Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die externe Sprachgeschichte des Spanischen
2.1 Der vorromanische Einfluss
2.2 Die lateinische Grundlage
2.3 Der germanische Einfluss
2.4 Der arabische Einfluss
2.5 Das heutige Spanisch
3. Fazit
Quellenverzeichnis
1.Einleitung
„Spanisch ist eine Weltsprache!“. Dieser Satz bewegt heute immer mehr Jugendliche dazu Spanisch zu lernen und sich mit der hispanischen Kultur auseinanderzusetzen. Sowohl kulturell als auch wirtschaftlich gesehen zählt das Erlernen dieser Sprache zu den Trends des 21. Jahrhunderts. Globalisierung und das stetige Wachsen der hispanischen Sprecherfamilie führen dazu, dass das Spanische als wahrer Exportschlager gilt und einen lebhaften Aufschwung erfährt.
Würde man jedoch sagen „Kastilisch ist eine Weltsprache!“, so würde vermutlich der Großteil der deutschen Bevölkerung nicht wissen, dass das Kastilische als Synonym für Spanisch steht.
Das Kastilische, welches zu den romanischen und damit auch zu den indogermanischen Sprachen gehört, wird von ca. 370 Mio. Menschen gesprochen und belegt damit nach Chinesisch und Englisch Platz drei auf der Weltrangliste. Gesprochen wird es auf fast allen Kontinenten: In Europa z. B. in Spanien, Andorra und Gibraltar; in Südamerika von der Bevölkerung z.B. Venezuelas, Perus, Chiles, Argentiniens oder Paraguays; in Mittelamerika wird Spanisch in z.B. Guatemala, Honduras oder Costa Rica gesprochen; in Nordamerika in Mexico und den USA. Auch die Karibik zählt zu den kastilisch geprägten Gebieten mit z.B. Sprechern auf Kuba, in der Dominikanischen Republik oder in Trinidad und Tobago.
Auf dem afrikanischen Kontinent findet man Sprecher in Marokko, in der Westsahara oder Äquatorial- Guinea; in Ostasien auf den Philippinen. (vgl. Dietrich /Geckeler 2004:22 ff.)
Diese Aufzählung zeigt, dass sich das Spanische auf der gesamten Welt ausgebreitet hat.
Die wenigsten wissen jedoch um den Ursprung dieser Weltsprache, der sich daran begründet, dass das Spanische einen langen und wechselvollen geschichtlichen Sprachentwicklungsprozess durchlebt hat, der zum einen intern und zum anderen extern erfolgte.
In dieser Arbeit wird die externe Sprachgeschichte des Spanischen kurz und übersichtsartig vorgestellt, wobei eine Eingrenzung auf die wichtigsten Einflüsse erfolgt. Diese sind der vorromanische Einfluss, die lateinische Grundlage, der germanische und arabische Einfluss und die Entwicklung zum heutigen Spanisch. Auf dieser Grundlage wird geklärt, inwiefern das Kastilische als Ergebnis dieser gelten kann.
2. Die externe Sprachgeschichte des Spanischen
2.1 Der vorromanische Einfluss
Die Pyrenäenhalbinsel war vor der römischen Eroberung weder politisch noch ethnisch eine Einheit und wurde von nichtindogermanischen Völkern wie den Iberern und den Basken und von indogermanischen Stämmen wie den Kelten und den Lusitanern bevölkert. (vgl. Berschin, Helmut/ Fernández- Sevilla, Julio/ Felixberger, Josef, 2005: 70)
Die ältesten, bekannten Bewohner waren die Iberer, die im Osten von Narbonne bis Béziers, im Norden der Pyrenäen und im Süden bis Almería und Granada zwischen dem 6. und 2. Jh. v. Chr. lebten. Sie galten als Verbund von Stämmen mit gemeinsamer Kultur, deren Herkunft bisher nicht eindeutig geklärt ist. Aus dem Süden erhielten sie die Schrift, die sie zu ihrer eigenen, iberischen Silbensprache umformten. Das iberische Substrat ist vor allem in Ortsnamen im Osten und Süden und in Wörtern, die mit dem Element ili-/ilu- gebildet werden, sichtbar. (vgl. Dietrich/Geckeler, 2004: 140)
Im Zentrum und im Westen befanden sich die Keltiberer, ein Mischvolk aus Kelten und durch sie indoeuropäisierte Iberer, das seinen Einfluss durch das keltiberische Substrat besonders in Ortsdamen und Wortbildungen mit dem Suffix –briga und –acum deutlich macht.
