Generated Content beinhalteten (Vgl. Sjurts 2011, S.566). Im Gegensatz zu herkömmlichen Internetseiten, werden die auf solchen Plattformen angebotenen Inhalte nicht von Redakteuren oder den Seitenbetreibern erstellt, sondern von den Nutzern selbst generiert. Ein weiterer Aspekt ist, dass die so entstehenden Daten nicht fix sind, sondern ständig überarbeitet und von neuen Informationen verdrängt werden.

Es entsteht ein Strom von Informationen, der nur indirekt instanziell durch die Betreiber der jeweiligen Plattform gesteuert wird. Deren Leistung ist also vor allem moderativer und administrativer Art. Darüber hinaus sorgen sie dafür, dass genug Serverleistung zur Verfügung steht, um zu gewährleisten, dass die Nutzer alle Angebote der Plattform nutzen können.

Zu diesen Angeboten zählt im Kern natürlich die Verknüpfung des eigenen Profils mit den Profilen anderer Nutzer und die Verwendung schneller, persönlicher oder auch öffentlicher Kommunikationskanäle. Fast alle Sozialen Netzwerke bieten darüber hinaus Spiele und Anwendungen an, die ebenfalls mit dem eigenen Profil verknüpft werden können.

In meiner weiteren Arbeit werde ich mich hauptsächlich auf Facebook als eines der bekanntesten Sozialen Netzwerke beziehen. Da die Funktionsweise der verschiedenen Sozialen Netzwerke annähernd gleich ist, erlaube ich es mir, an einigen Stellen verallgemeinernde Schlussfolgerungen auf dieser Grundlage zu ziehen.

2 Wie werden Soziale Netzwerke genutzt?

2.1 Online verbrachte Zeit und Statistische Entwicklung

In einer jährlich durchgeführten Untersuchung fördert die ARD-ZDF Onlinestudie interessante Aussagen über die Internetnutzung unterschiedlicher Bevölkerungsschichten zu Tage. Der Studie zu Folge sind seit 2011 ganze 73,3 Prozent der Deutschen gelegentlich online, wobei vor allem die über 60-Jährigen seit 2010 einen starken Zuwachs verzeichnen[1] (Vgl. van Eimeren und Frees 2011, S.3). Dadurch reicht diese Gruppe zahlenmäßig zwar nicht an die Gruppe der jüngeren Internetnutzer heran, die Tendenz geht jedoch hin zu einer Schließung dieser Lücke.

Seit 1997 wurde die Gruppe der Internetnutzer immer größer. Von ehemals 4,1 Millionen Nutzern hat sich deren Anzahl auf 51,7 Millionen erhöht (Vgl. van Eimeren und Frees 2011, S.3). Dabei sind die Wachstumsraten noch immer positiv. Das Internet hat sich in fast allen Bevölkerungsschichten durchgesetzt und zieht man die vorliegenden Daten genauer in Betracht, drängt sich die Vermutung auf, dass sich die Durchdringung der Gesellschaft mit diesem Medium weiter fortsetzen wird: Seit 2010 nutzen in der jüngsten untersuchten Gruppe von Jugendlichen zwischen 14 bis 19 Jahren 100 Prozent zumindest gelegentlich das Internet (Vgl. van Eimeren und Frees 2011, S.3). Auf Grund des allgemeinen Aufwärtstrends bleibt zu erwarten, dass sich an diesem Wert in naher Zukunft nichts ändern wird und dass sich im Gegenzug die hohen Nutzungszahlen mit der Zeit auch in den älteren Segmenten niederschlagen werden.

Vom allgemeinen Zuwachs der Internetnutzer profitieren auch die Sozialen Netzwerke. Zur Zeit gibt Facebook weltweit mehr als 750 Millionen aktive Nutzer an, von denen die Hälfte täglich online sein soll (Vgl. Facebook 2011).

