Es ist nicht zu übersehen, dass Seneca in seinem Drama Thyestes unter vielen wichtigen Disziplinen auch die der Beherrschung menschlichen Verhaltens aufzuzeigen versucht.
Im Mythos über zwei sich befeindende Brüder wählt er die Figur des Atreus, der er ein besonders boshaftes Aussehen verleiht. Durch die vielgestaltigen Beschreibungen dieses Protagonisten, durch seine mit menschlichen Händen unausführbare Tat, zeichnet sich sorgfältig und in allen Einzelheiten eine eigenartige Polytropie dieser Figur auf, mit welcher ich mich in dieser Arbeit beschäftigt habe.
In meiner Arbeit ging ich chronologisch vor, und stieß zuerst auf die priesterlichen Fähigkeiten meines Untersuchungsobjektes, wobei ich es für wichtig hielt, zuerst die dargestellte sakrale Umgebung etwas zu beleuchten. Weiter ging ich zu Atreus als Priester über. Anhand zweier Gleichnisse habe ich dann versucht, die mörderische Seite des Protagonisten aufzuzeigen.
Während meiner fortgesetzten Untersuchung entstand bei mir ein geringer Zweifel, ob Atreus die ihm von Seneca verliehenen hellseherischen Fähigkeiten verdient hat. Diesen Zweifel versuchte ich dann, zu zerstreuen. Und zum Schluss meiner Arbeit nahm ich Stellung zu Ulrich Knoches Gedanken über die Einsamkeit des Atreus in einem seiner Aufsätze.
Ich bemühte mich, gezielt nur die Stellen in der von mir gewählten Szene zu bearbeiten, die meiner Meinung nach die angestrebte Polytropie des Atreus betreffen. Gewiss bietet Seneca in seinen umfangreichen Versen auch Auskunft über andere Charaktere im Drama. Diese ließ ich jedoch außer Acht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Atreus, der Priester.
- 1.1 Der heilige Ort.
- 1.2 Ipse Est Sacerdos.
- 2. Atreus, der Mörder.
- 2.1 Die ausgehungerte Tigerin (V.: 707-714).
- 2.2 Der mähnenumwallte Löwe (V.: 732-736).
- 3. Atreus, der Seher.
- 3.1 Der blinde Vates.
- 3.2 Eigensinn blendet.
- 4. Polytropie des Atreus als Folge seiner Einsamkeit?
- 5. Fazit...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die komplexe und vielschichtige Figur des Atreus in Senecas Tragödie "Thyestes". Ziel ist es, Atreus' polytrope Natur aufzuzeigen und die verschiedenen Facetten seiner Persönlichkeit - Priester, Mörder und Seher - zu beleuchten. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf die Verse 642 bis 760 des Dramas.
- Atreus als Priester und seine Rolle im sakralen Kontext
- Atreus als Mörder und die Darstellung seiner Grausamkeit
- Atreus als Seher und seine (fehlende) Fähigkeit zur Voraussicht
- Die Frage, ob Atreus' Polytropie eine Folge seiner Einsamkeit ist
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine Einführung in die Thematik und die Zielsetzung der Arbeit. Das erste Kapitel beleuchtet Atreus' Rolle als Priester und die sakrale Umgebung, in der er sich bewegt. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Atreus' mörderischen Seite und analysiert die verschiedenen Bilder, die Seneca verwendet, um seine Grausamkeit zu beschreiben. Das dritte Kapitel untersucht Atreus' vermeintliche hellseherische Fähigkeiten und hinterfragt seine Fähigkeit zur Voraussicht.
Schlüsselwörter
Seneca, Thyestes, Atreus, Polytropie, Priester, Mörder, Seher, Einsamkeit, Opferung, Rache, sakrale Umgebung, Bildsprache, hellseherische Fähigkeiten, Voraussicht.
- Arbeit zitieren
- Swetlana Krieger (Autor:in), 2011, Atreus - Polytropos: Eine Untersuchung der Figur des Atreus auf seine priesterlichen, mörderischen und hellseherischen Fähigkeiten in Versen 642 bis 760 des Senecas Thyestes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190085