Die Sprache der Lusitaner ist als sehr archaisch zu charakterisieren und lässt sich vermutlich auf die vorkeltische, indogermanische Einwanderung zurückführen, dennoch ist die genauere Herkunft unsicher. Gesprochen wurde das Lusitanische im Gebiet des heutigen Portugals zwischen Duero und Tajo und auch Sprachen anderer Stämme werden ihm von Tovar zugeordnet, darunter die der Astures, Vetonces, Carpetanos und Cántabros, (vgl.Bollée, Annegret/ Neumann- Holzschuh, Ingrid, 2007: 15)
Im Süden zwischen Atlantik und Almería siedelten die Tartessier, die nicht indoeuropäisiert waren und deren sprachlicher Einfluss nur noch in Ortsnamen auf
–ippo deutlich wird.
Im Süden, in der Nähe der um 1100 v. Chr. gegründeten Stadt und Handelskolonie Cádiz lebten die Phönizier, die später von den Karthagern abgelöst wurden.
Besonders hervorzuheben ist die baskische Sprache, die in einem etwas größeren als dem heutigen Verbreitungsraum ansässig war und nicht wie erst vermutet ein Nachfahre des Iberischen ist, sondern als vorrömische, vorindogermanische Sprach angesehen wird, die sich bis heute erhalten hat. Sie wurde damals in den spanischen provinciasvascongadas, welche der Provinz Navarra und einigen Gebieten im Südwesten Frankreichs entspricht, gesprochen und hatte sprachlich gesehen große Kontaktflächen mit den Galliern im Norden und Süden und mit den Keltiberen im Osten, welche zu einem regen sprachlichen Austausch und einer daraus resultierenden Reihe von Übereinstimmungen zwischen dem Baskischen und dem Iberischen führte. (vgl Dietrich/ Geckeler, 2004: 141; vgl. Bollée, Annegret/ Neumann- Holzschuh, Ingrid, 2007: 14)
Auch die Gebirgsvölker der Cantabri, Astures und Calleci, die gerade für die spätere Dialektbildung in der Hispania wichtig waren, siedelten in Kontaktnähe zum Baskischen, jedoch ist ihr Verhältnis zum selbigen schwer einschätzbar.(vgl. Dietrich/ Geckeler, 2004: 142)
2.2 Die lateinische Grundlage
Die romanischen Sprachen sind nicht aus dem Schriftlatein entstanden, sondern aus dem sog. „Vulgärlatein“, auch „Volkslatein“ oder „Sprechlatein“. Da das literarische Schriftlatein nur durch langjährigen Unterricht erworben werden konnte und damit i.d.R. den sozial Privilegierten vorbehalten war, waren die Normen des literarischen Lateins nur für einen geringen Bevölkerungsteil zugänglich. Die große Mehrheit der Bewohner lernte die umgangssprachliche Form des Latein, welche ein breites Spektrum an Sprachformen unterhalb der Hochnorm aufwies, das von der gepflegten Umgangssprache der Gebildeten bis hin zur Vulgärsprache der Händler und Legionäre reichte. (vgl. Berschin, Helmut/ Fernández- Sevilla, Julio/ Felixberger, Josef, 2005: 75)
Die volkstümliche spätlateinische Literatur lässt sich durch bemerkenswerte Einheitlichkeit charakterisieren, daher wird angenommen, dass die unterschiedliche Bedeutung der Romanisierung zur Differenzierung des Provinzlateins geführt hat, was eine Erklärung für die Unterschiede zwischen den romanischen Sprachen im Bereich des Erbwortschatzes ist.
Die Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die Römer war eine Folge der Kämpfe gegen Karthago um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum. Während des ersten Punischen Krieges (264-241 v. Chr.) verloren die Karthager Sizilien und Sardinien an die Römer, welche daraufhin durch Eroberungen auf der Iberischen Halbinsel einen Ausgleich dafür schaffen wollten. (vgl.Bollée, Annegret/ Neumann- Holzschuh, Ingrid, 2007: 29)
227 v. Chr. kam es zur Gründung Carthago Novas (Cartagena) um die Machtstellung der Karthager zu manifestieren. Ein Konflikt um die Stadt Sagunt im Jahr 219 v. Chr. galt dann als Auslöser für den zweiten Punischen Krieg (218-202 v Chr.). Hannibal, der Oberbefehlshaber der Karthager in Spanien, überquerte wenig später spektakulär die Pyrenäen und die Alpen, woraufhin die Römer als Reaktion auf diese Herausforderung ein Heer unter Cn. Scipio entsandten, welches 218 v. Chr. Emporion erreichte. Nur ein Jahr später errungen die Brüder Scipio einen entscheidenden Seesieg an der Ebromündung. 209 v. Chr. kam es dann zur Eroberung Carthago Novas durch die Römer und schon 206 v. Chr. folgte die entscheidende Niederlage Karthagos und der damit verbundene Rückzug aus der Hispania. Ursprünglich hatten die Römer keine Eroberung der Halbinsel geplant, sie wollten nur die Gefahr, die von den Karthagern ausging, fernhalten und von den vorhandenen Bodenschätzen profitieren.(vgl. Bollée, Annegret/ Neumann- Holzschuh, Ingrid, 2007: 31)
197 v. Chr. gründeten die Römer die Provinzen Hispania Citerior (Taraconensis), in der Küstengegend von den Pyrenäen bis Almería und HispaniaUlterior, das heutige Andalusien.