Die Seite allfacebook.de beschäftigt sich mit der genauen Feshaltung von Nutzerdaten über Facebook, vor allem in Bezug auf Deutschland. Aus einer zuletzt im August 2011 auf dieser Seite veröffentlichten Statistik geht hervor, dass allein innerhalb der letzten zwei Monate über 1,6 Millionen Deutsche Facebook beigetreten sind. Somit waren zu diesem Zeitpunkt 20.249.740 Deutsche Nutzer dort angemeldet (Vgl. allfacebook.de 2011). Vergleicht man diese Daten mit aktuellen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes bezüglich der Einwohnerzahlen, so kommt man zu dem Ergebnis, dass schon fast jeder vierte deutsche Bürger bei Facebook angemeldet ist (Vgl. destatis 2011). Berücksichtigt man überdies noch diverse andere Soziale Netzwerke wie Google+, Myspace oder Xing, lässt sich an dieser Stelle ohne weitere Bedenken von einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen sprechen.

2.2 Private und öffentliche Funktionen von Facebook

Dass die Verwendung von Sozialen Netzwerken unmittelbar in der Gesellschaft angekommen ist, sollte aus den obigen Ausführungen hervorgegangen sein. Bei der Frage, welcher Art diese Verwendung ist, lohnt es sich, grundlegend zwischen zwei Nutzungsarten zu unterscheiden - der privaten und der öffentlichen Nutzung. Wie die meisten Sozialen Netzwerke stellt Facebook Mittel sowohl zur privaten Kommunikation, als auch zur öffentlichen Mitteilung zur Verfügung.

Das am meisten genutzte private Kommunikationswerkzeug ist die Nachrichten- oder auch Chatfunktion. Hierüber kann ein Nutzer direkt eine Textnachricht an eine oder mehrere Personen versenden. Diese Nachricht kann zusätzlich um angehängte Dateien erweitert werden. Sie ist nur für die adressierten Personen einseh- und beantwortbar. Durch äußerst schnelle Übertragungszeiten wird ein flüssiger Gesprächsablauf ermöglicht. Andererseits werden dadurch, dass die kommunizierenden Nutzer aber nicht körperlich anwesend sind, auch Gesprächspausen toleriert, die man bei einer persönlichen Unterhaltung vermutlich bereits als Kommunikationsabbruch werten würde. Standardisierte gesellschaftliche Umgangsformen werden in diesem Kontext teilweise aufgehoben.

Interessant ist die doppelte Ausrichtung dieser Funktion: Einerseits können persönliche Gespräche auf Schriftebene simuliert werden, andererseits dient die Nachrichtenfunktion für viele Nutzer immer mehr als eine Alternative zur klassischen E-Mail. Anhand dieser zweiten Nutzungsmöglichkeit lässt sich erneut feststellen, dass Facebook einen festen Platz im gesellschaftlichen Alltag erobert hat; Nachrichten werden über diese Plattform offenbar schneller empfangen und gelesen, als per E-Mail[2]. Das Besondere ist aber nicht etwa die Geschwindigkeit des Nachrichtenaustauschs, sondern dass hier offenbar verschiedene Kommunikationsformen miteinander kombiniert werden. Dadurch entsteht eine Bündelung von Kommunikation: Wie in einem persönlichen Gespräch werden Neuigkeiten ausgetauscht, wie bei einem Telefonat Verabredungen getroffen oder wie per E-Mail Arbeitsaufgaben abgesprochen. Aktionen, die konventionell auf mehrere Medien verteilt waren, verschmelzen hier zu einer hybriden Kommunikationsform, die nicht ohne Konsequenzen für den gesellschaftlichen Alltag bleibt (Vgl. dazu Kapitel 3).