Am Anfang des 2. Jh. hatten sie das gesamte Ebrobecken sowie die Baetica unterworfen, nur die Keltiberen, Lusitaner und die Bergvölker im Norden waren noch eigenständig.
Die Unterwerfung der Keltiberer endete im Jahr 133 v. Chr. Mit der Einnahme und Zerstörung Numantias; die Befriedung des Landesinneren erst im Jahr 82 v. Chr., war allerdings nicht dauerhaft. Der immer wieder aufkommende Widerstand konnte die allmähliche Romanisierung der Iberischen Halbinsel allerding nicht verhindern. 61 v. Chr. führte Caesar einen Feldzug gegen die Lusitaner und die Gallicier und konnte das Land bis hin zum Atlantik erobern.(vgl.Bollée, Annegret/ Neumann- Holzschuh, Ingrid, 2007: 33)
Unter Augustus kam es dann zum Kantiberischen Krieg (29-19 v. Chr.), der zur Unterwerfung der letzten autonomen Volksstämme im Norden (z.B. Cantabri, Astures) führte, die Hispania war nun einen provinciapacata. Die Eroberung der Pyrenäenhalbinsel hatte damit 200 Jahre gedauert und war für beide Seiten sehr verlustreich.
Die Römer brachten den unterworfenen Gebieten die sog. Pax romania und der man die Beendigung von Stammesfehden, eine gut funktionierende Verwaltung und das römische Recht verstand. Der Bau von Straßen, Häfen, Wasserleitungen, Brücken sowie die Urbanisierung waren für die Latinisierung besonders wichtig. Die gegründeten Städte erhielten z. B. Verwaltungsgebäude, Tempel, Schule, Theater und Thermen um die Vermittlung der lateinischen Sprach und der griechisch- römischen Kultur zu fördern. Damit bewirkte die Romanisierung eine Veränderung des gesamten Lebens in den Provinzen des Imperium Romanum. Auch die Verbreitung von Ackerbau- und Handwerkstechniken, Kleidung. Sitten, Gebräuche, Militär, römischen Göttern sowie Recht und Verwaltung ergänzten die römische Sprachpolitik, die niemals gewaltsam war oder versuchte den Unterworfenen die Eroberersprache aufzuzwingen. Da die römische Kultur und die dazugehörige Sprache für die Unterworfenen ein sehr hohes Prestige hatte, war eine „aktive Sprachpolitik“ auch gar nicht notwendig- es war den meisten eine Ehre Latein zu lernen.
Natürlich gab es auch Widerstände gegen die Romanisierung, sodass sich die vorrömischen Sprachen im Zentrum und im Norden der Iberischen Halbinsel noch sehr lange behaupten konnten.
Doch ab der Zeit der Westgoten bezeichnet man die Halbinsel als komplettl ateinisiert.
Durch die lange Dauer der Eroberung der Hispania spricht man von einer chronologischen Staffelung der Romanisierung: Sie begann z.B. im Nordwesten zu einem Zeitpunkt an dem sie im Süden schon fast abgeschlossen war. Die früh eroberten Gebiete konnten schnell romanisiert werden, Grund dafür war die Küstenlage, welche eine Offenheit für fremde Kultureinflüsse schuf, die gute Seeverbindung nach Italien, eine ausgeprägte Stadtkultur und die klimatische und wirtschaftliche Attraktivität des Gebietes. (vgl. Berschin, Helmut/ Fernández- Sevilla, Julio/Felixberger, Josef, 2005: 73)
2.3 Der germanische Einfluss
Der germanische Einfluss wird je nach Quelle als Superstrat oder als Kulturadstrat bezeichnet.
Während des Bestandes des weströmischen Reiches spricht man von einem Adstrat, später in den von Germanen eroberten Gebieten der Romania vom Superstrat.
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