Die eher öffentlichen Funktionen von Facebook stellen ebenfalls eine Kommunikationsform dar, die es in dieser Art, vor der Erfindung sozialer Netzwerke, nicht gegeben hat. So ist es zum Beispiel möglich, anderen Nutzern Nachrichten auf eine virtuelle ,Pinnwand‘ zu schreiben, die zwar persönlich an die entsprechende Person adressiert sind, die aber gleichzeitig, je nach gewählter Einstellung, für jedermann lesbar sein können. Facebook ermöglicht die fast uneingeschränkte Kontrolle darüber, für wen eine Pinnwand-Nachricht lesbar ist. So kann in einem Konfigurationselement generell eingestellt werden, ob Nachrichten beispielsweise für alle, für Freunde[3] oder nur für Freunde von Freunden einsehbar sein sollen. Darüber hinaus kann diese Standardeinstellung für jede einzelne Nachricht individuell angepasst werden. Dies ermöglicht es auch, bestimmte Nachrichten nur ganz bestimmten Personen aus dem Freundeskreis zugänglich zu machen.

Durch eine Kommentarfunktion können alle Nutzer, die in dieser Weise die Möglichkeit haben, die Nachricht einzusehen, darauf reagieren. Das Eingabefenster ist dabei sehr klein und motiviert nicht zu ausschweifenden Stellungnahmen. Häufig bestehen Kommentare lediglich aus wenigen Wörtern und wenn sowohl der Urheber der Nachricht als auch ein Kommentator gleichzeitig online sind, kommt es manchmal zu einem Chat-ähnlichen Gespräch innerhalb des Kommentarbereichs eines Beitrags.

Das sogenannte ,Posten‘ einer Statusnachricht ist nicht nur auf der Pinnwand fremder Nutzerprofile möglich, sondern auch auf der eigenen. Das stellt im Prinzip eine noch größere Neuerung in der Kommunikation dar, als sie durch die oben dargestellten privaten Kommunikationsformen erreicht wird. In Der Rundfunk als Kommunikationsapparat kritisierte Bertolt Brecht, dass der Rundfunk überwiegend einseitig funktioniere und bemängelte die fehlenden Rückkopplungen und Einbindungen von Privatpersonen (Vgl. Brecht 1932, S. 255f.). Als Verbesserungsvorschlag hatte er anzubieten:

„Und um nun positiv zu werden: das heißt, um das Positive am Rundfunk aufzustöbern; ein Vorschlag zur Umfunktionierung des Rundfunks: Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn in Beziehung zu setzen.“ (Brecht 1992, S.256)

[...]


[1] Während 2010 noch 28,2 Prozent der über 60-Jährigen online war, stieg deren Anteil im Jahr 2011 auf 34,5 Prozent. Das entspricht einem Zuwachs von 1,3 Millionen Nutzern (Vgl. van Eimeren und Frees 2011, S.3f).

[2] Das Herausheben der Schnelligkeit als wichtigstes Charakteristikum der Nachricht soll an dieser Stelle nicht suggerieren, dass nicht auch anderer Gründe für die Nutzung dieser Funktion eine Rolle spielen können. Bei vielen Nutzern, besonders aber bei den jüngeren, vermute ich, dass die Nutzung eines Sozialen Netzwerkes an sich Teil ihrer Selbstinszenierung und - nicht zuletzt - auch Teil ihres Selbstbildes sein dürfte.

[3] Sämtliche Profile, mit denen ein Nutzer sich verbunden hat, werden bei Facebook unter dem Begriff ,Freunde‘ aufgeführt. Eine auf diese Weise unterstellte, engere Bindung ist aber in der Praxis nur bei wenigen Kontakten wirklich gegeben.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Soziale Netzwerke im Sozialen Leben
Untertitel
Funktionen, Perspektiven und Gefahren am Beispiel von Facebook
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Medien, Kommunikation & Sport)
Veranstaltung
Seminar Medientheorie
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
16
Katalognummer
V189739
ISBN (eBook)
9783656141433
ISBN (Buch)
9783656141693
Dateigröße
416 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
facebook, medientheorie, internet, social networks, soziale netzwerke, gefahren, perspektiven, sozial, Leben, auswirkungen, kommunikation
Arbeit zitieren
Simon Kieke (Autor:in), 2011, Soziale Netzwerke im Sozialen Leben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189739

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